Ich hab mich ja schon vorgestellt und lege hier mal los............
Ich bin ja schon etwas "älter", erkrankte aber 1983 ebenfalls an M. Hodgkin, Std. IIA, Mischzell, Sklerose Typ.
Behandelt wurde er damals:
4x Chemo nach C-Mopp (ich denke, es hieß so?) mit:
Vincristin bzw. Velbe, Cyvlophophamid, Endoxan, Procabacin, Natulan und Prednison.
Danach folgte Bestrahlung am Linac , Dosierungspunkttiefe in Körpermitte 7,5cm 4x2 Gy/Woche bis 40Gy ZVD. Dosis rechts 3x2 Gy ZVD bis auf 36 Gy erhöht.
Ich möchte euch viel Mut zusprechen, denn damals waren die Behandlungsmethoden deutlich unangenehmer. Heute gibt es viel bessere Möglichkeiten, z.Bsp. die Nebenwirkungen der Chemo fast gänzlich abzuschalten!
Das einzige, was ich damals bekam, war "Vomex A", im Vergleich zu heute, sicherlich ein WITZ!
Die Chemo empfand ich als den unangenehmeren Teil, wobei ich die ersten 2 Kurse ohne Überlkeit gut überstand. Das legte sich aber nach dem 3. Kurs und ich war danach psychisch so angeschlagen, dass ich mich übergab, wenn ich nur das Tablett mit den ganzen Spritzen sah...........nie werde ich den unangenehmen minzartigen, kalten Geschmack vergessen, der meinen Körper durchzog, sobald ich diese "neongelbe" Flüssigkeit intravenös verabreicht bekam. Was DAS für ein Zeug war, habe ich vergessen

Jedenfalls habe ich diesem Mittel meine damalige Karies zu verdanken, denn aufgrund der Erinnerung an diesen MINZGESCHMACK konnte ich mir fast 1 Jahr die Zähne nicht richtig putzen, weil ich mich sofort bei dem Geruch der Zahnpasta übergab

Aber DAS geht auch vorbei und heute klappt´s wieder mit dem Zähneputzen und auch die Karies wurde mittlerweile gegen Goldfüllungen ausgetauscht

Die Bestrahlung empfand ich dagegen als regelrecht "angenehm". Das einzige waren leichte Schluckbeschwerden, die durch "Tepilta" gedämpft wurden.
Ich weiß nur noch, dass ich überall "Edding-Kritzeleien" und Tätovier-Markierungspunkte am Körper hatte und mich ca ein halbes Jahr nicht waschen durfte. Es gab dann so ein Köperpuder, damit konnte man sich "waschen" (im weitesten Sinne)
Ist das heute noch genauso??
Jedenfalls hat es damals fast 2 Jahre gedauert, bis ich wieder "hergestellt" war, mir wieder "überall" Haare wuchsen und ich endlich wieder arbeiten gehen konnte.
Heute, nach fast 24 jahren Vollremission, holen mich alte Erinnerungen ein. Ich lese hier die Einträge und sehe mich quasi wieder im Krankenhaus.......damals gab´noch keine Foren und ich war mit meist Älteren Krebspatienten zusammen. Heute bin ich selbst "älter" , weiß aber noch GANZ genau, wie man sich fühlt, wenn man erst 19 ist und mitten in der Behandlung steckt und nicht weiß, was passiert.
Geht der Krebs wieder völlig weg? Bleibt was zurück?? Wie auch immer.......man hat ANGST. Angst vor den Untersuchungen, Angst vor der Behandlung. Deswegen ist es toll, das es heute diese Foren, wie dieses hier, gibt!
Ihr werdet es ALLE durchstehen, wie ich es damals auch durchgestanden habe.
Heute, nach so langer Zeit wird mir noch immer mulmig, wenn ich wieder zur Krebsvorsorge muß, wie damals auch. Es wird wohl auch weiterhin so bleiben.
Heute lebe ich nun mit den Folgeschäden der Behandlung.
Ich habe eine Fettleber (von der Chemo), Strahlenfibrose in der Lunge, meine Schilddrüse arbeitet nur noch eingeschränkt (Unterfunktion), habe immer! eine erhöhte Senkung, habe IMMER einen erhöhten Tumormarker, das Klimakterium setzte schon mit 32 Jahren ein, dazu kam ein Carcinoma in situ mit Morbus Bowen. Meist sind diese Erkrankungen auf die Bestrahlung zurückzuführen.
Ich merke, wie ich irgendwie "schneller" altere...........aber innerlich, meine Organe,...........versteht ihr?
Egal, ich bin beschwerdefrei, versuche keine Medikamente zu nehmen und habe, trotz dieser ganzen Geschichten, weniger Zipperlein, als so mach anderer 40jähriger.
Dies ist also meine Geschichte, es könnte auch euere Geschichte sein/werden.
Nur MUT, ihr werdet es alle durchstehen, so wie ich es geschafft habe.
Viele liebe Grüsse
Simone