Meine Krankengeschichte klingt wie das Drehbuch fuer einen Kurzfilm, so schnell ging alles: am 30.6. war ich beim Hausarzt wegen einer "Nackenverspannung", leichte Schmerzmittel sollten Linderung bringen. War aber nicht der Fall, in der Nacht auf den 4.7. musste ich mich bereits mit der Rettung in die orthopaedische Notambulanz bringen lassen, weil die Schmerzen nicht auszuhalten waren und in die Schultern und Arme strahlten. Roentgen brachte keinen Befund, so wurde ich nach einer halbherzigen Schmerzinfusion wieder nach Hause gefahren. Nach einigen weiteren Tramal- und Voltaren-orgien war ich am 7.7. erneut beim Hausarzt, der mir eine _Einweisung_ in die Neurologie des Krankenhauses ausschrieb, wo ich bereits in der Notaufnahme war. Wie es der Zufall wollte, transportierten mich die gleichen Sanitaeter wie in der Nacht am WE zuvor - und setzten mich prompt wieder in der orthopaedischen Ambulanz ab, dort war ich schliesslich schon mal, erklaerte man mir. Ich allerdings war vor Schmerzen und Medikamenten so taub und hilflos, dass ich nicht mal die Kraft hatte, mich dagegen zu wehren. Hauptsache, man hilft mir, dachte ich.
Nun ja, nachdem ich drei Stunden in der Ambulanz gewartet hatte, schliesslich hatte ich ja keinen Termin, landete ich wieder bei dem Doctor, den ich schon kannte. (Ich nenne jetzt weder seinen Namen noch den des Krankenhauses). Jedenfalls nahm er mich natuerlich nicht auf, man brauche ja erst mal Befunde vom MRT und so und setzte mich vor die Tuer. Ein halber Nachmittag Bahnfahrt - und ich war wieder daheim, immerhin jedoch mit einer Adresse von einem freien Labor, welches recht zeitnah ein MRT erstellt, die erste Anlaufstelle wollte mich auf den 28.7. vertroesten! Noch immer stand eigentlich ein Bandscheibenschaden im Raum...
Am 9.7. dann das MRT, nachmittags der Anruf, ich muesse Montag noch mal kommen und die Untersuchung mit Kontrastmittel wiederholen, man sehe nicht genug. Gesagt, getan, am 12. frueh ein neues MRT, und nun war was zu sehen! Eine "Raumforderung" von 12 cm, von C2-C7, also drueckt kraeftig auf das Rueckenmark im Nacken. Hier fiel nun auch das erste Mal das Wort Tumor, und eine umgehende Einweisung in die Neurochirurgie wurde empfohlen. Hab ich mit meinem Hausarzt direkt geklaert und bin noch am selben Tag in einem wirklich guten Wiener Spital gelandet. Schon zwei Tage spaeter, also am 14.7., war die Biopsie, welche am 16.7. dann die Diagnose (MH) brachte. Ich wurde direkt auf die Onkologie verlegt, viel Zeit fuer eine "Zweitmeinung" oder wenigstens Identitaetskrise blieb mir nicht. Mangels Internet konnte ich ja nicht mal genau ermitteln, was mich erwartet, es hiess nur, man muss schnell handeln, da der Tumor sich am Spinalkanal zu schaffen macht. Klar, deswegen konnten mir selbst Morphiumspritzen schon keinen Schlaf mehr bringen. Tagsueber war ich beschwerdefrei, man durfte sich eben nur nicht setzen oder gar legen. Nun ja, am 18.7. (zum Sonntag!) gabs noch ein CT, Montag Beckenkamm, Dienstag startete bereits der erste von 8 BEACOPPs, Mittwoch PET. Ergebnis davon hab ich noch keins, aber lt. CT bin ich wohl im 3. Stadium.
Seit Freitag, 23.7. bin ich nun endlich zu Hause, online und froh, dieses Forum gefunden zu haben. Nun nutze ich erst mal die Zeit, etwas Angst zu kriegen

Nein, im Ernst, bis jetzt konnte ich mich noch gar nicht so wirklich ueber das alles aergern. Ich glaub, ich bin der einzige Trottel, der sich den Beginn der Chemo herbeigesehnt hat, denn das versprach endlich Linderung (und scheint sogar schon was zu bringen, jedenfalls kann ich in Rueckenlage die Arme und den Kopf bewegen und mit etwas Muehe sogar wieder aufstehen).
Die Nebenwirkungen sind bislang ueberschaubar, etwas Schuettelfrost, Schweissausbrueche, Beine wie Gummi und n taubes Gefuehl auf der Bauchdecke, aber keinerlei Uebelkeit, Essen schmeckt wie immer, heut war der Kreislauf bissel matt. Schmerzen? Naja, die von vorher, aber die kenn ich ja schon. Muss halt oefters aufstehen und die Arme strecken, um die Wirbelsaeule zu entspannen. Und ich kann neuerdings im Stehen schlafen...
Morgen frueh gibts das erste Blutbild, danach berichte ich erneut.
So weit danke fuer eure Geduld beim Lesen, es tat gut, das mal alles zu erzaehlen.