Wie sag ichs den Kindern

Forum für alles, was in irgendeiner Weise mit Morbus Hodgkin zu tun hat. Dieses Forum soll in erster Linie aktuell Betroffenen helfen.

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Arminio

Wie sag ichs den Kindern

Beitragvon Arminio » 16.11.2005 15:21

Oft hilft ein Medium (Buch), um sich dem Thema zusammen mit den Kindern zu nähern, man sollte diese Bücher gemeinsam lesen, wenn sie für Kinder geschrieben wurden. Als Ratgeber für Eltern gibt es dann noch andere.


Wie Kinder den Tod verarbeiten, lässt sich pauschal nicht sagen, jedes Kind ist anders, und es kommt vor allem auf das Alter an, auch um mögliche Reaktionen des Kindes besser zu verstehen. Hier eine „Tabelle“ aus meiner Diplomarbeit, die natürlich statistisch zu sehen ist und immer nur die Mehrheit der Kinder betrifft. Ausnahmen sind sicher vorhanden. Wenn das Kind also anders reagiert als Ihr voraussetzt, hat das meist entwicklungspsychologische Gründe und hat nichts damit zu tun, dass es das Kind etwa "kaltlässt". Oft sind Eltern verunsichert oder sogar verärgert, wenn Kinder "locker" mit dem Tod umgehen und nicht trauern wie sie. Oder Eltern fragen sich: Ab wann kann ich mein Kind mitnehmen zur Beerdigung?


Entwicklungsskala zum Todesbegriff bei Kindern:

1-3 Jahre: Sie haben nur ein begrenztes, bzw. gar kein Verständnis vom Tod.

4 Jahre: In diesem Alter tritt eine begrenzte oder unklare Anwendung des Wortes „Tod“ auf. Obwohl das Kind in der Lage ist, die Vorstellung auszudrücken, dass Tod mit Leid und Traurigkeit zusammenhängt, ruft das Wort noch keine emotionale Reaktion hervor.

5 Jahre: Das Begriffsvermögen ist spezifischer, das Kind erkennt die Endgültigkeit des Todes und der Umgang mit dem Tod ist eher sachlich als emotional.

6 Jahre: Das Kind beginnt, emotional auf den Tod zu reagieren. Es zeigt auffällige Beunruhigung bei der Vorstellung eines möglichen Todes eines Angehörigen, besonders der Mutter. Die Kinder entwickeln Neugier bezüglich Todesursachen wie Mord, Krankheit, Unfälle und Alter. Es besteht Interesse an Ritualen wie Beerdigungen und Totenfeiern, dabei glaubt das Kind noch, dass es selbst niemals sterben wird.

7 Jahre: Das Begriffsvermögen von Tod wird realistischer.

8 Jahre: Das Interesse daran setzt ein, was nach dem Tod geschieht. Das Kind akzeptiert die Unvermeidlichkeit von Tod als Abschluß allen Lebens, es selbst eingeschlossen.

9 Jahre: Das Kind zeigt ein tiefes Verständnis für die beim Tod stattfindenden biologischen Prozesse und deren Endgültigkeit. Die emotionale Reaktion schwächst sich zweitweise ab und die sachliche Beurteilung nimmt zu.

10 Jahre: Das Kind nimmt eine rein realistisch/sachliche Haltung ein, ohne Interesse an philosophischen Aspekten.

11 Jahre: Das Kind zeigt wieder Interesse daran, was nach dem Tod geschieht und verbindet theoretische mit philosophischen Fragen. Es zeigt Interesse an Gesprächen über Verstorbene.

12 Jahre: Der pubertierende Jugendliche beschäftigt sich mehr mit dem Leben nach dem Tod, bleibt jedoch skeptisch, ob es das wirklich gibt.

Erst ab 14 Jahren sind Kinder vollends in der Lage zu begreifen, dass der Tod endgültig ist.

Adoleszenz: Spekulatives und philosophisches Interesse richtet sich nun auf das Leben nach dem Tod, es besteht eine große magische Angst, begleitet von starken emotionalen Reaktionen und allgemeinem Interesse.

Literatur dazu hilft, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen, wenn man nicht weiss, wie man das Thema als Erwachsener "anschneiden" soll:

Kübler-Ross, Elisabeth: Kinder und Tod. Kreuz Verlag Zürich 1984 (Guter Ratgeber für Erwachsene)

Kujer, Guus: Erzähl mir von Oma. Ravensburger Hamburg 1987 (ab ca. 6 Jahren)

Niggemeyer, Elisabeth/Becker, Antoinette: Ich will etwas vom Tod wissen. Geschichten vom Tod und vom Leben, Ravensburger 1979 (Sehr reich bebildertes gutes (Vor-)Lesebuch ab Vorschule, Schulgebinn).

Maus)

Beitragvon Maus) » 16.11.2005 15:39

Hi

Ich bin echt genervt und verärgert über das was du hier vom Stapel lässt. Aber Entschuldige bitte, nur weil wir ein Lymphom habenn müssen wir unseren Kinder noch lange nicht den Tod erklären.
Also, vielleicht hab ich dich auch falsch verstanden. Wir können unseren Kindern die Krankheit erklären aber mit Sicherheit noch nicht den Tod.
Also bitte :twisted: :twisted:

arminio

Beitragvon arminio » 16.11.2005 15:48

Hey Maus,

ich habe das nur informativ gepostet - wie bringe ich meinen Kindern bei- daß ich eine schlimme Erkránkung habe, die unter Umständen auch zum Tod führt, auch wenn das bei Hodgkin selten zutrifft. Erwähnenswert finde ich auch die Bücher.
Ich denke jeder kennt Fälle aus seiner Verwandtschaft wo sich dieses Dilemma abspielt.
Es ist eben nicht immer alles Friede ,Freude, Eierkuchen - auch, wenn das hier im Forum immer so rübergebracht wird.
Vor Kurzem hat Simi traurigerweise ihr Kind verloren in der frühen Schwangerschaft und war froh , es ihrer anderen Tochter nicht gesagt zu haben.
Desdrum mein Posting, was nur eine Kopie einer Diplomarbeit darstellt und Hinweise geben soll, solche Thematik mit Kleinkindern/Kindern zu bewältigen.
Gruß Armin

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sassi
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Beitragvon sassi » 16.11.2005 16:02

hallo maus)

ich kann deine reaktion nicht ganz verstehen.
ich dachte zwar bei armins posting "das brauch ich nicht, weil ich selber weiss, wie ich es meinem kind sage", aber es gibt genug leute, die in dieser situation hilfe brauchen.
genau die frage "wie sag ich es meinem kind" war nämlihc auch hier schon ein paar mal thema.

ausserdem finde ich sehr wohl, dass man kindern im zusammenhang mit MH sehr wohl auch den tot erklären muss. MH ist krebs! und krebs kann tötlich sein! das ist nun mal eine tatsache.

ich hab meinem kind (damals 3jahre) erklärt, dass ich eine ganz schlimme krankheit habe, aber wieder gesund werde. dass ich allerdings viel ins krankenhaus muss , dass es mir oft schlecht gehen wird etc.

ältere kinder denken, wie alle erwaxene auch, sicher bei dem wort krebs auch an tot. da ist es dann sicher wichtig, dass man eben darüber auch mit ihnen redet.
mein sohn ist jetzt 9 und weiss, dass ich krebs hatte. er weiss inzwishen aber auch, dass krebs tötlich ist und es menschen gibt die daran sterben. wenn man nicht komplett isoliert lebt, dann bleibt es nicht aus, dass kinder das mitkriegen. deswegen musste und muss ich auch im nachhinein noch öfter mit ihm darüber sprechen.

sassi
Diagn.7/99:MH 4b,BEACOPP,.Bestrahlung, 2010-Brustkrebs

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SASSIS HP

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Tiffy
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Beitragvon Tiffy » 16.11.2005 17:45

Hi,

die folgende Information möchte ich hier einstellen, besonders unter dem Aspekt, dass MH sehr gut heilbar ist.

Trotzdem gehört Sterben auch zu dieser Erkrankung. Es gibt immer noch eine - wenn auch sehr geringe - Prozentzahl von Menschen, die MH nicht überleben. Im Allgemeinen möchten sich viele Menschen nicht mit dem Tod auseinandersetzen. Ich habe es notgedrungen gemacht, weil meine Anfangsdiagnose vor MH wesentlich hoffnungsloser aussah. Umso erleichterter war ich, als dann "nur" MH festgestellt wurde, wenn auch im Stadium 4B. Von da an war es für mich alles ertragbar.

Im Allgemeinen ist es heute wirklich so, dass an einem erkannten Morbus Hodgkin keiner mehr sterben muss, selbst wenn er /sie früher oder später noch ein Rezidiv bekommen sollte. Aber wir sollten uns immer vor Augen halten, dass die Behandlung mit Giften erfolgt, die einen Teil der körperlichen Zellen abtöten. Daher kann es immer zu toxischen Reaktionen im Körper kommen. Weiterhin gibt es ganz banale Komplikationen, die bei jeder anderen Erkrankung ebenfalls auftreten können. In Weimar ist vor kurzem eine Krankenschwester mit MH Stadium 2 an einer Embolie gestorben. Eigentlich wollte ich das nicht hier rein schreiben, weil sie ja nicht an MH gestorben ist. Aber ich denke, dass es genau diese Thematik trifft.

Alles Gute

Robert/roro
Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.

Victor Hugo

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broncolor
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Beitragvon broncolor » 16.11.2005 17:59

Da kann ich Sassi nur Recht geben.
Bei uns war am Anfang der Erkrankung es so, das noch niemand genau wußte was das ist und ob es vielleicht schon zuspät ist.
Zum Glück war es das nicht, aber die Angst bleibt.

Es gab Annahmen zu MH oder NHL oder gar Lungen Krebs da sich sehr viel Wasser in der Lunge gesammelt hat auch gab es Komplikationen mit dem Herz.
Als dann die Chemo losging war ich, ( der Mann ) allein zu Haus mit unseren Töchtern damals 5 und 11 und habe Ihnen jeden Tag ein kleines bisschen mehr erzählt, angefangen von einem schlimmen Infekt über Medikamente die sogar die Haare ausfallen lassen ( Reaktion : ich will aber keine Glatzenmama ) und warum Sie die Mama nicht besuchen dürfen.
Und dann der Hammer eine enge Freundin fragt unsere große ob Sie weiß was Chemo ist und sich schon mal mit dem Tod auseinandergesetzt hat. Auch ich wurde ständig gefragt ob ich mich schon mit dem schlimmsten auseinandergesetzt habe....
Da war ich fertig Ich selber habe dieses Thema abgelehnt weil ich dieses Thema nicht an mich rangelassen habe, für mich war klar das ÜBERLEBT meine Frau.
Also wollte ich das ganze und die Gefahren meinen Kindern ganz langsam beibringen und mit diesem Thema war ja sogar ich überfordert, vor dem 10.05.05 wußte ich wie man Chemo schreibt jetzt weiß ich mehr darüber. ( Manchmal mehr als mir lieb ist ).

Jetzt ist das Wort Krebs ein ganz normales im Haus alle Tests werden in der Familie besprochen und wir alle freuen uns gemeinsam über jede Verbesserung.
Das es Leute gibt die daran sterben ist auch jedem bewußt aber wir thematiesieren es nicht.
So das nochmal als Vater von 2 Kindern der mit der plötzlichen Situation eventuell seine Frau zu verlieren und mit 2 Kindern allein dazustehen definitiv überfordert war und es dann auf seine, abgesprochen mit der Frau, Weise angepackt hat und den kindern erklärt hat ( einige Sachen verstehen ja nichtmal Erwachsene bzw. können sich nicht einfühlen ).

Hoffe ich habe mich verständlich ausgedrückt ( dieses Thema regt mich halt auf und wühlt vieles wieder hoch ), daher auch keine Smilies.
Heilung alles andere ist nicht ganz so wichtig, und kann warten. Denn die Krankheit wartet auch nicht.

Krümel
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Beitragvon Krümel » 16.11.2005 18:03

Hallo

ich finde es vollkommen in ordnung was armin geschrieben hat. sterben gehört nunmal leider gottes dazu, und viele erwaxene wissen nun auch nicht immer wie man es dem kind sagen soll, weil es einer ernste thematik ist, mit der sich nun auch nicht jeder auseinander setzen möchte. aber früher oder später müssen wir es. Krebs ist nun mal eine krankheit die durchaus tödlich sein kann. wir haben zwar das glück bei MH eine hohe heilungrate zu haben aber denoch, wie schon von einigen erwähnt, kann immr mal etwas dazwischen kommen während der therapie. denn wie robert schrieb wir werden mit gift vollgepumpt, die nun nicht ganz ohne sind.
ich habe mich auch nie wirklich mit dem tot auseinander gesetzt. klar zwangsläufig wenn jmd gestorben ist. aber ich hab selber vor über nem halben jahr den tot sprichwörtlich bildlich vor augen gehabt. habe ein paar tage im Koma gelegen durch eine blutvergiftung. diese wäre vlt nicht aufgetreten, wenn die chemo nicht gewesen wäre! aber ich hab nochmal glück gehabt
Notgedrungen hab ich mich damit auseinander gesetzt, und ich muss sagen ich hab keine anxt mehr vor dem was kommt. ein sehr guter Freund von mir hat n pflegebruder und der ist erst 8 jahre alt, und der kleine bengel kennt mich schon jahre und fragt auch immer wie es mir geht. basti oder seine mutter je nach dem hätten auch vor dem problem gestanden wie sage ich es dm kind das ein mensch nicht mehr da ist den man ganz gerne hat!
wahrscheinlich ist einiges von dem was ich hier schreib Off topic, aber es mir grade egal!
Ich habe selber keine kinder, dafür bin ich mit 21 noch zu jung, aber ich finde es interessant, in welchen alter die kinder den tot realisieren und begreifen usf. und maus, ich fand das ein wenig sch**** auf gut deutsch, du bist ja nicht gezwungen dir das durchzulesen, aber viel eltern stehen mit sicherheit vor der frage wie sage ich es dem kind. es ist ja nicht nur Krebs bezogen sondern allg gehalten. und anscheind wissen viele nicht genau wie sie es sagen sonst wären nicht diverse fragen dazu gestellt worden. ich habe mich vlt im ton vergriffen aber nun gut. ich hoffe maus du fühlst dich nicht durch meine wortwahl angegriffen!


Carina

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Beitragvon Sigi13 » 16.11.2005 19:00

http://www.kinder-krebskranker-eltern.de/
Ich denke das jeder sein Kind gut genug kennt um zu wissen wie weit man was sagt, aber das Thema Tod kann man nicht einfach unter den Tisch fallen lassen,weil es einfach dazu gehört.
Grüße SIGI

Diagnose März 2005
MH Stadium 2b 8*BEACOPP esk.
Rezidiv Feb 2007
nach autologer SZT keine Remission Pet im Nov.2007 zeigt noch aktivität an Stahlentherapie Jan.08
18.03.08 laut Onko nur Narbengewebe
24.10.08 2 Rezidiv ich hab die Schnauze voll...
immer wieder neue Chemos zur Erhaltung
Juli 10 geplante allogene SZT-> verschoben Jan. 10

verstorben am 14.2.11...nie vergessen

Nichts in der Welt versteht sich so gut wie zwei Träger gleicher Schmerzen.
(Honoré de Balzac)

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Holger
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Beitragvon Holger » 16.11.2005 20:15

Ich finde auch, daß auch negative Aspekte der Krankheit ins Forum gehören! Wichtig finde ich nur, daß hier die positive Grundstimmung erhalten bleibt, die meiner Ansicht nach das Forum so wertvoll macht.

Armins Beitrag finde ich interessant, auch wenn ich keine Kinder habe, denen ich das erklären müßte. Ich persönlich bringe MH und Tod auch kaum in Zusammenhang, aber es ist leider Tatsache, daß es in einigen Fällen mit der Heilung auch mal nicht klappen kann. Es ist gut, daran gelegentlich mal zu erinnern und sich damit zu beschäftigen...
25.08.05: Diagnose MH, Mischtyp, Stadium IVa (Milz- und KM-Befall)
Therapie: 8 x BEACOPP eskaliert, recht gut vertragen
Nachwirkungen: z.T. Gelenkschmerzen u.ä.
11.04.2006: Laut PET-CT alles wieder weg!
...
2009: nächste Kontrolle im Dezember
--> Vorstellung<--

paulanni

Beitragvon paulanni » 16.11.2005 20:54

Hallo,
auch ich stehe noch vor dem Problem, meinem fast 5jährigen Sohn meine Krankheit beizubringen.
Wenn er mich zur Zeit sieht, bin ich für ihn eine gesunde Mama.
Aber wenn ich demnächst die Chemo beginne, wird sich vieles ändern und ich finde, daß er dann wissen muß, was los ist.
Wir werden ihm auch das Thema Tod nahebringen, es kann ja nicht nur mir was passieren. und der Tod gehört nun mal zum Leben dazu.
Wir möchten ihm keine Angst machen, zumal die Heilungschancen sehr hoch sind.
Aber vielleicht ist er verständiger, wenns mir mal nicht so gut geht.

viele Grüße
Sandra

DirkGrammel

Beitragvon DirkGrammel » 16.11.2005 22:21

Hallo zusammen,
auch ich muß mich hier mal wieder melden.
Ich kann die Reaktion von Maus auch nicht verstehen.
Ich war schon vor meiner Krebserkrankung der Meinung, das in unserer heutigen "Spaßgesellschaft" das ernste Thema Tod viel zu kurz kommt. Eltern meinen immer sie müßten dies von Kindern fernhalten und es müßte immer nur was zum Lachen auf den Tisch kommen.

Ich habe mit meinen beiden Töchtern schon oft über dieses Thema gesprochen und wenn etwas im Fernsehen über dieses Thema kommt wird bei uns auch nicht erschrocken weitergeschaltet.

Meine Töchter sind 8 und 9 und sehr lebensfroh und vielleicht auch etwas reifer durch das Bewußtsein, das unser Leben vergänglich ist und jederzeit (ja, jederzeit) plötzlich zu Ende sein kann.

Ich habe gelernt durch die Krebserkrankung meiner Frau und meiner Person (man erinnere sich daran, das wird beide zeitgleich Krebs bekommen haben) zwar mehr die Vergänglichkeit meines Lebens zu erkennen, habe deswegen nun aber keinen Dralles mit meinen Töchtern über den Tod zu sprechen. Die beiden wissen schon, das Mama und Papa deswegen nicht bald sterben werden nur weil man mal mit ihnen darüber redet.

Also, mit dem Thema muß in unserer Gesellschaft offener umgegangen werden.

Liebe Grüße
Dirk

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Michi
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Beitragvon Michi » 16.11.2005 23:01

Hallo zusammen,

ich finde den Beitrag von Armin sehr gut und passend und kann mich da nur Sassi anschliessen.
Ich habe selber ja 2 Kinder mit 2 und 5 Jahren und vom ersten Tag der Diagnose an an war Offenheit und Ehrlichkeit ganz wichtig. Meine Kinder haben das sowieso sofort gespürt, daß mit mir was schlimmes passsiert ist, auch ohne das intellektuell zu verstehen. Doch mit Stefan (5) habe ich das, so nach und nach auch wie er es erfragt hat, besprochen. Dabei war es mir wichtig auch bewußt das Wort Krebs zu verwenden (weil die Erwachsenen, deren Gespräche er mithört, es auch tun und dabei auch vlt. vom Tod reden - da will ich es lieber selbst sagen) und auch zu sagen, daß man an Krebs sterben kann. Diese Ehrlichkeit hat sich bezahlt gemacht - wir hatten und haben da in der Familie einen lockeren, aber ehrlichen Umgang mit dem Thema Tod.

Für mich persönlich war MH der Anlaß, daß ich mich sehr intensiv mit meiner eigenen Vergänglichkeit, meiner Endlichkeit und dem was danach kommt, auseinandergesetzt habe. Daß dieser Prozeß teilw. schmerzhaft war, ist normal. Doch ich ging daraus innerlich gestärkt hervor und habe jetzt keine Angst mehr vor dem Tod.

Eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und die positive Grundstimmung hier im Forum sind für mich nicht die Bohne ein Widerspruch.

@Maus: will dir keine Angst machen, doch Du kannst Dir mal die 3. Zwischenauswertung der HD12 anschauen anschauen, wenn Du das ertragen kannst. Dort kannst Du detailliert nachlesen, wie hoch die Todesrate war (ich schreibe es hier jetzt ganz bewußt nicht - es soll jedeR selbst entscheiden, ob er/sie es wissen will.). Ich habe das vor der Therapie gemacht und meine Konsequenzen daraus gezogen.

Gruß, Michi
Diagnose Mai 2005: MH Stadium IIa, kein RF; Therapie mit 2xABVD + 30 Gy Bestrahlung. 26.9.05: FERTIG!!!!!
seither alle Nachsorgen: OK!

Elisabeth
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Beitragvon Elisabeth » 17.11.2005 10:36

Also ich denke auch, dass der Tod und die Auseinandersetzung damit kein Tabu in diesem Forum sein darf. Das hat nichts damit zu tun, dass man damit vielleicht eine negative Grundstimmung säen würde.

Ich finde es sehr wichtig, trotz guter Heilungschancen, genügend Respekt vor der Krankheit zu behalten. Und es ist einfach eine Tatsache, dass eben nicht alle geheilt werden, und dass die Behandlungen die wir bekommen, auch wieder Auslöser für Krebserkrankungen sind, die uns vielleicht irgendwann einholen werden.

Zeitweise kann es sicher hilfreich sein, solche Dinge zu verdrängen, und das ist dann auch in Ordnung. Aber der ein oder andere von uns wird wahrscheinlich doch an den Punkt kommen, wo es ernster wird. Und ich würde mich freuen, wenn ich auch dann noch im Forum willkommen wäre.

Und irgendwann schafft es vielleicht jeder, dass er vor nix mehr Angst hat. Ich würde es jedenfalls gut finden, wenn man auch mit dem Tod in diesem Forum unbefangen umgehen könnte.

Aber jetzt leben wir erst noch mal! :P

Elisabeth
1993 MH 2A (7. Schwangerschaftsmonat), Bestrahlung (50gy) und Splenektomie
11/2003 Rezidiv 2A, 3X ABVD, HD Cyclophosphamid, vorsorgliche Stammzellsammlung, 2X BEACOPP, Bestrahlung
12/2004-2005 mehrmals Verdacht auf Frührezidiv nach PET
08/2015 alles ok
http://forum.hodgkin-info.de/viewtopic.php?t=778

Maus)

Beitragvon Maus) » 17.11.2005 13:46

Hi Leute

Ich find es voll i.O. in diesen Forum über den Tod zu sprechen. Ich hab lediglich gemeint das ich es jetzt verfrüht finde mit den Kinder über den Tod zu sprechen. Wo ich doch erst am Anfang der Therapie stehe. Ich bin der Meinung das hat noch Zeit. Kann ja auch jeder seine eigene Meinung zu haben. na dann nehmt es mal nicht persönlich.

Elisabeth
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Beitragvon Elisabeth » 17.11.2005 15:18

Hallo,

vielleicht hatte ich das auch etwas falsch aufgefasst. Es ist halt so, dass in der Umwelt von den Leuten, die bisher nichts damit zu tun hatten, das Wort Krebs leicht zum Synonym für Tod wird. Und die Kinder können das natürlich mitbekommen.
Daher finde ich es wichtig, den Kindern vielleicht schon zu sagen, dass es eine gefährliche Krankheit ist, wenn man nix macht, aber, dass es Medizin gibt, die gut helfen kann. Und dann hängt es wieder vom Alter des Kindes ab, wie und was man sagt......siehe ganz oben zu dem, was Armin geschrieben hat.
1993 MH 2A (7. Schwangerschaftsmonat), Bestrahlung (50gy) und Splenektomie

11/2003 Rezidiv 2A, 3X ABVD, HD Cyclophosphamid, vorsorgliche Stammzellsammlung, 2X BEACOPP, Bestrahlung

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