ich möchte erst einmal ein ganz liebes und herzliches Hallo in die Runde werfen! Ich bin schon seit Oktober letzten Jahres stille Mitleserin und möchte nun auch meine Geschichte dazu beitragen, weil mir das Forum in den letzten Monaten sehr viel Rückhalt gegeben hat und es euch vielleicht auch interessiert, was mir als Radiologe so wiederfahren ist....
Also: zu meiner Person: ich heiße Nina, bin eine End-Dreißigerin und wie Ihr am Titel erkennen könnt Radiologin ( und ich glaube auch nicht die Schlechteste.) Ich bin verheiratet, Mutter zweier Kinder und arbeite im ambulanten Bereich in einer radiologischen Praxis in Niedersachsen.
Meine Geschichte beginnt im Jahr 2009, mein jüngstes Kind war gerade geboren, als sich mein langer Lebensgefährte namens Neurodermitis sich heftigst zurückmeldete, vor allem mit Juckreiz ( ihr ahnt es schon ), ich es aber auf die Hormonumstellung schob.... Eine befreundete Kollegin meinte, es gibt eine schöne Studie, daß Atopiker einen latenten Eisenmangel haben und unter der ganzen Stillerei eh, also sollte ich mal Eisen schlucken, vielleicht wirds besser. Wurde es, aber weg war es nicht.
Im Frühjahr 2010 ( meine Kleine war 10 Monate alt und ich wieder am arbeiten ) hatte ich eine echt fiese Erkältung, die sich über drei Wochen mit hartnäckigem Husten hielt und irgendwann wurde es mir zu bunt, hab zum Telefonhörer gegriffen und einen Lungenfacharzt angerufen. Der Kollege meinte es klingt nach einer verschleppten Bronchtitis , Fieber hatte ich keins, also mit Kortison inhalieren. Es wurde nach einer Woche nicht besser und ich fühlte mich echt schäbig , außerdem kamen Schmerzen beim Atmen dazu, die gut zu einer Rippenfraktur passen könnten.
Also hab ich meinen Mädels in der Praxis gesagt, daß sie mal einen RÖ- Thorax schießen sollten und siehe da: eine fette Lungenentzündung im li. Lungenunterlappen ! Achtung !!! Zu diesem Zeitpunkt war zumindest im Übersichtsbild das obere Mediastinum schlank und sauber !!!!
Da das Röntgenbild aber die Schmerzen beim Atmen nicht erklärten, hab ich mich kurzerhand auf den CT- Tisch gelegt und mir ein CT- Thorax verpasst. Ergebniss: Ha, Rippenfraktur gefunden, Radiologe zufrieden. Nanu !????? Da sind ja ein paar Lymphknoten im Mediastinum !!????
Ich hab die kleinen Dinger noch ausgemessen, sie waren bis zu 1,6 cm groß und dachte noch : naja, darfst Du auch haben, hast ja eine Lungenentzündung! Wird schon reaktiv ( entzündlich ) sein.
Und damit war das Thema für mich abgehakt.
Nach einer Woche Antibiotka, Bettruhe und Betüddeln von meinem Mann ging es mir wieder super, die Lymphknoten waren im bald wiederkehrenden Alltagsstress vergessen.
Ich glaube, das ist etwas , was ich mir bis heute vorwerfe: jeder Feld- Wald- und Wiesenpatient bekommt von mir bei auffälligem Lymphknotenbesatz im CT entweder eine kurzfristige Kontrolle oder eine bioptische Abklärung empfohlen. Nur bei mir selbst hab ich fünfe gerade sein lassen.....Scheiße!
Aber es ging weiter. 2010 verging, die Neurodermitis war so stark wie nie zuvor, 2011 kam . Mein Mann und ich wurden Eigenheimbesitzer, steckten mitten in der Bauphase, als ich eines Abends im Spiegel eine Schwellung oberhalb des re. Schlüsselbeines entdeckte. Beim Abtasten waren multiple Lymphknoten zu finden und da beschlich mich zum ersten mal die nackte Panik und das Kopfkino ging mit all seinen grusseligen Vorstellungen los...Brustkrebs; Magenkarzinom, und viele andere Dinge mehr...
Am anderen Tag morgens in der Praxis zeigte ich die Schwellung meinen Kollegen, die sofort hektisch das Ultraschallgerät zückten und dann ging alles ganz schnell: sofort Ct Hals/ Thorax. Ich werde nie das betretene Gesicht der Kollegen vergessen und die Worte "Zuviele und Pathologisch vergrößert ! Das sieht nicht gut aus. " Eine Kollegin telefonierte bereits mit der chirugischen Praxis und kaum vom Ct Tisch runter hatte ich schon das Chirugische Aufklärungsgespräch zur OP. 24 Stunden später waren zwei Lmphknoten entfernt und und mein Glück war, daß ein ehemaliger Studienkollege und guter Freund zufällig Oberarzt der Onkologie in Kiel ist, der Prof. Klapper gut kennt und mein Lymphknoten via Express zum Lymphknotenregister nach Kiel geschickt wurden. Weitere 48 Stunden später kam die Diagnose, das es ein Morbus Hodgkin Typ nodulär sklerosierend ist. Mein Lieblingsonkologe aus Kiel kam extra angefahren und hat mich lieb getröstet ( Ich hab im Leben noch nie soviel geweint wie in dieser Woche und der Gedanke meinen Mann und meine Kinder zurücklassen zu müssen, hat mir die Luft zum Atmen genommen.) und gleich einen Termin in der Uniklinik beim Chef der Onkologie vereinbart, um das weitere Procedere zu besprechen.
Nachdem ein Ct Abdomen noch in meiner Praxis angefertigt wurde, stand fest : Stadium IIa.Die Knochenmarksbiopsie wurde gemacht, aber keiner ging davon aus daß es befallen wäre. Die Lymphknoten im Mediastinum waren bis zu 2,6 cm groß, Herr Hodgkin war bei mir also bezüglich seines Wachstums ein ganz gemütlicher. In der CT Thorax gab es aber leider 2 kleine Lymphknoten a 8mm unterhalb des linken Schilddrüsenlappens. Also: Risikofaktor 3. Areal ja oder nein ?????
BSG war in Ordnung, kein Bulk, da die Lymphknoten re supraklavikulär alle um 2 bis 2,5 cm waren. Meine beiden Onkologen ( Kiel und hier vor Ort ) waren der Meinung wegen zwei kleinen Lymphknoten reißen wir kein Faß auf ( bzw Beacopp esk. )-- 2x ABVD und gut ist ! An der Studie wollte ich nicht teilnehmen, da ich für mich persönlich der Verzicht auf die Bestrahlung nie in Frage kam. Es wird bestrahlt. Basta !
Köln hätte 2 Zyklen Beacopp esk.vorneweg gegeben, das weiß ich ,zwei weitere Unikliniken nicht und ich hab mich bewußt gegen Köln entschieden.
Ab November letzten hatte ich also meine zwei Zklen ABVD und das war kein Zuckerschlecken !!! Trotz Emend , Cortison und Zofran nur Gekotze, üble Knochenschmerzen nach den Neupogenspritzen und irgendwann zwischenduch einen Magen-darm Infekt. Aber pünktlich zu Silvester war ich mit der Chemo durch, Mitte Januar das PET. Es war negativ , wenn es positiv gewesen wäre hätten wir mit der Chemo weiter gemacht; damit ging es weiter zu Bestrahlung mit 20 gr.
Die war im Gegensatz zur Chemo ein Kindergeburtstag. Außer einer leichten Müdigkeit und Schluckbeschwerden hab ich die gut weggesteckt ( Ich liebe Strahlen und Strahlen lieben mich

Letzte Woche hatte ich nochmal eine CT vor vor der ersten NU und verblieben sind drei Lmphknoten, alle zwischen 1,0 und 1,8 cm.
Puh!
Ich hoffe, das bleibt so und das Rezidiv bleibt mir erspart, da meine Therapie etwas freestyle war, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt !
Auf jeden Fall möchte ich mich ganz herzlich bei allen Forumsmitgliedern bedanken ! Was ihr leistet ist super und ich hab hier immer gern mitgelesen und mitgefiebert, mitgelitten. Für mich hab ich beschlossen, daß ich mit mir und meiner Gesundheit viel behutsamer umgehe als vorher. Ich bin offensichtlich nicht unverwüstbar und meine Kinder brauchen mich noch eine ganze Weile.
Alles Gute für Euch, vor allem für diejenigen, die gerade in der Therapie stecken. Toi, toi, toi !!!!! Ihr schafft das schon! Gruß Eure Nina