für die Jungs ist das normalerweise kein Thema...
warum ich auf jeden Fall eine Perücke wollte, habe schon mal geschrieben, und zwar, um mir die komischen Blicke anderer zu ersparen. Ich bin leider nicht so selbstbewußt und es hätte mir wahrscheinlich ziemlich weh getan, so angeguckt zu werden.
Außer meiner Tochter, die beim "Kahlschlag" dabei war, hat mich von der Familie auch niemand "ohne" gesehen, nicht mal mein Mann, irgendwas hatte ich rund um die Uhr auf dem Kopf.
Da meine "neue Frisur" sehr ähnlich war wie die alte (kurz), nur die Farbe bißchen peppiger (Strähnchen), haben Leute, die es nicht gewußt haben, auch wirklich nix gemerkt. Die ersten Tage war ich sehr skeptisch und das Ding fühlte sich an wie ein Fremdkörper auf dem Kopf (ich hasse jegliche Art von Kopfbedeckung!), aber mit der Zeit wird's ein Teil von einem, genauso wie eine Brille. Als sich nach den ersten "Probeläufen" gezeigt hat, dass keiner was merkt - im Gegenteil, es gab Komplimente - bin ich auch viel selbstbewußter damit umgegangen. Den besten Beweis lieferte meine Friseurin. Gegen Ende der Therapie habe ich sie besucht, um ihr zu sagen warum ich so lange nicht zum Haareschneiden gekommen bin, da guckte sie mich groß an und meinte: "Die sind aber schon toll nachgewachsen!"

Eine Perücke darf man natürlich nicht nur aufsetzen, sondern muß sie auch frisieren/stylen und pflegen.
Ich habe auch Frauen gesehen, die sie wie einen Wischmopp auf dem Kopf liegen hatten, schrecklich.
In der Praxis habe ich mal eine Frau (um die 50) angesprochen, die immer irgendein kunstvoll gebundenes Tuch aufhatte und ganz toll damit aussah. Ich wollte wissen, wie sie die Tücher bindet und sie erzählte mir, dass sie vor der Therapie lange Haare hatte und sich natürlich auch eine Langhaarperücke zulegte.
Wenn sie dann von jemandem begrüßt und in den Arm genommen wurde, ist es immer wieder passiert, dass die Perücke dabei verrutschte, weil - ungewollt - an den Haaren gezogen wurde. Das hat sie so geärgert, dass sie sie in die Ecke geschmissen hat und auf Tücher umgestiegen ist.
Die haarlose Zeit habe ich z.B. genutzt, um mir eine Warze auf der Kopfhaut entfernen zu lassen, die mich schon immer gestört hat. Der Hautarzt hat es gleich nach der Chemo gemacht, während der Therapie wollte er nicht, weiß nicht warum (Infektionsgefahr?).
Meine Perücke hat so um die 400 € gekostet, die Beihilfe hat ihren Anteil (70%) bezahlt, die Debeka gar nichts, mit der Begründung, dass es sich um ein "Hilfsmittel" handelt (wie Holzbein, Glasauge, etc., sprich: was der Mensch nicht unbedingt braucht), und Hilfmittel sind nicht erstattungsfähig - und so was nennt sich "Privatkasse"!!!
Ich habe mich sehr darüber geärgert, aber mein Mann hat gemeint, egal,
wir hätten die Perücke notfalls auch aus der eigenen Tasche bezahlt.
Es ist interessant zu lesen, wie unterschiedlich die Ansichten und Meinungen zu diesem Thema sind...
LG, Judith