Hallo!
Natürlich ist es nicht meine Absicht, jemanden zu beunruhigen - aber die Situation eines Rezidivs ist einfach deutlich ernster, als die Ersterkrankung. Mir war es einfach wichtig, klar zu machen, dass die Situation ernst ist und dass man - wenn man nicht wie Mara und ich (die beide im Übrigen denselben Arzt hatten

) einen vorausschauenden Arzt hat - sich besser selbst mit Plan B befasst.
Ich habe diesen Beitrag geschrieben, weil genau dieses Problem bei einem Mitpatienten aufgetreten ist. Erst als klar wurde, dass eine autologen Transplantation nicht reichen wird, hat man mit der Spendersuche begonnen. Es war so, dass auf Anhieb kein Spender gefunden wurde. Erst nach 2 Monaten Suche. Man kann sich vorstellen, dass diese 2 Monate bei einem aggressiv wachsenden Hodgkin nicht gerade für eine verbesserte Ausgangssituation sorgen - in einer Situation, die eh schon sehr schlecht ist. Außerdem ist es natürlich der reinste Psychoterror. Daneben gibt es auch Fälle, wo gar keine autologe Transplantation gemacht wird (wenn kein Ansprechen auf DHAP stattfindet) sondern direkt zur allogenen übergegangen wird (wie bei Mara). Das alles kann man aber am Anfang der Rezidivtherapie gar nicht wissen. Mit einem Rezidiv ist man weg vom "Standard", das sollte jedem klar werden, denn bei den geringen Fallzahlen ist jeder Fall ein Unikum. Daher empfehle ich ja auch immer und immer wieder, spätestens beim Rezidiv mit Köln Kontakt aufzunehmen.
Und die Spendertestung / -suche ist nun auch nicht so eine große Sache, von daher würde ich darauf bestehen, dass damit unverzüglich nach Diagnose eines Rezidivs begonnen wird.
Jeder muss selbst wissen, wie er oder sie mit Statistiken umgeht. Ich wollte nie von meinem Tod "überrascht" werden, auch wenn man sich darauf letztlich eh nur begrenzt vorbereiten kann, denke ich, dass ich mit einer Situation, wo die Überlebenschance 85% ist, anders umgehe, als wenn es 30% ist. Ich habe aber - bestimmt auch WEIL ich das alles so genau wußte - viel Angst gehabt. Aber ich würde es immer wieder so machen, ich bin einfach ein Mensch, der es wissen muss. Aber das ist sicherlich von Mensch zu Mensch verschieden. Auf jeden Fall ist es eine (statistische) Tatsache, dass man mit einem frühen Rezidiv (innerhalb der ersten 12 Monate nach Ersttherapie) eine größere Chance hat, die Sache NICHT zu überleben, als dies zu tun. Welche INDIVIDUELLE Chance der einzelne Betroffene hat, die nächsten 3 Jahre zu überleben, das steht in den Sternen, Faktoren wie allgemeiner Zustand, Alter, Anspechen auf die Ersttherapie, "Volumen" des Tumorgewebes geben nur Anhaltspunkte.
Ich lebe momentan so, als ob ich 100% habe, auch wenn ich weiß, dass dieser Glaube statistisch nicht zu begründen ist - aber es ist mein Gefühl.
Allen, die Betroffen sind, ob in Erst-, Zweit- oder Dritttherapie, drücke ich die Daumen ... Ich finde, es lohnt sich für jeden Tag zu kämpfen.
Lieben Gruß
Frü*
PS: Hier noch ein Artikel, für Leute, die sich für Statistik interessieren
http://www.haematologica.org/cgi/reprint/92/1/6
http://forum.hodgkin-info.de/viewtopic.php?t=2854MH II B E 3 x RF (12.04.06), AK St. Georg HH, HD15, 8xBEACOPP esk. 18.04.-26.09.06, Bestrahlung 27.11.-19.12.,
Progress (25.01.07), UK Köln, HDR-2 (Arm B) inkl. autologer Transpl. 02.02.-14.05., Bestrahlung 05.06.-03.07.
Progress (17.07.07), IGEV 25.07.-10.09., allogene TP 01.-29.10., 08.10.08: Mein 1. Geburtstag und immer noch Hodgkin-frei

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2013: Weiterhin gesund!