Ex-Hodgie-Tief: Wie kann ich helfen?

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Kirlew
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Ex-Hodgie-Tief: Wie kann ich helfen?

Beitragvon Kirlew » 14.12.2005 11:37

Hallo ihr Lieben,

erstmal sorry das ich mich im Moment so wenig zu Wort melde - bin aber immer da und lese ganz viel... und ich werde ja würdig vertreten :D
Allerdings muss ich mich heute mal mit einem Problem an euch (bzw an die Ex-Hodgies unter euch) wenden, vllt könnt ihr ja helfen?

Die Therapie von meinem Freund ist ja nun schon ein Jahr vorbei und Cemo etc lief alles super, die Nachsorgen bisher auch. Die ganze Zeit hat er auch immer alles recht locker genommen, aber nun fällt er glaube ich gerade in das Ex-Hodgie-Tief von dem ich nun schon einiges gelesen hab.
Wie äußert sich das? Nun er ist ja gerade (bzw etwas länger, hat noch Urlaub gemacht) mit seiner Diplomarbeit fertig, muss jetzt also nen Job suchen. Meint aber er ist total antriebslos und außerdem fragt er sich warum er sein Leben mit Arbeiten verbringen soll, dass wär doch total sinnlos. Er fühlt sich alleine, egal mit wievielen Leuten er zusammen ist. Weiß nicht was er tun soll, hat kein Ziel oder ähnliches wo er drauf hin arbeitet. Nun sagte er heute zu mir "ich hasse mein Leben", auf die Frage "warum?" konnte er aber keine Antwort geben. Nun, ich glaube nicht das man die Aussage zu wörtlich nehmen sollte, aber solche Worte sagt man ja nun auch nicht einfach so. Er rennt seit einiger Zeit (kann nicht genau sagen seit wann, ging schleichend) mit total bedröppeltem Gesicht durch die Gegend, findet alles doof und weiß nicht warum.
Ich kann das jetzt vllt nicht so gut beschreiben, stecke ja auch nciht drin, aber vllt kennt ja der ein oder andere Ex-Hodgie diese Gefühle? Kann man das als Nachtherapie-Tief begreifen?

Meine Frage währe jetzt vor allem: Was kann ich tun? Wie kann ich helfen? Klar bin ich da (auch wenn ich selber arbeiten muss :( ), höre zu (nun hat er ja auch endlich gesagt was los ist) und nehme ihn ganz viel in Arm. Aber das reicht doch nicht? Ich fühl mich so hilflos, da ich an der Ursache des Problems vermutlich gar nix tun kann? Da ich mit logischen Argumenten vermutlich auch nix erreiche? Hab auch schon vorgeschlagen in den Weihnachtsferien weg zu fahren, da kam nur ein "warum denn? was soll ich denn wo anders" :(
Zum Glück hat er jetzt einen Termin bei ner Psychologin gemacht, vllt hilft das auch weiter...
Aber vllt kann mir ja der ein oder andere sagen, was ihm geholfen hat. Ob ich was tun kann...

Liebe Grüße
Kirsten
Angaben zu meinem Freund:
Krankenhaus: 5.Juli 04 -> Diagnose: MH IIb (18,4 cm hinterm Brustbein) -> Therapie (nach HD15): 6x BEACOPP esk. beendet -> PET am 29.11. -> Ergebnis: kein aktives Gewebe -> 3.Nachsorge am 09.01. -> alles sieht gut aus :-)

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Tiffy
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Beitragvon Tiffy » 14.12.2005 11:49

Hi Kirsten,

bis jetzt bin ich zum Glück von diesem "Phänomen" verschont geblieben. Wir hatten ja fast zur gleichen Zeit die Chemo. Aber eine gewisse Null-Bock-Stimmung bzw. "muss heute nicht mehr sein, mach ich morgen oder später" habe ich auch von Zeit zu Zeit. Das solltest du nicht überbewerten. Bei deinem Freund scheint es aber tiefer zu gehen. Daher finde ich gut, dass er sich für externe Hilfe durch eine Psychologin entschieden hat. Jemand von außen sieht unvoreingenommen auf die Dinge und daher vielleicht auch ganz einfache Wege zur Lösung oder Entspannung der Situation. Ich denke das bringt ganz viel. Am vergangenen Montag hatte ich Nachtreffen zu unserem Gesundheitstraining (eine Art ambulante Reha). Da waren auch 2 Frauen beim PsychologenIn. Die waren richtig erleichtert, diesen Schritt gegangen zu sein.

Die Idee mit dem Urlaub finde ich sehr gut. Bleib dran und überzeuge deinen Freund. Vielleicht fährt er ja mit, wenn ihr das als Gruppe macht?

Liebe Grüße

Robert
Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.

Victor Hugo

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sassi
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Beitragvon sassi » 14.12.2005 12:35

hallo kirsten

diese "symptome" hatte ich in dieser form eigentlich auch nie.
ausser dieses jahr, durch die unterfunktion der schilddrüse.
deswegen sollte dein freund auf jeden fall mal die SD-werte überprüfen lassen.
die hat bei mir genauso diese stimmung hervorgerufen, wie du sie beschreibst.
totale antriebslosigkeit. und von "alles ist sinnlos" bis hin zu "ich will sterben".

durch hodgkin selbst hatte ich eigentlich nur (hab ich immer noch) , so ein gefühl "anders" zu sein. mit gewissen sachen, mit denen sich die normalbevölkerung rumschlägt kann ich einfach nichts anfangen. da fühl ich mich manchmal daneben,weil mich einfach nicht interessiert, über was sich viele unterhalten. dann sitz ich gelangweilt da und hör eben zu.
mein kollege zum beispile jammert mich jeden tag voll, wegen geldsachen, weil er so weit zur arbeit hat etc.etc.etc. das nervt mich manchmal gewaltig,weil ich solche "sorgen" nicht nachvollziehen kann.

vielleicht kommt dein freund gerade drauf, dass er "anders" ist. ich kann mir auch gut vorstellen, dass er sozusagen in ein tiefes loch gefallen ist, weil er vorübergehend kein ziel mehr hat.
er hat sich ja anscheinend sehr in seine arbeit gestürzt und hat dadurch vielleicht auch viel verdrängt, dass jetzt hochkommt, weil er keine ablenkung mehr hat.

ich bin ja auch dafür zu sagen, dass man auch negative gefühle zulassen und ausleben muss. der eine odere andre tag darf doch auch mal dazu da sein, um sich fallen lassen zu können.
und dann sollte man sich wieder ein bissi aufraffen und was schönes machen. dazu solltest du deinen freund dann vielleicht echt überreden und ihn richtig an der hand nehmen und sagen, so , das machen wir jetzt. das tut ihm dann sicher auch ganz gut, auch wenn er erst keine lust drauf hat.

ich persönlich halte von psychologen ja nicht sehr viel, aber es gibt auch viele die meinen, dass ihnen geholfen wurde. sei es auch nur, dass man sich endlich mal alles von der seele reden konnte.
ich hoffe also, dass das deinem freund hilft.

liebe grüsse
sassi
Diagn.7/99:MH 4b,BEACOPP,.Bestrahlung, 2010-Brustkrebs

http://forum.hodgkin-info.de/viewtopic.php?p=9147#9147

SASSIS HP

arminio

Beitragvon arminio » 14.12.2005 14:27

Hallo Kirsten,

ich hatte das bisher ja auch nicht.
Den Vorrednern schliesse ich mich an.

Ich denke, du solltest mit aller Macht versuchen, deinen Freund zu einem schönen Urlaub im Warmen zu überreden - das weckt die müden Lebensgeister, zumal ja dafür anfällige gerade in dieser dunklen Jahreszeit depressiv werden.

Also ab in die Sonne , ist mein bester Rat.

LG Armin 8)

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broncolor
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Beitragvon broncolor » 14.12.2005 15:12

Oh man, das kommt mir sehr bekannt vor nur nicht nach so einer langen Zeit, ( so weit sind wir noch nicht ). Aber als Erklärung habe ich mir als Angehöriger immer vor Augen gehalten Therapie, Nachsorge etc. alles wird geplant und dann...... was dann.
Alle sagen Du siehst ja gut aus und man wie schön Du bist, aber meine Frau fühlt sich nicht gesund im Gegenteil. Sie sagt: Ich bin nach wie vor krank auch etwas gefühlskrank / Sie beschreibt das mit Gefühlskalt, habe halt immer noch Nachwirkungen der Chemo ( Sensibilitätsstörungen, Schmerzen und auch genau diese Antriebslosigkeit ). Während der therapie wurde immer für Sie alles getan ein RundumSorglosPaket geschnürt und danach kümmerte sich niemand mehr um Sie, alle waren wieder bei der nächsten Krankheit ( Sie war ja gesund ) der Job lief nicht weiter viele der Sorgen von vor der Krankheit sind gleichgeblieben oder gar vergrößert. Nach Ihrer Kur, wo Sie auf noch krankere traf aber auch auf Menschen die krank waren und sich mit Ihrem Leben arrangiert haben ging es Ihr wesentlich besser Sie versprühte wieder ein bisschen Lebensfreude, was sich auf Ihr gesamtes Umfeld und damit auch auf mich positiv bemerkbar gemacht hat. Doch nun wo der Alltag zurück ist ....
Trotzdem denke ich nun ist es auch an der Zeit wo der Patient ( die geliebte Person ) sich und damit Ihr Leben selbst steuern muss denn Du kannst nicht immer hinter oder gar vor Ihm stehen und alles für Ihn organisieren nein er muss auch selbst arbeiten Arbeiten daran das sein Leben welches vorher Sinnvoll war wieder Sinnvoll wird und es sich lohnt lohnt auch um Deinetwegen... ( bei uns auch der Kinder wegen ). Ansonsten gehst auch Du daran kaputt weil ein Leben nur an den anderen zu denken ist zwar ehrenvoll was aber wenn Dir was passiert. Drehe das doch um sage Du willst weg weil Du Dich mit Ihm erholen willst Er soll nur sagen wohin aber möglichst bald. ( Beide machen eine Entscheidung )
Oh mann das war jetzt ein ganz schön langer Thread hoffe Du hast Ihn bis zu ende gelesen und das nicht falsch verstanden aber Erholung ist gut aber für Euch beide höre mal in Dich rein und frage Deinen Körper was der sagt. Auch ich fühle mich nach der Kur meiner Frau sehr Kurreif. Würde Dir gerne noch mehr dazu erzählen wird aber zu lang wenn Du mehr dazu hören willst schreibe mir doch bitte eine PN dann rufe ich Dich kurz ( lang ) zurück. Gruß und hoffentlich findet Ihr beide einen Weg aus diesem Tal heraus Ich wünsche es Euch da Du Deinen Freund bis jetzt wirklich toll unterstützt hast ( warst und bist eins der Vorbilder für mich aus diesem Forum ).
Heilung alles andere ist nicht ganz so wichtig, und kann warten. Denn die Krankheit wartet auch nicht.

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Matthias
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Beitragvon Matthias » 14.12.2005 21:42

hi kirsten,

ich hatte bisher dieses loch nach der therapie auch noch nicht so wirklich, ich kann aber deinen freund sehr gut verstehen. ich hatte das während therapie zum ende hin. mein körper war einfach nur alle und schlapp und irgendwie tat mir alles weh. ich hatte auf nix mehr lust und sah in nix mehr einen sinn. das ging aber ziemlich schnell wieder vorbei.

was mir sehr geholfen hat: ich bin mit meinen kindern recht schnell nach der therapie ins mickeymouse-paradies nach paris gefahren. wir hatten einen riesen spass und die 4 tage waren gerade mal wie vier wochen urlaub. ich denke auch (wie die anderen schon sagten), dass euch ein schöner urlaub sehr gut tun würde. stell deinen liebsten ruhig vor vollendete tatsachen. er darf sich zwar den urlaubsort/land aussuchen, aber die frage nach dem ob, solltest du ihm einfach abnehmen. er wird es dir danken....... und du wirst dich auch erholen dabei.

lg matze
07/1985 - Stadium PS IIa - 40 Gy, danach 6 Zyklen COPP
07/1993 - Rezidiv Stadium IIIb - 4 Zyklen COPP-ABV-IMEP
16 Jahre in Remission
05/2009 Hinterwandinfarkt
12/2009 schwere Mitralklappen- und Trikuspidalklappenrekonstruktion
03/2010 Neuerkrankung hochmalignes NHL, schnellwachsend, aber gut auf die Therapie ansprechend. Geplant 4 Zyklen DEXA-BEAM, gerade mitten im dritten Zyklus.

carpe diem

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Sabi
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Beitragvon Sabi » 14.12.2005 22:25

Hallo Kirsten!

Ich finde es sehr schön und auch sehr stark von dir das du dich so um deinen Freund kümmerst aber mehr als mit ihm über seine Gedanken und Sorgen zu reden und ihn in den Arm nehmen kannst du eigentlich nicht machen. In der Hinsicht muss dein Freund selber versuchen sich irgendwie aus seinem Tief zu ziehen. Vielleicht erzähle ich dir eine kleine Geschichte von mir selbst:
Ich bin jetzt seit etwas mehr als ein halbes Jahr mit meiner Chemo fertig und natürlich gibt es auch Momente wo ich schon ganz schön depressiv bin, oder besser gesagt irgendwie irritiert und genervt von allem. Ich fühle mich dann einfach absolut unwohl mit mir selber und gehe mir und meinen Mitmenschen damit auf den Zeiger. Einmal, war ich mit meiner besten Freundin am reden und klagte ihr mein Leid und tat mir absolut selber leid. Sie meinte dann, dass die ganze Zeit wo ich in Therapie war ich mich ja die ganze Zeit fast ausschließlich mit der Krankheit beschäftigt habe und nun wo alles vorbei ist, ich mich wieder auf ein neues Ziel konzentrieren muss. Damit hatte sie absolut recht! Ich hab zwar wieder angefangen zu studieren, trotzdem war und ist auch noch (aber ich bin dran am arbeiten) ein Großteil meiner Gedanken mit der Krankheit beschäftigt. Aber das bringt ja absolut nichts! Hab auch so Gedanken gehabt, was soll ich studieren wenn ich ja eh wieder krank werde. Aber ich bin momentan dabei es zu ändern, denn sich jetzt die ganze Zeit damit zu beschäftigen was wäre wenn.. bedeutet Stillstand weil dann die Krankheit (die ja aber nicht mehr da ist) dein Leben diktiert und man sich so runterziehen lässt dass man im Endeffekt garnichts mehr hinbekommt.
Aber es ist gut das dein Freund zur Psychologin geht, denn ich denke da kann man ihm halt wirklich professionell helfen und es zeigt ja schlußendlich auch das dein Freund was an seiner momentanen seelischen Verfassung ändern muss und auch will.

Viele Grüße

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Boa
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Beitragvon Boa » 14.12.2005 23:39

Hallo Kirsten!

Ich kann zur Zeit sehr gut mit deinem Freund mitfühlen. Ich bin zwar erst in 2 Wochen ganz mit der Bestrahlung fertig, aber in den letzten Wochen konnte ich mich zu NIX aufraffen. Obwohl ich körperlich wirklich gut drauf bin. Alles ist mir zu anstrengend und zu aufwendig. Ich könnte meine Zeit auch gut nützen um ein paar Seminararbeiten fertig zu schreiben, aber ich denke mir dann auch: Wozu denn überhaupt?! Was kann ich damit überhaupt bewirken? Gar nichts...Auch wenn ich mit meinen Freunden weggehe fühle ich mich manchmal wie eine Außenstehende, die Themen die besprochen werden finde ich absolut banal. Aber je öfter ich mit ihnen unterwegs bin, desto besser geht es mir danach immer, einfach deswegen, weil sich nicht immer nur um das Eine dreht, die Krankheit eben. Durch sie sehe ich auch wieder die alltäglichen Dinge des Lebens und fange auch wieder an sie zu schätzen, und nicht mehr alles in Frage zu stellen.
Das tut echt gut!

lg boa 8)
April 2005_MH 2B-8xBeacopp, 17 Bestrahlungen. 1.+2.+3.+4.+5.+6. NU(Juni 08) - TUTTO PERFETTO

"If life gives you lemmons, ask for Tequila and salt."

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Judith
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Beitragvon Judith » 15.12.2005 07:38

Hallo Kirsten,

nachdem ich erst mal alles durchgelesen habe, was bisher geschrieben wurde, bin ich der Meinung, dass das Problem bei Deinem Freund mehr seelischer Natur ist. Körperlich geht's einem 1 Jahr nach der Chemo normalerweise - bis auf ein paar Wehwehchen vielleicht - nicht mehr so mies.

Ich glaube, dass er sich jetzt, mit dem Studium fertig aber noch ohne Job, irgendwie "im luftleeren Raum" fühlt. Er hat unterschwellig sicherlich auch Zukunftsängste, weil er eben auf Jobsuche ist, und das verunsichert ihn. In einer solchen Situation kommt alles Mögliche hoch, auch Selbstzweifel.
Was er dringend bräuchte, sind ERFOLGSERLEBNISSE :!:
Urlaub ist nicht schlecht, lenkt ab, aber danach landet er wieder dort, wo er vorher war.

Wenn er einen Job findet, hat er wieder eine Perspektive, eine Aufgabe - die ihm womöglich auch noch Spaß macht - und sieht die Welt gleich mit anderen Augen.
Du kannst ihn höchstens darin unterstützen - es ist sicher nicht leicht, sehr behutsam, dass er sich nicht "gedrängt" fühlt - möglichst bald einen passenden Job zu finden.

Zu Psychologen habe ich die gleiche Einstellung wie Sassi, "jedem das Seine", mein Weg wär's nicht. Aber wenn's ihm hilft.... :? .....

LG, Judith
MH IIIA, nod.skler., HD15-Studie: 8xBEACOPP-14 von 5-9/04; 10/05 alte Stellen wieder aktiv, 22 Bestrahlungen 2/06, dann alles OK; seit 1992 kutanes T-Zell-Lymphom; 4/06 LK an neuer Stelle, 7-10/06 HD mit autologer Stammzelltransplantation SO FING'S AN und SO GING'S WEITER

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Purmaus
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Beitragvon Purmaus » 15.12.2005 08:42

Hallo Kirsten,

dass dein Freund jetzt in ein Loch gefallen ist, tut mir sehr leid. Bei mir war das ein Jahr nach Diagnosestellung, aber es äußerte sich nicht so drastisch wie bei deinem Freund. Bis jetzt hatte er ja auch immer eine Aufgabe, ein Ziel vor Augen. Mit seiner Diplomarbeit ist er ja nun am Ziel und muß auf Arbeitssuche gehen. Dadurch dass er noch keinen Job hat, hat er somit auch erstmal kein Ziel vor Augen.

Aber weil er so lebensunfroh ist, keine Lust zum Leben hat und sich fragt, was das alles noch soll und sogar sein Leben haßt, tippe ich zu 100 % auf Depris. Ich hatte voriges Jahr Depris, wie gesagt, nicht so ausgeprägt wie bei deinem Freund. Bei mir blieb es bei der Heulerei. Meine Familie konnte mich immer wieder zu irgendwelchen Aktionen motivieren, was bei deinem Freund ja nicht mehr klappt.

Nach 2 Monaten bin ich dann zur Psychologin gegangen. Das lief so ab:

Ich :"ich weiß auch nicht was los ist, bin nur noch am heulen."
Sie: " ah ich weiß schon von Ihrer Mutti, sie hatten ja Krebs. Ich gebe Ihnen erst mal Tabeltten, damit sich Ihre Probleme klären und in 4 Wochen kommen Sie wieder."

Hä???? Was war das denn?? Die Tabletten liegen immernoch jungfräulich in meinem Medikamentenschrank. Ich habe nicht eine einzige genommen. Als ich dann im März von der Kur kam, war ich auch wieder von alleine "helle" geworden. Es soll aber Menschen geben, bei denen sich die Depris ohne Hilfe nicht klären. Und bevor sich dein Freund in Selbstmordgedanken verhäddert, würde ich ihn auf alle Fälle zum Psychologen schicken. So ein Gespräch kann nie schaden. Was dann am Ende da raus kommt, ist ja die zweite Frage.

Hm, was soll ich dir raten: du bist ja unter der Woche auch nicht mit ihm zusammen. Aber wenn du da bist: schleppe ihn raus, geh mit ihm spazieren. Unternimm so viele Sachen wie möglich mit ihm. Gib ihm irgendwelche Sachen zu tun, die er dann bis zum nächsetn Wochenende fertig haben muß. In Gespräche verwickeln, warum er jetzt so down ist, das bringt glaube ich nicht viel, weil er das selber ja nicht weiß. Mein Freund fragte auch immer: "aber warum weinst du denn so viel?" DAS wußte ich auch nicht.

Alles Gute, Petra
MH II a,RF Bulk mediastina Diagnose 11/03
2 BEACOPP esk.+ 2 ABVD 12/03 - 03/04
Bestrahlung 04-05/04
Rest-LK: 3x5,7x5 cm
CT 04.07.2006: Restgewebe nur noch im Durchmesser 2,3 cm übrig *freu*
CT 10/2008 Restgewebe \\\\\"verkalkt\\\\\"

06/2014: Zungengrundkarzinom als Bestrahlungsfolge
Ich lebe seit 08.07.2014 ohne Zunge, ohne Kehlkopf.
kann nicht sprechen, nicht essen, ernähre mich künstlich.

ICH LIEBE MEIN LEBEN UND LEBE ES GERN. IMMERNOCH.

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Kirlew
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Beitragvon Kirlew » 16.12.2005 08:29

Hallo Zusammen,

vielen vielen Dank für Eure ganzen Antworten.

Es ist schon komisch wenn man immer gedacht hat, dass passt alles schon, man steckt ja alles so gut weg und auf einmal merkt man, dass es eben doch nicht so einfach ist. Ich denke auch, dass sich das bei ihm vermutlich erst jetzt und vllt etwas stärker äußert, weil er nach Ende Therapie so wenig Ruhe hatte. Er währe ja am liebsten schon während der Therapie wieder Arbeiten (bzw Diplom-Praktikum machen) gegangen, hat also nach Beendigung der ganzen Sache recht schnell damit angefangen. Naja, dann hat er da gearbeitet, war (wie ihr auch scon meintet) abgelenkt, hatte nen Ziel und ne Aufgabe... und nie die Ruhe die er wahrscheinlich gebraucht hätte. Mit Ende der Diplomarbeit war klar das er die Ruhe braucht... die hat er sich auch gerne genommen.
Aber jetzt wo es auf einmal wieder losgehen soll merkt er glaube ich erst, was sich alles so geändert hat. Für ihn. Und das muss er erstmal begreifen.

Hinzu kommt, dass er auf Grund einiger gebliebener Wehwechen nicht wirklich abschließen kann. Außerdem hat seine Mutter gerade eine schwere OP hinter sich, wo er sich auch noch riesen Sorgen gemacht hat. Naja und dann halt die (heutzutage ja nicht so aufbauende) Jobsuche. Kommt halt einiges zusammen.
Ich denke auch ein bisschen Urlaub und Abstand zu allem würde ihm gut tun, ich hoffe ich kann da was organisieren.
Aber ich denke Judith hat recht, das hilft vllt kurz aber das Grundproblem bekämpft es nicht und das kann auch nur er bekämpfen. Ich hoffe das ihm da die Psychologin einige Tipps geben bzw die richtigen Fragen stellen kann. Allerdings hoffe ich auch, dass sie eben nicht nur mit Tabletten ankommt.

Vielleicht muss ich auch nur Geduld haben, ihn unterstützen und nen bisschen motivieren und dann regelt sich schon wieder alles. Ich hoffe es. Und ich werde mir wohl eingestehen müssen, dass ich nicht immer alles einfach wieder gut machen kann (aber ich würde doch so gerne...)

Liebe Grüße
Kirsten
Angaben zu meinem Freund:

Krankenhaus: 5.Juli 04 -> Diagnose: MH IIb (18,4 cm hinterm Brustbein) -> Therapie (nach HD15): 6x BEACOPP esk. beendet -> PET am 29.11. -> Ergebnis: kein aktives Gewebe -> 3.Nachsorge am 09.01. -> alles sieht gut aus :-)

Priapismus
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Beitragvon Priapismus » 18.12.2005 23:59

Hallo Kirlew, mir geht es momentan ein wenig wie deinem Freund. Bis auf uneindeutige Reststrahlung im PEt bin ich auch erstmal vollkommen geheilt. Ich bin auch weder erhöhtem Stress ausgesetzt noch war ich das jemals während der Therapie (Studium). Aber in letzter Zeit scheint meine (vorher überschwenglich vorhandene) natürliche Lebensfreude abgeklungen zu sein. Ich werde jetzt erstmal schauen, ob das nach den Weihnachtsferien sich wieder bessert oder ich doch ärztlichen Rat suchen muss. Ich hoffe mal das ihr nach den Weihnachtssurlaub wieder freie Fahrt und Zuversicht habt. Mit deiner Unterstüztung wird das sicherlich.

Mfg, Pria
17.05.05: MH 1a (mischtyp) , rechts supraclavikulär Bulk; ab 29.06.05: HD 13 Studie, 2 Zyklen Av+ 30 Gy Strahlen; 10.04.06: drei Manifestationen in der ektomierten Milz; Therapie ab 25.04.06: 8 Zyklen BEACOPP esk.; Remission seit 17.10.06

Lydia
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Beitragvon Lydia » 23.12.2005 23:01

Hallo liebe Kirsten,

Dieses Tief habe ich auch gehabt. Bei mir hat es ca. März 2005 angefangen (bin seit Sept. 2003 in Remission)...Ich habe 2004 meine ganze Kraft investiert um mich beruflich und körperlich wieder zu rehabilitieren....wie das dann erledigt war, habe ich mich dann auch gefragt: Ist das denn wirklich ALLES? Ich war zwar "gesund" aber ich habe mich leer und irgendwie auch alt gefühlt...ich wollte wieder das Leben spüren, Abenteuer erleben etc..Zu Hause habe ich mich wie in einem goldenen Käfig gefühlt...alle( meine Eltern und mein Freund) waren lieb und nett zu mir, haben mich verwöhnt...Höhepunkt war dann als ich mitten in der Arbeit einen Heulanfall bekommen habe und nicht mehr aufhören konnte....tja und dann habe ich eine total egoistische Phase bekommen...bin mit Freunden viel fortgegangen, Nächte durchgemacht, mit Arbeitskollegen auf Urlaub gefahren, auf den Haushalt und auch auf meinen Freund mehr oder weniger gepfiffen, mich verwöhnt, die Wohnung komplett neu eingerichtet....und es ist mir immer besser und besser gegangen..ich war dann richtig lebendig, war nicht mehr müde oder traurig und habe mein vermindertes Selbstwertgefühl wieder aufgebaut....
Leider ist dann auch die Beziehung zu meinem Freund auseinander gegangen..ich war vor der Erkrankung ein richtiges Hausmütterchen
...habe nur auf ihn und auf andere geschaut, wollte immer nur andere glücklich machen...jetzt habe ich so eine Art gesunden Egoismus (längst nicht mehr so heftig wie oben beschrieben)entwickelt und das hat er nicht verkraftet(bevor er sich selber ein Butterbrot schmiert hat er lieber gehungert)...er meinte auch zu mir daß er mich am meisten geliebt habe wie ich so schwer krank war, weil ich nur für ihn da war....

Naja, es ist schwer zu beschreiben was da in einem vorgeht, weil man es selbst nicht verstehen kann, man fühlt sich einfach ruhelos und todunglücklich und je mehr andere versuchen einen wieder aufzubauen um so trauriger und passiver wird man,...

Ich denke ein Psychologe kann da wirklich weiterhelfen, ichwar selbst bei einer und die hat mir anfangs nur zugehört, ich habe nur geweint und zum Schluß sagte sie zu mir:" Man soll einen fahrenden Zug nicht versuchen aufzuhalten, gehen sie hinaus legen sie all die sozialen Fesseln ab und leben sie ohne Rücksicht auf Verluste..verlieben Sie sich wieder in sich selbst und Sie werden wieder das Leben lieben....

Puuh das war jetzt lang aber es hat gut getan darüber zu schreiben,

Liebe Grüße Lydia

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Norbert
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Beitragvon Norbert » 25.12.2005 14:36

Hallo an alle hier,

ich kenn (und kannte) dieses Depri-Gefühl nur zu gut, und immer wenn ich dachte jetzt ist es wohl doch mal an der Zeit zum Seelenklempner ...
dann war es wieder weg, aber einen gewissen Hang zur Antriebslosigkeit habe ich heute noch öfters (und ich meine da nicht faul zu sein, denn einen faulen Moment gönne ich mir ganz bewusst), sondern eine so unlogische Lustlosigkeit, da war man mitten im Lebenslauf dem Tod so nah, und dann, alles überstanden, hängt man so rum, man müsste ja eigendlich vor lauter Lebens-Übermut nur so sprühen, is leider nicht so, weiss auch nicht warum ...
Jedenfalls denke ich es kommt in wiederkehrenden Phasen, habe den Rhytmus noch nicht feststellen können, mal stärker, mal eben weniger, dann heist es ablenken, was tun ..., telefonieren, mit Freunden oder Familie reden, Musik, Fernsehen, Lesen, Religion, Hobby, Sport, und das Beste ist Stress in der Arbeit! Das angenehmste ist eine Person die einen Versteht ... (achso, Sex hilft auch ...)
so, bis zum nächsten mal,
toi toi toi an alle kämpfenden,
Euer Norbert
Diagnose 03.04.2002, Stadium 2A (erst \\"2B\\"), Studie HD10, Arm A, ABVD (4 Zyklen, letzte von 8 Gaben verweigert, viele Nebenwirkungen), 30 GRAY Bestrahlung, Nachsorge vom November 2011 ohne Befund, bleibe in Vollremission! :-)
Seit 2006 verheiratet !

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Ineli
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Beitragvon Ineli » 26.12.2005 20:06

Hallo Kirlew,
ich mach ein bisschen Freiwilligenarbeit, so habe ich wenigstens nebem meinem voll sinnlosen Studium (tja, so denk ich jetzt) wenigstens ein bisschen was, wo ich das Gefühl habe, dass ich mich nützlich machen kann.

Sport ist auch gut .... wenn man sich dazu aufraffen kann .....


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