Von der Rolle...

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jule_leipzig

Von der Rolle...

Beitragvon jule_leipzig » 17.09.2005 08:41

Hallo Ihr alle,

beim schnorcheln im Net bin ich auf Euer wirklich sehr sympathisches Forum gestoßen. Ich möchte Euch kurz meine Geschichte erzählen, nur um es einfach mal loszuwerden. Voranschicken möchte ich, dass ich selbst Ärztin (29) – auch noch in Ausbildung zur Internistin – bin und 2 kleine Kinder (1 und 3) mit der entsprechenden Menge Streß habe.

Es fing letzten Montag an, ich entdeckte eine Lymphknotenvergrößerung (1,5-2 cm) in der Leiste. In beiden Leisten sind mehrere Lymphknoten zu tasten, nur einer ist eben (leicht?) vergrößert. 2 Stunden später fühlte ich mich schlecht, mir war übel und mein Appetit war ins Nirwana verschwunden. Am nächsten Tag war ich bei meinem Hausarzt. Der nahm Blut ab (Differentialblutbild, Eisen, Leberwerte, EBV-Antikörper, TSH, CRP), schickte mich zum Bauch-Ultraschall und zum Lungeröntgen. Alles in Ordnung. Die Übelkeit und das Krankheitsgefühl bleibt, der Lymphknoten ebenso. Da ich ziemlich nervös war und bin, habe ich immer mal Temperatur gemessen – gelegentlich waren leicht erhöhte Werte dabei. An Gewicht habe ich seit meiner Entbindung vor gut 1,5 Jahren kontinuierlich abgenommen. Aber da ich noch stille und mit 2 kleinen Kindern am Tisch wirklich nicht richtig zum Essen komme, kann man das so oder so sehen.

Seit dem bin ich ziemlich von der Rolle, der Zustand ist seit Montag – also schon sechs Tage – unverändert. Ich war schon beim Chirurgen, um mir den Lymphknoten rausschneiden zu lassen. Der meinte, vorher sollte das „internistisch“ abgeklärt werden. Nun habe ich Montag den nächsten Termin, dabei weiß ich selbst, dass man einen Mb. Hodgkin (wenn man denn den Verdacht wirklich haben sollte, selbst da bin ich mir nicht sicher) nur mit einem Lymphknoten unter dem Mikroskop diagnostizieren kann.

Eine richtige Idee, wie meine ganzen Symptome zusammenpassen können, habe ich nicht. Eine Idee, bei der man die Lymphknotenschwellung in den Mittelpunkt rückt, ist eben ein Mb. Hodgkin (als wahrscheinlichste der onkologischen Alternativen). Weitere Differentialdiagnosen gibt’s wie Sand am Meer, aber eben keine schlüssige. Ergänzen möchte ich noch, dass mein kleines Kind Johannes zur Zeit auch einen Infekt (?) hat. Seit Montag hat er erhöhte Temperatur ohne weitere Symptome. 2 Tage hatte er hohes Fieber bis 40°C und isst die ganze Zeit etwas schlechter. Vielleicht haben wir auch einfach beide einen komischen Magen-Darm-Keim. Who knows….

Jedenfalls bin ich mit den Nerven am Ende, ich weiß zu viel Theorie, habe zu wenig Praxis und bin aus diesem Grund ein sehr nervöser Kranker – das kann einem eben auch auf den Magen schlagen. Mit meinen 2 Räuberkindern, von denen eines noch krank ist, bekommt man auch keine Ruhe in den Alltag.

Vielleicht hat einer von Euch noch eine Idee oder das perfekte, beruhigende „Zauberwort“. Hat jemand von Euch das gehabt, was man B-Symptomatik nennt? Wenn ja, wie sah das aus?

Ich habe auch noch eine Frage ganz anderer Coloeur: Zur Zeit bin ich privat krankenversichert (schlanker Vertrag bei der Axa). Ab Oktober wollte ich wieder anfangen zu Arbeiten. Auf Grund komplizierter versicherungstechnischer Regelungen habe ich die Möglichkeit, mich zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung zu entscheiden. Im Hinblick auf einen nicht ausschließbaren Hodgkin (o.ä.) wollte ich Fragen, wie da die Erfahrungen mit den verschiedenen Krankenkassen und Kostenübernahmen sind.

Vielen Dank für Lesen,

Julia aus Leipzig, die jetzt tapfer frühstücken geht.

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armin
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Beitragvon armin » 17.09.2005 09:38

Hallo Julia,

schade, daß du dir so Sorgen machen mußt - gerade im Moment im Studium und deinen Kindern.
Als Privatpatient könntest du doch mal eine PET machen lassen - vielleicht bekommst du eine mit Beziehungen.

So könnte man doch mal einen zusätzliches Diagnostikinstrument benutzen um Hals,Thorax , Abdomen und Leisten um den wohl doch vorhandenen Verdacht auf MH einzugrenzen bzw. auszuschliessen.

Gewichtsverlust kommt ja als B-Symptom eher relativ plötzlich und unerklärlich und ca. 10% ges Gewichts. Nachtschweiß und Fieber wären auch echte B-Symptome :
Zitat aus www.lymphome.de :
In etwa einem Drittel der Erkrankungen treten zusätzliche unspezifische Allgemeinerscheinungen auf:

allgemeiner Leistungsknick, Müdigkeit und Schwächegefühl,
starker Juckreiz am ganzen Körper,
starker Nachtschweiß,
nicht gewollter Gewichtsverlust von mehr als 10% des Körpergewichts in den letzten sechs Monaten,
nicht anderweitig erklärbares Fieber über 38 Grad Celsius mit wechselndem Verlauf.
Die letzten drei Krankheitszeichen werden auch im Rahmen der Stadieneinteilung als B-Symptome bezeichnet.


Ich drücke dir die Daumen, daß es doch nur eine Infektion ist, wobei die Leistenlymphknoten ja wieder ungewöhnlich wären.

Liebe Grüße
Armin
Diag. 2/2004 ,MH 2a (Mischtyp) mit Risikofaktor (Bulk im Mediastinum 6,5x4,3x4,4cm und 3 Areale befallen) 1xABV Rest ABVD (4 Zyklen) ,30 Gy, Totale Vollremission , offiziell geheilt

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Judith
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Beitragvon Judith » 17.09.2005 15:55

Hallo Julia,

Du hörst Dich ganz schön gestresst an, aber das ist mit zwei so kleinen Mäuschen kein Wunder!
Wenn ich es richtig verstanden habe, sind Deine LK seit letzten Mo. geschwollen, d.h. seit 6 Tagen.
Vorab, ich glaube nicht, dass Du Dir wirklich Sorgen machen mußt.

Bei mir fing MH - wie ich damals meinte - auch mit dicken LK in der linken Leiste an. Zunächst dachte ich mir nicht viel dabei, weil ich genau 2 Jahre vorher an der gleichen Stelle schon mal geschwollene LK hatte, das Blut war OK und die Schwellung ging nach einer Weile (ca. 2 Wochen) von allein wieder zurück. Die einzige mögliche Ursache, die der Arzt in Erwägung zog, war meine Haut (Atopie, leichte Neurodermitis). Er meinte, vielleicht habe ich mich irgendwo am Bein aufgekratzt...was aber nicht der Fall war, egal.
Diesmal ging ich nicht so schnell zum Arzt, erst als die LK nach 2 Wochen immer noch nicht kleiner wurden (und sehr weh taten!). Da ich zu dieser Zeit gerade eine pflanzliche Darmreinigungskur machte, dachte ich natürlich als Erstes, mein Darm sei überreizt oder entzündet, daher die dicken Lk.
Das Blut sprach auch für eine Entzündung, ich bekam ein Antibiotikum, keine Änderung, Entzündungsparameter im Blut stiegen weiter.
Dann erst rollte die Maschinerie an und im CT hat man dann gesehen, dass ich im Bauch noch größere LK hatte, d.h. es "fing" nicht in der Leiste an, wie ich dachte, sondern eigentlich schon früher, tief im Bauch drin. Dann kam die Gewebeprobe aus der Leiste (ein ganzer Knoten) und die Diagnose.
Abgenommen hatte ich 8 Kilo, was ich zunächst auf meine dahingehenden Bemühung zurückführte und worauf ich stolz war...bis ich wußte warum :? .
An Deiner Stelle würde ich noch ein bißchen warten, das Blut checken und dann vielleicht wirklich ein PET, CT oder MRT machen lassen. Es ist nicht auszuschließen, dass es mit einem Infekt oder dem Babystress zusammenhängt. Ich hatte in Deiner Situation massiv mit Allergien zu tun, Quincke-Ödem war an der Tagesordnung, mein Immunsystem am Boden zerstört.
Mach' Dich nicht verrückt,....Baldrian ist eine gute Idee.

Alles Gute und las' von Dir hören,

LG, Judith
MH IIIA, nod.skler., HD15-Studie: 8xBEACOPP-14 von 5-9/04; 10/05 alte Stellen wieder aktiv, 22 Bestrahlungen 2/06, dann alles OK; seit 1992 kutanes T-Zell-Lymphom; 4/06 LK an neuer Stelle, 7-10/06 HD mit autologer Stammzelltransplantation SO FING'S AN und SO GING'S WEITER

jule_leipzig
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Beitragvon jule_leipzig » 18.09.2005 12:58

Hallo,

vielen Dank für Eure Antworten. Am Montag habe ich wieder einen Arzttermin, mal sehen, was dabei rauskommt.

Liebe Grüße aus Leipzig,

Julia.


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