Zukunftsangst: Was soll ich tun?!Wie damit umgehen?!

Hier kann nach Herzenslust geklönt werden. Alles, was nicht unbedingt mit Morbus Hodgkin zu tun hat, gehört hier rein.
Pia

Zukunftsangst: Was soll ich tun?!Wie damit umgehen?!

Beitragvon Pia » 12.08.2009 14:57

Hallo Kollegen,

in letzter Zeit geht es mir nicht gut. Ich habe im Dezember nach Chemo und Bestrahlung mein Studium abgebrochen (Deutsch und Philo auf Bachelor).
Danach habe ich sofort eine Bewerbung für einen Ausbildungsplatz als Verlagskauffrau gestartet und wurde für dieses Jahr zum 01. Septmeber sogar genommen.
Leider sind mir im Laufe der Zeit Zweifel an dem Start der Ausbildung gekommen. Nebenbei habe ich mich also noch für ein Lehramt- Studium beworben.
Ich habe nun den Bescheid bekommen, dass mein erster Schultag bereits am kommenden Montag (17.08.) ist, wobei ich eigentlich noch auf die Zusage meiner Favouriten- Uni warte.
Zwischendurch dachte ich, dass das Studium richtig ist, aber jetzt kommen mir wieder Zweifel.
Seit meiner Krankheit weiß ich einfach nicht mehr, was ich in Zukunft machen möchte. Und wo ich im Leben hinwill, obwohl ich ja jetzt bereits ein 3/4 Jahr Zeit hatte, mir darüber Gedanken zu machen.
Ich weiß die Ausbildung zu schätzen. Es ist in der Nähe, eine 35 h Woche, ich bekomme Geld und werde übernommen. Aber meine Therapeutin in der Reha hat mich eine Pro- Liste schreiben lassen, in der das Studium mit Smilies und dem Formulieren eines Ziels einfach besser da stand.

Auch wenn ich das Studium aus guten Gründen abgebrochen habe und die Bewerbung für den Ausbildungsplatz aus den falschen Gründen heraus entstanden ist, habe ich Angst den Anforderungen eines Lehramtssudium nicht gewachsen zu sein. Nicht mehr in den Alltag zurückzufinden. Da erscheint mir die Ausbilung mit ihrer Struktur und den geregelten Arbeitszeiten einfach sicher. Aber ist es nicht i-wie falsch den Berufsstart aus diesen Gründen zu machen? Besonders, wenn ich eigentlich nie ins Kaufmännische wollte und das Studium eher meinen Interessenschwerpunkt hat?

Ich weiß, ihr könnt mir diese Entscheidung nicht abnehmen, aber könnt ihr mir irgendwie einen Tipp geben, wie ich zu der richtigen Entscheidung für mich kommen kann?! Habt ihr eine Meinung oder sowas Ähnliches erlebt?

Danke und liebe Grüße

Pia

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yoda
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Beitragvon yoda » 12.08.2009 17:23

Definitiv. Aus der Krankheit heraus einen Entscheid zu fällen, wo man eigentlich sicher ist, dass man es im innersten nicht will...das wirst du einmal bereuen. Meine Meinung. Und glaube mir, eine geregelte Arbeitszeit kann eben genau das erschwerende sein. Da musst du dich dann rechtfertigen bei jeder Absenz und auch wenn du es nach der Therapie noch nicht so packst.
Morbus Hodgkin Stadium 4B mit Milz-, Leber- und multipler Knochenbefall; Therapieschema: BEACOPP 8x eskaliert
Therapiebeginn: 08.04.09; Therapieende: 16.09.09; alle Nachsorgeuntersuchungen bis 02.04.14 ok Vorstellung/Krankheitsgeschichte

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sassi
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Beitragvon sassi » 12.08.2009 18:05

hi
also ich würd mich nix raten trauen. aber ziemlich sicher ist, dass angst kein guter beweggrund für eine entscheidung ist.

alles gute für deine entscheidungsfindung-auch wenn du das wirklich ganz alleine entscheiden musst. :wink2:

lg sassi
Diagn.7/99:MH 4b,BEACOPP,.Bestrahlung, 2010-Brustkrebs

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JU
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Beitragvon JU » 13.08.2009 01:44

Hallo Pia!

Was deine Entscheidungsschwierigkeiten betrifft, kann ich dich gut verstehen. Ich kann mich auch oft nie entscheiden ...
Bei mir war es auch so, dass immer, wenn ich dachte, das Richtige für mich gefunden zu haben, auf einmal Zweifel aufkamen, ob ich das überhaupt schaffen kann, ob es überhaupt meiner Begabung entspricht, ob ich überhaupt gut genug dafür bin usw.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man erst sicher sagen kann, was das Richtige bzw. eben nicht das Richtige für einen ist, wenn man es ausprobiert hat. Natürlich kann man jetzt auch nicht unendlich viele Ausbildungen oder Studiengänge beginnen und dann wieder abbrechen, aber wenn man nicht gleich auf Anhieb die richtige Wahl getroffen hat, ist es meiner Meinung nach auch keine Schande, einen anderen Weg einzuschlagen, denn schließlich ist es ja in der Regel so, dass man in seinem Beruf ziemlich viel Zeit des Lebens verbringt und dann wäre es doch ziemlich uncool, wenn man dabei gar keinen Spaß hätte.
Deshalb würde ich dir auch raten, dir zu überlegen, mit welchem Beruf du glücklich werden könntest und was deinen tatsächlichen Interessen entspricht. Wenn dazu eine Ausbildung nötig ist, dann mach die Ausbildung, möchtest du aber gerne Lehrerin werden, weil du dir vorstellen kannst, dass dich dieser Job erfüllen und glücklich machen würde, dann beginne das Lehramtsstudium.
Man sollte nicht nur wegen des Studierens studieren ... Genauso solltest du die Ausbildung nicht nur machen, weil du dabei schon Geld verdienst und die Stelle in deiner Nähe ist, wenn du den Beruf an sich eigentlich gar nicht so dolle findest. Ausbildung und Studium sind doch quasi "nur" Mittel zum Zweck.
Du hast geschrieben, dass ein Studium eher deinen Interessen entsprechen würde ... dann weißt du die Antwort doch eigentlich schon. :winki:
Oder willst du dein Leben lang in einem Beruf arbeiten und dich komplett (ok, -komplett- ist jetzt vielleicht ein bisschen übertrieben...) langweilt?
Ich kann verstehen, dass du Angst hast, dem Studium nicht gewachsen zu sein, aber wenn du es nicht probierst, kannst du es auch nicht herausfinden und außerdem ist es doch auch so, dass man seine Energie gerne auf Dinge verwendet, die einen interessieren und Spaß machen, oder?

Letztlich kann dir keiner die Entscheidung abnehmen, wie meine Vorschreiber schon schrieben. Das liegt allein bei dir.
Ich wünsche dir alles Gute!
Diagn. Sept. '05
-> MH 2ae mit Risikofaktoren
-> HD14 mit 4xABVD & 30 Gray
-> Remission

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Mariechen
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Beitragvon Mariechen » 24.08.2009 19:49

Hab genau das gleiche Problem und ich bin mittlerweile 1 Jahr nach dem Ende der Therapie. Mein Mann hat das genau richtig formuliert, mir fehlt einfach ein Ziel. Das Ziel zu überleben war einfach das höchste was man bis jetzt an zielen hatte und jetzt lebt man und nun? Naja aber man sollte sich ablenken und es nicht so kompliziert machen, ich hatte auch erst philo und slavistik studiert , aber jetzt zu psychologie rübergewechselt und ffinde es super.
Lg
24.01.08 Diagnose MH 4A , Mischtyp, Milz und Knochenmarkbefall
26.02.08 Chemoanfang
Kölner Studie HD15, BEACOPP-esk 8x
SCHWANGEEEEEER!
9. Nachsorge Januar 11, Schilddrüsen UF
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renben
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Beitragvon renben » 28.08.2009 17:41

JU hat geschrieben:Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man erst sicher sagen kann, was das Richtige bzw. eben nicht das Richtige für einen ist, wenn man es ausprobiert hat.

...
Du hast geschrieben, dass ein Studium eher deinen Interessen entsprechen würde ... dann weißt du die Antwort doch eigentlich schon. :winki:
Oder willst du dein Leben lang in einem Beruf arbeiten und dich komplett (ok, -komplett- ist jetzt vielleicht ein bisschen übertrieben...) langweilt?
Ich kann verstehen, dass du Angst hast, dem Studium nicht gewachsen zu sein, aber wenn du es nicht probierst, kannst du es auch nicht herausfinden und außerdem ist es doch auch so, dass man seine Energie gerne auf Dinge verwendet, die einen interessieren und Spaß machen, oder?



Genau so sehe ich das auch! Weil ich auch oft diesen doofen Ungewissen und Entscheidungen nach der Entscheidung hinterhergrüble!

Alles Gute auch von mir,
renben
März 07: Diagnose Hodgkin IVEB nod.skler.
April 07 - Okt. 07: 8x beacopp eskaliert
Okt. 07 - Nov. 07: atypische Lungenentzündung (PCP)
Jan. 08: 15x 2Gy Restgewebe Bestrahlung

Julia26
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Beitragvon Julia26 » 02.09.2009 23:09

Hi!
Zu dem ganzen fällt mir was ein, ich habe heute morgen im Radio was von Rainer Maria Rilke gehört was mir sehr gut gefallen hat. Sinngemäß ging das so:
Du bist immer auf der Suche nach Antworten auf deine Fragen, doch eigentlich ist dein Leben eine einzige Frage und wenn du es schaffst nicht den ganzen Tag mit der Suche nach einer Antwort zu verbringen, dann kann es sein, das du irgendwann anfängst die Antwort von selber zu leben.

Soll in meinen Augen heißen das sich viele Dinge selber in die richtige Bahn bringen, am ehesten wenn man versucht gelassener zu sein. Ich finde sowieso, dass Gelassenheit eine der wichtigsten Eigenschaften ist, aber auch eine derer die man am schwersten erlangt. Mach doch die Ausbildung, wenn sie dir nicht gefällt dann breche sie ab und gehe studieren. Der Weg ist das Ziel und der Moment ist wichtig, nicht immer nur die Zukunft über die man schnell mal die schöne Gegenwart vergisst. Gruß Julia
MH IIA 2xbeacopp und 2xabvd + bestrahlung
1. zyklus beacopp fertig
2. Zyklus beacopp fertig
3. Zyklus ABVD fertig
4. Zyklus ABVD fertig
3 wochen Bestrahlung sind rum.
Bis 05/13 alle Nachuntersuchungen ohne Befund

renben
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Beitragvon renben » 02.09.2009 23:21

ich liebe Philosophie (stoistik), darum kam mir beim Lesen Deines Berichtes das Folgende von Epiktet in den Sinn:

"Verlange nicht, dass das, was geschieht, so geschieht, wie du es wünschst, sondern wünsche, dass es so geschieht, wie es geschieht, und dein Leben wird heiter dahinströmen."

LG
renben
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