Hallo Vee,
ich habe ganz aktuell was zum Thema bekommen. Aber vorher noch ein Link:
http://www.pixum.de/aktion/magazin_0208_news
LG roro
Und nun der Beitrag:
Der Megapixel-Mythos
Von Dr. Giesbert Damaschke, München
Liebe Leser,
die wohl bekannteste Faustregel beim Kauf einer Digitalkamera lautet: "Je mehr Megapixel, desto besser das Bild". Kein Wunder, dass in jedem Prospekt diese Angabe besonders groß gefeiert wird. Dabei ist diese Faustregel schon seit einiger Zeit nicht mehr so ganz richtig. Ja, schlimmer noch, so die Macher von 6 Megapixel, eigentlich müsste es heißen: "Je mehr Megapixel, desto schlechter das Bild." Das klingt auf Anhieb nicht sehr überzeugend, lässt sich aber gut begründen.
Aber zuerst einmal –: was ist überhaupt ein "Megapixel"? Dabei handelt es sich nicht (wie ein Verkäufer im Shopping-TV vor einiger Zeit einmal wortreich erklärte) um ein ganz besonderes Pixel, sondern um eine Maßeinheit für die Auflösung eines digitalen Fotos.
Ein Megapixel umfasst eine Million Pixel, also eine Million Bildpunkte. Bei der üblichen 4:3-Auflösung eines digitalen Fotos hat ein Bild mit einer Auflösung von einem Megapixel also ein Format von 1152 x 864 Bildpunkten (was streng genommen nur 995.328 Pixel sind, aber üblicherweise werden die Megapixel-Angaben ein wenig auf- oder abgerundet).
Als der Siegeszug der digitalen Fotografie begann, kamen in rascher Folge Kompaktkameras auf den Markt, die mit immer höheren Megapixel-Werten auftrumpften. Dabei war ein Foto mit 0,3 Megapixel (= 640 x 480) sichtbar schlechter als eines mit 0,8 Megapixel (= 1024 x 768) und dieses einem 2 Megapixel-Bild (1600 x 1200) drastisch unterlegen.
Aus dieser Zeit stammt die zitierte Faustregel und damals hat sie auch gestimmt: je mehr Megapixel, desto detailreicher und schärfer, also besser das Foto. Für hochwertige, teure digitale Spiegelreflex-Kameras gilt sie auch heute noch – nur kümmert sich ein Profifotograf nicht sonderlich um sie, sondern bewertert das gesamte optische System seiner Kamera. Auf dem Massenmarkt der digitalen Kameras steht die scheinbar bewährte Faustregel allerdings weiterhin hoch im Kurs – und ausgerechnet hier stimmt sie nicht mehr und ist dabei, in ihr Gegenteil umzuschlagen.
Denn der Markt der kleinen, preiswerten digitalen Kompaktkameras wird von widersprüchlichen Vorgaben bestimmt. Erstens soll eine Kamera möglichst klein und kompakt sein. Zweitens soll sie eine möglichst hohe, detailreiche Auflösung bringen (also einen möglichst hohen Megapixel-Wert bieten). Und drittens darf sie natürlich nicht allzuviel kosten.
Nun muss auch bei einer modernen digitalen Kamera ein Lichtstrahl durch ein Objektiv auf eine Fläche fallen, auf der ein Foto entsteht. Diese Fläche bildete in analogen Zeiten der Film, heute ist dort ein Sensor, der die auftreffenden Lichtstrahlen in digitale Daten umsetzt und speichert.
Und hier kippt die bewährte Faustregel in ihr Gegenteil um und werden die Megapixel zum Mythos. Objektiv und Sensor einer Kompaktkamera sind bei steigender Megapixel-Zahl physikalisch gar nicht mehr in der Lage, die Menge an Daten sauber zu verarbeiten. Je mehr Megapixel ein Sensor bei gleichbleibender Größe hat, desto weniger Platz steht jedem Lichtpunkt auf dem Sensor zur Verfügung und desto stärker wird das optische Rauschen.
Man könnte dieses Problem kompensieren, in dem man entweder der Optik mehr Platz bietet – was gegen die Forderung nach Kompaktheit verstößt –, oder aber sehr viel Geld in die Entwicklung kleiner, lichtstarker und hochauflösenden Sensoren steckt, womit die Kamera für den Massenmarkt aber zu teuer würde.
Kurz: bei digitalen Kompaktkameras ist die Entwicklung an die Grenze dessen gekommen, was derzeit sinnvoll machbar ist. Wo genau die Megapixel-Grenze verläuft, ab der die steigende Auflösung des Sensors in sinkende Bildqualität umschlägt, hängt vom jeweiligen Hersteller und Modell ab. Die Spezialisten von 6 Megapixel ziehen die Grenze, man ahnt es, bei 6 Megapixel.
Achten Sie beim Kauf Ihrer nächsten Digitalkamera also nicht (nur) auf die Megapixel-Angaben, sondern schauen Sie sich die Fotos sehr genau an, die eine Kamera liefert. Denn bei den Megapixeln gilt immer häufiger: weniger ist mehr.
Ihr
Dr. Giesbert Damaschke
gdamaschke@computerwissen.de