Gefahr durch Übertraining! Rhabdomyolyse

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AusChris
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Gefahr durch Übertraining! Rhabdomyolyse

Beitragvon AusChris » 10.12.2011 08:52

Guten Morgen miteinander!

Wir alle kennen ja die körperliche Schwäche, die die Krebsbehandlung mit sich bringt. Man fühlt sich schlapp und kann Dinge nicht mehr so machen wie vor der Krankheit.

Inzwischen liegt das Behandlungsende bei mir gut 6 Monate zurück, und ich bin kraftmäßig immer noch nicht der Alte. Ich fahr zwar viel Fahrrad, aber speziell im Rumpf- und Armbereich fehlt mir noch Kraft.

Vor etwa 2 Wochen haben mich Freunde angesprochen, ob ich nicht mit ihnen trainieren wolle. Gesagt, getan. Wir haben uns zum Work-Out getroffen und eine Stunde lang Liegestützen, Klimmzüge und dergleichen gemacht. Die nächsten 2 Tage hatte ich wie erwartet heftigen Muskelkater.

Am Ende des zweiten Tages dann der Schreck: Tiefbrauner Urin :shock:
Ich habe Blut vermutet, und da es dunkel war möglicherweise aus der Nierengegend. Also in die Notaufnahme, wo mir dann nach einigem Warten eine Kochsalzinfusion gelegt wurde. Dann wurde mir eröffent, dass ich unter Rhabdomyolyse leide.
Bei Rhabdomyolyse zersetzen sich stark geschädigte Muskeln (meist bei Unfällen, aber Überanstrengung kann auch ein Grund sein). Die Abfallprodukte des toten Muskelgewebes gelangen dann über das Blut in die Nieren. Dort ist speziell das Muskelprotein Myoglobin gefährlich, da es stark nierenschädigend ist und zu akutem Nierenversagen führen kann. Das Myoglobin gibt dem Urin dann diese braune Färbung.
Ich war zum Glück rechtzeitig im Krankenhaus, sodass eine Nierenschädigung vermieden werden konnte. Allerdings musste ich insgesamt eine Woche im Krankenhaus bleiben, und habe in dieser Zeit permanent am Infusionstropf gehangen. Insgesamt habe ich über 30 Liter Kochsalzlösung bekommen, um die Nieren gründlich zu spülen.

Als Teil der Diagnose habe ich auch ein PET-Scan bekommen, um sicherzustellen, dass kein Frührezidiv vorliegt. Und im Scan war auch kein Hodgkin zu sehen :10: , nur jede Menge totes Muskelgewebe.

Rhabdomyolyse tritt zwar nur selten auf, kann allerdings sehr gefährlich sein. Tut euch also den Gefallen und lasst es nach der Chemo langsam angehen und treibt es nicht zu wild, sonst geht es euch mit Pech so wie mir :oops:
14.01.11: Diagnose MH 1A Mischtyp
Therapie: HD-16
07.02.11: 2x ABVD
09.04.11: CT/PET negativ! Vollremission :)
11.05.11: Bestrahlung mit 20Gy
31.05.11: Abschlussuntersuchung, immer noch alles weg :)
14.09.11: 1. NU - Alles in Ordnung!!
09.12.11: PET-Scan nach Rhabdomyolyse negativ!
28.06.12: Pet/CT negativ.
12.02.13: NU negativ, 2 Jahre gesund!
23.01.14: NU negativ, 3 Jahre gesund!
Meine Geschichte: http://forum.hodgkin-info.de/viewtopic.php?t=5056

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Droschelchen
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Beitragvon Droschelchen » 10.12.2011 15:07

Meine Güte, das war bestimmt ein heftiger Schreck! Gut, dass es nochmal gut ausgegangen ist und danke für die Warnung.

Wobei ich mich da eigentlich persönlich relativ sicher sehe, denn ich war schon immer ein Sportmuffel :oops: Aber gut zu wissen, dass man es WIRKLICH langsam angehen sollte. Man überschätzt sich doch recht schnell, will ja wieder genauso leben wie vorher...
Liebe Grüße, Droschel


http://forum.hodgkin-info.de/viewtopic.php?t=5153

Diagnose MH: 7.10.2011
IIA mit RF 3 befallene Regionen

14.11.2011-24.04.2012:
2x BEACOPP esk., 2x ABVD, Bestrahlung 30 GY

06.06.2012. Komplette Remission

1. NU am 05.09.2012: Alles bestens!
Portentnahme am 10.07.2013
8. NU am 21.01.2015: Alles gut

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Ina224
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Beitragvon Ina224 » 10.12.2011 16:47

Ich finde diese Auswirkung des Trainings ganz schön heftig.

Meine Therapie wurde Ende 7/2010 beendet und ich habe immernoch Muskelschwäche/-schmerzen (haupsächlich in den Oberschenkeln und Oberarmen). Ich trainiere zur Zeit zweimal die Woche und teste immernoch meine Grenzen aus, wobei ich mich auch schon so extrem verausgabt habe, dass ich doch einige Zeit gebraucht habe, um auf die "Beine" zu kommen.

@AusChris: Ist diese Rhabdomyolyse denn jetzt weg oder kann sie bei jedem anspruchsvollem Training wieder auftreten?

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DieJule
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Beitragvon DieJule » 10.12.2011 17:08

Woww..das klingt ja Krass...hab ich auch noch nie gehört sowas da warst du bestimmt geschockt.

Und jetzt mal ne dumme frage...sind die muskeln denn jetzt da weg? Oder wie soll man sich das vorstellen?

Strange Krankheit...

Alles gute dir! :)
Mb Hodkin Stadium 2 a
HD14- 2* Beacopp+2* ABVD
Letzte Chemo : 6. April 10, Bestrahlung im Mai
Reha Bad Oexen-sehr schööön
--> REMISSION!

Ich wünsche dir...
dass du liebst, als hätte dich nie jemand verletzt,
dass du tanzt, als würde keiner hinschauen,
dass du singst, als würdest du die Welt um dich herum vergessen,
dass du lebst, als wäre das Paradies auf erden.

http://forum.hodgkin-info.de/viewtopic.php?t=4351

Alara
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Beitragvon Alara » 10.12.2011 17:29

Hab es bei mir auch bemerkt das ich an den Armen viel schwächer bin. Kleines Beispiel habe heute Pizza gebacken und hatte kaum die kraft den Teig zu kneten. Weiß nicht wie es später wird bin nämlich Friseurin und die haben die arme ständig oben und dann noch ein schwerer Fön in der hand . Oh man ich Ahne schlimmes
MH 2ae ein Tumor im mediastinum ( faustgroß) ein kleiner Tumor unterm Schlüsselbein (Walnuss)
Juli-sept 2xbeacopp 2xABVD kleiner Tumor weg und der große auf 3 cm Durchmesser geschrumpft
Okt 17x1,8 Gr bestrahlung
Dez eine 4x4 cm restraumforderung übrig unklar ob narbengewebe oder noch lebende Krebszellen

März 2012 /1 NU -alles Top
Restraumforderung auf 2,5x3 cm geschrumpft

Juni 2012 / 2 NU- alles Top
Sept 2012 /3 NU- alles Top

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AusChris
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Beitragvon AusChris » 11.12.2011 08:03

Genau diese Schwäche die Alara beschrieben hat, hat mich auch genervt, deswegen habe ich wohl zuviel auf einmal gewollt ... :oops:

Sie werden noch ein paar Tests machen, um zu sehen, ob irgendeine Erbkrankheit dahinter steckt, die es begünstigt hat. Vermutlich habe ich es aber einfach nur übertrieben, und meine noch schwachen Muskeln einfach geschädigt.

Die Muskeln an sich sind natürlich noch da, aber ich habe Muskelmasse verloren. Man sieht es zwar (noch) nicht, aber ich schaffe im Moment nichtmal eine Liegestütze, sondern fall direkt auf die Nase :lol:

Was die Zukunft angeht, soll ich einfach nur mit Vernunft Sport machen, und aufhören, wenn mein Körper streikt. Dann sollte sich das ganze nicht wiederholen. Ist also keine chronische Krankheit, sondern einfach eine extreme Form des Muskelkaters.
14.01.11: Diagnose MH 1A Mischtyp

Therapie: HD-16

07.02.11: 2x ABVD

09.04.11: CT/PET negativ! Vollremission :)

11.05.11: Bestrahlung mit 20Gy

31.05.11: Abschlussuntersuchung, immer noch alles weg :)

14.09.11: 1. NU - Alles in Ordnung!!

09.12.11: PET-Scan nach Rhabdomyolyse negativ!

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Marion1970
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Beitragvon Marion1970 » 11.12.2011 10:37

Hallo Chris und die anderen Sportler,

ich hatte eine ganz ähnliche Sporterfahrung, denn als ich aus dem Sommerurlaub kam, dachte ich, es sei gut, gleich richtig gierig mit dem Sportprogramm wieder loszulegen, und zwar dreimal die Woche Krafttraining im Fitnessstudio. Nach einer Woche hatte ich das Gefühl, als hätte mir jemand alle Sehnen im Körper extrem überdehnt. Das scheint auch eine Art Muskelkater gewesen zu sein, aber eben ganz anders, als ein "gewöhnlicher" Muskelkater sich so anfühlt.
Was folgte? Natürlich tierische Panik, ich könne ein Rezidiv haben, woraufhin mir meine psychische Gesundheit wichtiger war als die physische. Was heißt, dass ich für den Rest der Sommerferien gar keinen Sport mehr gemacht habe. Nach ein paar Wochen habe ich dann wieder moderat angefangen, langsam gesteigert und so ziehe ich das jetzt durch, mal mehr, mal weniger.
Ich habe mich nur schon sehr gewundert, dass die Überlastung des Körpers sich nicht einfach als ganz normaler Muskelkater bemerkbar gemacht hat, sondern eben mit Anzeichen, die kein Mensch einordnen kann. Ob das Spätfolgen der Behandlung sind? Wer weiß.

Sportliche Grüße, Marion
MH IIa, Behandlung nach Studie HD 13 (2 x ABVD + 30 Gray Bestrahlung): Aug - Nov 2009

Sane
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Beitragvon Sane » 13.12.2011 09:40

Hallo Sportler und Chris!
Ich hab mich schon etwas über Deinen Bericht, Chris, erschrocken! Auch, weil ich erst nach dem Hodgkin zum Sport-Fan wurde. Zumindest mit sehr viel mehr Ehrgeiz als früher.

Wenn man aber mal ein bißchen in der einschlägigen Sportliteratur blättert, stößt man sehr häufig auf Warnungen vor Übertraining für Freizeitsportler. :roll:
Also etwas moderater sollte es jeder angehen... Mich stoppt gerade mal wieder eine Erkältung...

Sportliche Grüße,
Sane
Morbus Hodgkin 2a
8x Beacopp eskaliert 2o.8.07 bis 11.2.08
CT am 22. 2. 2008 zeigt Narbengewebe
PET am 26.3. negativ
Mrt im Dezember zeigt Vergrößerung
CT am 16.4. zeigt \\\"allgemeinen Rückgang aller Lymphomreste\\\"
Seitdem alle NU in Ordnung- Vollremission!

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tobi33
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Beitragvon tobi33 » 14.12.2011 14:20

Also zu schnell und zu heftig sollte man es sicher nie angehen.
Dass da solche Folgen lauern, hätt' ich aber nicht gedacht.
Ein ganz grundsätzliche Anmerkung zum Sport nach der Therapie:
Auch wenn es keine Untersuchung bezügl. Hodgkin und Sport gibt,
kann man vlt. Erkenntnisse von Brustkrebs&Co. übertragen. Und die
besagen, dass die Rezidivquote mit Sport sinkt. Und zwar ausnahmslos.
Soll heißen: Je mehr Sport desto besser. Solange das ohne Stress und
Erkältung(en) geht. Das hat mir mein Onkologe genau so gesagt.
LG Tobias
IVb: 8xB bis 12.2009, NU 06.2010 ok, Lungen-OP 12.2010, aboutme

Sane
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Beitragvon Sane » 14.12.2011 16:42

Genau, Tobias,
die Gefahr des Rezidivs wird geringer, das sollte für uns schon Grund genug sein, Sport zu treiben. Es schützt aber auch vor Infekten. Nicht immer- leider kann man sich eben immer anstecken, wie ich gerade mal wieder sehe, aber seit ich bewußt regelmäßig trainiere, ziehen sich die Erkältungen nicht mehr so endlos hin...

Außerdem sind die Neuropathien in den Füßen damit besser geworden.

Natürlich kann der Zusammenhang nicht bewiesen werden :P

Sane
Morbus Hodgkin 2a

8x Beacopp eskaliert 2o.8.07 bis 11.2.08

CT am 22. 2. 2008 zeigt Narbengewebe

PET am 26.3. negativ

Mrt im Dezember zeigt Vergrößerung

CT am 16.4. zeigt \\\"allgemeinen Rückgang aller Lymphomreste\\\"

Seitdem alle NU in Ordnung- Vollremission!

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peng1967
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Beitragvon peng1967 » 16.12.2011 01:00

Der Erfahrungsbericht macht einem ja echt Angst...

Ok, ich selbst uebertreibe es eh nicht mit dem Sport. Ein halbes Jahr nach Chemo-ende bekam ich Schmerzen in den Schultergelenken, eine der vielen Diagnosen war Muskelatrophie, und ohne Muskeln wuerden die Gelenke ueberlastet. Also mache ich seitdem etwas Armgymnastik, und das scheint auch zu helfen, die Schmerzen sind nahezu weg. Angefangen habe ich mit zwei (!) kg-Hantel, selbst die konnte ich mit dem linken Arm nicht stemmen. Inzwischen bin ich bei 7,5. Liegestuetze sind aber nicht drin, da lande ich auch direkt auf dem Bauch.

Zumindest sind aber die Beine wieder in Ordnung, Neuropathien auf ein kaum spuerbares Mass gesunken, und ich kann wieder wandern, 10 km hab ich schon getestet. Ist zwar noch nicht das Level wie vor der Krankheit, aber ich bin zufrieden.

Natuerlich muss jeder selbst wissen, wie er sich und seinen Koerper fordert. Wer vorher schon sportbegeistert war, der will so schnell wie moeglich zu den alten Leistungen zurueck. Ich fuer meinen Teil bin genuegsam und froh, wenn ich den Alltag ohne Einschraenkungen bewaeltigen kann. trotzdem, AusChris, pass ab jetzt bissel besser auf und gehs langsam an. Alles Gute und eine besinnliche Vorweihnachtszeitz.
MH Stadium 3a
Diagnose 16.7.10
Therapie 8xBEACOPP eskaliert
Runde 1: 20.07.10
Runde 2: 10.08.10
Runde 3: 01.09.10 (ein Tag Verspaetung, weil Spital bei Bestellung gepennt)
Runde 4: 21.09.10
Port eingebaut: 12.10.10
Runde 5: 12.10.10
Runde 6: 03.11.10
Runde 7: 23.11.10
Runde 8: 13.12.10
30 Gray ab 10.3.11
http://forum.hodgkin-info.de/viewtopic.php?t=4707
____________________________
95 % meiner Haare verlor ich durch die Evolution. Wen kuemmert da der Rest?

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yoda
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Registriert: 22.05.2009 09:00
Wohnort: Dagobah

Beitragvon yoda » 16.12.2011 19:04

Daher hatte ich immer eine Ausrede um den Sport rum zu kommen. Ich war nämlich ständig erkältet und nun ist - ich muss mal eben Holz anfassen - eine Phase von 6 Wochen ohne!!!! Ich habe mich entschieden, wieder mal etwas im Umfeld von Mannschaftssport zu unternehmen. Jedoch muss ich wohl eine Seniorenmannschaft gründen. Habe das Alter und fühle mich auch so 8)
Morbus Hodgkin Stadium 4B mit Milz-, Leber- und multipler Knochenbefall; Therapieschema: BEACOPP 8x eskaliert
Therapiebeginn: 08.04.09; Therapieende: 16.09.09; alle Nachsorgeuntersuchungen bis 02.04.14 ok Vorstellung/Krankheitsgeschichte


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