Oje Windpocken und Chemo

[Lina]

Hallo Ihr,
brauch Euch wieder einmal "an meiner Seite"! Mein Papa (52 Jh., MH IA)
hat jetzt die Hälfte seiner Chemo hinter sich (4xABVD). Es geht ihm so ohlala ... mal gut mal schlecht. Meistens hat er sich in den 2 Wochen bis zur nächsten Chemo ganz gut erholt. Dann fängt das Ganze wieder von vorne an. Aber ihr wißt ja, wovon ich rede.
Seine beste Medizin, so sagt er, sind meine Kids! Nur, wie das halt bei Kindern so ist, bringen die allerhand Viren mit nach Hause. Meine beiden waren jetzt ständig erkältet. Mein Vater sieht das, im Gegensatz zu mir ziemlich locker. Da wir gleich nebenan wohnen, sind die Mädels ständig bei ihm, was ihm rein psychologisch total gut tut.
Jetzt kam allerdings der Oberschock, mein Vater bekam seine 4. Infusion, und meine Tochter Windpocken Jetzt ist es für die nächsten 2 Wochen aus mit Opa-Besuchen. Der Kinderarzt meinte zu mir, dass mein Vater mit Medikamenten, wie z.B. Zovirax od. Imunglobinen (hoffe es ist richtig geschrieben) od. einer sofortigen Impfung eine mögliche Ansteckung verhindern kann. wir sollten doch den behandelnden Arzt dazu befragen.
Das habe ich so auch meinem Vater geschildert und ihn gebeten mit seinem Arzt in der Klinik Kontakt aufzunehmen. Mein Papa allerdings ist im Moment eh noch total schlapp von der gestrigen Chemo und möchte auf keinen Fall, so sagt er: "unnötiges Laub aufwirbeln", er möchte keine weiteren Medikamente nehmen und somit sei der Fall für ihn abgeschlossen. Wißt ihr, wie ich mich fühle? Ich könnt irgendwie nur noch heulen. Wenn er sich in den letzten 2 Tagen, denn diese Zeit sind Windpocken vor Ausbruch ansteckend, bei seiner "Medizin" beim vielen Knuddeln angesteckt hat Aber ich kann nichts an seiner Ansicht ändern, er muß wissen, was richtig für ihn ist. Ich kann nur meine Meinung sagen, weiter nichts.
Ich möchte hier nicht rumjammern, denn ich habe ja die Schmerzen nicht!
Ich muß die Nebenwirkungen der Chemo nicht ertragen.
Aber es ist ganz schön Kräfte zehrend, meinen Papa immer wieder aufzubauen und zu unterstützen. Manchmal, wenn er so resigniert, weiß ich gar nicht, was ich sagen soll Da können alle Worte falsch sein.
Vielleicht haben einige von Euch als Angehörige oder Selbst-MH Patienten ähnliche Erfahrungen.
DANKE für`s "Zuhören"
LINA

[sassi]

hallo lina

als ich damals therapie hatte, bekam mein sohn auch die windpocken und ich fast zeitgleich eine gürtelrose.
das ist der gleiche erreger und bei einem schwachen immunsystem ist es schon möglich, dass man sich da ansteckt.

ich musste meine chemo (die letzte) um eine woche unterbrechen und eine zovirax therapie machen (1 woche lang alle 8 stunden eine infusion).

einerseits kann ich deinen vater gut verstehen, dass er keine zusätzlichen tabletten mehr nehmen will. ich war da auch nicht anders.
andererseits ist eine gürtelrose und eine verschiebung der chemo auch nicht grad lustig.

aber er ist erwachsen und muss für sich selbst entscheiden und für sich selbst die verantwortung übernehmen.

du tust sicher das richtige, ihn darauf aufmerksam zu machen, was du für das beste hälst. wenn er den rat nicht annimmt, dann ist das seine entscheidung, mit der er zurechtkommen muss.

vielleicht hat er sich auch wirklich nicht angesteckt. wenn doch wird er um zusätzliche medikamente nicht rumkommen.

alles gute für eure familie
sassi

[Lina]

Hallo Sassi,
danke für Deine Antwort! Du hast recht, mein Papa ist erwachsen und muß selbst wissen, was für ihn das Beste ist.
Als es ihm gestern, 3. Tag nach Chemo, wieder etwas besser ging, hat er auch seinen Arzt angerufen Dieser hat ihm geraten, auf Nummer sicher zu gehen, und mit den "Mädels" frühestens 10 Tage nach Abklingen der letzten "Pünktchen" näheren Kontakt zu haben.
Obwohl dies sowohl den Kindern, als auch unseren O-Papa sichtlich schwer fällt. Sie unterhalten sich von Haus zu Haus über die Sprechanlage
und rätseln darüber, wann sie sich wohl wieder sehen...schnief!
Liebe Grüße
LINA