Kinder und Krebs

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Marion1970
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Beitragvon Marion1970 » 28.04.2010 23:09

Liebe Poison,

das Elend, aber auch der Trumpf, den wir haben, ist der Hodgkin, denn es ist ja glücklichwerweise so, dass fast alle überleben, das sieht bei anderen Krebsarten ja nun ganz anders aus. Klar ist das der Horror, Krebs zu haben, besonders für uns Mütter, die wir noch die Verantwortung für so kleine Mäuse haben und ihnen eine unbeschwerte Kindheit garantieren wollen! Aber dennoch stimmt es ja wirklich: wenn schon Krebs, dann doch unserer, davon würden andere Mamas mit z.B. Bauchspeicheldrüsenkrebs doch träumen. Gut, Du schreibst von anderen Krankheiten und hast scheinbar auch Probleme mit der Therapie, aber wenn Du insgesamt mal einen Strich unter alles ziehst, gibt es ja doch viele positive Aspekte, und die solltest Du in den Vordergrund stellen.

Wäre es eine Idee, wenn Du Deiner Tochter vermitteln würdest, dass Du schon eine schlimme Krankheit hast, aber dass Du wieder gesund wirst? Ich würde wahrscheinlich erklären, dass Du sehr starke Medikamente bekommst, die Dich erst einmal schwächen, aber dass der Körper sich erholt, die Krankheit / der Krebs aber nicht. Wenn Deine Tochter begreift, dass das jetzt eine Phase ist, die wieder vorbei geht, und wenn auch Du Zuversicht ausstrahlst (die Du ja wirklich haben darfst und sollst!), dann wird sie das bestimmt so übernehmen.

Was Deinen Ex betrifft, so wäre es vielleicht nicht schlecht, wenn Ihr Euch mal zusammensetzen würdet, um zu besprechen, wie Ihr mit Deiner Erkrankung umgeht. Denn dass er der Kleinen erzählt, Du würdest sterben, ist nicht so besonders schlau, und es stimmt auch nicht! Aber wichtiger ist, dass er mit seinem Gerede bei Eurem Kind diffuse Ängste auslöst.
Wenn Du jetzt gar nicht mit ihm sprechen kannst, könnte das vielleicht Deine Mutter, eine Freundin oder eine andere Person übernehmen. Jedenfalls sollte keine unnötige Angst geschürt werden, sondern im Gegenteil, es sollte Optimismus vorherrschen.

Liebe Grüße, Marion
MH IIa, Behandlung nach Studie HD 13 (2 x ABVD + 30 Gray Bestrahlung): Aug - Nov 2009

Lila
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Beitragvon Lila » 28.04.2010 23:15

Hallo Poison,

da ich selbst 2 Kinder habe (9/7), denke ich, dass dir dein Bauchgefühl den richtigen Weg zeigt. Kinder merken es sehr wohl wie es dir geht, da brauchst du gar nicht viel zu sagen, die haben ein ganz sensibles Gefühl für uns Mamma´s.

Ich glaub ihr zwei packt das schon... :respekt:

Liebe Grüße

Lila :wink2:

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Katha76
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Beitragvon Katha76 » 28.04.2010 23:27

Liebe Poison,
meine Tochter war 3, als ich die Diagnose bekam. Sie war gerade erst trocken geworden und fing prompt wieder an, einzupullern vor lauter Stress. Meine Krankenhausaufenthalte konnte sie immer schlecht ertragen, meine Mutter half, und mein Exmann, auch ich bin ja auch alleinerziehend.

Für mich war die gemeinsame Reha mit ihr der Kick-off fürs Gesundsein. Aber natürlich hat sie meine schlechte Laune sofort aufgesogen, als ich in der Reha unvermutet ein zünftiges Leukozytentief bekam.

Ich war mit ihr sehr offen, ich teile mit ihr beides, Angst und Freude. Die Krankheit ist nunmal da, aber ich habe mir gewünscht, dass das Kranksein als ein Problem erscheint, dass wir als Familie handhaben können, das uns also nicht überfordert. Es schmerzt, es macht Sorgen, aber wir behalten den Kopf oben. Im Moment, jetzt, wo ich von Ärzten und Medizin meine Ruhe habe und immernoch nicht arbeiten gehe, sind wir voll schmusig geworden. Sie ist sehr anhänglich, ich glaub ich auch. Ich genieße es einfach, mit ihr zusammen zu sein. Mehr denn je.

Ich war mit ihr beim Psychologen zur Beratung, das war nen Hilfeangebot unserer Klinik während der Chemo. Sogar meine Mutter ging da mit hin. Mein Kinderarzt hat mir jetzt Ergotherapie für sie empfohlen, damit sie was hat, wo sie schöne Erfahrungen machen kann. Vielleicht wär das auch was für Euch? Ich selber geh sowie so zur Psychologin, für meine Entlastung. Oder wirklich auch nen Kinderpsychologen, damit sie einfach nen Ort hat, wo sie aufgefangen wird.

Ich denke, Poison, nimm die Unterstützung mit, die Du kriegen kannst. Du brauchst sehr viel Energie einfach nur für Deine Genesung. Ich wünsche dir ganz viel Glück für den weiteren Verlauf!

Katharina
MH Stadium II B E mit Risikofaktor: großer Mediastinaltumor (Tennisball) und Perikarderguss Diagnose Mai 09
7 Zyklen Beacopp esk. zwischen Juni und Okt. 09
Kontroll PET 26.11.09: leuchtender Resttumor
15x 2=30 Gy Bestrahlung bis Mitte Januar
Reha in Kreischa im Februar 2010
NU mit CT im Januar 2011: alles gut.
NU Juni/2011: bin gesund
Geburt meiner Überraschungstochter: 2014
NU März/2016: gesund!

Vorstellungsthread: http://forum.hodgkin-info.de/viewtopic. ... mittendrin

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Melanie
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Beitragvon Melanie » 02.05.2010 12:51

Hallo Poison!

Wir leben in einer Patchwork-Familie zusammen. Bedeutet die drei sind nicht meine eigenen. Aber trotzdem war es für alle Beteiligten eine unglaubliche belastende Situation.
Wir sind ganz offen mit der Erkrankung umgegangen. Was blieb uns auch anderes übrig? Melli musste nunmal ständig ins Krankenhaus uns stationär aufgenommen werden. Dazu die äußerlichen Veränderungen. Die Kids sind 9, 10 und 13 Jahre alt! Tja beim ersten mal waren die 4,5 und 8 Jahre alt.
Wir haben mit einem Facharzt für solche Dinge darüber gesprochen. Offenheit und ein ehrlicher Umgang sind elementar wichtig, warum? Weil auch die Kids diesen Schicksalsschlag verarbeiten und verkraften müssen! Etwas vorspielen und lügen bringt nichts, weil Kinder auch Gefühlen und Antennen für sowas haben.
Über das Sterben haben wir in Form eines Buches mit ihnen geredet. Es gibt dort ein Kinderbilderbuch, dass alles beschreibt, was ist Krebs, die Chemo, ganz wichtig, das die Kinder keine Schuld daran haben usw. Das haben wir alle gemeinsam gelesen und dann über alles gesprochen. Auch als Melli immer weg war, war es sehr wichtig über die Gefühle und Gedanken zu sprechen. Und auch dort tun sich "Abgründe" auf. Dann bricht halt auch mal eine 13jährige weinend zusammen und "kann" einfach nicht mehr.
Wie du damit umgehst ist ganz alleine deine Sache. Natürlich sollte man versuchen so viel "Schaden" wie nötig von den Kleinen fern zu halten. Aber totschweigen ist 100%tig der falsche Weg.

Liebe Poison. Ich wollte dir hiermit nochmal Mut zusprechen. Lasse dir von einigen Usern einfach nicht die Kraft und den Mut nehmen. Diese sind leider anscheinend nicht dazu in der Lage einfühlsam in diesem Forum zu schreiben. Anschuldigungen und blödes "getrolle" und vorallem die unkontrollierte Wut sind anscheinend der Auslöser für diese Verbalattacken. Zeigt aber auch, dass diese Krankheit auch die Seele schwer schädigen kann.

@ all. einige von euch sind auf dem Erkrankungsbild usw sehr gut informiert. Das ist super und hilft dem Forum ungemein weiter. Andere sind es leider nicht, weil sie noch mitten in der Therapie stecken, Angst haben, oder einfach schlechte Ärzte haben usw. Verurteilt diese nicht! MH ist eine Krebserkrankung und wenn man hier schreibt dann weil man verzweifelt ist bzw. dringend einen Rat benötigt. Verbalattacken sind alles andere als hilfreich. Wenn man davon jedoch so genervt ist, dann vestehe ich nicht warum man hier noch in diesem sensiblen Forum ist? Und ganz wichtig...einfach an die gute Kinderstube erinnern...

Euch allen ein tolles Restwochenende...

Gruß Erik :cool_wink:
MHIIB 4x AVB-Ende 19.12.2005 + 15 x 30Gray -> 17.02.2006 good bye Mr.Hodgin!!!

Doch nicht-Rezidiv 26.Jan.2010 MH IIIA / DHAP 18.02.2010 + DHAP 11.03.2010 + BEAM 02.04.2010-07.04.2010
09.04.10 10 Uhr Stammzellentransplantation
01.06.10 PET -> 14.06.10 Befunderöffnung -Good bye Mr. Hodgin(schon wieder)

11.01.11 NS; Alte Symthome; vergrößerter LK im Bauch; 2.Rezidiv???
22.02.11 Ergebnis PET-2.Rezidiv
15.03.11 Beginn Bestrahlung 15x30Gray + 5x45Gray

Michaela1975
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Beitragvon Michaela1975 » 02.05.2010 19:36

Unsere Kinder sind 7 und 4.

Der Kleinen haben´wir nur gesagt,dass Papa krank ist,aber nicht,was er hat.

Dem Grossen haben wir erklärt,dass Papa kranke Lymphknoten hat und behandelt werden muss.
Mehr aber auch nicht!
Sicherlich haben wir auch nicht über den Tod gesprochen,das ist meiner Meinung nach völlig unangebracht.

Kinder müssen nicht alles wissen,sie können das doch gar nicht verarbeiten!

Kinder sollen Ihre Kindheit behalten,solange es geht.

Michaela
Ich liebe meine Familie über alles!!!

Cristine
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Beitragvon Cristine » 03.05.2010 07:31

Bei Beginn meiner Erkrankung waren meine Kinder 9 und 12 Jahre.
wir haben ihnen fast alles gesagt.Kinder spüren unsere eigenen Ängste, wobei bei uns bereits der Opa an Krebs gestorben ist und einige guter Freunde.Also kann man ihnen nichts vormachen. Wir haben ehrlich darüber gesprochen und sie miteinbezogen.Wenn mein Mann arbeiten war und ich Chemo hatte mussten sie mir ja auch helfen.Während meiner Therapie lief alles klasse.Die Kinder waren einfach toll.Erst später erzählte mein Sohn mir wieviel Angst er eigentlich hatte, gemerkt haben wir das schon und auch oft darüber gesprochen , aber alles spürt man eben nicht.Ich bin froh, dass wir so damit umgegangen sind.Jeder muss selbst entscheiden wie er mit seiner Familie die Erkrankung bespricht, natürlich spielt auch das Alter eine Rolle und das kognitive Verständnis eines Kindes.Aber sicher wird die Angst eines Kindes größer , wenn es spürt, dass die Eltern selber verunsichert sind und Geheimnisse haben. Mit einfachen Worten erklärt kann man auch mit kleineren Kindern schon sprechen. Cristine
MhIVb mit Lunge und Knochenmarkbefall im Aug. 08
HD18 4 Beacopp Therapie bis Okt. 08
seit dem volle Remission

NS alles ok 21.11



Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken.Alles geht vorüber.Gott allein bleibt derselbe.Alles erreicht der Geduldige,und wer Gott hat ,der hat alles.Gott allein genügt. Teresa .A.

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Katha76
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Beitragvon Katha76 » 03.05.2010 11:07

Ich hatte meiner Tochter (4) viel vom Heilungsprozess erzählt, dass der Tumor in mir hockt und mich ärgert, und wie die Medizin ihn Stück für Stück abträgt, dass das zwar lange dauert aber irgendwann auch wieder gut wird.

Und irgendwann erzählte sie mir, dass, wenn ich tot sei, dass sie dann bei Papa wohnen würde und in einen anderen Kindergarten gehen würde...Sie ist ja 2 Tage/Woche bei Papa und war dann auch öfter bei ihm, wenn ich im Krankenhaus war. Aber darüber, was ist, wenn ich tot bin, das hat sie sich ganz allein zusammengereimt. Kleine Kinder sind manchmal erstaunlich cool bei Dingen, die einem selber Angst machen. Und sie zeigen einem schon den Weg. In dem Alter fragen sie ja ohne Ende, warum. So kann man schon sehen, wofür das Kind bereit ist, und wofür nicht.

Ich war in dem Moment traurig, dass sie allein darüber nachdenken muss, was ist, wenn ich tot bin, und ich nicht mit ihr zusammen übers sterben gesprochen hab. Hab ich dann aber anfgefangen. Über den Anfang und das Ende vom Leben, übers älter werden, und übers sterben. Und übers leben. Aber ich bin schon froh, dass diese Themen mitlerweile in den Hintergrund getreten sind und wir uns über unbedarfteres unterhalten können...

Ich wünsche Euch einen schönen Tag und ein zugewandtes Miteinander mit Euren Lieben

Katharina
MH Stadium II B E mit Risikofaktor: großer Mediastinaltumor (Tennisball) und Perikarderguss Diagnose Mai 09

7 Zyklen Beacopp esk. zwischen Juni und Okt. 09

Kontroll PET 26.11.09: leuchtender Resttumor

15x 2=30 Gy Bestrahlung bis Mitte Januar

Reha in Kreischa im Februar 2010

NU mit CT im Januar 2011: alles gut.

NU Juni/2011: bin gesund

Geburt meiner Überraschungstochter: 2014

NU März/2016: gesund!



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