Welchen Job habt ihr gelernt? Seid ihr zufrieden damit?

[Teasy86]

Hey ihr Lieben,
mich würde mal interessieren, was ihr vor euerer Krankheit für nen Job hattet bzw. was ihr gelernt habt und ob ihr das nach euerer Krankheit auch noch genauso ausführen könnt bzw. ob ihr eingeschränkt und nicht mehr so belastbar seid als vorher...
Habt ihr nach euerer Krankheit eine andere berufliche Richtung eingeschlagen und vielleicht etwas komplett anderes gemacht?
Seid ihr zufrieden mit euerer beruflichen Situation?
Ich würde nämlich auch vielleicht noch etwas anderes machen, weil als Kinderpflegerin bzw. Erzieherin ein Leben lang zu arbeiten ist denke ich auch nicht ohne, kostet nen Haufen Nerven und ist auch mit viel Stress verbunden... Deswegen überlege ich vielleicht etwas "ruhigeres" zu machen... Habt ihr da vielleicht Ideen/Vorschläge?

[marilena]

hey teasy
find ich mal ein interessantes thema!
erzieherin und kinderpflegerin hört ist meiner meinung nach ein richtig toller beruf, aber wie du schon sagst is es denk ich mal echt mir viel stress bzw. nervenstrapazierung verbunden.
Ich war als ich krank war in der 11. klasse auf der fachoberschule, hab dann nach der chemo mein fachabitur gemacht und mach jetzt ne ausbildung zum förderlehrer, ist echt ein sehr, sehr schöner beruf
lg marilena

[Miime]

Ich werde Ergotherapeutin und bin sehr glücklich damit. Musste aufgrund des Hodgkins leider kurz vorm Examen pausieren aber im September gehts dann weiter.

[yoda]

Ich war Bereichsleiter bei einer grossen Telekommunikationsfirma. Hatte viel Verantwortung und musste viel reisen. Der Job ist super spannend, doch auch sehr stressig. Ständig neue Produkte und Technologien. Der wieder aufgebaute Stress äusserte sich bei mir mit Schlafstörungen, Tunnelblick und deutlicherer Fatigue. Wollte das nicht mehr.

Habe jetzt das Glück sofort etwas neues gefunden zu haben. Ist stationär hier in meiner Stadt. Komplett andere Branche, doch alles etwas kleiner und überschaulicher als vorher. Bin zwar noch Vorgesetzter, doch bei einem kleinen Team. Freue mich auf die neue Herausforderung und kann so auch meiner Familie etwas zurückgeben, was sie während der Therapie und auch zuvor nicht hatte.

[DieJule]

Auch ich hab ja Ergotherapeutin angefangen und bin jetzt sozusagen im 2. Lehrjahr. Aber ich bin ja sehr im zwiespalt, weil eigentlich war das ja mein Traumberuf, aber ich kann und will mich nicht mehr mit sovielen "Kranken" auseinandersetzen. Außerdem müsst ich nochmal das Jahr wiederholen, was nochmal mindestens 2 Jahre ohne Geld hieße. Ich bin jetzt soweit das ich mir nächstes jahr eine neue Lehrstelle im Bereich der Verwaltung , wie in der Arge suche. Nur was ich dazwischen mach.....keine Ahnung

Lg

[Nachtigall]

Wir haben nach wie vor einen landwirtschaftlichen Betrieb, bin also selbstständig und arbeite mit Ehemann, 3 Mitarbeitern und Lehrling auf dem Betrieb mit, wenn auch körperlich weniger wie vor der Erkrankung. Den ganzen Bürojob(und das ist wirklich nicht wenig!) mach ich allein, morgens Melken , einkaufen, Haushalt, Feriengäste, Kinder......Seh aber zu, das ich wen. 1-2 mal die Woche morgens nicht mitarbeite, früher war der Hof eig. neben den Kindern alles....das ist heute def. nicht mehr so, nehme mir mehr Zeit für mich, ich lebe nach dieser Krankheit sehr viel bewußter und mache Dinge die ich vorher schon seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht habe, wie Urlaub, Kurztrips nach Paris, Konzerte, Wellnesswochenenden, meine beste Freundin besuchen etc etc. Klingt zwar etwas abgedroschen, ist aber so, man weiß eben nie was die Zukunft bringt.....Der eigene Betrieb ist schon ein Traumberuf für mich, habe früher in der Verwaltung(fand ich eher langweilig) und in der Gastronomie gearbeitet, hat mir auch Spass gemacht, hat man viel Kontakt mit Menschen, heute hab ich mehr Kontakt zu Kühen....kann aber gut verstehen nach so einer Erkrankung sich neu zu orientieren, gerade wenn man noch so jung ist wie Du Teasy gibt es doch viele interessante Berufsmöglichkeiten, fand damals wie gesagt das Gastgewerbe, Reisebüro,Immobilienkauffrau toll, hab dann aber einen Landwirt geheiratet und wie gesagt große Lust gehabt den Hof weiterzubringen und zu vergrößern. Wobei ich sagen muß das der Beruf Landwirt für mich zu hart gewesen wäre, aber es gibt auch viele weibliche Lehrlinge, jedenfalls hier bei uns. Ich hätte wohl eher ein Agrarstudium vorgezogen. lG Anja

[Schinacken]

Ich habe erst einmal eine Ausbildung zum Groß- & Außenhandelskaufmann gemacht. Kurz nach bestandener Prüfung bekamen wir einen neuen Geschaftsführer und mit diesem erfolgten Umstrukturierungsmaßnahmen, was bedeutete, daß keiner der frischgebackenen Ex-Azubis übernommen wurde. Als anständiger Bürger habe ich dann meinen Zivildienst angetreten und mir in der Zeit überlegt, daß das Papierschubsen an sich nicht meine Erfüllung sein würde. Also ging es an die Uni und ich studierte Informatik. Jetzt sitze ich zwar wieder im Büro und habe ebenfalls wieder viel Papier auf dem Schreibtisch, kümmere mich hauptsächlich aber mit 5 Kollegen um unser Netzwerk aus ca. 450 Arbeitsplätzen & diversen Servern.

Nach meiner Therapie -und teilweise währenddessen- habe ich ganz normal weitergearbeitet, wenngleich ich nun aber bewußt darauf achte, mir keinen Streß respektive nur wenig zu machen/machen zu lassen. Ein kleines Manko ist derzeit noch mein "Chemobrain", was mir das Merken von Zahlen etc. etwas erschwert - aber wozu gibt es Papier...? ;o)

Viele "kühlende" Grüße an Euch alle!
Olli

[Cristine]

Bin Erzieherin und arbeite mit schwerstbehinderten Menschen. In der Reha wurde ich gefragt ob ich nicht etwas anderes machen möchte.Ich mag meine Arbeit sehr und arbeite nur halbtags.Ich mache so eine Art Tagesförderung , sehr individuell auf jeden behinderten Menschen persönlich zugeschnitten und fühle mich sehr wohl.Ich bin schon etwas kritischer geworden und mache weniger Überstunden.Wenn meine Kinder größer sind würde ich mich gerne noch weiter qualifizieren.
Cristine

[Kika]

Huhu!
Ich bin gelernte Zahntechnikerin,was mir immer einen unheimlichen Spass gemacht hat! Dann kam Kind eins,Kind zwei, Kind drei...tja,dann findet man leider nicht mehr so einfach zuück! Aber ich habe zwischendrin andere Arbeiten gemacht,als letztes war ich in einem privaten Altenheim und habe da die Wäsche für die Leute gewaschen,oder mal ein Würstchen heiß gemacht,oder mal mein Ohr verliehen... immer mit Herz! Seit der kleinste da ist bin ich nun aber Vollzeitmama,wenn auch zur Zeit mit meiner Einschränkung! Aber mit einem super Mann und einer tollen Familie im Rücken klappt das!!! LG Kika

[Astrid1961]

Ich war und ich bin Bürokauffrau in einer Reederei in Buxtehude ...
Nach einem Jahr Arbeit bin ich immer noch nicht so belastbar wie vor der Therapie. Gedächtnislücken, Konzentrationsschwierigkeiten und die Merkfähigkeit lässt zu wünschen übrig.... Schon blöd, nicht zu ändern.
Grad wenn es laut ist, dann hakt es bei mir.... und unser Büro mit 8-9 Leutchen ist manchmal wie ein Hühnerstall *g*

Aber lieber arbeiten wie grübeln und auch wenn ich sehr gern zu Hause bin .... der Job ist schon ein bisschen Heimtherapie *g*....

Körperlich anstrengende Arbeit könnte ich immer noch nicht machen ...

LG Astrid

[peng1967]

Ich bin Programmierer, allerdings derzeit arbeitslos, unabhaengig von der Krankheit. Es ist ja schon fuer einen Gesunden schwer, was zu finden. Nebenbei mach ich grad ein Bachelorstudium, zwei Semester stehen noch bevor, aber wahrscheinlich werde ich nun ein Jahr Pause einlegen, um den Abschluss nicht zu gefaehrden. Im Anschluss soll eigentlich noch der Master (Bioinformatik) folgen, aber ob ich dazu dann noch Kraft und Muse hab, weiss ich nicht.

Tja, Berufsaussichten? Auf jeden Fall muss zeitnah irgend was her. In der Nachbargemeinde ist grad ein Buerojob ausgeschrieben, um den werd ich mich unbedingt reissen. Erstens ist die Anfahrt nicht weit und zweitens denk ich, dass man in einem oeffentlichen Unternehmen mit den gesundheitlichen Einschraenkungen leichter arbeiten kann als in der Privatwirtschaft.

Aber als allererstes muss sich mein zustand stabilisieren. Momentan bin ich ueberhaupt nicht arbeitsfaehig.

[Marika]

Hallo Ihr,

das ist ein spannendes Thema. Vor allem, da Mr. H. ja anscheinend wahllos zugreift und sich hier so ganz verschiedene Tätigkeiten ergeben.
Ich selbst bin Theologin, ganz leidenschaftlich - und klar denkt man da viel über Krankheit/Tod nach und bekommt ständig Fragen, wie "wie konnte Gott das zulassen?" - auf die eh keiner eine Antwort weiß. Ich habe in den letzten Jahren auch viel in der Krankenhaus-Seelsorge gearbeitet und von daher schon viel gesehen. Aber es plötzlich am eigenen Leib zu haben, das ist schon was anderes. Da ich hier in den neuen Bundesländern arbeite, ist für mich "Gott" eh keine traditionell-selbstverständliche Größe. Die allermeisten Menschen hier sind ja totale Atheisten oder haben schlichtweg noch nie was davon gehört. Von daher bestand mein Alltag schon vor MH darin, sich ständig mit dem Sinn oder Unsinn von Glauben auseinanderzusetzen.
Was sich für mich aber jetzt verschärft hat: ich ertrage fromme Sprüche noch weniger als vorher! Und erst recht nicht die vielen Versuche (v.a. von Kollegen) darin irgendeinen Sinn erkennen zu wollen. Denen würde ich am liebsten ins Gesicht sagen: Hei, so ne Krankheit hat schlichtweg keinen "Sinn" - es ist einfach Pech. Und es gilt, dadurch zu gehen, wie durch gute Tage auch. Oder würdet ihr mir da widersprechen?

@ Cristine: deine Signatur ist mutig! Der Satz von Teresa heißt für mich, jetzt erst recht: In der Krankheit, wenn man in einen dunklen Abgrund gucken muss, genau so wie in der größten Freude, wenn man zum Beispiel vor Freude fast platzt, ist Gott einfach da. Alles andere ist Schweigen.

Gibt es eigentlich eine Rubrik im Plauder-Forum "Sammlung der blödesten Sprüche"? Sicher hat jeder hier ein paar zum Eintragen...!

Marika

[Astrid1961]

@Marika
Jeder auch nur leicht vom Glauben angehauchte Mensch egal welcher Religion stellt sich die Frage, warum ICH?
Was hat man Schlimmes getan, um diese "gerechte Strafe" "wofür?" zu bekommen? Warum hat welcher Gott auch immer, mich nicht davor beschützt?

Meine Erkenntnis aus dieser Sache ist, dass "meine Zeit" noch nicht gekommen war/ist!!!
Ich habe noch eine Chance erhalten mein Leben zu überdenken, es zu genießen, mich nützlich zu machen oder einfach all die Dinge zu erleben die ich noch nicht erlebt habe weil ich keine Zeit dazu hatte, etwas auf "später" verschoben habe oder einfach zu bequem war irgendwas JETZT zu machen.
Ich hatte Zeit mein Leben neu zu sortieren. Wichtiges wichtig sein zu lassen und mich von unwichtigen Dingen, Menschen und Gedanken zu trennen.

Ich hatte noch eine Chance - viele Menschen haben sie nicht. Ihr Leben ist von jetzt auf nun vorbei.

Ich gehe sorgsamer mit mir und anderen um - aber gleichzeitig bin ich auch viel ungeduldiger geworden.
Und wenn ich die Probleme anderer Leute mir anhöre denke ich manchmal ganz überheblich "Wenn DAS meine Probleme wären, dann würde ich den ganzen Tag singen und tanzen".....

Das mit Glauben und Gott ist so eine Sache ....
Geglaubt haben Menschen schon immer an irgendwas, an irgendeine Macht, an etwas Unerklärliches da zwischen Himmel und Erde - es hatte und hat einen anderen Namen und jeder bastelt sich sein Bild so wie er will und kann.

Krankheiten, der Verlust eines Menschen, Tod eines Kindes, Verbrechen - das sind alles Geschehnisse die der "liebe" Gott nicht zulassen dürfte ....
Wozu diese "Prüfungen"??? Will wer auch immer prüfen, ob wir zu ihm stehen egal was er mit uns macht?
Der liebe Gott, Vater im Himmel??? Vater????
Darüber kann man nun unendlich diskutieren und es bringt nichts.

Morbus Hodgkin ist eine Endartung meiner Zellen - und nix weiter

LG Astrid

[Sane]

Sehe ich wie Astrid.
Krebs sind "Chaos-Zellen". Warum sie auf einmal endarten, weiß man schlichtweg nicht. Vielleicht irgendwann einmal.

Der Frage "Warum ich?" stelle ich gegenüber:

"Warum jemand anderes?"

Sane

[Astrid1961]

@ ja, Sane... es sollte niemanden treffen. Nicht dich, nicht mich, niemanden.
Der Lottogewinn, jedenfalls der große, der geht ja auch vorbei und in die Traumvilla am Traumstrand vom Traumland werde ich auch nicht einziehen *lach*....
Dann hätte doch auch dies den selben Weg wie die dollen Dinge nehmen können...nämlich den an mir vorbei. *g*

LG Astrid