10 Jahre danach

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dukkha
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10 Jahre danach

Beitragvon dukkha » 10.12.2009 22:53

Hallo, Ihr Lieben!

Ich habe lange überlegt, ob ich mich hier im Forum anmelden soll. Immerhin sind es jetzt 10 Jahre (!) Vollremission und eigentlich könnte ich langsam mal mit dem Thema abschließen.
ABER: Es wird wohl immer ein Teil meines Lebens bleiben und wahrscheinlich wird es denen, die heute noch mitten in der Therapie stecken, in 10 Jahren genauso gehen. Ich finde es gar nicht so schlimm, denn man lebt sein Leben einfach anders. Auf der einen Seite gibt es zwar immer diese Angst, aber auf der anderen Seite hat sich mein Leben gerade durch die Erfahrung mit dem Krebs so berreichert, dass ich das nicht mehr missen möchte. Ich habe es als Chance gesehen, mein Leben noch einmal grundsätzlich zu ändern und dass habe ich getan. Und in dieser Hinsicht bin ich, so komisch das auch klingt, dem Krebs sogar dankbar. Viele haben diese Chance nicht und leben einfach so vor sich hin. Sie denken, sie wären unsterblich und unkaputtbar und vergessen dabei wie zerbrechlich so ein Leben sein kann.

Der Hauptgrund warum ich schreibe, bin aber nicht ich, sondern IHR!

Ich weiß noch wie gut es mir damals getan hat, von Leuten zu hören, die so lange ohne Rückfall überlebt haben, und dass man es schaffen kann.

Also, dass ist nur für euch:

IHR SCHAFFT DAS! GLAUBT AN EUCH! :D

Liebe Grüße!
dukkha
Diagnose: 02/99
Stadium IIIb (Medistinaltumor) mit Risikofaktoren
Behandlung: 02/99 - 08/99 Studie HD11 (Arm C)
4x BEACOPP und anschließende Bestrahlung

Vollremission seit stolzen 10 Jahren!

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coachdani
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Beitragvon coachdani » 11.12.2009 00:03

Vielen lieben Dank für diese aufmunternden Worte.... :cry:

Ja, mir kamen tatsächlich ein paar Tränchen....


Gruß
Dani
MH IV BE (Leberbefall)
Feststellung: Okt 2009
Therapie: nach HD18 Arm B BEACOPP eskl. mit Rituximab 20.11.2009 - 10.05.2010
25.06.10 Reha-Antritt: Salzetalklinik 5 Wochen
28.06.11 Reha: Klinik Mühlengrund
Nov. 12 /Mai 2014: Verdacht auf Wieder-/Neubefall.... Fehlalarm

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Marion1970
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Beitragvon Marion1970 » 11.12.2009 09:24

Liebe/r Dukkha,

schön, dass Du Dich nach 10 Jahren meldest, um uns Mut zuzusprechen. Das ist Dir auch gelungen. In aller Regel treffen ja hier Leute zusammen, die in der Therapie stecken oder sie gerade hinter sich haben. Ich bin auch überzeugt davon, dass man "danach" nicht einfach weiterleben kann wie "davor", aber warum auch? Warum muss man sich durch diesen ganzen Mist quälen, ohne auch eine Weiterentwicklung zu durchlaufen? Klar, besser wäre es, wenn einem so eine Erkrankung erspart geblieben worden wäre, aber wenn man das schon hat - man wird ja vorher nicht gefragt, ob man Lust darauf hätte - muss man daran ja nicht zerbrechen, sondern kann vielleicht auch ein bisschen daran wachsen.

Ich bin davon überzeugt, dass ich mich auch nicht mehr so schnell von irgendwas oder irgendwem wuschig machen lassen werde, denn nach dem, was ich hinter mich gebracht habe, bringt mich so schnell nichts mehr aus der Ruhe. Obwohl, bei alltäglichen Dingen bin ich da manchmal schon noch ganz schön beknackt.

Liebe Grüße, Marion
MH IIa, Behandlung nach Studie HD 13 (2 x ABVD + 30 Gray Bestrahlung): Aug - Nov 2009

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yoda
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Beitragvon yoda » 11.12.2009 10:14

Liebe Marion. Das ist trefflich ausgedrückt. Als mir vorgestern einer mit dem Mofa hinten ins Auto fuhr, blieb ich cool, abgekklärt und lasse jetzt nicht mal die paar Kratzer wegmachen. Der alte Mann mit dem Mofa kann sein Weihnachtsgeld für anderes gebrauchen. Da war ich vor meiner Krebserkrankung anders. Dafür kann ich mich jetzt ab anderen Dingen ärgern. Zum Beispiel über Leute, die sich ab jedem Scheiss ärgern. Das wird mir jetzt bei der Arbeit bewusst. Da muss ich aufpassen, dass ich nicht zu direkt werde.
Morbus Hodgkin Stadium 4B mit Milz-, Leber- und multipler Knochenbefall; Therapieschema: BEACOPP 8x eskaliert
Therapiebeginn: 08.04.09; Therapieende: 16.09.09; alle Nachsorgeuntersuchungen bis 02.04.14 ok Vorstellung/Krankheitsgeschichte

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Boris666
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Beitragvon Boris666 » 11.12.2009 11:24

yoda hat geschrieben:Dafür kann ich mich jetzt ab anderen Dingen ärgern. Zum Beispiel über Leute, die sich ab jedem Scheiss ärgern. Das wird mir jetzt bei der Arbeit bewusst. Da muss ich aufpassen, dass ich nicht zu direkt werde.


Kenne ich genau so, wundere mich heute auch, über was für unglaublichen belanglossen Mist man sich aufregen kann. Bin in dieser Hinsicht auch sehr viel ruhiger geworden. Merke es z.b. auch gut beim Auto Fahren, bin zwar schneller unterwegs als früher (was da schon nie zu langsam *g*), aber wenn heute einer die linken Spur blockiert ist, nehme ich das heute so was von locker, früher bin ich huppend und genervt im Heck gesessen.

Und mir persönlich ist es ziemlich egal, ob ich mit der Offenheit und Direktheit anecke, hatte diese Züge schon immer, sie sind einfach noch viel intensiver geworden. Gefühle sind so etwas geiles :P 8)

Nice Greetz
Lymphozytenprädominantes Hodgkin-Lymphom (LPHD) IIA (stark Positiv auf CD20)
3 x (R)-ABVD vom 03.06.09 bis 02.09.09
Zwischen PET/CT am 28.08.09 --> Vollständige Remission
Bestrahlung (IMRT) 18x 2 Gray vom 15.10.09 bis 9.11.09
2024 still here ^^
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Ich will lieber stehend sterben als knieend Leben, lieber tausend Qualen leiden als einmal aufzugeben

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Romy 77
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Beitragvon Romy 77 » 11.12.2009 12:27

Ja, in den Kreis kann ich mich auch ganz klar einreihen.
Aber ums mal nicht zu vergessen: Vielen Dank dukkha, daß du uns ein wenig Hoffnung schickst, daß das alles echt komplett vorbei ist. Man hat ja doch hin und wieder mal so Momente, in denen man zweifelt...
Diagnose 17.04.09 MH 2bzw. 3a 8xBeacopp esk.
1.Kurs 11.05.09, 2.Kurs 03.06.09, 3.Kurs 01.07.09, 4.Kurs 04.08.09, 5.Kurs 26.08.09, 6.Kurs 15.09.09, 7.Kurs 06.10.09, 8.Kurs 27.10.09

dukkha
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Beitragvon dukkha » 11.12.2009 15:21

Hallo, ihr Lieben!

Nur nochmal kurz zu meiner Person, damit ihr euch ein besseres Bild machen könnt: Bin 30 Jahre alt und weiblich :) . Wohne in der Nähe von Paderborn. Schreibe nochmal ausführlicher (wenn ich dazu komme) im Vorstellungsforum.

Ihr habt recht, man lebt "danach" nicht mehr so wie "davor". Ehrlich gesagt, das will ich auch gar nicht.

Das Allerallerallerwichtigste, was ich in dieser schweren Zeit gelernt habe, ist, den Menschen, die ich liebe, zu sagen, dass ich sie liebe und wieviel sie mir bedeuten.
Und sich über irgendeinen Scheiß aufzuregen, den man eh nicht ändern kann (wie z.B. eine lange Schlange im Supermarkt oder ein vor der Nase weggeschnappter Parkplatz), macht null Sinn. Man wird einfach gelassener.

Und diese Offenheit und Direktheit mit der man plötzlich durchs Leben geht, da kann ich euch nur sagen, bewahrt sie euch, egal wie die anderen reagieren. Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass die meisten Menschen einfach nicht nachvollziehen können, warum man so ist. Sie haben diese Grenzerfahrung, die wir erlebt haben (oder immer noch erleben), einfach nicht durchgemacht und verstehen vieles nicht. Es kann leider keiner nachvollziehen, was für ein "Sekt-oder-Selters-Leben" man plötzlich führt und dass jeder noch so harmlos scheinende Arztbesuch zum Horrortrip für uns werden kann.
Nur mal ein Beispiel: Ich hatte zwei Bekannte, die mir immer das Gefühl vermittelten (und es mir teilweise auch sagten), ich wäre irgendwie komisch (und so furchtbar dramatisch) und würde mich in manchen Dingen anstellen. Dann bekamen auch sie leider Krebs (eine Non-Hodgkin und die andere Brustkrebs) und plötzlich verstanden sie mich. Und wenn ich ihnen jetzt begegne, dann ist da dieses Zwinkern in ihren Augen, diese kleine Gemeinsamkeit, dass man einen Blick über den Tellerrand des Lebens geworfen hat.

Ich kann auch gut nachvollziehen, dass man sich über Leute aufregt, die sich wegen jedem Scheiß aufregen. Hätte manchmal regelrecht ausflippen können, wenn ich so was gesehen habe. Als wenn eine Beule im Auto der Weltuntergang wäre... :roll: Inzwischen rege ich mich auch nicht mehr über diese Leute auf. Wenn sich jemand den Tag damit versauen will, sich über Kleinigkeiten aufzuregen, dann soll er das ruhig tun. Ändern wird man sie nie und wenn man ehrlich ist, waren wir früher ja auch so...

@marion
Wie ist das Wetter in Marburg :D ? Hab meine Therapie an der Uniklinik Marburg gemacht und hab mich dort immer so gut aufgehoben gefühlt, dass ich "gerne" an Marburg zurückdenke.

Liebe Grüße!
dukkha
Diagnose: 02/99

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Tati
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Beitragvon Tati » 11.12.2009 15:42

Hallo dukkha... :cool_wink:


schön das du nach 10 Jahren den "weg" hier in unser Forum gewagt hast...

find ich super toll!!!!!!

Auch wenn du den Kampf gewonnen hast und nun ein "normales" Leben führst, fände ich es trotzdem toll, hier ab & an was von dir zu lesen....

sowas tut uns echt gut....!

@ Yoda.... :respekt: ....da freu sich der Mofa Fahrer mit Sicherheit ganz doll!


@ all....

so eine Krankheit hat bzw wird uns verändern!!

Davon bin ich überzeugt....als ich meine Diagnose bekam und danach in der Klinik immer genug Zeit hatte über das WARUM zu grübeln,
war ich irgendwann so weit das ich dachte....so eine Krankheit soll uns etwas lernen....


Mich hat sie gelehrt meine Augen, Ohren und mein Herz anderen Menschen gegenüber mehr zu öffnen!
Das Leben mit all seinen Höhen & Tiefen mal gelassener zu nehmen....das war davor für mich wirklich undenkbar!

Aber MH hat mich dazu "gezwungen" mal kürzer zu treten, Aufgaben auch mal auf 2-3 Tage zu verschieben.

Aber das Wichtigste was ich in der Zeit gelernt hab vielleicht für einige in meinem Umfeld heute noch nicht nachvollziehbar ist die Tatsache,
das ich mich heute nur noch mit Menschen umgebe, die mir auch wirklich was zurückgeben!
Das war früher gar nicht so...man saß in ner Runde und lachte über jeden Witz von einigen, obwohl man es gar nicht witzig fand....
Man redete mit Bekannten stundenlang über Dinge die einen im Grunde gar nicht interessierten....aus Höflichkeit!

Nein!!...Heute lache ich wenn ich es zum Lachen find ;-)
Wenn Menschen in eine Runde treffen und geistigen Dünnschiss loslassen, sage ich es ihnen auf den Kopf zu!

Wenn Leute sich ungerecht verhalten, sag ich es ihnen...

Ich nehme kein Blatt mehr vor den Mund...vielleicht stoße ich damit dem ein oder anderen vor den Kopf, mag sein...aber ich bin nie unfair oder intolerant!

Ich danke euch allen, das ihr dieses Forum bereichert!!!
LG aus dem Saarland, Tati ;-)

- Diagnose 12/06
MH,Stadium2Ea ( Befall links
cervical + li. Lungenhilus )
- HD14
- 2X BEACOPP Start 02/07 +4XABVDEnde05/07
- 30gray Bestrahlungen ( 08/07 - 09/07)
- CT, Sono, Röntgen 10/07 tip top!!!
- 1. NS 12/07 alles paletti
- 2. NS 03/08 Verdacht auf Rezi
- PET 05/08 nix nachzuweisen! ;-)

b]mehr über mich[/b]

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Triumf Voli
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Beitragvon Triumf Voli » 11.12.2009 16:29

schönen guten tag dukkha!

da du ja zu deiner diagnose fast in meinem alter warst fühl ich mich deiner geschichte sehr verbunden und danke dir für deinen beitrag,da mich doch irgendwie zukunftsängste plagen,wie es weitergehen wird nach der therapie beruflich,familienplanung usw.
deine worte machen mir mut,es eben so zu akzeptieren versuchen dass es nunmal unser schicksal ist und wir das beste daraus machen sollten.wie du schon sagst,dass leben intensiver leben und nicht jede kleinigkeit an sich heranzulassen und sich aufzuregen.
ich selbst mache gerade die erfahrung dass mir andere leute sagen dass sie mir dankbar sind weil ich eben da bin und sie selbst über ihr leben und ihre probleme nachdenken und sich selbst angespornt fühlen weil sie merken dass ich mich eben auch für sie interessiere trotz des mists den ich gerade durchmache,das gibt mir ein sehr gutes gefühl.

fühle dich gedrückt^^
und weiterhin wünsche ich dir gesundheit und zufriedenheit!
liebe grüße,
karo
Sept. 2009 MH IIBE/ Bulktumor und Herzbefall
V. a. Paraneoplastisches Syndrom
PCD (Kleinhirndegeneration)

7x BEACOPPesk./BEACOPP bis Mrz. 2010

letzte NU im Dez.--->> TOP! =D
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Marion1970
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Beitragvon Marion1970 » 11.12.2009 20:49

dukkha hat geschrieben:@marion
Wie ist das Wetter in Marburg :D ? Hab meine Therapie an der Uniklinik Marburg gemacht und hab mich dort immer so gut aufgehoben gefühlt, dass ich "gerne" an Marburg zurückdenke.


Hallo Dukkha,

na das ist ja ein Ding. Ich bin auch in der Uniklinik behandelt worden und kann nur sagen, da arbeiten die Besten der Besten. Dass da einige Koryphäen sitzen, ist ja bekannt (also in Fachkreisen, das wusste ich früher natürlich auch nicht, hat mich auch nicht interessiert). Aber dass die auch noch total menschlich und einfühlsam sind, humor- und verständnisvoll war und ist für mich eine riesengroße Hilfe. Die Marburger Onkologen (Mediziner und Pflegepersonal) sind wirklich medizinische Sahneschnittchen. Besser geht's nicht! :hail:

Scheinbar hast Du ja die gleichen Erfahrungen gemacht wie ich. Vielleicht liegt es ja auch gar nicht an den Leuten, sondern an Marburg?!

Liebe Grüße, Marion
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dukkha
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Beitragvon dukkha » 12.12.2009 14:35

coachdani hat geschrieben:Ja, mir kamen tatsächlich ein paar Tränchen...

@dani
Dann bekommst du jetzt erstmal ein großes Taschentuch von mir: :wflag:


Tati hat geschrieben:....so eine Krankheit soll uns etwas lernen....

@tati
Das ist die richtige Einstellung... Manche Dinge kann man einfach nicht ändern. Sie passieren einfach. Da haben wir keine Kontrolle drüber.
Aber nicht was dir "passiert" ist entscheidend, sondern was du draus "machst".
Ich finde es wunderbar, dass du dich nur noch mit Leuten umgibst, die dir gut tun. Und dann dein Herz ganz weit öffnest. Also hast du schon soviel gewonnen, dass du gar nicht mehr verlieren kannst. :D
Ich wünsch dir Alles Gute und drück dich ganz fest!


Triumf Voli hat geschrieben:ich selbst mache gerade die erfahrung dass mir andere leute sagen dass sie mir dankbar sind,...

@karo
Siehst du, so kannst, obwohl du selber Hilfe brauchst, auch noch anderen helfen. Ich denke, du wirst bei einigen Leuten einen tiefen Eindruck hinterlassen. So war es zumindestens bei meinen Freunden, die mir bei meiner Therapie zur Seite gestanden haben. Mein bester Freund wird nicht müde, mir zu sagen, wie sehr ich sein Leben verändert habe. Manchmal ist mir das schon unangenehm, weil ich ja gar nicht grossartig was gemacht habe...
Und was deine Zukunftsängste angeht: Die sind ganz normal. Versuch nicht so weit zu denken (Ich weiß, ist leichter gesagt, als getan). Mir hat es immer geholfen, in kleinen zeitlichen Abschnitten zu denken und nicht allzuviel zu planen. Immer nur bis zum nächsten Tag oder höchstens bis zur nächsten Woche. Das mach ich auch heute noch so. Okay, manche Dinge muss man planen, aber wenn man so einen großen Berg vor sich hat, dann ist es einfacher sich auf den nächsten Schritt zu konzentrieren, anstelle sich vorzustellen, wie es das Wetter wohl oben am Gipfel ist.
Das wird schon! Du schaffst das! Fühl dich auch gedrückt!


marion1970 hat geschrieben:Die Marburger Onkologen (Mediziner und Pflegepersonal) sind wirklich medizinische Sahneschnittchen

@marion
Wahre Worte! Ich habe mich dort so gut aufgehoben und umsorgt gefühlt. Gibt es die beiden (Zwillings-)Professoren Görg und Görg noch? Man wusste nie, wer gerade vor einem stand. Einer von beiden (ich glaube, er hieß Andreas) war unten beim Ultraschall der Chef. Er hat nur anhand des Schallbildes den Hodgkin erkannt und mir gesagt "Das kriegen wir wieder hin". Und das mit solcher Zuversicht, dass er mir ein großes Päckchen Angst von den Schultern genommen hat.
Was ich auch richtig klasse fand, war die Bereichspflege auf der Isolierstation. Da hattest du einen bestimmten Pfleger, der für dein Zimmer zuständig war und den du immer direkt ansprechen konntest. Mein Pfleger hat mir vor der ersten Chemo eine Stunde lang erklärt, was welches Medikament bewirkt und was wie lange läuft. Und er hat, weil ich so Angst hatte, alle zehn Minuten bei mir vorbeigeschaut und mich gefragt, ob ich was brauche. Das werd ich ihm nie vergessen. :hail:


@all
:brav:
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Beitragvon Marion1970 » 13.12.2009 11:12

dukkha hat geschrieben:Gibt es die beiden (Zwillings-)Professoren Görg und Görg noch? Man wusste nie, wer gerade vor einem stand. Einer von beiden (ich glaube, er hieß Andreas) war unten beim Ultraschall der Chef. Er hat nur anhand des Schallbildes den Hodgkin erkannt und mir gesagt "Das kriegen wir wieder hin". Und das mit solcher Zuversicht, dass er mir ein großes Päckchen Angst von den Schultern genommen hat.
Was ich auch richtig klasse fand, war die Bereichspflege auf der Isolierstation. Da hattest du einen bestimmten Pfleger, der für dein Zimmer zuständig war und den du immer direkt ansprechen konntest. Mein Pfleger hat mir vor der ersten Chemo eine Stunde lang erklärt, was welches Medikament bewirkt und was wie lange läuft. Und er hat, weil ich so Angst hatte, alle zehn Minuten bei mir vorbeigeschaut und mich gefragt, ob ich was brauche. Das werd ich ihm nie vergessen. :hail:


Liebe Dukkha,

ja, die beiden Görgs gibt es noch, allerdings sind sie keine Zwillingsbrüder, sondern "nur" "normale" Brüder. Ich dachte anfangs, es handele sich nur um eine Person, da ja beide Ultraschall machen, die eben mal da und mal dort schallt. Als ich dann mitbekommen habe, dass es zwei Personen sind, war für mich auch klar, dass es sich um Zwillinge handeln muss, aber es ist in der Tat nicht so. Schon komisch, diese Ähnlichkeit. Aber egal, beide sind total nett, gut drauf und vermitteln einem eine große Zuversicht, die man in so einer Situation auch braucht, wenn einem der Krebs vermessen wird.

Zu dem Pflegepersonal auf der Station kann ich nichts sagen, da bei mir alles ambulant gemacht wurde, zum Glück. Aber wenn die Leute da so sind wie in der Ambulanz, sind sie top. Obwohl, auf Station - und besonders in der Isolation - braucht man ja noch viel mehr mentale Unterstützung und Zuspruch. Es schafft bestimmt nicht jeder, dort zu arbeiten. Und wer sich dann doch dafür entscheidet, muss eigentlich schon eine gute Type sein.

Liebe Grüße, Marion
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dukkha
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Beitragvon dukkha » 13.12.2009 18:47

Nur "normale" Brüder? Is ja nen Ding! Ich hab nie danach gefragt, weil es scheinbar offensichtlich war, dass es Zwillinge sind. Man lernt nie aus... Aber nett und fürsorglich sind sie beide. Muss wohl wirklich an den Marburgern liegen. Das ist ein nettes Völkchen :D ! Ich bedaure es richtig, dass ich nicht mehr dort zur Nachsorge gehen kann. Die Kasse bezahlt nur die ersten 5 Jahre danach, dann musst du zu einem niedergelassenen Arzt. Wirklich schade.

Ich war damals zu schwach und zu krank für eine ambulante Therapie. Marburg ist 130 km von meinem Wohnort entfernt. Eine einfache Fahrt dauerte immer mind 1,5 Std. und 3 Std. Autofahrt pro Tag hätte ich (wenn auch nur als Beifahrer) nicht durchgehalten (hab die anschließende Bestrahlung deshalb dann auch in Kassel gemacht). War Tag 1-3 der Chemo im KH, dann nach Hause und am Tag 8 (glaube ich) in die Onk.-Ambulanz für den Rest. Dort waren sie auch immer super nett. Hängt da noch das Poster mit dem Frosch, der schon im Hals des Storches steckt und drüber stand glaube ich: "Parole: Niemals aufgeben!"

Ich kann mir das gar nicht vorstellen, wie die ersten drei Tage Chemo ambulant funktionieren. Bei mir liefen die Infusionen ab morgens einen ganzen Tag und dann noch bis spät in die Nacht. Die Nachtschwester hat nachts um 4 die letzte "abgeklemmt". Laufen die Infusionen bei ambulanter Therapie einfach nur schneller durch? Kann ich mir gar nicht vorstellen, bei dem vielen Zeug...
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Beitragvon Marion1970 » 14.12.2009 11:01

Liebe Dukkha,

das ist ja unglaublich mit dem Poster, denn das hängt da tatsächlich noch rum, obwohl die Onkologen im Juni ja umgezogen sind. Sie haben eine brandbneue, superschicke Station da, mit rundum verglaster Ambulanz, so dass man da immer den Wald vor Augen hat. Also, alles neu, bis auf das mindestens 10 Jahre alte Poster!?!?

Ich hatte ja mit ABVD eine andere Chemo als Du, BEACOPP geht nach wie vor nur stationär, eben wegen der langen Laufzeit. Ich war in der Regel mit Zugang legen, Blut abnehmen und untersuchen und Chemo nach ca. 4 Stunden fertig. Morgens um 8 Uhr ging es los und zum Mittagsschlaf war ich dann wieder zu Hause.

Liebe Grüße, Marion
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Triumf Voli
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Beitragvon Triumf Voli » 14.12.2009 11:43

hey dukkha!

genau das meine ich...wie du selbst sagst,ich denke mir,ich mache doch gar nichts weiter,ich bin einfach daO_o aber ich glaube eben die tatsache dass man immernoch an allem und an anderer leben nach wie vor teilnimmt und seinen humor nicht verliert gibt den menschen um sich vieles zum nachdenken, unbeschwerter zu leben und sich eben nicht über x und y auf der straße aufzuregen(wozu auch).
schon ein interessantes wechselspiel wenn man so will, man gibt sich gegenseitig kraft und motivation.

zu der beacopp muss ich auch sagen,ich könnte mir nicht vorstellen gerade den ersten tag ambulant zu machen,frag mich ob das überhaupt möglich ist.den ersten tag bin ich einfach nur komplett im eimer,da kann ich nur liegen,schlafen und nix essen in der hoffnung es bleibt nur bei der übelkeit.

lieben gruß!
Sept. 2009 MH IIBE/ Bulktumor und Herzbefall

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