MH und Beruf (Chemie)

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michel1974
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MH und Beruf (Chemie)

Beitragvon michel1974 » 04.07.2012 21:27

Nach Beendigung meiner Chemo und Bestrahlung bin ich jetzt bei einer sehr netten Psychologin in Therapie.Bei unserer ersten Sitzung am Montag hat sie zu mir gesagt das ich mein bisherigen Beruf als Chemiefacharbeiter nicht mehr ausüben darf und keine Schichten mehr machen sollte(arbeite in 3 Schichten).Der Grund hierfür ist das ich mit Toxischen so wie Lösemitteln Arbeite . Ich Arbeite seit 13 Jahren in einem ca. 2000 Mann Betrieb,muss die Firma mir eine andere Stelle zur Verfügung stellen wo ich nicht mehr mit den mitteln in Berührung komme ? Meinen Antrag zum Schwerbehindertenausweis habe ich im März weggeschickt es wurde mir gesagt vom VA das es ca. 5 Monate dauern würde . Hat mann den in meinem Fall mit dem Beruf und der Schwerbehinderung einen recht auf Begünstigungen innerhalb des Unternehmens.Meine Psychologin hat erwähnt das ich so mit 80 % rechnen kann ,sie hat noch ein Patient mit MH ungefähr gleiches Stadium .Meine Reha Antrag ist am laufen Klinik Sonneneck an der Nordsee hoffentlich klappt es mit dem Wunschort .:) Ich würde mich über eure Hilfe und Ratschläge sehr freuen .

Vielen dank im voraus an euch alle



14.11.11 Diagnose Morbus Hodgkin Stadium IIa (bds.zervikal,re.axillär)
intermediäres Stadium Subtyp nodulären lymphozyten prä-
dominanten Hodgkin lymphoms
05.12.11 Chemo 2 x Beacoop 4 x ABVD

22.03.12 Chemo ende

07.05.12 Bestrahlung 15 x 2 gy

29.05.12 Bestrahlung zu ENDE

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Jean
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Beitragvon Jean » 05.07.2012 07:54

Hallo Michel,

was sagen denn Deine anderen Ärzte zum Thema MH und Arbeitsplatz? Das ist ja nicht gerade das Fachgebiet einer Psychologin?

Falls es Probleme mit Deinem bisherigen Arbeitsplatz gibt, denke ich schon, dass Du ein Anrecht auf eine andere Beschäftigung hast. Habt Ihr einen Schwerbehinderten-Beauftragten in der Firma? Dann solltest Du Dich an diesen (oder ersatzweise an den Betriebsrat) wenden.

Bei mir hat die Erteilung des SB-Bescheids nur 1,5 Monate gedauert. Aber die Ämter sind halt unterschiedlich schnell...

Alles Gute,

Jean
mein Blog: https://isv20.wordpress.com

2001 diffus großzelliges Non-Hodgkin-Lymphom: 3 CHOP + Bestrahlungen
2003 Marginalzonenlymphom: Wait and Watch
2012 Morbus Hodgkin, nodulär-sklerosierender Typ, Stadium IIB:
ABVD (4 Zyklen, d.h. 8 mal)
PET-CT: refraktäre LK
2 DHAP, 2 IGEV, HD-BEAM mit autologer SZT
komplette Remission Dez. 2012
Reha in Oberstaufen Jan. 2013
2013 Rezidiv des MH von 2012
04/13: Bestrahlungen 15*2Gy
ab 05/13: 4 Brentuximab
ab 07/13: HD-FBM + allogene SZT
10/13-01/14: EBV, Lungenentzündung, Reha
02/14: komplette Remission
GdB 100, von 11.2012 bis 07.2015 Erwerbsminderungsrente
seitdem: es geht mir gut!
2018: Ende der regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen

takano-san@gmx.de
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Beitragvon takano-san@gmx.de » 05.07.2012 08:04

Hallo Michel,

da hat sie recht, da gibt es wohl eine Verbindung. Ich arbeite auch in einem chemischen Betrieb und werde dauernd gefragt ob ich in der Produktion arbeite. Allerdings bin ich Schreibtischtäter und kenne, so traurig wie es klingt, nur bedingt unsere Produktpalette.

Du wirst wahrscheinlich vorübergehend 80 GdB (evtl. etwas weniger) erhalten, aber das nur für die ersten 1,5 Jahre, danach weniger. Rechtlich kenn ich mich zu wenig aus, aber ich nehme an, dein Unternehmen muss Dir eine andere Tätigkeit zuteilen. Das ist zwar schade, für den Fall das Du an Deinem Beruf hängst, aber sieh es auch als "interessante Veränderung" an. Vielleicht ist ne Umschuldung drin. Ich würde Dir raten dich mal in Eurem Intranet bzw. im Internet umzusehen, Kontakt mit dem Betriebsrat und der Schwerbehindertenvertretung aufzunehmen und, für den Fall das es ganz hart kommt und Du ne Lobby brauchst, in die Gewerkschaft eintreten. Im Extremfall kann dir auch noch der VdK evtl. die AWO oder ein Arbeitsrechtler helfen. Aber das ist, wie gesagt, nur wenn es hart auf hart kommt.

Ach so, durch den Schwerbehindertenausweis hast Du doch einige Vorteile. Benutze mal die Suchfunktion im Forum. Lass mal hören, wie das so bei Dir in Zukunft weitergeht.

takano
READY TO ROCK!
____________________________
15.12.2011 MH, 2a, 1 RF;
05.01. + 26.01. BEACOPP eskl.;
15.02. + 09.03. + 03.04. + 24.04. ABVD;
11.05. CT;
04.06. PET/CT - negativ
04.07. - 17.07. Bestrahlung 20 Gy
26.07. - 16.08. AHB Freiburg
08.10.2012 1. NU; 15.01.2013 2. NU, 09.04. 3. NU, 02.07. 4. NU , 15.10. 5 NU,

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yoda
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Beitragvon yoda » 05.07.2012 10:52

Im Falle von Non-Hodgkin ist es tatsächlich so, dass chemische Mittel nachweislich dafür verantwortlich sein können. Bei Hodgkin ist der Umwelteinfluss höchstens vermutet. Ein allfälliger Beweis ist die Tatsache, dass die Industrieländer deutlich mehr Fälle mit Hodgkin pro 100'000 Einwohner aufweisen, als z.B. der afrikanische Kontinent. Das ist aber alles andere als eine belegte Theorie.

Hodgkin ist mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit immer auf Fehler im Immunsystem zurückzuführen. Und bei über 50% ist das EB-Virus dafür verantwortlich. Ob der chemische Betrieb in dem du in der Produktion arbeitest wirklich Schuld ist, das wage ich jetzt einfach mal zu bezweifeln. Höre auf dich und deine Gefühle. Gleich deinen ganzen Job in Frage zu stellen, ist ziemlich heftig. Wenn du von dem Schritt überzeugt bist, dann ist ja gut. Dann würde ich mir auch Hilfe suchen innerhalb der Firma und auch von Beratungsstellen. Denn die werden sicher nicht begeistert sein. Hingegen ist ein Betrieb mit 2'000 Mitarbeitenden nicht gerade klein. Hier gibt es sicher einen Betriebsrat und/oder eine soziale Anlaufstelle?
Morbus Hodgkin Stadium 4B mit Milz-, Leber- und multipler Knochenbefall; Therapieschema: BEACOPP 8x eskaliert
Therapiebeginn: 08.04.09; Therapieende: 16.09.09; alle Nachsorgeuntersuchungen bis 02.04.14 ok Vorstellung/Krankheitsgeschichte

Vala
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Beitragvon Vala » 05.07.2012 13:05

Hallo,

in der Reha war auch jemand, der beruflich mit Chemikalien umgehen muss. Ihr wurde auch geraten in eine andere Abteilung zu wechseln. Soweit ich weiß, ist sie immernoch dort.
Ich weiß nicht, wenn es danach geht, darf man sowieso überhaupt nichts mehr- alles ist doch irgendwie krebserregend..
MH Stadium 3A+RF
Diagnose am 31.12.09
19.1.2010-15.6.2010 Therapie
4x BEACOPPesk.
2x ABVD
26.8.10 Reha Katharinenhöhe/ Schwarzwald-richtig toll!
19.4.13 Port-Ex

mina
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Beitragvon mina » 05.07.2012 14:40

Hallo Michel, hallo liebe "Andere"

dies ist ein Thema, mit dem ich mich gedanklich in letzter Zeit auch häufig beschäftige, deshalb möchte ich auch etwas dazu schreiben. Kurz zu mir, ich hatte MH IIB vor 4 Jahren, wurde behandelt mit 2xABVD und 30 gy bestrahlung, lief alles problemlos und seitdem ist alles gut.

Also, zum Thema: Ich bin Biologin und arbeite auch im Labor. Dabei habe ich natürlich auch mit toxischen und krebserregenden Mitteln zu tun, zum Glück nur in geringen Konzentrationen und immer nur wenige Minuten. Mir hat übrigens noch nie ein Arzt abgeraten, in meinem Beruf zu arbeiten, habe aber nicht explizit gefragt. Wie ist es mit anderen hier, die im Labor arbeiten?

Phasenweise belastet mich das Arbeiten allerdings psychisch sehr. Ich mache seit ca einem Jahr Doktorarbeit, und habe auch schon entschieden, dass ich perspektivisch nicht im Labor bleiben möchte. Allerdings ist ein Bio-Studium ohne Promotion auf dem Arbeitsmarkt nicht viel wert (zumindest nicht in den Bereichen, in die ich später möchte), also habe ich mich entschieden, die Doktorarbeit jetzt trotzdem durchzuziehen, was aber noch gut und gern einige Jahre dauern kann.
Natürlich ist diese Arbeit belastend, einerseits durch den Kontakt zu Chemikalien, andererseits vor allem wegen der Psyche, aber irgendiwe sehe ich jetzt auch nicht ein, wieso ich wegen des Hodgkin meinen Beruf aufgeben soll!? Schließlich habe ich viel Zeit und Geld in mein Studium investiert, ich mag das jetzt nicht alles wegschmeißen.

Und ich denke auch, ich kann meine Risiken der Exposition mit irgendwelchen Stoffen ja auch durch meine Arbeitsweise minimieren (ich wende echt übertriebene Sicherheitsvorkehrungen an, dass ist mir auch bewusst). Also versuche ich mich zu entspannen und das Leben zu genießen (Chronischer Stress ist schließlich auch ungesund...). Ich weiß nicht, findet ihr das fahrlässig?

Mich würde aber auch sehr interessieren, was deine Ärtze noch sagen, Michel? Leider weiß ich nichts zu den rechtlichen Rahmenbedingungen beim Wechsel innerhalb einer Firma.

Ich habe übrigens damals auch Reha an der Nordsee gemacht, es war ganz toll! Drücke dir die Daumen, dass es klappt!

michel1974
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Beitragvon michel1974 » 06.07.2012 23:04

Ich mache mir am meisten Gedanken über meine Psyche .Ich werde ständig die Etiketten vor Augen haben auf denen "KANN KREBS VERURSACHEN" draufsteht .Damit bin ich ständig in Erinnerung oder auch mit Angst mit meiner eigener Krankheit verbunden,das fördert auch grad nicht meine Konzentration bei der Arbeit die gerade nicht ungefährlich ist .
Und nochmals vielen dank für eure Feedbacks

lg Michel

michel1974
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Beitragvon michel1974 » 14.08.2012 16:36

Habe mein Schwerbehindertenausweis erhalten mit Gdb 60%.Habe es gestern auch sofort in der Firma vorgezeigt .


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