Bin enttäuscht! Wie war das bei Euch?

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Sigi
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Bin enttäuscht! Wie war das bei Euch?

Beitragvon Sigi » 17.06.2005 16:21

Hallo mal wieder,
heute drückt mich mal ein etwas anderer "Schmerz", es geht um die liebe Verwandschaft.
Mein Mann hat 7 Geschwister und ich 4. Unsere Eltern leben auch noch alle und sind noch sehr fit.
Bisher fand ich es immer toll so eine große Familie zu haben und hab da ja nach Kräften nachgeeifert. (Habe selber 4 Jungs).
Ich fühlte mich eigentlich auch nie alleine oder so, obwohl fast alle eine gute Stunde von uns weg wohnen und man sich nicht dauernd sieht. Hatte auch immer das Gefühl der Geborgenheit und dass immer jemand da sein würde wenn man in Not ist :shock:
Leider wurde ich nun eines Besseren belehrt. KEIN EINZIGER von Hubis zahlreichen Geschwistern hat sich bis jetzt gemeldet. Alle wissen von der Diagnose, die ja schon immerhin seit ca 5 Wochen klar ist.
Anfangs dachte ich: Na ja, die müssen es halt erst mal verdauen, den ersten Schrecken überwinden und so, aber den müßten sie doch eigentlich mittlerweile geschluckt haben.
Sogar meine Schwiegermutter (also die Mutter des Patienten) ruft nie an. Habe gestern erfahren, dass sie ständig bei meiner Mutter anruft, sich dort ausweint und sich erkundigt. Auf die Frage meiner Mutter warum sie ihrem Sohn nicht selbst danach fragt und auch sonst von den Geschwistern niemand anruft, sagte sie: Sie habe Angst davor und die Anderen wollen auch nicht anrufen.
Ganz anders meine Leute. Schon am Tag, als Hubi der unerklärliche Knubbel operiert wurde und noch niemand ahnte dass es wirklich was Ernstes war, lief unser Telefon heiss. Auch die Woche die er im KH verbrachte bekam er viele Anrufe, nur halt nicht von seiner Seite.
Meine Fam. ist über jeden Schritt und jede Untersuchung bestens informiert, sie leidet und fiebert richtig mit. Also grad um 180° andersherum als die andere Seite.
Bis vor kurzem hatte ich noch irgendwie Verständnis, aber inzwischen macht es mich wütend.
Wie kann ein Haufen Erwachsener so wenig Rückgrat zeigen, obwohl wir uns sonst so viel zu sagen hatten?
Meine Wut geht so weit, dass ich denke, was wäre gewesen, wenn es Hubi schlimmer erwischt hätte? Oder wenn es irgendwann Gott bewahre doch nochmal schlimmer wird?
Was wenn meine Jungs und ich Hilfe und Unterstützung gebraucht hätten?
Es hat sich bisher niemand danach erkundigt und Hilfe angeboten.
Was wäre, wenn es so schlimm gewesen wäre und Hubi nicht mehr wäre?
Dann hätten sie sich während der ganzen Krankheitszeit nie erkundigt nach ihm, aber zur Beerdigung wären sie sicher alle gekommen?
Da bin ich doch soooo froh dass ich meine Eltern und Geschwister mit samt ihren Familien habe. Auch wenn ich manchmal nicht mehr vom Tel. loskomme. Als ich Hubi neulich darauf ansprach konnte er die Reaktion auch nicht nachvollziehen.
STELL DIR VOR DU ERFÄHRST DEIN BRUDER HAT KREBS UND KEINER FRAGT WIE ES IHM UND SEINER FAMILIE GEHT.

Bin ich zu streng mit ihnen?
Ich glaube nicht. Man geht zwar nicht mit seiner Krankheit hausieren, unsere ganze Nachbarschaft z.B. hat keine Ahnung.
Man will weiss Gott auch kein Mitleid, aber wofür ist eine große Familie denn da?
Ich war immer stolz darauf so eine Riesenclan zu haben. Der Zusammenhalt und das Verhältnis zwischen Hubis und meiner Familie war immer super.( Beide sind schreckliche Festlatschis).
Aber nun bin ich einfach nur enttäuscht, fühle uns im Stichgelassen.
Ich glaube auch nicht, dass es meine Aufgabe ist jeden Einzelnen anzurufen und zu erzählen wie es so geht und dass sie keine Angst haben sollen oder sonst was weiss ich!
Das sich Freunde zurückgezogen haben, habe ich in diesem Forum schon öfters gelesen, aber die eigene Familie???
Jedenfalls wenn die Behandlung vorbei ist und es Hubi nach den Bestrahlungen wieder gut geht, gibts hier ein Riesenfest.
Auf der Einladung wird vermerkt, dass alle eingeladen sind,
DIE MIT UND GELITTEN; GEBANGT; GEHOFFT UND GEFREUT HABEN.

Mußte jetzt wirklich mal meiner angestauten Wut und Enttäuschung Luft machen. :evil:
Sorry wenns zu lang geworden ist.

Liebe Grüße
Frust-Sigi :(

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sassi
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Beitragvon sassi » 17.06.2005 17:06

hallo sigi

also ich kann deine gedanken nur allzugut nachvollziehen.

alle möglichen leute erkundigten sich bei meiner mutter um mein befinden. mich rief keiner an. ich langweilte mich zeitweise fast zu tote-hatte nicht mal internet und damals hab ich mich an tv so was von satt gesehen.....

nach meiner gesundung waren plötzlich alle wieder da. also mach dich schon mal gefasst. nachher kommen alle und werden erzählen, wie sehr sie gelitten haben.

ich bin mir bis heute noch nicht im klaren, wie und was ich über diese leute denken soll.

ich hab damals auch gedacht....toll kein einziger hat zeit...über monate weg-mich zu besuchen oder anzurufen und wenn ich sterben sollte, stehen dann alle am grab und weinen oder finden sie dann auch keine zeit. nun gut, den gefallen, an meinem grab "so zu tun als ob" wollte ich keinem tun :wink: :twisted:

ich bin mir sicher, dass du und ich nicht die einzigen sind, denen es so geht. ich hab es bisher auch so gehandhabt, dass ich einfach gesagt hab "schwamm drüber". wie gesagt als ich wieder gesund war und vor energie und lebensmut nur so sprühte waren alle wieder da, um m ir auf die schulter zu klopfen , wie toll ich das doch gemacht hätte und wie toll das ist , dass ich so voller lebens(über)mut bin. das waren sowohl verwandte als auch freunde.

wie du damit umgehen sollst kann ich dir leider auch nicht sagen. dir gehts auf jeden fall nicht alleine so.
irgendwie muss man eben auch damit zurechtkommen. und seine lehren ziehen.

du könntest die leute ja auch anrufen und ihnen die meinung sagen. wenn du das machst würde mich die reaktion auf jeden fall interessien :wink:

LG sassi
Diagn.7/99:MH 4b,BEACOPP,.Bestrahlung, 2010-Brustkrebs

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Tiffy
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Beitragvon Tiffy » 17.06.2005 17:28

Hi Sigi,

es ist schwierig dir einen Rat zu geben oder erst recht zu sagen, was richtig ist. Aber versetz dich mal in den Teil deiner Verwandtschaft, die sich über Umwege erkundigt. Das zeigt meines Erachtens, dass es sie schon interessiert, wie es Hubi geht und wie ihr mit der Situation zurecht kommt. Ich glaube, sie haben einfach nur Schiss in ein offenes Gespräch mit euch zu treten, weil sie noch nie so einer Situation ausgesetzt waren und sie vielleicht Angst haben, was falsches zu sagen. Sprecht sie doch einmal direkt an und fragt sie wovor sie Angst haben.

Liebe Grüße

Robert
Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.

Victor Hugo

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Chefkoch
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Beitragvon Chefkoch » 17.06.2005 17:56

Hallo sigi,

auch ich kenne das problem mit der lieben verwandschaft sehr gut! Am anfang wo ich im Kh lag kamen ALLE und wollten wissen was los ist und wie es mir geht usw.! Das war es dann aber auch soweit! Mal kamen die ein oder anderen noch mit einem geschenk weil sie dachten sie müßten mir was schenken da es mir ja so schlecht geht! Also kurz gesagt sie haben sich eingeschleimt! Und dabei kam nur ganz kurz die frage wie es mir geht,aber mehr auch nicht! :( ! Es waren zwar auch ein paar einzelfälle dabei die mit uns dann mal auf kirmes waren oder uns(meine mutter und mich) mal zu einem schönen abend einluden! Aber es kam immer nur ganz kurz die frage "wie geht es dir" und selbst das war manchmal schon zuviel "verlangt"!!! Das war eigentlich so bis vor der hälfte da meinten alles sie wären die besten und würden sich um mich kümmern usw.! Aber schon in diesem zeitraum hat man erfahren das bei meinem vater(der wohnt alleine!) angerufen haben um zu fragen wie es mir geht! Und wenn es doch mal dazu kam das sie bei mir anriefen haben sie mich nicht danach gefragt sondern dann meine mutter und das fand ich schon ziemlich traurig! Selbst besuch kam nicht weil sie angst hatten mich zu sehen(!) und das beste dabei ist sie wußten gar nicht wie ich aussehe und sie konnten den blick nicht ertragen wo ich an krücken lief(was komisch ist da ein cousin von mir oft an krücken lief!)! Ich wollte mitunter mal jemand anderes von der Krankheit erzählen außer meinen eltern und meinem guten freund! Die kannten das ja schon alles! Aber von der verwandschaft war keiner da! Und wenn einer da war wollten sie nicht hören(!) und so ist das heute noch da ich ja immer noch sorgen habe! Die Verwandschaft hält es noch nicht mal für notwendig jetzt nachzufragen wie es mir geht! Bis auf wenige ausnahmen! Für meine verwandschaft war das Thema krebs fertig wo die haare wieder anfingen zu wachsen! Da war ich wieder gesund und für die war die geschichte ende! Und dabei hatte ich noch bestrahlung vor mir! Ich weiß nicht was ich noch alles schreiben könnte es ist einfach zu viel was das thema Verwanfschaft betrifft!

Aber wie du siehst seit ihr nicht die einzigsten die probleme mit der lieben Verwandschaft haben! Und mit der feier wo man dann ALLE einlädt würde ich mir auch überlegen! Schließlich waren sie nicht EINE minute dabei! Auch wenn sie nachher sagen werden " tut mir ja so leid aber ich habe immer an euch gedacht!" Das kann man im nachinhein immer sagen! Aber das ist nur meine meinung zu dem thema Verwandschaft!

Mfg Kai
Diagnose 5.2.04->MH 3b 7 von 8 zyklen Beacopp esk.(HD15) bekommen (Abbruch wegen knochennekrosen!)->PET 16.8 negativ trotzdem bestrahlung 30 gy! Dann zweifel ob alles weg ist! Seit april 05 in remission!Jetzt sind wieder beide hüften in Ordnung!:D

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Purmaus
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Beitragvon Purmaus » 17.06.2005 18:26

Hallo Sigi,
deinen Frust kann ich sehr gut verstehen. Mein Bruder kam auch nie ins Krankenhaus und er hat mich bisher auch noch nicht ein einziges Mal gefragt, wie es mir geht. Das macht alles meine Schwägerin, zumindest war das während der Therapien so. Jetzt herrscht sowieso Stillschweigen darüber. Als ob nie was war. Das trag ich meinem Bruder sehr nach, dass er nicht den Arsch in der Hose hatte, sich mal persönlich nach mir zu erkundigen. Er wohnt ca. 30 Meter von mir entfernt. Ich finde das hammerhart. Aber noch verschärfter finde ich ja Chef und Kollegen! Anfangs habe ich sie immer noch per E-Mail so einigermaßen auf dem laufenden gehalten. Aus dem Krankenhaus habe ich sogar einen Brief geschrieben. Es konnte nicht mal bei einer E-Mail auf "antworten" geklickt werden. Am 23.12. kam dann sogar meine Lohnsteuerkarte und die SV-Meldung. per Post. Kein Wort von frohe Weihnachten, kein Wort von guten Rutsch und kein Wort womöglich für ein "gesundes" neues Jahr. Da war ich stinkesauer und bin es immernoch, wenn ich daran denke. Bei der Kur habe ich das auch der Psychologin gesagt. Sie sagte, ich soll es ihnen nachsehen, sie seien einfach "überfordert" mit mir und meiner Offenheit über die Krankheit. BITTE?? Ich finde nicht, dass es zuviel verlangt ist, wenigstens mal ne E-Mail zu schicken. Jedenfalls weiß ich was man wert ist: nämlich als Mensch nichts, sondern es zählt nur die Arbeitskraft. Wie ich das mit meinem Bruder finden soll, weiß ich nicht. Da hadere ich noch mit mir. Momentan bin ich wieder mal stinksauer auf ihn, obwohl er mir nüscht getan hat. Neulich habe ich vielleicht was blödes mit meinem Schwiegervater erlebt. Ich muß dazusagen, der ist die blanke Sportskanone-jedenfalls was das Fahrradfahren betrifft. Die Ellis sind mal zu Besuch gekommen, da sind wir gerade in dem Moment von einer Radpartie zurückgekommen. Da schnauzt der mich doch an, was ich so schwitze, wieso ich so unsportlich bin.... bla bla bla. Ich sag nur: hirnlos. Ich bin froh, dass ich 13 km am Stück mit 20-23 kmh fahren kann und der Ochse?? Haben die alle keinen technischen Grundverstand für Chemopatienten? Wahrscheinlich nicht. Die denken, jetzt hat sie alles überstanden und jetzt ist sie wieder voll die alte.

Naja, ist jetzt auch bissel lang geworden, aber ich wollt das auch mal loswerden.

Aber es gibt auch das Gegenteil von obigen. Irgendwann, ich glaube ich war da grad in der Bestrahlungs-Therapie, kam aus heiterem Himmel eine Freundin von mir, die ich bestimmt 4 Jahre nicht mehr gesehen habe. Sie hat von einer Bekannte gehört, dass ich krank bin und ist gleich gekommen. Freitag 17 Uhr, gleich nach Feierabend. Das soll ihr erst mal einer nach machen! Da hab ich mich so darüber gefreut...hatte gleich ganz feuchte Augen. Jetzt haben wir den schönsten Kontakt. Mittlerweile finde ich es richtig schade, dass wir uns so lange aus den Augen verloren hatten.

Nimm die Menschen so, wie sie sind. Du kannst sie nicht ändern. Konzentriert euch auf´s gesund werden!!

LG Petra
MH II a,RF Bulk mediastina Diagnose 11/03
2 BEACOPP esk.+ 2 ABVD 12/03 - 03/04
Bestrahlung 04-05/04
Rest-LK: 3x5,7x5 cm
CT 04.07.2006: Restgewebe nur noch im Durchmesser 2,3 cm übrig *freu*
CT 10/2008 Restgewebe \\\\\"verkalkt\\\\\"

06/2014: Zungengrundkarzinom als Bestrahlungsfolge
Ich lebe seit 08.07.2014 ohne Zunge, ohne Kehlkopf.
kann nicht sprechen, nicht essen, ernähre mich künstlich.

ICH LIEBE MEIN LEBEN UND LEBE ES GERN. IMMERNOCH.

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Judith
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Beitragvon Judith » 17.06.2005 21:52

Hallo Sigi,

innerhalb meiner Familie kann ich nicht klagen, diese Erfahrung habe ich nur im Bekannten-und Freundeskreis gemacht.
Da haben sich Leute rührend um mich gekümmert, von denen ich es nie erwartet hätte und andere, engere Freunde haben sich in ihr "Schneckenhaus" zurückgezogen - bis ich wieder "gesund" war, da ging's dann weiter, als wäre nichts geschehen... :evil:
Die Hemmschwelle ist bei den Menschen eben unterschiedlich hoch, viele haben Angst oder irgendwelche Bedenken, den Betroffenen anzusprechen ("wer weiß, ob dem das recht ist...") und ziehen sich lieber zurück.
Ich bin von Anfang an sehr offen mit meiner Krankheit umgegangen, habe ganz normal darüber gesprochen und sie - und mich - nicht "versteckt", was bei anderen oft Erstaunen ausgelöst hat.
Aber das hat vielen den Umgang mit mir erleichtert.
Ich habe auch gemerkt, dass über Krebs oft immer noch hinter vorgehaltener Hand und im Flüsterton gesprochen wird, leider!

Ich hatte mir vorgenommen, keinem seine "Zurückhaltung" mir gegenüber übel zu nehmen, ich wüßte auch nicht, wie ich im umgekehrten Fall reagiert hätte (jetzt, nachdem ich selbst betroffen bin, wüßte ich es wohl!). Den anderen bin ich bis an mein Lebensende dankbar für die Zuwendung. Aber seit der normale "Alltag" eingekehrt ist, merke ich, dass ich mich von diesen vermeintlichen Freunden automatisch distanziere. Nicht bewußt, aber trotzdem, irgendwas ist doch kaputtgegangen...

Ich denke, auch wenn Du die Einladung so formulieren würdest, kämen die meisten trotzdem und würden Dir die Ohren vollheulen, wie sieee sich Sorgen gemacht haben! So sind Menschen eben... und schließen möchte ich auch mit dem letzten Satz von Petra, der gefällt mir :wink: !

Alles Gute, liebe Grüße,

Judith
MH IIIA, nod.skler., HD15-Studie: 8xBEACOPP-14 von 5-9/04; 10/05 alte Stellen wieder aktiv, 22 Bestrahlungen 2/06, dann alles OK; seit 1992 kutanes T-Zell-Lymphom; 4/06 LK an neuer Stelle, 7-10/06 HD mit autologer Stammzelltransplantation SO FING'S AN und SO GING'S WEITER

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Sigi
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Beitragvon Sigi » 17.06.2005 22:11

Hallo zusammen,

ich seh schon, wir sind tatsächlich nicht allein mit diesem Problem.
Verstehen kann ichs trotzdem nicht. Wenn ich mir vorstelle einer meiner Geschwister wäre plötzlich an Krebs erkrankt, oder sonst so`n Mist, und ich würde nicht einmal fragen?? Unvorstellbar!!
Aber Gott sei Dank ist eben meine Seite der Verwandschaft viel lockerer und offener.
Das ist eben was ich nicht kapiere: 7 (SIEBEN) Geschwister + Anhang, keiner hat den Mumm zu fragen, obwohl sie inzwischen durch meine Eltern u. Geschwister auch schon mitgekriegt haben, dass wir uns weder verstecken, noch sonst wie peinlich berührt sind.

Und zum Fest: Nur die Treusten Verwandten und Freunde. Basta! :evil:

Danke Euch mal wieder fürs Zuhören
Schönen Abend noch
Sigi

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Michi
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Beitragvon Michi » 18.06.2005 15:14

Hallo Sigi,

ich kann Dich gut verstehen mit Deinem Frust über Deine Verwandten. Ich habe in den letzten Wochen auch sehr unterschiedliche Erfahrungen bezüglich meiner Mitmenschen gemacht (Freunde/Verwandte gemischt). Ich hab auch 4 Freunden gemailt, dass ich MH hab und 2 davon haben's glatt ignoriert. Jede mail die ich früher an dieselben Leute geschickt habe, um zu 'nem Gartenfest einzuladen, bekam immer schnell 'ne Antwort. Das schmerzt dann und hat mich auch teilweise richtig wütend gemacht. Gedanklich hab ich die Leute schon mit nem dicken schwarzen Edding aus meinem Adressbuch gestrichen.
Ich kann zwar Alty's Hinweis bzgl. der Unsicherheit verstehen, doch nicht wirklich akzeptieren, bei Leuten die man schon länger und besser kennt. Bei Leuten, die man nur beruflich und flüchtig kennt, kann ich das ja verstehen, wenn sie unsicher sind, wenn man sich bislang eher wenig über private Dinge ausgetauscht hat. Aber Freunde/Verwandte? Da hab ich eher kein Verständnis dafür. Wozu sind Freunde da? Nur für die Sonnenseiten des Lebens? Nein!
Andererseits hab ich auch sehr erfreuliche Erfahrungen mit Freunden und Nachbarn gemacht. Wenn mich die Nachbarn im Treppenhaus treffen, fragen sie wie's mir geht, erzählen von eigenen Krebserfahrungen, von denn wir bisher auch nichts wussten. Es gibt einige gute Freunde, zu denen der Kontakt noch viel enger geworden, ist, die, jedeR auf seine/ihre Art, Anteil nehmen: die einen mailen, die anderen schenken mir ein Buch, die anderen rufen mal an, andere schicken 'nen Brief. Stefan Erzieherin fragte, ob sie für mich beten dürfte.

Insgesamt denke ich, dass diese Zeit eine Art Prüfung ist, was hält und was nicht. Hinterher werde ich vielleicht weniger Leute zu meinen Freunden zählen - bei diesen weiss ich dann aber dass sie's Wert sind.

An das grosse Fest am Ende denke ich auch immer wieder um mich aufzumuntern, manchmal spinne ich schon konkrete Detailplanungen... eingeladen wird aber sicherlich nur wohlüberlegt!

Liebe Grüssle,

Michi
Diagnose Mai 2005: MH Stadium IIa, kein RF; Therapie mit 2xABVD + 30 Gy Bestrahlung. 26.9.05: FERTIG!!!!!
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Beitragvon alty » 18.06.2005 17:22

Hallo Michi,
Michi hat geschrieben:Ich kann zwar Alty's Hinweis bzgl. der Unsicherheit verstehen, doch nicht wirklich akzeptieren, bei Leuten die man schon länger und besser kennt.

mein Hinweis??? .... ich glaube du verwexelst mich mit jemandem, habe doch hier noch gar nicht gepostet. Sicher meintest du Robert, oder?
Ich machte nämlich ähnliche Erfahrungen mit sogenannten "Freunden" und sehe nicht ein, dass ich auf deren Befindlichkeiten Rücksicht nehmen müsste. Freundschaft beweist sich erst in schweren Zeiten und nicht nur in guten und zum feiern.

LG Alty

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Beitragvon Michi » 18.06.2005 20:53

Hallo Alty,

klar, hast Du gleich richtig gemerkt, ich hab Dich mir Robert verwechselt, warum auch immer. Sorry!

Liebe Grüssle,

Michi
Diagnose Mai 2005: MH Stadium IIa, kein RF; Therapie mit 2xABVD + 30 Gy Bestrahlung. 26.9.05: FERTIG!!!!!

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Krümel
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Beitragvon Krümel » 19.06.2005 18:51

hallo

ich kann mir gut vorstellen wie es dir dabei geht, meine eltern z.b. interessiert es noch nicht mal was genau ich habe die wissen nur krebs und was mit lymphknoten aber was genau wissen sie nicht, selbst wenn ich anrufe kommt nichts von wegen wieviel chemo musst du noch machen usw usf. und wie es mir geht fragt auch keiner aber damit muss ich wohl zurecht kommen. aber das es die eigenen eltern nicht wirklich interessiert find ich traurig.
selbst als ich im koma lag und meine eltern nur es durch zufall erfahren haben (n kumpel sollte generell als erstes informiert werden wenn was passiert) , da haben sie es auch noch nicht mal für nötig gehalten hier im KH anzurufen und zu fragen wie es mir geht, geschweige denn mal vorbeizukommen.
Bei einigen freunden bin ich seit der diagnose von vornerein auf abstand gegangen wieso , weiß ich selber nicht, aber die freunde mit denen ich zu tun habe, die gehen nicht auf abstand , und behandeln mich auch ganz normal. und das finde ich gut. zumal es mir mittlerweile auch auf den wecker geht über MH zu sprechen
aber ausser familie habe ich keinerlei schlechte erfahren im freundeskreis gemacht.

bis dann
das verschlickte krümel das endlich duschen muss

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Judith
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Beitragvon Judith » 20.06.2005 07:34

Mönsch Krümel,
das hört sich ja sehr :cry: an...ich würde Dich jetzt soooo gern drücken... sag' mal, kann man denn da gar nix machen, gibt's niemanden, der die beiden "wachrüttelt"?
Aber Du bist ein starkes Krümelchen und läßt Dich nicht unterkriegen, versprochen?

Ganz LG,
Judith
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Rodi
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Beitragvon Rodi » 20.06.2005 08:49

Hallo Sigi!

Wenn ich Deine Zeilen so lese, dann erkenne ich mich genau darin wieder!!!
Mein Freund hat ja auch MH und meine und seine Familie gehen komplett gegensätzlich damit um! Auch bei mir ist es so, dass meine Familie sich laufend erkundigt, mit Stefan spricht, weiß, wie die Therapie läuft und Mitgefühl (nicht Mitleid!) zeigt und uns nach Kräften unterstützt.

Seine Mutter ist direkt nach der Diagnose erstmal drei Wochen in Urlaub gefahren und nach ihrer Rückkehr rumgestöhnt, dass sie nun auch noch ne Grippe hat und krank ist. Da freut man sich sehr, die Arme!
Und auch sonst hat sie sich alle paar Wochen mal gemeldet, um übers Wetter zu plaudern. Ich war auch total wütend, auch weil seine Gesdchwister sich am Anfang rausgehalten haben. Bei uns kam noch dazu, dass Stefans Bruder vor sechs Jahren an einem Hirntumor gestorben ist und daher kann ich das erst recht nicht verstehen. Vor der Diagnose hat seine Mutter noch zu mir gesagt "Als Torsten (sein Bruder) damals Krebs hatte, hat sich keiner gemeldet, weil die alle Angst hatten und damit nicht umgehen können, das war nicht schön". Tja, als Stefan dann die Diagnose hatte, war sie dann auch nicht mehr da.

Und ich hab mich auch gefragt "was passiert, was wäre, wenn Stefan sterben würde, wie würden sie sich dann verhalten?" Könnte ich ihnen dann noch ins Gesicht sehen?

Stefan hat dann während der Chemo offen seine Geschwister und auch seine Mutter angesprochen, inzwischen kümmern sich zumindest die geschwister, seine Mutter hat den Kontakt aber abgebrochen. Ehrlich gesagt, geht es uns damit im Moment besser, weil die Wut in den Hintergrund tritt uns wir uns mehr auf uns und die Therapie konzentrieren können. Ich war deswegen auch bei der Krebsberatung (kann ich sehr empfehlen) und die Frau dort hat mir den Rat gegeben, mcih von der Wut zu befreien, denn Wut bindet und man verschwendet wertvolle Energie. Dass das nicht leicht umzusetzen ist, weiß ich, aber es gelingt inzwischen ganz gut.

Was mich aber nach wie vor stört, ist, dass mich nie jemand gefragt hat, wie es mir damit geht, wie ich zurecht komme und ob sie was tun können und das finde ich auch zeimlich ungerecht, schließlich bin ich diejenige, die immer da ist, scih kümmert, deren Leben genauso davon betroffen ist. Und als Partner ist man manchmal einfach auch am Ende seiner Kräfte, weil man ja "ganz nebenbei" auch ncoh arbeiten geht, als wäre nichts gewesen. Da fühlt man sich manchmal von den Verwandten behandelt wie ne Krankenschwester, die zwar immer da ist, aber selbst nciht betroffen, nach dem Motto: schließlich hat ja Stefan den Krebs und nicht du!


Also, wie auch schon die anderen Beiträge gezeigt haben, hat hier jeder so seine Erfahrungen und vielfach eben auch Enttäuschungen mit FVerwandten, Freunden und Bekannten.
Mir ist auch klar, dass es für andere nicht leicht ist, weil sie Angst haben und nicht wissen sollen, was sie Sagen können, aber ich hab dann immer gedacht, die sollen sich dann aber nicht ans Grab stellen und jammern "dabei gabs noch so viel zu sagen".

Zum Glück ist es ja nicht soweit gekommen und toi, toi, toi für alle hier, sind die Chancen einfach super gut, aber man denkt trotzdem über den Tod nach, ist auch meiner Meinung nach nicht verkehrt.

Naja, eigentlich hilft es schon, dass alles hier loszuwerden (weil es auch innerlich an mir nagt uns es schwer ist, damit umzugehen) und zu wissen, man ist da nicht allein, auch wenn das große sch.... von den Leuten ist :evil: ! Aber das ist wohl auch ein gesellschaftliches Problem.

Ich wünsche Euch mehr Aufmerksamkeit, Offenheit kann in jedem Fall nicht schaden, es sollte nur nicht dazu führen, dass Ihr Eure Energie auf einem Nebenschuaplatz verschwendet. Wir nehmen das ganze nach der Therapie erst in Angriff.

Alles Liebe
Bianca
Diagnose meines Mannes:
Diagnose (Januar 05): MH IIb mit RF (>3 Areale und hohe BSG), HD 14 Arm A (4 Zyklen ABVD), 30 Gy, beendet 08/05, 3. Nachsorge am 01.09.06:alles o.k.!

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mimi
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Beitragvon mimi » 20.06.2005 09:36

hallo!

ich stelle gerade erschreckt fest, dass das weit verbreitet ist! bei uns ist es ähnlich! die eltern meines freundes sind geschieden, er wohnt bei seinem vater, der sich total lieb um ihn kümmert und alles für ihn machen würde. das finde ich total super! seine mutter hat sich, seit sie es weiß nicht einmal bei ihm gemeldet! sie hatten vorher nur selten kontakt, aber jetzt meldet sie sich gar nicht mehr! ich kenn sowas nicht, bei mir in der familie ist keiner geschieden und alle glücklich und alle halten zusammen, meine oma ruft wöchentlich an und fragt, wie es meinem freund geht! aber seine mutter kommt nicht auf die idee, ich bin so schockiert darüber! es ist doch immerhin ihr sohn! :shock: :evil:
ansonsten steht seine und auch meine familie hinter ihm! am anfang waren die freunde ein bisschen seltsam und haben immer unsere besten freunde angerufen, wie es ihm den geht! aber mittlerweile sind sie alle wieder ganz normal und es ist alles wie vorher! :D gott sei dank!

eigentlich erschreckend, dass die menschen eigentlich alle gleich sind und wegrennen, wenn sie etwas nicht kennen!

viel kraft!
mimi

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Sigi
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Beitragvon Sigi » 21.06.2005 17:44

Ich danke Euch für die vielen Antworten. Es beruhigt doch irgendwie zu wissen, dass andere Familien auch so reagieren. Die family meines Mannes scheint ja dann doch nicht sooooo seltsam zu sein :wink:
Liebe Grüße

Sigi


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