Vor ziemlich genau einem Jahr begann es, mich am Hals zu jucken. Wenn ich dann kratzte folgte nach einigen Sekunden ein beißender Schmerz. Der Juckreiz steigerte sich und weitete sich über weitere Körperregionen aus. Ich konnte keine anliegende Kleidung mehr tragen - das war nicht auszuhalten.


Nachdem sich leider keine Besserung einstellte - ich war sehr geduldig, da die Behandlung ja Wochen brauchen kann, bis die Anzeichen verschwinden - ging ich erneut zum Hautarzt. "Das heilt jetzt ab! Das dauert halt." Der Juckreiz steigerte sich so, dass ich morgens überlegen musste, was ich anziehe, was ich 4 Stunden auf der Haut ertrage bis ich wieder heimkomme und alles von mir werfen kann. Ich sah inzwischen aus wie ein Kind nach schlimmen Windpocken - total verkratzt.
Ich ging wieder zum Hausarzt - er war zwischenzeitlich wieder in der Praxis - und der machte eine Blutuntersuchung: BSG fast 100! Er schickte mich mit einem Stapel Überweisungen los: Sono Abdomen, Gynäkologe, Zahnarzt - alles paletti! Dann zum Röntgen des Thorax und BINGO: 9,5x5,5x5,0 cm Raumforderung hinter dem Brustbein! CT und MRT wurden gemacht und der Verdacht lautete: Thymom oder Teratom. Also bekam ich Überweisung zum Thorax-Chirurgen, der beim Blick auf's CT gleich meinte, dies könne auch ein Lymphom sein und dies wird nicht operiert - das will er erst genau wissen. Am nächsten Tag wurde ich punktiert (war übrigens schmerzlos!) und 11 Tage später erhielt ich den Anruf, dass es tatsächlich ein Lymphom ist und keine OP anstünde. Er überwies mich gleich hausintern an den Onkologen, der dann die weiteren Untersuchungen anleierte: CT vom Hals und Abdomen, Knochenmarkspunktion (tat auch nicht weh!), Lungenfunktionstest und Herzecho. Freitags war dann eine Sprechstunde mit dem Onkologen und dem Strahlentherapeuten und man erklärte mir, dass es sich um MH Stadium 1A mit RF handelt und ich 2 x BEACOPP esk. und 2 x ABVD bekommen würde. Anschließend würde man mit 30 Gy bestrahlen. Dann sollte ich nach deren Erfahrungen wieder gesund sein. Montag drauf ging's los.
Die Chemos habe ich nun hinter mir und habe sie eigentlich recht gut vertragen. Übelkeit war sehr wenig, Erbrechen überhaupt nicht vorhanden. Zahnfleischentzündungen waren zeitweise sehr heftig.Allerdings waren meine Blutwerte - insbesondere die Leukos - immer wieder im Keller. Ich bekam Neupogen-Spritzen, die ich mir jeden Tag selbst geben durfte, die aber auch sehr gut gewirkt haben. Zwischenzeitlich hatte ich 66.000 Leukos!!! Beim zweiten BEACOPP-Zyklus bekam ich dann zwei Beutel Blut eines edlen Spenders. Damit wurde ein weiterer Tiefpunkt im Blutbild ganz gut abgefangen. Bei den ABVD-Zyklen hatte ich hauptsächlich mit Knochenschmerzen zu kämpfen, die aber im Rahmen des Erträglichen waren. Schmerzmittel brauchte ich nicht.
Nach den beiden BEACOPP-Zyklen wurde ein CT gemacht und der Tumor hatte sich um ca. 80 % verkleinert - juchu!!!

Nach den beiden ABVD-Zyklen folgte ein weiteres CT - weitere geringfügige Verkleinerung! Da die Onkologen damit zufrieden waren, war ich es auch. Es wird ja wohl eh eine Menge Narbengewebe übrig bleiben?!

Am meisten genervt hat mich die Stecherei bei der Suche nach brauchbaren Armvenen. Gegen Ende war man immer erst nach 2-3 Versuchen erfolgreich. Einige Venen entzündeten sich und wurden hart wie eine Perlenkette. Einen Port hatte man mir nie angeboten. Gegen Ende der Therapie, als die Probleme richtig losgingen, lohnte er sich nicht mehr.
Nun bin ich mitten in der Strahlentherapie und bin gespannt, was da so auf mich zukommen wird.
Ansonsten habe ich zwischenzeitlich wieder begonnen, ein bißchen Tennis zu spielen - gemäßigt halt. Habe eigentlich die ganze Zeit der Therapie an guten Tagen lange Spaziergänge (ca. 1,5 Stunden) und etwas Walking gemacht - tat echt gut - bis auf die Knochenschmerzen anschließend.
Auch was das gesellige Beisammensein betrifft, habe ich mich immer unter Leute begeben - sofern es die Leukos zuließen. Es tat sehr gut, mit guten Freunden zu reden, zu lachen und sich über andere Dinge als Krankheiten zu unterhalten. Ich kann es jedem nur empfehlen, offen mit der Situation umzugehen - die anderen können dann auch besser damit umgehen.
So, jetzt reicht's - ich freue mich, dass ich in diesem Forum Leute gefunden habe, die die gleichen oder ähnliche Erfahrungen gemacht haben und die mit einer positiven Lebenseinstellung aufbauend und ermutigend allen Betroffenen helfen können.