Exhodgkiedasein im Arbeitsalltag

Hier kann nach Herzenslust geklönt werden. Alles, was nicht unbedingt mit Morbus Hodgkin zu tun hat, gehört hier rein.
JU
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Exhodgkiedasein im Arbeitsalltag

Beitragvon JU » 31.05.2008 00:16

Hallo ihr Lieben!

Mich plagt zur Zeit eine kleine Nachhodgkiewehe und ich weiß nicht, was ich machen soll und möchte euch nach eurer Meinung fragen.
Aaaaalso: Ich würde mich nach dem Abi ganz gerne für ein freies soziales Jahr im Krankenhaus bewerben und als ich mir die Arbeitsbedingungen durchgelesen habe, sind mir natürlich auch die 26 Urlaubstage ins Auge gesprungen. Ich habe ja einen Schwerbehindertenausweis und überlege nun, ob ich diesen nicht auch zum Einsatz bringen sollte, um die zusätzlichen 5 Urlaubstage abzusahnen. Aber jetzt weiß ich nicht, ob ich das auch wirklich machen soll oder ob das nicht irgendwie ein bisschen doof kommen würde, weil ich mich ja freiwillig für ein freies soziales Jahr bewerbe, aber dann mehr Urlaub haben möchte. Wisst ihr was ich meine? Ich kann das anders gerade irgendwie nicht erklären...

Ein ähnliches "Problem" stellt sich mir noch mal: Sollte ich bei einem Auswahlgespräch für einen Studienplatz für Medizin den Hodgkin erwähnen? Wenn man es ganz genau betrachtet, besteht bei mir erst seit der Krankheit der äußerst dringende Wunsch Medizin zu studieren. Außerdem habe ich mich durch die ganze Geschichte (zwangsläufig) viel mit dem Thema Medizin beschäftigt und einen besseren Einblick in dieses Gebiet bekommen. Außerdem kann ich mich dadurch vielleicht auch eher in die Lage der Patienten versetzen und wäre somit einfühlsamer?
Damit könnte ich gut meine Motivation, warum ich Medizin studieren will und wie ich dazu gekommen bin, begründen, aber ich hab halt ein bisschen Schiss, dass das dann vielleicht zu sehr nach "Tränendrüse" klingen könnte und das fände ich doof und irgendwie wäre so eine Tränendrüsennummer auch unangebracht und nicht meine Art. Andererseits spricht die ganze Sache ja vielleicht auch eher für mich...? Oder sehen sie das eher als eine Schwäche an und denken, dass ich nicht belastbar genug für dieses Studium und den Job wäre??
Ach, ich kann es einfach nicht einschätzen... Soll man es lieber sagen oder nicht?? Ja, nein, ja, nein...? Ich kann mich nicht entscheiden :1910:

Vielleicht hat ja der ein oder andere eine Meinung dazu, die es mir leichter machen wird, mir eine eigene Meinung zu bilden... Oder vielleicht kann ja auch einfach jemand sagen: "Judith, bewerte die Dinge nicht über und mach dir keine Gedanken um Probleme, die eigentlich gar keine sind."
Ohje...

Liebe Grüße,
Ju
Diagn. Sept. '05
-> MH 2ae mit Risikofaktoren
-> HD14 mit 4xABVD & 30 Gray
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Elisabeth
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Beitragvon Elisabeth » 31.05.2008 07:15

Hallo Judith,

so ähnlich wie Du es schilderst, ging es mir beim ersten Mal bei meiner Krankheit. Ich habe damals auch keinen Schwerbehindertenausweis beantragt, weil ich immer Angst hatte, dass mir das als "auf Tränendrüsendrücken" etc. ausgelegt werden würde. Auch vom Alter her (damals 34) kam ich mir irgendwie blöd vor und ich wollte das ja alles als erledigt betrachten, wahrscheinlich auch verdrängen, oder eben wieder zu den anderen dazugehören. Auch in der Arbeit hatte keiner was mitbekommen. Ich war 6 Monate im "Mutterschaftsurlaub" und kam halt dann mit Kurzhaarschnitt zurück.

Beim zweiten Mal, da ging es mir aber auch saumäßig schlechter, hatte ich dann keine Bedenken mehr. Da war ich beruflich dann auch schon irgendwie "gesettled", wie man so schön sagt, ich konnte die Krankheit in der Arbeit auch nicht mehr verbergen, und musste daher offensiv damit umgehen. Da habe ich dann schon den SB-Ausweis beantragt.

Ich glaube es hilft Dir nur weiter, wenn Du ganz tief in Dich hineinhörst, was für Dich gut ist. Es muss sich stimmig anfühlen.
Jedenfalls hast Du alles Recht der Welt, eine Woche Urlaub mehr zu verlangen und Dich bei Deinem Studienplatz auf die Krankheit zu berufen.
Und wenn Du das nicht magst, weil Du das Gefühl hast, es passt irgendwie nicht, dann ist es auch ok. Rausfinden was für Dich besser ist, musst Du halt leider selber.

LG
Elisabeth
:sunny:
1993 MH 2A (7. Schwangerschaftsmonat), Bestrahlung (50gy) und Splenektomie
11/2003 Rezidiv 2A, 3X ABVD, HD Cyclophosphamid, vorsorgliche Stammzellsammlung, 2X BEACOPP, Bestrahlung
12/2004-2005 mehrmals Verdacht auf Frührezidiv nach PET
08/2015 alles ok
http://forum.hodgkin-info.de/viewtopic.php?t=778

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Steve-O
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Beitragvon Steve-O » 31.05.2008 07:50

Servus Ju, :cool_wink:

bzgl. des Studienplatzes kann ich dir sagen, dass du als Härtefall gezählt wirst ab GdB von mindestens 50%.

Das bedeutet zum einen, dass du keine Studiengebühren zahlen brauchst.
Zum anderen, dass du auch im Bewerbungsverfahren Vorteile hast. U.U. ist es also möglich, an einer Uni dein Medizinstudium anzufangen, obwohl du normal durch den NC rausfallen würdest (ich kenn deinen Abischnitt nicht - nur theoretisch).

Wieso solltest du diesen Vorteil, der durch die Krankheit entstanden ist, nicht annehmen? Dafür brauchst du dich nicht zu entschuldigen oder schlecht fühlen.8)

Das mit dem freiwilligen sozialen Jahr würde ich mir gut überlegen. Es macht Sinn - keine Frage - um sich neu zu orientieren. Aber: Damit geht dir ein Jahr deiner "Schwerbehindertenzeit" ab und es kann sein, dass du gegen Ende deines Studiums plötzlich wieder Studiengebühren bezahlen musst, weil du dann nicht mehr den GdB erfüllen kannst. Denk mal drüber nach... Die Bewerbungsfristen für die Hochschulen laufen. Bewirb dich zumidest mal vorsichtshalber, absagen kannste immer noch.

Übrigens stehen bei mir auch die Bewerbungen an. Und ich habe für mich entschieden, die Krankheit erst mal nicht zu erwähnen. Ich denk, es ist besser, wenn die Firma glaubt, ich hätte ein Semester gefaulenzt als wenn ich denen erzähle, dass ich Krebs hatte.
Bei machen Firmen oder auch beim Staat ist es allerdings so, dass man als "Schwerbehinderter" bei gleicher Eignung sogar für die Stelle bevorzugt wird... Unternehmen sind ab einer gewissen Größe dazu verpflichtet, eine Schwerbehindertenquote zu erfüllen...

Na dann, Frau Dr. Judith in spe... Gute Entscheidung! :winki:

LG aus KL,

Stefan
Diagnose 10/2005: MH Stadium 1a mit Risikofaktor erhöhte BSG
Therapie 11/2005 bis 04/2006: HD 14 Arm A, also 4 Zyklen ABVD +17 x 1,8 Gray
Remission seit Mai 2006

"Wer kämpft, kann verlieren.
Wer nicht kämpft, hat schon verloren!" (B. Brecht)

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JU
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Beitragvon JU » 31.05.2008 13:14

Danke für eure Antworten!
Steve-O hat geschrieben:Das bedeutet zum einen, dass du keine Studiengebühren zahlen brauchst.

Das wusste ich gar nicht. Das wäre natürlich noch ein Argument das dafür sprechen würde, die Krankheit bzw. den Ausweis zu erwähnen...

Steve-O hat geschrieben:Das mit dem freiwilligen sozialen Jahr würde ich mir gut überlegen. Es macht Sinn - keine Frage - um sich neu zu orientieren. Aber: Damit geht dir ein Jahr deiner "Schwerbehindertenzeit" ab und es kann sein, dass du gegen Ende deines Studiums plötzlich wieder Studiengebühren bezahlen musst, weil du dann nicht mehr den GdB erfüllen kannst.


Selbst wenn ich von den Studiengebühren befreit werden würde, würde das ja sowieso maximal nur für die Zeit gehen, in der der Behindertenausweis gültig ist. Bis ich aber mit dem Studium fertig wäre, ist der sowieso schon 5x mal abgelaufen. Also komme ich so oder so um die Gebühren nicht rum. Aber ich wäre schon um jedes Semster froh, in dem ich die Gebühren einsparen könnte...
Bewerben für einen Studienplatz werde ich mich in jedem Fall sobald ich das Zeugnis in den Händen halte, ich will halt aber auch schon mal einen Plan B (soziales Jahr) im Hinterkopf haben, um eventuelle Wartezeiten zu überbrücken.
Naja, mal sehen, was die nächste Zeit so bringen wird...

Liebe Grüße,
Ju
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Sane
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Beitragvon Sane » 31.05.2008 15:15

Hallo Judith,
meines Wissens nach bekommst Du für ein FSJ mindestens ein zusätzliches Wartesemester angerechnet. Grundsätzlich würde ich mir den Betrieb in dem Du da soziale Jahr machen möchtest, genau ansehen. Erkundige Dich mal wie das so aussieht: In manchen Gegenden gibt es mehr offene Stellen als BewerberInnen.

Und ich würde, zumindest bei Deiner Bewerbung für ein FSJ mit dem Wissen als Hodgi versuchen zu punkten. Du kennst eben auch die Patientensichtweise. Das ist ein Wissensvorsprung!

Viel Erfolg!
Sane
Morbus Hodgkin 2a
8x Beacopp eskaliert 2o.8.07 bis 11.2.08
CT am 22. 2. 2008 zeigt Narbengewebe
PET am 26.3. negativ
Mrt im Dezember zeigt Vergrößerung
CT am 16.4. zeigt \\\"allgemeinen Rückgang aller Lymphomreste\\\"
Seitdem alle NU in Ordnung- Vollremission!

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Kasper.Carolin
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Beitragvon Kasper.Carolin » 31.05.2008 18:18

Hallo Judith,

ich kann dazu leider nicht so viel Sage, da ich eine Arbeitstelle habe, aber da ich auch am überlegen bin evtl. etwaas anderes zu machen war ich auch oder bin ich noch in der Situation, aber ich werde es bennenen da es 1 Jahr in meinem Lebenslauf gibt das gefüllt werden muß! und es ist auch kein NAchteil, den in jeder öffentlichen Einrivchtung müssen Schwerbehinderte Angestellt werden sonst muß die Einrichtung strafe Zahlen und da kommst du doch genau richtig! Und die 5 Tage extra Urlaub stehen dir zu!


Du musst dich aber selbst entscheiden!

Liebe Grüße Carolin
ICH WÜNSCHE DIR
DASS DU ZEIT FINDEST
DICH AUF EINE BUNTE WIESE ZU LEGEN,
UM ZU TRÄUMEN
UND DU ALL DEINE SORGEN
DEN WOLKEN MITGEBEN KANNST


M.Hodgkin Stadium 3b lymphozytenreicher Typ festgestellt am 1.August 07

8*BEACOPP-14 75% Dosisreduziert HD-15 Studie (Beginn 20.08.07 Letzte Chemo am 27.12.2007)
PET-CT 30.01.2008
Ergebniss 07.02.2008 HODGKIN ist TOD!!!!!
15.10.2008 HODGKIN IST WEITERHIN TOD!!!
20.01.2009 IMMERNOCH TOD
16.04.2009 nächstes CT

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roro
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Beitragvon roro » 01.06.2008 12:10

Hi Ju,

du musst ja nicht sagen, dass du dich erst durch die Erkrankung für eine Medizinerlaufbahn entschieden hast. Sag einfach: Medizin hat dich schon immer sehr interessiert und durch die Krankheit bist du in deiner Entscheidung für ein Medizinstudium sogar noch bestärkt worden.

Mit dem sozialen Jahr musst du abwägen, was spricht dafür, was spricht dagegen. Mach einfach eine Liste und geben den einzelnen Punkten zusätzlich eine Wertigkeit. Zum Schluss einfach zusammenrechnen und du siehst in welche Richtung es geht.

LG roro
Diagnose: 08.07.04, MH 4b, (LK-Ext. 24.06.04) - Therapie: Studie HD15, BEACOPP esk., 8 x 21 Tage
Nebenwirkungen: viele gehabt, noch einige vorhanden; kann damit umgehen!
PET-Ergebnis v. 18.01.05: Metabolisch komplette Remission
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Holger
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Beitragvon Holger » 01.06.2008 21:23

Hallo Ju!

Wenn du durch den Hodgkin Interesse an Medizin bekommen hast, würde ich das ruhig auch so sagen. Wie der Personaltyp reagiert, kann man sowieso nicht vorher einschätzen, aber ich denke grundsätzlich kommt Ehrlichkeit bei Bewerbungen gut an.

Außerdem ist das doch wirklich mal ein nachvollziehbarer Grund, warum du das machen möchtest.
Sei doch froh, daß Du dir nicht irgendwas aus den Fingern saugen mußt à la "Ja, ich wollte schon immer Müllmann werden, weil ich schon als Kind toootal fasziniert war von dieser Aufgabe und es echt für wichtig halte, die Gesellschaft von ihren Rückständen zu erlösen! Und gerade ihre Firma spricht mich besonders an, wegen der tollen orangefarbenen Autos..." :wink2:

Die fünf Tage Extraurlaub würde ich auch ruhig in Anspruch nehmen. Du mußt das ja nicht gleich im Einstellungsgespräch erwähnen! Und immerhin machst Du die ganze Sache freiwillig, also verzichte doch nicht auf deine Rechte. Die fünf Tage extra gibt es ja auch nicht ganz ohne Grund, sondern man ist nach so einer Krankheit tatsächlich erstmal weniger belastbar als andere Menschen!

Der Tipp von Stefan ist natürlich auch interessant! Vielleicht klappt es ja auch ohne FSJ, oder möchtest Du das wirklich gern machen?

Liebe Grüße, Holger
25.08.05: Diagnose MH, Mischtyp, Stadium IVa (Milz- und KM-Befall)
Therapie: 8 x BEACOPP eskaliert, recht gut vertragen
Nachwirkungen: z.T. Gelenkschmerzen u.ä.
11.04.2006: Laut PET-CT alles wieder weg!
...
2009: nächste Kontrolle im Dezember
--> Vorstellung<--

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Beitragvon alty » 02.06.2008 11:04

Hallo kleine Ju, :D

Ju hat geschrieben:... ob das nicht irgendwie ein bisschen doof kommen würde, weil ich mich ja freiwillig für ein freies soziales Jahr bewerbe, aber dann mehr Urlaub haben möchte.

Den MH bekamst Du ja nicht freiwillig. Also denke ich, dass es schon ok ist, wenn Du die 5 Tage Zusatzurlaub in Anspruch nimmst.

Lieben Gruß vom ollen Alty


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