Radiotherapie - ja oder nein?

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calimero

Radiotherapie - ja oder nein?

Beitragvon calimero » 10.02.2005 14:12

Hallo liebe User dieses Forums,
verfolge das Geschehen hier auf dieser tollen Website schon seit längerem, habe mich aber noch nie getraut, mich mit einem eigenen Beitrag zu outen. Tja, heute ist dann sozusagen meine Premiere! Steh? grad vor einer für mich relativ schwerwiegenden Entscheidung: Radiotherapie - ja oder nein???
Nach erfolgreich und verhältnismäßig unbeschadet überstandener Chemo (4x ABVD) waren die Ergebnisse der Kontrolluntersuchungen (CT / Blutbild / PET-Scan) so positiv im eigentlichen Wortsinn ;) , dass ich der Meinung bin, eine weitere Bestrahlung sei bei mir überflüssig.
Gibt es jemand in diesem Forum, der auf die Radiotherapie (15x 30 Gy) verzichtet hat bzw. was genau sollen die Strahlen überhaupt bewirken, wenn eigentlich keine Tumoraktivität mehr nachzuweisen ist ... Bin schon gespannt auf eure Antworten! Bis bald, Calimero

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armin
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Beitragvon armin » 10.02.2005 15:28

Hallo Calimero,
das ist wirklich eine schwierige Entscheidung.
Beim Beacopp wird ja aufgrund der Stärke der Zytostatika nur eine Bestrahlung angehängt, wenn das PET schlecht ausfällt.
Beim ABVD-Schema gehört jedoch die Bestrahlung mit dazu, weil im Rahmen der Studien die rezidivfreie Zeit bzw. die andauernde Vollremission positiv beeinflusst wurde.
CT und PET sind auch nicht zu 100 % sicher und so kenne ich jedenfalls keinen, der nicht noch bestrahlt wurde. Es sind übrigens 15x2 Gray vorgesehen, also insgesamt max. 30 Gray.
Die Bestrahlung soll also den Therapieerfolg der Chemotherapie noch unterstützen.
Die Entscheidung kann dir letztendlich keiner abnehmen, ich bin mir aber ziemlich sicher, daß alle mit ABVD-Schema hier im Forum dir eher zur Bestrahlung raten.
Also alles Gute für Dich und ich hoffe , daß Du die richtige Entscheidung für Dich triffst.
LG Armin
Diag. 2/2004 ,MH 2a (Mischtyp) mit Risikofaktor (Bulk im Mediastinum 6,5x4,3x4,4cm und 3 Areale befallen) 1xABV Rest ABVD (4 Zyklen) ,30 Gy, Totale Vollremission , offiziell geheilt

alty
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Beitragvon alty » 10.02.2005 15:36

Hallo Calimero,
na endlich hast du dich getraut dich hier zu "outen". :wink:
Zu deiner Frage: welches Stadium bist du denn? Hört sich nach IIA oder IIB an. Danach ist 4x ABVD + 30 Gy Standardtherapie. Übrigens bekommst du insgesamt 30Gy und nicht 15x 30 Gy, sonst würdest du mehr strahlen, als der Reaktor von Tschernobyl, hihi. Es ist sicher schwierig abzuwägen, ob Bestrahlung ja oder nein nach deinem guten Untersuchungsergebnis. Wenn aber auch nur eine einzige bösartige Zelle überlebt hat, kann es problematisch werden und der ganze Mist geht von vorne los. Wenn du deinen Ärzten vertraust, höre auf ihren Rat.
Wirst du eigentlich in der Kölner Studie therapiert? Du kannst dich bei solchen Fragen auch an die Studiengruppe wenden, die können dir sicher auch weiterhelfen. Bestimmt sagt dir unser Dr.Dr.Arminio elkuka Kuba noch was dazu.
Also, ich wünsche dir viel Glück und die richtige Entscheidung - LG Alty

alty
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Beitragvon alty » 10.02.2005 15:39

... na da hat er sich ja schon vorgedrängelt... Bild

Florence
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Beitragvon Florence » 10.02.2005 19:09

Hallo Calimero,

ich habe auch 4x ABVD bekommen und danach noch 30Gy Bestrahlung. Vom Befund her hätte ich die Bestrahlung vielleicht auch nicht mehr unbedingt gebraucht, da schon nach der Chemo alles sehr gut aussah auf den CT-Bildern und so.....
Aber ich würde auf keinen Fall darauf verzichten, da man ja in den letzten Jahren festgestellt hat dass diese Kombi aus Chemo und Bestrahlung einfach die besten Ergebnisse bringt auch im Bezug auf Rezidive und so, wie Armin schon gesagt hat.
Ich glaube die Chemo macht den Tumor platt und verkleinert ihn auch ziemlich, und die Bestrahlung ist einfach dazu da dass man eventuelle noch ganz kleine vorhandene einzelne böse Zellen auch noch abtötet......

natürlich musst du sowieso selber entscheiden was du machst.....

Hippokrates

Keine Bestrahlung

Beitragvon Hippokrates » 26.02.2005 01:47

armin hat geschrieben:... und so kenne ich jedenfalls keinen, der nicht noch bestrahlt wurde. ...


Ich z.B. wurde nicht noch bestrahlt. Ich hatte 8xABVD ohne irgendwelche Nachbestrahlungen. Es gibt offenbar Hinweise, dass Chemo + Bestrahlung das Risiko einer Zweitneoplasie erhöhen. Aus diesem Grund wurde mir von einer Bestrahlung abgeraten. Aktuell bin ich 1 Jahr nach Chemo und MRI-mässig Rezidiv-frei.

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armin
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Beitragvon armin » 26.02.2005 07:57

Hallo Hippokrates,
wie kann man sich denn so nennen und dann nicht bestrahlen lassen. :wink:
:roll:
Also bei 8 Zyklen ABVD hätte ich die Bestrahlung auch weggelassen. Es ist natürlich auch zusätzlich davon abhängig ob ein Bulky desease vorhanden war und noch viel Restgewebe übrig ist.
Sicherlich erhöht man die Wahrscheinlichkeit einen Zweittumor zu bekommen, andererseits verlängert sich auch ziemlich sicher die rezidivfreie Zeit bzw. die lebenslange Vollremission - das haben die Studien bis heute klar belegt.
Man müßte sich mal in 10 Jahren wieder sprechen - mir wäre auch lieber gewesen ich hätte keine Bestrahlung bekommen, aber ich war und bin der Meinung sicher ist sicher und ich halte mich da an die Empfehlungen der Spezialisten (Onkologen).
In diesem Sinne alles Gute
Armin 8)

Hier noch Links zum Nachlesen der Spättoxizität :
http://www.springerlink.com/app/home/co ... 1:105303,1
u.
http://www.lymphome.de/InfoLymphome/Lit ... erDAeB.pdf
u.
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=32105
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Jason
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Beitragvon Jason » 26.02.2005 12:23

Noch ein Unbestrahlter...

Ich hatte 8 X BEACOPP und kriege auch keine Bestrahlung. Mein Arzt sagte, nach der Chemo und Tumorlage wäre kein "sinnvolles Strahlungskonzept" ersichtlich. Aber nach 4 X ABVD hätte ichs, glaube ich, schon gemacht. Bevor ich da 1 Jahr später wieder beim Onkologen sitze...

@calimero
Vorsicht mit "positiv"! Positiv heisst nichts(!) anderes als "vorhanden". Mit "Gut" oder "angenehm" hat das nichts zu tun.

Jason
IIa/IIIa, Diagnose 06.2004, 8 X BEACOPP esk. 08.2004-03.2005, Remission 04.2005
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Monika*

Beitragvon Monika* » 26.02.2005 16:02

Hallo Jason,

ich denke man sollte die anderen nicht so verunsichern, vor allen Dingen nicht diejenigen die gerade am Hadern sind ob Bestrahlung oder nicht; denn nicht jeder der "nur" ABVD ohne Bestrahlung erhält ist dazu verdammt 1 Jahr später wieder mit einem Redzidiv beim Onkologen zu sitzen.

Calimero; auch bei mir war nach der Chemo nichts mehr zu sehen, und ich tendierte zuerst dazu auf die Bestrahlung zu verzichten habe ich aber dann doch nach den Gesprächen mit den Ärtzen dazu entschieden 15 Bestrahlungen durchzuziehen, da wie einige vorher schon geschrieben haben das Rezidivrisiko weiter gesenkt werden kann. Letztendlich aber solltest Du das in Gesprächen mit Deinen Ärzten ausführlich abklären. Es gibt Menschen die hatten "nur" Bestrahlungen oder "nur" ABVD Chemotherapie und sind seit 10-20 Jahren ohne Rezidiv und wieder andere hatten mehrere Rezidive auch nach stärkerer Chemotherapie. Eine 100% ige Sicherheit wird es wohl nie geben; solange es jedoch für einen selbst vertretbar ist sollte man die gegebenen Möglichkeiten annehmen.

LG und noch ein schönes Wochenende
Monika

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Jason
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Beitragvon Jason » 26.02.2005 19:16

Nana, nu mal langsam!

1.) Wen hätt ich denn jetzt wie verunsichert?
Mein Beitrag war bezüglich der Bestrahlung natürlich eine persönliche Meinungsäusserung. Dafür ist das Forum ja meines Verständnisses nach da und deswegen nehme ich dann auch Wendungen wie "hätte/glaube ich".

Konkret: Wenn mir die Ärzte nach 4 Turns ABVD zu Bestrahlung raten, hätte ichs nicht abgelehnt.
Und zwar aus denm kühlen Grunde, dass ich (persönlich) im Zweifel zwischen "Worst Case" und "Wolkenkuckucksheim" ersteres als Basis nehme. Ohne das allerdings irgendwem irgendwie aufdrängen zu wollen.

1.a)
Ausserdem hätt ichs dann doch lieber vom Verunsicherten selbst gehört...


2.) "Verdammnis" (starke Vokabel! hätt ich mich nicht getraut...) / 1 Jahr später wieder beim Onkologen
Gäbe es sowas wie eine Anzi-Rezidiv-Garantie, würde ich den Teufel tun, jemand noch zusätzlich 'ne Bestrahlung anzuraten. Der Punkt ist nur der, dass ich gerade erst vor 'ner ähnlichen Entscheidung stand, nämlich der ob ich nach 6 Zyklen BEACOPP aufhöre, oder noch 2 dranhänge, um oben erwähnte Besuche zu vermeiden. Wie ich mich entschieden habe, steht in der Signatur, warum unter 1.) Abs.2.

Gibts aber leider nicht. Dadurch entfallen dann die Wahrheiten und es bleiben nur noch die Wahrscheinlichkeiten übrig. Mit denen man (im Sinne von "jede/r, den es betrifft") dann leben -und eben seine persönlichen Entscheidungen danach treffen- muss. Da wären wir dann wieder bei 1.)...



Jason

PS. das Zitat lasse ich mal ausser Acht, weil ich das eher als Antwort an C. verstehe
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calimero

Beitragvon calimero » 05.03.2005 18:08

Hallo zusammen,

ist ja echt spannend, was es hier noch alles an Reaktionen zu meinem Eintrag vom 10. Februar gab. Hab ich leider erst heute gelesen. Bin nämlich grad schwer beschäftigt mit der Radiotherapie, da ich mich nun doch für eine Fortsetzung mit Bestrahlung entschieden habe. Nach der Chemotherapie (4x ABVD) folgt jetzt laut HD-14-Protokoll also die nächste schulmedizinische Keule: 15 ?Strahlen-Sessions? ... Da ich eigentlich ein absoluter Gegner dieser ?Hau-Drauf-Mal-Sehen-Was-Übrig-Bleibt-Medizin? bin, möchte ich allen ähnlich denkenden Usern noch einen Tipp geben: Kümmert euch frühzeitig um eine begleitende Therapiemaßnahme, die euren Körper (die gesunden Zellen :wink:) unterstützt, entlastet, entgiftet etc. Sowohl während der Chemotherapie als auch jetzt bei der Bestrahlung habe ich mich für eine antioxidative Zusatzbehandlung entschieden, die die Nebenwirkungen verringert und die körpereigene Entsorgung des entstandenen ?Zellmülls? beschleunigt. Baseninfusionen kombiniert mit Vitamin C, Glutathion, Selen und anderen guten Sachen haben mir zumindest bisher sehr gut getan. Wer keinen erfahrenen Arzt zur Seite hat, der neben der klassischen Behandlung auch ergänzende alternative Methoden einsetzt, kann den erhöhten Vitalstoffbedarf sicherlich auch über entsprechende (von Onkologen empfohlen!!!) diätetische Nahrungsergänzungsmittel (z.B. Orthomol Immun u.ä.) aus der Apotheke decken. Natürlich ist dieser Weg mit einem Mehraufwand (Zeit & Geld) verbunden; allerdings sollte man sich meiner Ansicht nach gerade bei solch lebensverändernden Therapien frühzeitig um Schadensbegrenzung bemühen. Oder wie denkt ihr darüber?? Gruß Calimero


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