Ein Jahr danach...

Hier kann nach Herzenslust geklönt werden. Alles, was nicht unbedingt mit Morbus Hodgkin zu tun hat, gehört hier rein.
JU
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Ein Jahr danach...

Beitragvon JU » 25.03.2007 21:15

Hallo an alle! :huhu:

Im Moment, ein Jahr nach der Therapie, bin ich an einer Stelle, an der ich diese ganze MH-Geschichte unglaublich unfair finde:
Morgen hätte ich eigentlich, wenn MH nicht gewesen wäre :roll: , meine Abiklausur in Deutsch geschrieben. Eigentlich hätten morgen meine Abiturprüfungen angefangen :(
Aber nein, es musste ja anders kommen.
Viele sagen zu mir, dass ich froh sein sollte, den ganzen Stress jetzt nicht zu haben, aber das bin ich nicht.
Die letzte Woche hat meine alte Stufe ihre letzte Schulwoche gefeiert und sie kamen jeden Tag unter nem anderen Motto verkleidet zur Schule. Als ich das gesehen habe und mir dachte, dass ich eigentlich jetzt auch dabei wäre, wurde ich einfach nur traurig.
Ich bekam zum ersten Mal das Gefühl, dass ich nicht mehr dazu gehöre.
In meiner jetztigen Stufe habe ich mich gut eingelebt und dort sind wirklich viele nette Leute, aber mir fällt es sehr schwer mich damit abzufinden, dass ich nun ein Jahr länger brauchen werde.

Das ist für mich mit die blödeste Folge, die der Hodgkin mit sich bringt.
Sonst hab ich fast mit ihm abgeschlossen und für mich ist er schon weit weg. Manchmal kommt es mir sogar so vor, als ob das alles gar nicht mir passiert wäre.

Für manche ist das vielleicht eine belanglose Kleinigkeit über die es sich nicht lohnt sich drüber aufzuregen. Vor allem die, die gerade noch tatkräftig gegen MH kämpfen und mitten in der Therapie stecken, sehen das vermutlich so. Einerseits kann ich verstehen, wenn man dann sagt, ach Judith, stell dich nicht so an! Es gibt Schlimmeres!
Ich weiß, dass ich es so sehen sollte, dass ich was Bedrohliches überstanden habe und irgendwie denke ich mir, dass ich doch eigentlich vor Dankbarkeit platzen sollte, aber so ist es nicht. Der Himmel ist für mich immer noch so blau, wie er auch vorher war...

Es ist nicht nur die Tatsache, dass ich jetzt ein Jahr länger bis zum Abi brauche. Ich habe mich schon soo lange auf "das danach" gefreut. Wenn ich mein Abi in der Tasche habe, dann beginnt für mich-wie vermutlich für jeden- ein neuer Lebensabschnitt. Ich möchte dann gerne studieren, auszuziehen in eine kleine Bude oder WG oder was auch immer. Halt in ein selbstständiges Leben starten.
Und wenn man dann sieht, wie die Freunde um einen herum das verwirklichen, worauf man sich so freut und man weiß, dass man eigentlich auch das alles machen könnte, dann wird man schon etwas traurig und mir fällt es schwer mich für die anderen mitzufreuen.
Aus diesem Grund weiß ich auch nicht, ob ich zum Abiball gehen soll. Meine Freunde wollen mich zwar dabei haben, aber ich hab ein bissel Schissel, dass ich dann mit ner langen Flappe da stehe und den anderen wohlmöglich die Stimmung versaue, weil es wäre ja eigentlich auch mein Abiball gewesen...

Mal eine generelle Frage, die sich mir manchmal stellt:
Darf man sich über solche Dinge überhaupt aufregen, oder sollte ich nicht eher total froh und dankbar sein, dass der ganze Dreck vorbei ist und der ganzen Welt einen Schmatzer geben?
Ich bin ja froh, aber ich darf doch trotzdem sauer über solche "Folgen" sein, oder? Schließlich kann ich ja nix dafür, dass ich MH hatte... Oder ist es undankbar so zu denken, weil ich ja schließlich das wohl überhaupt Wichtigste wieder bekommen habe: Gesundheit.
Ich fühle ich mich gerade wie eine Philosophin... "Existiert dieser Tisch dort wirklich, oder glauben wir nur, dass das dort ein Tisch ist, aber in Wirklichkeit ist es etwas gaaanz anderes?" :drugs: :41576:

Naja, wie auch immer :lol:

Danke für´s lesen!

Liebe Grüße
Ju
Diagn. Sept. '05
-> MH 2ae mit Risikofaktoren
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sassi
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Beitragvon sassi » 25.03.2007 22:08

hallo ju

du darfst dich über alles aufregen was du willst.
keiner kann dir sagen oder gar vorschreiben, was du denken oder fühlen sollst. auch nicht in bezug auf MH.

nun.dass du ein jahr versäumt hast wird man jetzt wohl nicht mehr ändern können. jeder muss mehr oder weniger mit veränderungen leben,die mh mit /bzw.nach sich zieht. und wir müssen alle damit fertig werden.
ob es nun ungerecht ist :think2: ich glaube darüber nachzudenken lohnt sich einfach nicht. da dreht man sich nur im kreis. das ist genauso wie mit der frage die man sich meist am anfang der diagnose stellt "warum ich?". nun. warum nicht nicht?! wer sonst?! usw.
wie gesagt. auf solche fragen gibt es keine antworten.

ich bin mir aber ziemlich sicher, dass du auch wieder "gute zeiten" haben wirst. wo du über die krankheit und die folgen nicht böse oder traurig sein wirst. es einfach akzeptieren wirst und das beste draus machen. wer weiss vielleicht sogar vorteile daraus ziehen kannst.

zu dem thema "das gefühl nicht mehr dazuzugehören" möcht ich auchnochmal kurz was sagen. mal unabhängig von deiner situation, dass du eben in einer andren klasse gelandet bist.
ich fühl mich oft nicht mehr zugehörig - unabhängig von klassen :winki:
ich hab zwar zu all meinen bekannten noch kontakt, die ich auch schon vor meiner krankheit hatte. aber erst vor kurzem merkte ich wieder, dass ich mich irgendwie verändert habe.
ich scheine mich einfach anders entwickelt zu haben als der rest meiner bekannten. die themen ,die da angesprochen werden (desperate houswife :roll::think2: ) sind def. nicht meine. schuhe kaufen, ein pickel am dekoltee , ein eingerissener nagel :verwirrt:
naja. ich weiss, dass ich mich vor mh immer zugehörig fühlte , aber inzwischen , wie gesagt, irgendwas ist anders 8)
das heisst nicht, dass ichnur von krankenheiten reden will - gott bewahre. naja. ich kanns schwer erklären. ist nun mal so.

nun. raten kann ich dir zu deiner situation nichts. deine pläne werden sich sicher alle erfüllen,nur später. glaub mir ,ein jahr ist wirklich schnell vorbei.
und auch wenn die andren jetzt schon abi haben und du nicht.
sei versichert, dass du denen trotzdem etwas voraus hast.
auch wenn dein himmel nicht blauer ist. :winki:

liebe grüsse
sassi Bild
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Mieze
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Beitragvon Mieze » 25.03.2007 22:24

Hallo Ju,

ich denke, es ist völlig normal wie du empfindest. Man fühlt sich irgndwie doppelt bestraft. Nicht nur, das du diese beschissene Krankheit erwischst hast, chemo machen musstest, deine Haare verloren hast,etc. Du hast ein ganzes Jahr verloren, deine Freunde gehen jetzt alle von der Schule...ich glaube, es wäre fast unnormal da nicht wehmütig zu werden und zu denken " warum musste mir das alles passieren". So wie du jetzt fühlst, das ist einfach menschlich!
Natürlich ist ein jahr nicht viel und du wirst all deine TRäume auch verwirklichen, nur eben etwas später als deine Freunde, aber trotzdem ist und bleibt es einfach ungerecht.
Ich würde mir trotzdem überlegen, od du nicht doch zum Abiball gehen willst, denn so erlebst du ja das was du ohne den Hodgkin auch gemacht hättest. Lass dir doch DEINEN Abiball, der es ja gewesen wäre, jetzt nicht auch durch den Hodgkin noch verderben.

Ich hoffe, das du bald wieder aus diesem emotionalen Tief heraus kommst und glaube fest daran, das irgendwann der Tag kommt, an dem du feststellst, das der Himmel doch manchmal blauer ist :wink2:

Alles Liebe

Verena
MH II A , Schema : 4 x ABVD (HD 14)
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seit dem 12.2. glückliche Mama von Lia Josephina

Mara
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Beitragvon Mara » 25.03.2007 23:11

Hallo JUdith,

ich schreibe nicht oft in andere Threads und muss auch sagen, dass ich nicht mehr alles lese. Auch wenn ich nichts neues dazu sagen kann, habe ich das Bedürfnis, kurz zu schreiben. Bei mir ist es so, dass meine Kommilitoninnen und Kommilitonen nun mit dem Studium fertig werden. Eigentlich hätte ich mich nun im Sommer irgendwo als Assistenzärztin bewerben können. Stattdessen sitze ich als Patientin im Krankenhaus herum...
Natürlich ist das traurig und irgendwie hast und ich denke, dass es ganz ok ist, dass sich manchmal traurige Gedanken einstellen und manchmal muss man auch diesen Raum geben. Es wäre doch seltsam, wenn es Dich nicht berühren würde, dass Du bei "Deinem Abi" nicht dabei bist. Wenn das alles unwichtig wäre, müsste man sich ja über alle, die sich Gedanken um Prüfungen etc. machen lustig machen. Damit wäre man dann mit Sicherheit sehr abgesondert.
Natürlich darfst Du Dich aufregen und trotzdem will ich einfach nur sagen "Pass´ auf Dich auf". Versuche, Deinen Frust irgendwo loszuwerden und ich kann mir vorstellen, dass es manchmal gar nicht einfach ist, einen guten Gesprächspartner zu finden. Es ist so schwer, das alles nachzuvollziehen, wenn man selbst nicht erkrankt ist.
Freu´ Dich daran, dass Du gesund und lebendig bist, aber niemand hat gesagt, dass Gesundheit und Leben immer nur nett und fröhlich sind. ich bin mit Dir der Meinung, dass das Leben durch so eine Krankheit nicht schöner wird. Es verändert sich, aber wie oft wünsche ich mir etwas mehr Unbeschwertheit.

Zwing´ Dich nicht dazu, mit den anderen fröhlich zu sein, sondern sei so, wie Du Dich fühlst. Ich denke, dass Du mit Offenheit niemandem den Abiball verderben wirst. Du gehörst doch dazu (wenn auch ein bisschen anders).

Liebe Grüße,
Mara

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netti
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Beitragvon netti » 26.03.2007 10:51

Hi Ju,

Ich finde es schon mal toll, daß du dich mitteilen kannst und daß du die Gefühle wahrnimmst. Gefühle sind Gefühle ob gute oder nicht so gute.
Schlimm wäre es, wenn du sie verdrängst.
Vielleicht hast du aus deiner alten Klasse noch ne liebe Freundin, der du dich anvertrauen kannst, und die dich dann "mitnimmt" und nach dir guckt. und dann ist es bestimmt schön auf der Abifeier. Und nächstes Jahr feierst du nochmal.

mach es gut
netti
inzwischen NHL

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Judith
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Beitragvon Judith » 26.03.2007 16:31

Hallo kleine Judith,

alles was ich Dir geantwortet hätte, ist schon geschrieben worden.... nur vieeel schöner formuliert :wink2:

Auch wenn es Dir bei dem Gedanken nicht ganz wohl ist und Du Dich deplaziert fühlst, GEH zum Abiball! Wenn Du das nicht tust (aus Rücksicht auf die anderen, damit Du denen die Stimmung nicht verdirbst :roll: ), wird sich nachher erst recht das Gefühl einschleichen, was verpasst zu haben. Ich finde, Du gehörst trotzdem dazu, gerade WEIL Du nix dafür kannst, dass Dich MH ein Jahr zurückgeworfen hat!

Jetzt könnte ich nach Alter-Oma-Sitte sagen: "Vorfreude ist die größte Freude" - die Du noch ein Jahr genießen kannst bis zur lang ersehnten Selbständigkeit, aber das ist Quatsch, ich kann Deinen Frust gut verstehen :!:
Versuche, positive Aspekte zu finden.... vielleicht klappt das Abi so besser/leichter.... wer weiß :wink2:

Es wünscht Dir alles Gute :knutsch:

Deine Mama Judith
MH IIIA, nod.skler., HD15-Studie: 8xBEACOPP-14 von 5-9/04; 10/05 alte Stellen wieder aktiv, 22 Bestrahlungen 2/06, dann alles OK; seit 1992 kutanes T-Zell-Lymphom; 4/06 LK an neuer Stelle, 7-10/06 HD mit autologer Stammzelltransplantation SO FING'S AN und SO GING'S WEITER

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bonny0404
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Beitragvon bonny0404 » 26.03.2007 23:16

Hallo kleine Ju,

ich finde deine gedanken ganz normal und kann das gut nachvollziehen.
Mir geht es auch oft so,das ich mir die wildesten gedanken durch den kopf schießen.Am häufigsten natürlich der gedanke,wie wohl mein leben verlaufen wäre,wenn es NHL nicht gegeben hätte und auf grund meines hohen rückfallrisikos denke ich natürlich auch oft daran,was mir im diesem fall wohl noch bevor steht.Auch,ob ich es noch durchhalte,bis auch meine jüngste tochter auf eigenen füßen stehen kann...

Trotzdem ist jeder tag ein gewonnener tag und besonders wenn man dann so traurige nachrichten,wie die heutige von Ingo liest,sollte man froh über jeden tag sein.
Denk nicht so viel über die vergangenheit nach.Du kannst alle deine wünsche noch verwirklichen,nur etwas später.
Durch MH hast du ganz sicher auch viel gelernt und wirst so einfach immer etwas erfahrener als andere durchs leben gehen und auf deinen körper hast du gelernt zu hören.Du hast gemerkt,wie schnell alles vorbei sein könnte und wirst entsprechend besser auf dich achten und deine prioritäten durchdachter setzen.

Auf jeden fall lass dir die freude am abiball nicht verderben und mach da einfach mit,wenn du das gern möchtest...da gibt es eigentlich nicht viel zu überlegen :wink2:

lg bonny

Glaube an Wunder,Liebe und Glück,
schau immer nach vorne und niemals zurück
Tu das,was du willst und stehe dazu,denn dieses Leben,lebst nur du!
man muss die Welt nicht verstehen,man muss nur in ihr zurecht kommen!

Diagnose: Dez.2003
NHL Stadium III-IV,
3 Monate stationäre Behandlung
Therap.:Hochd.Chemo+2x autol.SZT+36 gy mehr über mich
letzte NS 09/2010 alles i.O. Bild

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sparklingmarc
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Beitragvon sparklingmarc » 27.03.2007 00:14

Hallo große JU! :wink2:

Also... alles, was ich nun schreibe steht natürlich unter dem Eindruck der Geschichte mit Ingo.

Was deine Gedanken angeht, ich finde das total ok, so darüber zu denken. Vor allem, schreibst du uns auch davon, so hast du die Möglichkeit vielleicht noch andere Aspekte kennen zu lernen.

Was dein "verlorenes" Jahr angeht: Ich musste meinen Hintern nach dem Abitur erst mal ein Jahr lang bei der Bundeswehr breit sitzen. Meine Tätigkeit war Tankwart und ich habe es glatt bis zum Obergefreiten gebracht. DAS ist ein sinnloses Jahr gewesen...
Was ich damit sagen will: Dieses eine Jährchen wirst du rückblickend in deinem Lebenslauf schnell vergessen. Das ist wahrscheinlich zZ nur so präsent, weil deine ehemaligen Klassenkameraden nun ihren Abschluß feiern.
Vergiss das Jahr, geh' auf die Party und trinke bitte ein Bierchen für mich mit! :trink4:

Und dann noch was von mir. Immer vorausgesetzt, dass ich diesen Mr. Hodgkin besiege (Ingo, ich denk an dich!): Ich habe ein paar Kapitel fürs Leben gelernt, die ich ohne die Krankheit nicht gelernt hätte.
Wie dumm habe ich teilweise meine Prioritäten gesetzt, wieviel Zeit habe ich im Leben verschwendet? Schlimm.
Mr. Hodgkin wird nie mein Freund, aber er hat mich trotzdem etwas gelehrt, was ich so wohl nie kapiert hätte.

Du hast ein lächerliches Jahr verloren, aber du hast an Lebenserfahrung gewonnen, da können deine Mitschüler um Längen nicht mithalten. Und jetzt stellt sich nur noch die Frage, was du draus machst? *anstupps*

Ciao Marc
Ahoi Marc

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Judith
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Beitragvon Judith » 27.03.2007 09:30

:daumen: :respekt: sehr schön formuliert, Marc! Meinem Sohn ging's genauso beim Bund, er war bei der Fahrbereitschaft und ging als OG ab. Während dieser Zeit ist ihm (zum ersten Mal in seinem Leben) aufgefallen, dass ihm das Lernen fehlt, er kaufte sich technische Bücher, um nicht ganz zu verblöden.... das war eine wichtige Erkenntnis für seinen weiteren Lebensweg....
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JU
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Beitragvon JU » 27.03.2007 20:31

Hallo an alle!

Danke für eure Antworten!

Ich hab über die ganze Sache nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ihr Recht habt mit dem, was ihr sagt.
Was ist schon ein Jahr im Vergleich zum ganzem Leben?

Ich bin zwar immer noch nicht begeistert von dieser Sache, aber vielleicht ist meine Denkweise einfach nicht so passend. Anstatt die schlechten Dinge zu sehen und über diese immer primär nach zu denken, sollte ich mich lieber auf die positiven Aspekte konzentrieren. Ich bin jetzt vielleicht nicht mehr mit den alten Leuten in einer Stufe und zu manchen ist der Kontakt auch weniger geworden, aber so hatte ich jetzt die Chance wieder viele neue Leute kennenzulernen. Und 2 davon sind mir auch richtig ans Herz gewachsen.
Außerdem ist es doch auch so, dass wenn ich ein Jahr länger zur Schule gehe, ich später ein Jahr weniger arbeiten muss, oder?? löl
Was den Abiball betrifft, ich glaube, ich gehe da doch hin. Und selbst wenn der Ball an sich doof wird, dann hat sich die Aktion doch alleine schon für´s shoppen gehen, um ein passendes Kleid zu finden, gelohnt. :wink2:

Nicht zu letzt das Schicksal von Ingo hat mich wach gerüttelt und mich aus meiner Lullu-Welt geholt und mir nochmals gezeigt, dass man das Leben genießen muss und nicht alle seine Gedanken für Dinge, die man eh nicht ändern kann, verschwenden sollte!

In diesem Sinne: einen schönen Abend euch allen!

Liebe Grüße
Ju
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sparklingmarc
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Beitragvon sparklingmarc » 27.03.2007 20:46

JU hat geschrieben:Außerdem ist es doch auch so, dass wenn ich ein Jahr länger zur Schule gehe, ich später ein Jahr weniger arbeiten muss, oder?? löl

:shock: DAS ist dann doch ein völlig neuer Aspekt... :think2:

:aha: Gut, dass ich zwei mal hängen geblieben bin! :yeah:
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nusch
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Beitragvon nusch » 28.03.2007 11:11

hallo judith!

auch wenn du jetzt wieder optimistischer bist, schreib ich dir auch noch mal ein paar - viele - zeilen.

ich konnte dich und deinen frust total gut verstehen; auch wenn's schon lange her ist, aber wenn man mich um "meinen" jahrgang und "meinen" abiball "betrogen" hätte - ich wär super-ober-mega sauer und traurig gewesen und hätte getobt! das steht dir also absolut zu, auch wenn es schlimmeres gibt, wie eben z.b. krebs...!

die ewige frage nach dem warum kann ich auch nicht immer abschalten, und man muss sich halt antworten notfalls zurechtlegen - ich sag mir immer, o.k., ich habe freunde, die sind von einem moment auf den anderen gestorben und hatten keine chance - bei mir stand wohl eben auch mal ein schicksalsschlag vor der tür und netterweise hat mir der liebe gott etwas zugeteilt, bei dem ich noch eine ziemliche gute chance hatte - warum da nun andere nicht durchmüssen, aber ausgerechnet ICH - das kotzt mich auch an - aber letztlich kriegt jeder mal im leben sein fett weg. mir hat mal eine schwester bei der blutabnahme gesagt: "wissen sie, auch wenn's mist ist so jung krank zu werden, aber die älteren patienten kommen immer und sagen, jetzt kann ich mein leben nicht mehr ändern und die dinge anders anpacken usw." schwacher trost, aber auch nicht ganz falsch.

und gleichzeitig ist aber genau das so schwierig; alle denken, wenn man krebs durchgemacht hat, müsste man wie phönix aus der asche und, wie ich immer sage, hollywoodmäßig emporsteigen und jeden tag sonnenstrahlen fangen gehen. klar ändern sich manche dinge zum positiven, aber ich rege mich immer noch auf, wenn ich im supermarkt warten muss, das klo wieder mal geputzt werden muss und mich der weltschmerz überkommt - und ich glaub das ist auch erlaubt.

also, motz dich fein auf und sag dir, ich darf ZWEI abibälle feiern!! die andern sind hinterher alle traurig, weil's vorbei ist und DU darfst nächstes jahr nochmal abfeiern!

und wenn du zwischendurch das "ich bin anders als ihr"-gefühl kriegst, da musste durch und danach bist du um ein stückchen seelenarbeit reicher (als ich das 1. mal wieder auf eine fette party gegangen bin...katastrophe, eine woche depression, aber silvester musste man mich förmlich von der tanzfläche zerren).

und noch was anderes/albernes, aber vielleicht hilfts dir ein klitzekleines bißchen, auch wenn's an den haaren herbeigezogen ist (männer weghören, hier kommt wieder frauengeschwafel): warum wurde dir das eine jahr geklaut? vielleicht läufst du nur so deinem traummann übern weg (right TIME and place!!), vielleicht wirst du so eben nicht gegen einen baum fahren oder vom LKW überrollt, als wenn du schon ein jahr früher in die große weite welt losgelatscht wärst...usw, usw.

ich wünsch dir einen schönen abiball und viel spaß beim aufbrezeln!
nusch

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Beitragvon bonny0404 » 28.03.2007 13:00

genau nusch,das sage ich mir auch immer,das es evtl auch einen bestimmten grund gibt,warum gerade die oder das so oder so geschehen ist :wink2:

Man weiß es aber nie und daher nutzt es auch nichts,der vergangenheit nachzutrauern,denn manche dinge kann man nicht ändern.

Ich glaube an eine menge dinge,aber nicht an gott,aber neulich hab ich mal einen süßen spruch gehört:

Gott püft die menschen,die ihm am liebsten sind immer am härtesten (okay,kann man drüber streiten,ob es not tut überhaupt geprüft zu werden).Aber wenn ich an gott glauben würde,fände ich den spruch sehr schmeichelhaft...

Hier noch was nachdenkliches:


Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte
Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte
im nächsten Leben würde ich versuchen mehr Fehler zu machen.


Ich würde nicht so perfekt sein wollen
ich würde mich mehr entspannen.
Ich wäre ein bisschen verrückter als ich gewesen bin
ich würde viel weniger Dinge so ernst nehmen.
Ich würde nicht so gesund leben.
Ich würde mehr riskieren
würde mehr reisen
Sonnenuntergänge betrachten
mehr bergsteigen
mehr in Flüssen schwimmen.


Ich war einer dieser klugen Menschen
die jede Minute ihres Lebens fruchtbar verbrachten.
Freilich hatte ich auch Momente der Freude.
Aber wenn ich noch einmal anfangen könnte
würde ich versuchen, nur mehr gute Augenblicke zu haben.
Falls du es noch nicht weißt,
aus diesen besteht nämlich das Leben.
Nur aus Augenblicken.
Vergiß nicht den jetzigen.


Wenn ich noch einmal leben könnte
würde ich von Frühlingsbeginn an
bis in den Spätherbst barfuß gehen.
Und ich würde mit mehr Kindern spielen,
wenn ich das Leben noch vor mir hätte.

Aber sehen Sie ...
ich bin 85 Jahre alt und weiß,
daß ich bald sterben werde ...

Jorge Luis Borges, gestorben 1987 in Genf
man muss die Welt nicht verstehen,man muss nur in ihr zurecht kommen!



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3 Monate stationäre Behandlung

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melle
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Beitragvon melle » 11.05.2007 00:13

hallo zusammen,

es ist nach 0 uhr, der 11.05.07 heute hätte ich meine abschlussprüfung zur fachinformatikerin anwendungsentwicklung... sheiße

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sparklingmarc
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Beitragvon sparklingmarc » 11.05.2007 00:30

Ich habe meinen Fachinformatiker (damals noch EDV-Kaufmann) vor 13 Jahren gemacht. Und weißt du was? Ein Jahr mehr oder weniger ist echt total egal... :wink2:

:aha:
Ahoi Marc


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