wie verhalte ich mich als Freundin?

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Kimi
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wie verhalte ich mich als Freundin?

Beitragvon Kimi » 06.06.2011 12:22

Hallo zusammen,

ich bin Kimi.
Vor einigen Wochen ist bei meiner besten Freundin Morbus Hodgkin festgestellt worden.
Jetzt geht alles ganz schnell, sie hat heute ihre 2.Chemotherapie und noch mindestens 14 Anwendungen vor sich. Anschließend ist eine Bestrahlungstherapie geplant.
Ich versuche ihr so gut es geht Halt zu geben (aus 420km Entfernung), doch fühle ich mich oft "nervend". Obowohl ich mich sehr dezent melde.
Eine andere Freundin und ich wechseln uns immer ab und tauschen direkt die Infos aus, die wir bekommen.
Ich weiß, dass sie große Angst hat und es überspielt, weil sie uns keinen Kummer machen möchte.
Natürlich machen wir uns Sorgen, dass kann sie uns nicht nehmen.
Wir lesen uns alle schlau und haben gelesen, dass die Heilungschancen tatsächlich gut sein sollen.
Die krankheit hat wohl 4 Stufen, sie ist zwischen 2-3, weil neben der Halsregion schon Schatten auf dem Brustkorb ist.
Ich möchte gerne wissen, wie meine Freundin und ich uns ihr gegenüber verhalten sollen, was wünscht sich ein MH Patient in der Zeit, Zugeigung, Trost, MItleid, Mut, Tipps?
Ich freu mich auf eure Antworten :lol:
liebe Grüße, Kim

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Aquarius
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Beitragvon Aquarius » 06.06.2011 14:08

Servus Kimi und willkommen hier :)

Deine Freundin hat hier echt gute Heilungschancen, auch wenns weiter fortgeschritten ist. Die interessante Frage ist jetzt halt, ob sie wirklich Angst hat und weswegen (Chemo-Nebenwirkungen, Geld, werde-ich-gesund?, ...), d.h. seid ihr euch sicher, dass sie überspielt? Könnte sein, dass sie des ganze grad im Bewusstsein der guten Prognosen gut aufgenommen hat und psychisch soweit ok ist und vllt gar net so viel Halt braucht.

Bin jetzt n Kerl und keine Frau und hatte im Grunde keine Probleme, den MH zu akzeptieren, aber so n paar Dinge gibts halt schon, die man beachten kann. Z.b. ist es rinzipiell am besten, wenn ihr da seid, wenn sie jemanden zum labern braucht, insbesondere, wenn sie wirklich Angst hat. Manchmal isse bestimmt auch fertig und will einfach nur ihre Ruhe. Ansonsten wird sie mit Sicherheit so behandelt werden wollen, wie wenn sie gesund wär (dem Umständen halt angepasst, z.b. Frisur) und Mitleid ist allgemein eher überflüssig; reicht ja, wenn einer leidet (Unterstützung und für-jemand-da-sein is was ganz anderes). Is ja insgesamt jetzt kein anderer Mensch dadurch geworden. Kurzes Anfragen, wie es ihr geht und so geht sicher immer klar, aber die ganze Zeit nachbohren ect wohl eher net; wenn se labern will, wird sie des auch tun. Ob es was bringt, wenn ihr Tips und Ratschläge gebt, weiß ich net. Ka, wie sie sich informiert, aber gute Tipps find ich zumindest immer brauchbar, nur sind die leider net so häufig, da ich mich selber viel informiere.

Habt ihr sie denn schon drauf angesprochen, was sie denn will oder net will?
10.5.2011: Erster Arztbesuch
19.5.2011: Diagnose: MH Stadium 3 AE mit 4 RF, Lungenbefall und 16-cm-Bulk.
24.5.2011: Start der Chemo: 8xBEACOPP esk
Sept. 2011: Pneumocystis-Lungenentzüngung (PCP) zw 5. und 6. Zyklus
14.2.2012: Start Bestrahlung Mediastinum mit insg 20 Gy
15. bis 20.10.2012: Diagnose Rezidiv 4b, diffuser Lungenbefall
Okt/Nov 2012: 2xDHAP
12.12.2012: Start von HD-BEAM
März 2013 Bestrahlung am Hals 30,6 Gy
April 2013 Influenza mit folgender Lungenentzündung
08.05.2013 Abschalten der Lungenmaschine.
18:16 sanftes entschlafen
Hodgkin-Lebenslauf: Erstbehandlung und Rezidiv

Kimi
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Beitragvon Kimi » 06.06.2011 15:19

Hey Aquarius,

mensch das geht ja ratz fatz hier mit den Antworten, super :D
Sie ist, wie ich, 25 Jahre alt und ich kann mir vorstellen, dass das ein riesen Schlag ins Gesicht ist.
Da stellt mit sich mit ner eigene Wohnung, neues Auto und neuem Job auf eigene Beine und dann gibts so nen Schlag ins Gesicht.
Sie hat super Halt aus der Familie, so weiß ich, dass man sie nicht alleine zur Chemo gehen lässt (Familie wechselt sich ab).
Wir Mädels sind jetzt nicht die Telefon-Freaks(kaum zu glauben, aber wir sind so), es läuft vieles über Sms und alle paar Tage fragen wir mal nach, wie es ihr so geht, was sie so macht und irgendein Blabla (als sei alles wie immer), machmal gibt sie etwas preis, manchmal nicht.
So lese ich einges in Facebook über sie, was sie postet.Das kenne ich überhaupt nicht von ihr, im Gegenteil, eher niemandem sagen, wenn es einem schlecht geht und dann lese ich im Netz, dass sie sich die Haare abgeschnitten hat und es ihr total schlecht geht.
Ich bin ihr deswegen nicht böse, aber man fragt sich schon: warum?
Warum da und nicht auf ne Sms antworten. Es ist keine Absicht von ihr, wir haben gestern noch telefoniert und sie sagte mir, dass ich mich wenn ich möchte, täglich melden kann und sie schon antworten wird...aber bis dahin weiß ich manchmal eher was aus dem Netz. Bisschen übertrieben, aber das verunsichert mich als ihre Freundin.
Sie hat Angst vor der Krankheit, das hat sie uns erzählt, vorallem Angst vor der Chemo. Jetzt hatte sie vor 10 Tagen die erste Chemo, heute die Zweite. Die erste Chemo hat die Angst noch verschlimmert, weil sie nur gebrochen hat und irgendwie alle Nebenwirkungen sofort aktiviert wurden.
Weißte, sie plagt sich mit vielen Fragen, was ist nach der Chemo& Bestrahlung, was ist mit dem neuen Job (sie ist ja noch in der Probezeit), wer kommt für die laufenden Kosten auf.
Schön ist, dass wenn ihr sage, dass die Hauptsache ist, dass sie wieder gesund wird sagt, dass sie aber auch dran denken muss, was nach der Krankheit ist...das stimmt mich positiv :lol: da hat sie Recht.
Wenn es nur nicht die doofe Krankheit wäre....es ist und bleibt Krebs, finde allein das Wort schon fürchterlich und es macht mir selbst Angst.
Vorallem hab ich davon vorher nie was gehört, jetzt beschäfige ich mich selbst damit, weil meine Lymphknoten am Hals mindestens 4x im Jahr so angeschwollen sind, dass ich Antibiotika brauche.
Aber das ist ne andere Sache, die ich beim Arztbesuch mal ansprechen werde, sicher ist sicher.
Sie war einfach nie wirklich krank, höchstens eine leichte Grippe...und sie war auch nie beim Arzt. Musste sich jetzt erstmal durch die Sache einen Hausarzt suchen und jetzt trifft es sie so hart, es ist unfair, dass es sowas gibt.
Aber danke für deine Antwort, mit dem Mitleid habe ich mir schon gedacht.
Tipps halte ich mich noch oft bedeckt, weil ich mir vorstellen kann, dass sie diese auch ihre Eltern aneignen...
Find das Forum auf jeden Fall super, so kann man sich schlau lesen und verstehen lernen...
liebe Grüße, Kim

Sane
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Beitragvon Sane » 06.06.2011 16:23

Hi Kim,
soweit ich das beurteilen kann, sind die Probleme, die Du ansprichst Deine Probleme. Es sind Probleme, keine Frage, warscheinlich können Angehörige Deine Sorgen eher verstehen und Dir beantworten, was man mit der Hilflosigkeit macht, die sich dann einstellt.
Allerdings scheinst Du Dich "auf den Schlips getreten" zu fühlen, weil Deine Freundin zunächst gar nichts von Dir braucht.
Akzeptiere das.
Ich fand Dauernachfragen, die ich als Dauermitleid, möglichst noch mit bebender Stimme und koronalem Blick vorgetragen, interpretierte absolut daneben und habe mich auch von einigen wohlmeinenden Menschen verabschiedet.

Nix für ungut,

Sane
Morbus Hodgkin 2a
8x Beacopp eskaliert 2o.8.07 bis 11.2.08
CT am 22. 2. 2008 zeigt Narbengewebe
PET am 26.3. negativ
Mrt im Dezember zeigt Vergrößerung
CT am 16.4. zeigt \\\"allgemeinen Rückgang aller Lymphomreste\\\"
Seitdem alle NU in Ordnung- Vollremission!

neya
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Beitragvon neya » 06.06.2011 19:32

was wünscht sich ein MH Patient in der Zeit, Zugeigung, Trost, MItleid, Mut, Tipps?

also ich wollte nur vom Freund zuneigung...von all den anderen stichworten..nee geht garni...egal von wem..
wie sane schon sagt...die "ewige mitleidstour" oder auch die ganze fragerei wies einem geht... so toll ist das nicht..egal wie gut s gemeint ist
MH nodulär sklerosierend, Stadium IIa
24.9.10-30.12.10: 4zyklen abvd + Bestrahlung 30Gy, G-CSF Spritze
11.1.11: PET/CT: komplette metabolische remission - dennnoch warten auf die strahlentherapie :?
28.1.11-17.2.11 Bestrahlung 30Gy

15.7.11 Halbjahres NU und alles in Ordnung :D
17.1.14 Krebsfrei und Topfit :)
17.1.14: Neuer Job, neues Zuhause, Topfit und sogar wieder Leistungssport

Kimi
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Beitragvon Kimi » 06.06.2011 20:38

Danke für eure Antworten!
Darüber hab ich mir auch schon Gedanken gemacht, ob ich als Freundin nicht vielleicht enttäuscht bin.Ne, irgendwie nicht, im Gegenteil, ich nehme es hin und es ist ok. Freu mich wenn sie sich meldet und mir was Neues mitteilt und wenn nicht, ist es für mich auch ok.
Trotzdem macht man sich Gedanken, ob "man tut was man kann" und genau das meinte ich, verhalte ich mich korrekt, wenn ich nicht jeden
Tag nachfrage wie es ihr geht, reicht alle paar Tage ne Sms, dass man an sie denkt und hofft, dass es ihr soweit gut geht und noch nach einem "was geht sonst so"fragt-
Das war vorher auch schon der normale Kontakt, vor ihrer Krankheit.
Aber ihr bestätigt meine Vermutung, Weitermachen wie bisher
:lol:
Danke Euch
liebe Grüße, Kim

Vala
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Beitragvon Vala » 06.06.2011 21:20

Hey Kimi!

Ich finde es toll, dass du dich so um deine Freundin kümmerst.. viele wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen und melden sich dann einfach gar nicht- was man ihnen vllt nichtmal verübeln kann, aber mir hat es sehr gut getan zu wissen, dass da jemand ist, der an mich denkt und der mir zuhört. Du machst das schon richtig.

Liebe Grüße an dich- und es wird alles gut!
MH Stadium 3A+RF
Diagnose am 31.12.09
19.1.2010-15.6.2010 Therapie
4x BEACOPPesk.
2x ABVD
26.8.10 Reha Katharinenhöhe/ Schwarzwald-richtig toll!
19.4.13 Port-Ex


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