Hallo Ihr Lieben,
bin mittlerweile schon seit einer Woche aus Freiburg zurück und trotz aller möglichen "guten Vorsätze" wieder voll im Alltagstrott.
Hier meine ganz persönlichen Eindrücke in (versuchter) Kurzfassung:
Die Klinik für Tumorbiologie liegt 5 Straßenbahnhaltestellen von der Innenstadt entfernt auf dem Gebiet der Uniklinik.
Sie besteht aus 3 Bereichen, der Akutklinik, wo Patienten behandelt werden (Chemo und komplementäre Methoden), dem Forschungsbereich und der Reha.
Man darf also kein mondänes Kurhausflair erwarten.... bis auf den - leider allgegenwärtigen Teppichboden - und die Vorhänge ist alles in dezentem Weiß gehalten
Trotz Hausführung am 1. Tag dauerte es eine ganze Weile bis ich mich nicht mehr verlaufen habe.
Das Essen fand ich gut - wenn man sich erst mal damit abgefunden hat, dass ohne Zwiebeln und Knoblauch gekocht wird.... morgens und abends Buffet, mittags Salatbuffet plus komplettes Menue (man konnte aus 4 verschiedenen wählen), das von äußerst netten und fleißigen Männern und Frauen am Tisch serviert wurde.
Die Verdauung musste sich erst mal an soooo viel Gesundes gewöhnen, war froh, ein Einzelzimmer zu haben
Nur der Lärmpegel im Speisesaal hat mich gestört, was wohl nicht zuletzt daran lag, dass ca. 80% der Patienten weiblich und somit laut am Schnattern war.
@ Petra: die "Gefahr" eines Kurschattens hielt sich somit stark in Grenzen, alles was einigermaßen gesund aussah, war garantiert Begleitperson
Der Schwerpunkt lag, wie ich schon geschrieben hatte, bei den sportlichen Aktivitäten, sprich Medizinische Trainingstherapie (=Muckibude), Sporttherapie (bei schönem Wetter rannten wir einem durchtrainierten Diplomsportlehrer hinterher, bei schlechtem Wetter quälte uns derselbige Sadist in der Gymnastikhalle), Nordic Walking (hat mir die Ärztin aufgeschwätzt, obwohl ich diese Stöcke hochgradig peinlich finde) und natürlich Ergometer.
Das bedeutet, dass ich meinen verwöhnten Luxuskörper mindestens einmal am Tag ordentlich schinden musste, aber der Erfolg blieb nicht aus

leichterer Gang, andere Körperspannung.... allerdings auch Dauermuskelkater.
Abgerundet wurde das Training durch ausgiebige Shoppingtouren.
Zur Entspannung gab's eine Friktion = etwas leichter als die klassische Massage.
Aus dem psychosozialen Bereich hat mich nur das kognitive Training (=Gedächtnistraining) interessiert, das gab's in der Gruppe und allein am PC. Wer gegen seine Chemomatschbirne was tun will, kann bei mir Literaturtipps haben
Ins Schwimmbad durfte ich leider nicht, weil meine CD4- T-Helferzellen noch nicht auf dem Level sind, wo sie sein müssten, um erfolgreich Keime abzuwehren.
Gleich zu Beginn hatte ich mir sowieso schon einen bösen Husten eingefangen und musste jeden Tag inhalieren
Das Freizeitangebot (Ausflüge an den Wochenenden) war super, aber da ich meistens Besuch hatte, konnte ich daran leider nicht teilnehmen.
Bin einmal auf eigene Faust nach Basel gefahren zur Kandinsky-Ausstellung und zum Weihnachtsmarkt.
Man hätte jeden Abend ausgehen können, der Pförtner läßt einen immer rein.
Es ist auch möglich, dass der Partner mit im Zimmer übernachtet, er muss dann 46.-€ (incl. Vollpension) pro Tag bezahlen + Parkgebühr.
Sie stellen dann ein Krankenbett vor die Tür und man kann selbst das Zimmer umräumen wie man will.
Die Ärzte, mit denen ich zu tun hatte, waren durchweg sehr sympatisch, vor allem Dr. Schmid - falls ihn jemand kennt.
Es gab ein paar interessante Vorträge, allerdings dem Patientenaufkommen entsprechend die meisten zum Thema Brustkrebs. Erst kurz vor meiner Entlassung hat eine junge Ärztin über Lymphome referiert - für uns "Experten" nix Neues dabei

außer dass bei der Entstehung von Non-Hodgkin auch ionisierende Strahlung in Verdacht steht, was erklären würde, warum meine Haut nur an Stellen befallen ist, wo die Sonne hingekommen ist
In der 4. Woche glühten meine schon immer schwachen Kniegelenke, der Rücken tat furchtbar weh und ich fühlte mich zunehmend schlapp

es war wohl zuviel des Guten... genau davor wurden wir ständig gewarnt...

jedenfalls ließ ich die Reha gemütlich ausklingen, so allmählich regeneriert sich alles wieder und die Schmerzen lassen nach.
Meine künstlerische Ader wurde auch rausgekitzelt, in Form von insgesamt 9 bemalten Seidenschals, womit die weiblichen Familienmitgleder zu Weihnachten beglückt werden - und ich kann Schachteln falten, die ohne Klebstoff halten.... jaaaa!
Absolut ärgerlich fand ich das schweineteure 0180-er Patiententelefon, warum können sie es nicht ganz normal übers Festnetz betreiben?
Hätte ich gewußt, dass der Fernseher im Zimmer auch ohne Anmeldung funktioniert, hätte ich 42.-€ sparen können
Fazit:Da es meine erste Reha war, habe ich ja keine Vergleichsmöglichkeiten, aber ich würde schon sagen, dass Freiburg absolut empfehlenswert ist.
Ich hatte ja von vorn herein schon 4 Wochen genehmigt bekommen und das war gut so, 3 Wochen wären zu kurz.
Bis die ganzen Formalitäten, Labor- und sonstige Untersuchungen erledigt und die ganzen Termine gemacht sind, ist die erste Woche schon rum, erst in der zweiten läuft das Programm "rund".
Bin auch um ein paar neue Bekanntschaften reicher geworden und hatte unterhaltsame Tischnachbarn - immerhin 2 Männer dabei, welch ein Luxus
Liebe Grüße von
Judith