Wie fühlt man sich nach der Therapie?

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Carolin

Wie fühlt man sich nach der Therapie?

Beitragvon Carolin » 18.03.2005 11:52

Hallo!
Ich bin Caro und 24 Jahre alt. Bei mir lief die Diagnose ein bisschen anders. Kurz vor Weihnachten 2004 hatte ich Husten mit Schmerzen in den Rippen. Nach Röntgen und CT war der Verdacht eine Lungenentzündung mit Flüssigkeitseinschluss. Ich war eigentlich nur zur Bronchoskopie in der Thoraxklinik und nach einigem verwirrendem Hin und Her habe ich mich dann auf dem OP-Tisch wieder gefunden. Der Chirurg hatte mir erklärt, dass die genannte Flüssigkeit aus dem linken Lungenflügel ausgespült werden sollte. Als ich dann auf Intensiv aufgewacht bin, kam mir der Schnitt dafür etwas gross vor...Sie hatten mir einen Tumor von 6,5 cm entfernt und wenn sie schon dabei waren ein Stück Herzbeutel und 10% der Lunge. Nach 3 Tagen hat mir dann der Chirurg auf seine sensible Art die Diagnose "Der war bösartig" beigebracht und mich im Bett liegen lassen. Sehr nett, gottseidank hat sich nach einiger Zeit ein Assistenzarzt gefunden, der mir erklärt hat, dass ich wirklich gute Chancen habe. Letztendlich bin ich wirklich dankbar, dass ich eine Krankheit erwischt habe die sehr gut heilbar ist. Trotzdem war das alles wie ein Alptraum, so mitten aus dem Leben in dem alles super lief. Nach dem Staging stand fest, dass ich Stadium IIa mit einem Risikofaktor hatte und mit HD 14 (2 x BEACOPP esk. und 2 x ABVD) behandelt werde. Mittlerweile bin ich im 3. Zyklus und wenn alles nach Plan läuft in 6 Wochen mit der Chemo durch. Danach stehen noch 17 Bestrahlungen an. Nebenwirkungen hatte ich einige, geschwollenes Zahnfleisch, komische Zunge, Schwächegefühl, Depressionen durch den Ovarschutz, kein Geschmack mehr, Rückenschmerzen nach Neupogen und natürlich die Haare!!Die waren gleich weg, das war schlimm, aber irgendwie auch erleichternd, weil die Angst, dass sie ausfallen weg war, bekloppt oder?
Jetzt meine Frage, wie fühlt man sich nach der Therapie? Ich kanns irgendwie kaum erwarten, dass alles wieder "normal" wird. Klar werd ich nicht gleich einen Marathon laufen können und langsam fit werden, aber ich freu mich so drauf wieder mit meinen Freunden loszuziehen, Clubs unsicher zu machen, Grillparties zu feiern und wieder Arbeiten zu gehen. Ist das völlig utopisch? Jeder sagt mir immer, ich soll erst mal langsam machen und mir Zeit geben, aber ich liege hier jeden Tag rum, weil ich wg. der Grippewelle und meiner derzeit niedrigen Leukos nicht gross raus soll.
Wie waren eure Erfahrungen?

Viele liebe Grüße

Caro

sassi*

Beitragvon sassi* » 18.03.2005 12:11

hallo caro

sooo anders find ich das gar nicht, was du da geschreiben hast. bei mir kam man eigentlich auch durch die lungenentzündung und dem pleuraerguss drauf.
aber egal.

du klingst sehr zuversichtlich find ich und das ist schon mal suuuper.

ich kann mir vorstellen ,dass du es gar nicht erwarten kannst, alles mögliche nachzuholen. aber es stimmt schon, du solltest nicht gleich alles auf einmal machen und dich in die vollen stürzen.
aber ich glaube, du wirst das dann schon selbst merken, dass dein körper nach der therapie noch eine erholungszeit braucht.
die ist wahrscheinlich bei jedem individuell, aber ich glaube 1 jahr muss man schon rechnen, um wieder völlig gesund zu sein.

du wirst aber sicher ausgehen können wie du willst, wenn deine leukos wieder in ordnung sind. in eine bar, ins kino, essen gehen, urlaub fahren-warum nicht?! und wenn es deinem körper zu viel wird, dass wird er sich schon melden! auf diese körpersignale solltest du dann unbedingt hören, und dir dann ab und an ruhe gönnen.

ich hab mich eigentlich im grossen und ganz ziemlich rasch gut gefühlt nach der chemo und die haare fingen auch während der bestrahlung wieder zu wachsen an. wie gesagt, du wirst alles ein bisschen langsamer angehen müssen aber-freu dich schon mal auf den sommer :D

also, halt noch ein bissi durch, wegen der niedrigen leukos und dann.....

LG sassi

Gast

Beitragvon Gast » 18.03.2005 12:15

Hi Caro,

willkommen im Club.

Da wir jetzt sicher öfter Kontakt haben werden, ist es vielleicht ganz gut wenn du dich als Mitglied anmeldest.

Mit dem Stadium IIA und der Studie HD14 hast du noch mal zusätzliches Glück im Unglück gehabt. Dadurch halten sich die Nebenwirkungen in Grenzen und du erholst dich noch schneller. Die Heilungschancen sind gigantisch.

Aber trotzdem auch von mir die Empfehlung: Lass es ruhig angehen! Plane deine Termine mit viel Luft dazwischen. Genieße das Leben, wenn es dir gut geht. Leg dich hin und ruh dich aus wenn dir danach ist. Denk an dich und lass die anderen ihr Ding machen oder sagen was sie wollen. Bei mir gibt es auch 3 Monate nach der Chemo noch die ein oder andere Nebenwirkung. Allerdings hatte ich auch Stadium IVB und 8x BEACOPP esk.


Ansonsten stell Fragen, auch gern "privat".

Liebe Grüße

Robert (roro)

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Tiffy
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Beitragvon Tiffy » 18.03.2005 12:18

... und schon wieder bin ich beim Schreiben ausgeloggt worden und Sassi hat sich dazwischen gedrängelt ...

roro

arminio

Beitragvon arminio » 18.03.2005 12:23

Hey Caro,
also ich hatte auch 2a, allerdings 4xABVD und mußte mich glücklicherweise nicht groß einschränken, da ich keine Nebenwirkungen hatte durch die Chemos.
Da dein Schema ja etwas stärker ist, du das Beacopp aber schon hinter dich gebracht hast wird es denek ich mal bald wieder aufwärts gehen auch mit Party und Grillen.
Wenn dein Blut im Rahmen ist kannst du schon machen was du willst, auch abfeiern, :P 8) .
Wie die anderen schon sagten, dein Körper wird dir schon sagen wanns Zeit für die Heia ist. :wink:
Ansonsten alles Gute für den Rest der Therapie.

LG Armin

Freu dich schonmal auf die Grillsaison :
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Kirlew
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Beitragvon Kirlew » 18.03.2005 13:47

Hallo Caro!

Mein Freund ist 26 und hat im Juli die Diagnose MH2b bekommen, er wurde mit 6xBEACOPP behandelt und hat die Therapie Ende November abgeschlossen. Er hat sich auch während seiner Chemo mit Freunden getroffen ist weg gegangen und wir hätten fast mal auf der Krankenhauswiese gegrillt :wink: Natürlich muss man auf die Blutwerte achten (wenn die sehr schlecht waren, ist er nicht mal mehr einkaufen gegangen) und vorsichtiger mit den Leuten sein (bzgl. evtl. Krankheiten), aber wenn es dir wirklich gut geht und du dich fit fühlst spricht meiner Meinung nach nichts dagegen.

Das mit den Haaren kann ich nachvollziehen, das ging mir genauso. Ich hatte voll die Angst davor, dass sie ausfallen und als sie dann weg waren war ich überrascht wie erleichtert ich war. Da musste man nicht mehr ständig drüber nachdenken und gewöhnen tut man sich auch sehr schnell dran. Inzwischen war er übrigens schon das zweite Mal wieder beim Frisör :)

Bei ihm war es so, dass er schon während der Chemo jammerte das er wieder arbeiten will, weil ihm die Decke auf den Kopf fällt. Er hat dann im Januar wieder angefangen zu arbeiten - gegen den Willen seiner Eltern ("Mach langsam - ruh dich aus") und meine Bedenken. Ich habe schon gemerkt, wie dolle ihm die Beschäftigung fehlt und glaube auch, dass ihm die Arbeit eigentlich eher gut tut, allerdings hatte ich gehofft, dass er sich mehr zurück hält, erstmal nur halbtags arbeitet oder so. Das wollte er auch, konnte das aber natürlich nicht durchhalten und hat fast sofort wieder richtig gearbeitet. Vor kurzem sagte er zu mir, dass er sich ein bißchen mehr zurück halten sollte. Ich glaube, nicht mal unbedingt wegen körperlichen Problemen, sondern eher auf Grund der Auseinandersetzung mit der Krankheit und der Erkenntnis was sonst so an "Ruhepause" normal ist.

Ich denke es gibt kein Patentrezept wann der richtige Moment zum Arbeitseinstieg ist, wichtig ist, dass man auf seinen Körper hört und realisiert wie es ihm geht. Wenn man danach handelt, dann denke ich, ist das ok.
Wie schnell man wirklich ins "normale" Leben zurückfindet kann ich nicht sagen, ich denke das können nur selber Betroffene. Auch wenn mein Freund die meiste zeit "normal" lebt, so ist er doch ab und zu wieder bei der Krankheit. Manchmal redet er mit mir darüber manchmal nicht. Wann das alles psychisch überhaupt angekommen ist und wann man das verarbeitet hat und ob man überhaupt wieder ins "normale" Leben zurück kommt - ich weiß es nicht.

Aber mach dir da nicht zu viele Gedanken drum: Das allerwichtigste ist, dass es DIR gut geht. Wenn das der Fall ist, dann kann der Rest gar nicht so schlecht für dich sein.

Liebe Grüße, alles Gute und ein schönes, sonniges Wochenende
Kirsten
Angaben zu meinem Freund:
Krankenhaus: 5.Juli 04 -> Diagnose: MH IIb (18,4 cm hinterm Brustbein) -> Therapie (nach HD15): 6x BEACOPP esk. beendet -> PET am 29.11. -> Ergebnis: kein aktives Gewebe -> 3.Nachsorge am 09.01. -> alles sieht gut aus :-)

Gaby
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Registriert: 20.07.2004 14:53

Beitragvon Gaby » 18.03.2005 16:46

Huhu Caro,
herzlich willkommen, schön dass du das Forum auch für dich entdeckt hast.
Als ich deinen Beitrag las, hatte ich sofort das Gefühl: Jaaaa, so ging/geht es mir auch! Zu 100%.
Ich hatte 4x ABVD und 15 Bestrahlungen. Aber schon während der Therapie hatte ich ganz klare Vorstellungen, was ich alles wann wieder machen will, sobald mein Körper das zulässt. Und, was soll ich sagen, alles hat bisher super funktioniert. Sogar mit dem Arbeiten geht es am 01.04. wieder los. Therapie-Ende war am 28.12.04, das nur so zur Info. Aber, wie Sassi schon sagt, bei jedem läuft es individuell ab. Dein Körper sendet dir die Signale und es liegt an dir sie richtig zu interpretieren. Aber eins kann ich dir versprechen. Jedes einzelne Ziel (und sei es noch so klein...) wird in in dir ein Glücksgefühl hervorrufen, was du vorher wahrscheinlich in der Form noch nicht erlebt hast. Also genieße alles, was jetzt und nach der Therpaie kommt.
Ich wünsche dir dabei gaaaaanz viel Spaß 8)
LG Gaby

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bonny0404
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Beitragvon bonny0404 » 18.03.2005 19:18

Hallo Caro,

ich wurde auch von der Diagnose förmlich überrollt und wachte nach über einer Woche Koma auch auf der Intensivstation auf.Auch ich hatte vorher Schmerzen zwischen den Rippen.Zuerst dachte ich auch,das mein Leben zu Ende ist,aber das ist es auf keinen Fall!
Sassi hat schon völlig Recht,was die Erholung betrifft.Bei mir hat es alles in allem aber tatsächlich ein Jahr gedauert,bis ich sagen konnte,ich kann langsam wieder in mein früheres Leben zurück,denn psychisch hat es doch eine Weile gedauert,bis man über den Schock hinweg war und man nicht jeden Augenblick an die Krankheit denken muss.

Naja,nächstes Jahr schreibst DU vielleicht jemandem,der hier neu ist,auch diese Sätze und das Jahr vergeht rasend schnell.Mach erst mal die Therapie und dann wirst du ja sehen,was dein Körpergefühl dir sagt...wie belastbar du also bist.

Alles Gute
Bonny
man muss die Welt nicht verstehen,man muss nur in ihr zurecht kommen!

Diagnose: Dez.2003
NHL Stadium III-IV,
3 Monate stationäre Behandlung
Therap.:Hochd.Chemo+2x autol.SZT+36 gy mehr über mich
letzte NS 09/2010 alles i.O. Bild


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