Abend!
Ich habe absichtlich das Thema Konzentrationslager aufgefasst, da es tatsächlich in manchen Dingen mit dem Thema Krebs etwas gemeinsam hat.
Ihr müsst dabei den Zusammenhang von Ursache und Wirkung beachten. Es handelt sich um verschiedene Ursachen (Krankheit und KZ), beide haben jedoch die gleiche Wirkung bzw. Folgen. Deshalb umfasst man sie ja auch unter dem Begriff Extremsituationen.
Doch Vorsicht: Nicht jede Extremsituation kann mit Krebs verglichen werden.
Weshalb?
Deshalb, weil nicht für jede Extremsituation folgende Punkte zutreffen
, für KZ und Krebs allgemein jedoch zutreffen:
-Extremsituation dauert lange an:
Dies gibt der betroffenen Person die Möglichkeit über ihren eigenen Zustand nachzudenken. Die Situation dauert zu lange an um sie zu ignorieren. Dadurch wird man gezwungen sich mit ihr auseinander zu setzen. Der anfänglich aufgebaute mentale Schutzschild bricht früher oder später und es kann zu Persönlichkeitsveränderungen kommen.
-Das eigene Leben ist gefährdet:
Plötzlich ist man gefährdet etwas zu verlieren, worauf der ganze Alltag aufbaut, nämlich unser Leben. Das Fundament allen Seins droht einzustürzen und alles was man sich bisher aufgebaut hat mit sich zu reißen. Der Vergänglichkeitsgedanke, auch Vanitas-Gedanke genannt, kommt zum Vorschein.
-Soziale Isolation:
Zwar ist es möglich während der Chemotherapie etwas mit seinen engeren Freundeskreis öffentlich zu unternehmen ( wenn das Blutbild mitspielt), aber trotzdem ist man sozial ausgeschlossen, da Krebs einfach ein Tabuthema ist. Eine fremde Person wird- wenn sie ehrlich ist- im allgemeinen eher Kontakt zum Kranken vermeiden wollen, da es ihr unangehnem ist oder sie sogar Angst hat sich anzustecken.
KZ- Häftlinge sind ebenfalls von der Gesellschaft ausgeschlossen und werden von ihr sogar missachtet, da die breite Masse glaubt, dass es sich bei den Häftlingen um Verbrecher handelt (war zum Teil so im 2WK).
Sie haben zwar auch Freunde, dieser Freundeskreis ist jedoch auch beschränkt.
-Ungewissheit bezüglich Gegenwart und Zukunft:
Jede erlebte Minute könnte die letzte sein. Dies hat zur Folge, dass Anfangs eine extreme Anspannung bei der Person vorzufinden ist. Ab einem Zeitpunkt ist man so Reizüberflutet, dass man nicht mehr kann und das Gefühl der Apathie einsetzt. Einem ist nun egal was ist und was kommen wird. Eine natürliche Schutzfunktion sozusagen.
-körperliche Schwäche:
Die körperliche Schwäche hat verschiedene Ursachen: Im KZ tritt sie als Folge von körperlicher Gewalt, harter physischer Arbeit und Mangelernährung auf. Beim Krebs ist die harte Therapie für das Unwohlsein verantwortlich. D.h., hier haben wir wieder zwei verschiedene Ursachen, aber die selbe Wirkung.
Aufgrund der körperlichen Schwäche kommt es zu psychischen Reaktionen wie z.B. Depression. Wenn diese Überhand nimmt besteht Suizidgefahr.
Okay, das war meine Begründung, weshalb ich das KZ mit Krebs vergleiche.
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Ich gebe schon zu, dass ich nicht der Fan vom klassischen "positiven Denken" bin. Rein psychologisch betrachtet ist positves Denken eine Täuschung. Richtig ausgedrückt heißt es "optimistisches Denken".
Ich denke, dass es wichtig ist einem Menschen das zu sagen was auf ihn zukommt, anstatt ihm zu sagen "alles wird gut" oder andere Phrasen zu dreschen. ABER damit meine ich nicht, dass er alles mögliche bezüglich seiner körperlichen Situation wissen sollte (lies dazu meinen ersten post in diesem Thread). Es reicht schon wenn er einige Grundinfos zu seiner Krankheit bekommt, da der Rest (also die tiefere medizinsche Materie) für ihn nur zusätzliche Informationen darstellen, die überflüssig sind und sein Gedächtnis nur für jene Sachen versperren, die eigentlich essentiell sind.
Die wesentlichen Dinge, die auf den Patienten zukommen und auf die er vorbereitet werden sollte, sind die psychischen Entwicklungen während der langen Therapie. Denn DIESE Dinge werden auf ihn zukommen und sie sind unvermeidlich. Er wird sich vor ihnen nicht verstecken können und sind daher- im Gegensatz zu den Zusatzinfos bezüglich seiner Krankheit- lebensnotwendig.
Deshalb versuche ich nüchtern darzustellen, dass Steffis apathisches Gefühl völlig normal ist, da alle Leute in ähnlichen Extremsituationen diese bekommen können und sie sich somit keine Sorgen zu machen braucht.
So, ich bin auf eure posts gespannt!
