Lebenserwartung nach Therapie?

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Olaf
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Lebenserwartung nach Therapie?

Beitragvon Olaf » 27.11.2005 18:05

Guten Tag zusammen,

bei mir wurde vorgestern Entnahme eines angeschwollenen Lymphknotens am Hals vorgenommen (Biopsie). Klare Diagnose habe ich noch nicht (ist ja WE :roll: ). Aber der Chirurg erwähnte schon des Öfteren den Begriff "Chemotherapie".

Für mich ist also nach Lage der Dinge klar, daß MH vorliegt - bleibt nur noch abzuwarten, in welchem Stadium.

Trotz der wenig erbaulichen Erkenntnis, daß ich es nun mit Krebs zu tun habe, scheinen ja die Heilungschancen recht hoch zu sein (nach allem, was ich dazu im Netz an Informationen auftreiben konnte).

Neben den kurz- bzw. mittelfristigen Wirkungen einer Therapie interessiert mich aber noch etwas anderes: Hat jemand gesicherte Infos darüber, in wieweit die allgemeine Lebenserwartung auch bei erfolgreicher Therapie geschmälert ist? Konkret: Bedeutet eine erfolgreiche Teharapie, daß die Krankheit damit mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgemerzt ist (von möglichen Rückfällen abgesehen) und somit der "Normalzustand" wieder hergestellt ist, oder heißt das einfach nur, daß man nun noch z.B. 5 statt lediglich 2 Jahren zu leben hat?

Für Infos wäre ich dankbar.

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Axel B.
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Beitragvon Axel B. » 27.11.2005 18:54

Also eine "erfolgreiche" Therapie heißt - ganz unmedizinisch ausgedrückt - den Normalzustand wiederherstellen. D.h. kein Krebs mehr nachweisbar. In der Medizin wird das Remission genannt. Gibt es innerhalb von fünf Jahren keinen Rückfall, so spricht man von einer Heilung. Ich z.B. lebe mein Leben (fast) ganz normal wie vorher.

Dadurch dass es in den letzten 10-15 Jahren erhebliche Fortschritte in der Therapieentwicklung gab, gibt es zum heutigen Zeitpunkt natürlich keine gesicherten Erkenntnisse über mittel- bzw. fangfristige Folgen. Die wird es wohl auch erst so in ca. 50 Jahren geben.
Diagnose: (18.09.2000) MH IIa, Nodulär-sklerosierender Subtyp, 1 Riskofaktor (3 Lnn-Areale befallen)
Behandlung: 4xABVD + 30Gy (HD11)
Vollremission (04.05.2001) bis heute ...
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Olaf
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Beitragvon Olaf » 27.11.2005 19:17

Hallo Axel.

Danke für die schnelle Antwort.
Kannst Du mir sagen, was Du mit "fast" normal meinst? In wieweit hat sich Dein Leben eingeschränkt (falls die Frage nicht zu persönlich ist)?

Interessant ist, daß ich (obwohl ich ja noch keine klare Diagnose habe), zu einigen Berichten bei mir Parallelen feststellen konnte (Müdigkeit bzw. hohes Schlafbedürfnis und Nachtschweiß. 2-3 mal hatte ich auch schon das merkwürdige Erlebnis starker Schmerzen im Oberkörper nach erhöhtem Alkoholkonsum).

Allgemein abgefallene Leistungsfähigkeit kann ich bei mir bisher allerdings nicht feststellen. Gewichtsabnahme auch nicht.

Allerdings habe ich mal ein paar Fotos von mir studiert, die etwa 3/4 Jahr alt sind. Wenn ich da genau hinschaue, kann ich den vegrößerten Lymphknoten am Hals schon erkennen. Ist also nicht ganz taufrisch, die Sache. :roll: Na ja....

Ich habe einiges über die Nebenwirkungen bei der Chemo hier gelesen. Für mich ist ganz klar, daß ich weiter arbeiten muß, da ich Freiberufler bin und nicht von der Hand in den Mund leben kann. Haltet Ihr das für realistisch (von einzelnen Ausfalltagen, die zu verschmerzen wären, mal abgesehen)? Und was ist mit Sport? Oder fehlt einem dazu dann die Lust und/oder ganz einfach die Kraft?

Bettina
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Beitragvon Bettina » 27.11.2005 19:24

lieber Olaf,
wie Du bin ich auch ein Freiberufler-
vor der Chemo dachte ich auch so wie du-
nebenbei und wohlmöglich noch auf einen Termin hin arbeiten,
völlig unmöglich....

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Puschel
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Beitragvon Puschel » 27.11.2005 19:26

Hallo olaf, erstmal herzlich willkommen hier im forum...
Ja das mit arbeiten, also das ist von Mensch zu Mensch verschieden, einige können arbeiten, einige nicht, also bei mir war es so, ich konnte nix machen, war froh einfach nur im Bett zu liegen..bei dir kann es auch anders sein...und das mit dem Sport, also ich hab nix auf die Reihe bekommen, und ich bin sportler, 4x die Woche training...und ich hatte keine Kraft zu nix..aber lass alles erstmal auf dich zu kommen und wenn du fragen hast, schick sie hier ins forum...bye :lol:
Diagnose im Feb. 05, noduläre Sklerose, Stadium II BE, (BSG, Mediastinalbefall, extranodaler Befall, 3 Areale befallen), Therapie mit 6 Zyklen BEACOPPesk.
1-12 Nachsorgeuntersuchung:alles in Ordnung *Jippy*
Nach gut fünf Jahren ist alles noch in bester Ordnung und es gibt keine Probleme...
Fein fein..
Keine Auffälligkeiten, deshalb heißt es, nur noch 1 x im Jahr zur Nachsorge...*yeah*



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Krümel
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Beitragvon Krümel » 27.11.2005 19:32

hallo Olaf.

wie jemand die therapie verkraftet das ist völlig unterschiedlich, den einen streckt es schon bei abvd nieder der andere is bei beacopp noch recht fit.
deine symptome könnten die B-symptome sein, allerdings was für nachtschweiss hast du, hier wird von nachtschweiss geredet wo man sich nachts echt umziehen musst weil man klitschnass geschwitzt ist.

letztendlich solltest du nicht überstürzen, sondern erstmal abwarten wie du die therapie verkraftest, wenn die diagnose MH sicher sein sollte.


dann wünsche ich dir ein niedriges stadium wenn MH festgestellt werden sollte

Alles gute

Carina :krml:

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Purmaus
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Beitragvon Purmaus » 27.11.2005 19:37

Hallo Olaf,

als ich die Diagnose bekam war ich 35. Ich habe gleich zum Arzt gesagt: "ich wollte eigentlich mindestens 75 werden!" Da meinte mein Onkologe: "Kein Problem-das kriegen wir hin!" Also Lebenserwartung ist nach erfolgreicher Therapie uneingeschränkt. LG Petra
MH II a,RF Bulk mediastina Diagnose 11/03
2 BEACOPP esk.+ 2 ABVD 12/03 - 03/04
Bestrahlung 04-05/04
Rest-LK: 3x5,7x5 cm
CT 04.07.2006: Restgewebe nur noch im Durchmesser 2,3 cm übrig *freu*
CT 10/2008 Restgewebe \\\\\"verkalkt\\\\\"

06/2014: Zungengrundkarzinom als Bestrahlungsfolge
Ich lebe seit 08.07.2014 ohne Zunge, ohne Kehlkopf.
kann nicht sprechen, nicht essen, ernähre mich künstlich.

ICH LIEBE MEIN LEBEN UND LEBE ES GERN. IMMERNOCH.

arminio

Beitragvon arminio » 27.11.2005 19:38

Hy Olaf,

ich gehöre auch zur Freiberufler-fraktion und musste mich in gar nix einschränken - es hat sich bei mir aufgrund der nicht vorhandenen Nebenwirkungen alles machen können.
Allerdings gibt es solche harten Kerle wie mich nur selten :wink: .

Aber es gibt Leute, die keine Nebenwirkungen haben.

Ich liess mich zwar krankschreiben aber nur wegen meiner Tagegeldversicherung - ich hatte quasi einen steuerfreien Zugewinn und habe ihn natürlich gerne in Anspruch genommen.

Auch bis heute fast 1 1/2 Jahre nach der Therapie bin ich voll leistungsfähig nach Karnoffski-Index :0047: .

LG und alles gute fürs Staging

Armin

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Olaf
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Beitragvon Olaf » 27.11.2005 19:42

Nochmal ein Hallo an alle,

Danke für die schnellen Antworten.
Nun, ich habe ohnehin keine andere Wahl, erstmal alles auf mich zukommen zu lassen. Es ist ja auch immernoch möglich, daß der Befund Non-Hodgkin-Lymphom lautet.

Ich denke, morgen werde ich mehr wissen.
Ich werde mich dann sicher nochmal hier melden. :wink:

Danke nochmal.

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Purmaus
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Beitragvon Purmaus » 27.11.2005 19:51

...wir bitten um lücklose detailierte Berichterstattung :lol:
MH II a,RF Bulk mediastina Diagnose 11/03
2 BEACOPP esk.+ 2 ABVD 12/03 - 03/04
Bestrahlung 04-05/04
Rest-LK: 3x5,7x5 cm
CT 04.07.2006: Restgewebe nur noch im Durchmesser 2,3 cm übrig *freu*
CT 10/2008 Restgewebe \\\\\"verkalkt\\\\\"

06/2014: Zungengrundkarzinom als Bestrahlungsfolge
Ich lebe seit 08.07.2014 ohne Zunge, ohne Kehlkopf.
kann nicht sprechen, nicht essen, ernähre mich künstlich.

ICH LIEBE MEIN LEBEN UND LEBE ES GERN. IMMERNOCH.

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Axel B.
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Beitragvon Axel B. » 27.11.2005 23:56

Was sich konkret bei mir geändert hat, sind zum einen die Nachsorgeuntersuchungen, zu denen ich noch halbjährlich hin muss. Kann man aber auch als kostenlose Vorsorge sehen. Dort wird Blut abgenommen, der Thorax geröntgt, Ultraschall und manchmal ein EKG gemacht.

Da durch die Bestrahlung meine Schilddrüse kaputt gegangen ist, muss ich jetzt jeden Morgen eine Schilddrüsenhormontablette einnehmen. Die hat aber keine Nebenwirkungen. Und wenn ich sie mal einen Tag vergesse, ist es auch nicht so schlimm.

Ansonsten verspüre ich keine Nebenwirkungen mehr von der Therapie. Ich kann genausoviel arbeiten und feiern wie vorher. Natürlich hat sich aber auch meine Einstellung zu einigen Dingen ein wenig verändert und die Prioritäten im Leben haben sich auch etwas verschoben.

Tja, und dann wäre dann noch das Forum mit der tollen Community, wo ich mind. einmal am Tag vorbeischaue. Und die daraus entsprungenen Hodgie-Treffen, die mich schon nach Berlin, Köflach in der schönen Steiermark und Grödersby haben reisen lassen.
Diagnose: (18.09.2000) MH IIa, Nodulär-sklerosierender Subtyp, 1 Riskofaktor (3 Lnn-Areale befallen)
Behandlung: 4xABVD + 30Gy (HD11)
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Bettina
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Beitragvon Bettina » 28.11.2005 07:50

wenn ich eure Postings lese , und überlege , wie die medizinische Entwicklung voranschreitet , das ist sa- gen- haft !!!!!!!!

Olaf , Du bist nicht alleine und packst das !!!!!

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Holger
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Beitragvon Holger » 28.11.2005 07:57

Hallo Olaf,

von mir auch noch mal ein herzliches Willkommen!

Olaf hat geschrieben:...Nun, ich habe ohnehin keine andere Wahl, erstmal alles auf mich zukommen zu lassen. Es ist ja auch immernoch möglich, daß der Befund Non-Hodgkin-Lymphom lautet.

Ich denke, morgen werde ich mehr wissen.
Ich werde mich dann sicher nochmal hier melden. :wink:


Viel Glück! Falls es NHL sein sollte kannst Du hier im Forum natürlich trotzdem posten. Es sind hier einge von der Sorte unterwegs, z.B. Annette und Bonny,

Gruß, Holger
25.08.05: Diagnose MH, Mischtyp, Stadium IVa (Milz- und KM-Befall)
Therapie: 8 x BEACOPP eskaliert, recht gut vertragen
Nachwirkungen: z.T. Gelenkschmerzen u.ä.
11.04.2006: Laut PET-CT alles wieder weg!
...
2009: nächste Kontrolle im Dezember
--> Vorstellung<--

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Annette
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Beitragvon Annette » 28.11.2005 09:24

hi olaf,

auch von mir herzlich willkommen! alles gute für die therapie

@holger: VON DER SORTE

:meck2: :6925: ja von der sorte sind ein paar auserwählte unterwegs ;)
Willis Carriers Zauberformel:

1. Frage dich: Was könnte als Schlimmstes passieren?
2. Sei bereit, dies notfalls zu akzeptieren.
3. Dann mach dich in aller Ruhe daran, es nach besten Kräften zu ändern.

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Judith
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Beitragvon Judith » 28.11.2005 09:43

Hallo Olaf,

herzlich willkommen in unserer "Familie"!
Ich habe mein - bisheriges - Leben lang nie dran gezweifelt, dass ich mind. 90 werde, wie meine Oma väterlicherseits, wir sind uns ziemlich ähnlich. Bei der Diagnose war ich knapp 49 und absolut nicht sicher, den 50. Geburtstag zu erleben.
Aber als die Therapie gut anschlug schöpfte ich wieder Hoffnung... und wurde 50!
Seitdem denke ich einfach so, dass jedes Jahr ein Geschenk ist - habe also dieses "Anspruchsdenken" (ich werde 90!) abgelegt und freue mich, dass ich überhaupt noch lebe, und dass ich jetzt lebe, wo man MH doch ganz gut in den Griff bekommt.
Dem Begriff "vollständige Heilung" gegenüber bin ich etwas skeptisch, man kann daran glauben oder auch nicht..... ich schliesse jedenfalls nicht aus, dass doch noch was nachkommt.... ja, ich weiß, POSITIV DENKEN!

Dir alles Gute, LG

Judith

@ Petra: uneingeschränkte Lebenserwartung :shock: ?
MH IIIA, nod.skler., HD15-Studie: 8xBEACOPP-14 von 5-9/04; 10/05 alte Stellen wieder aktiv, 22 Bestrahlungen 2/06, dann alles OK; seit 1992 kutanes T-Zell-Lymphom; 4/06 LK an neuer Stelle, 7-10/06 HD mit autologer Stammzelltransplantation SO FING'S AN und SO GING'S WEITER


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