Chemo und Urlaub? geht das?

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Stesch
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Chemo und Urlaub? geht das?

Beitragvon Stesch » 02.12.2008 10:46

Hallo Leute,

nach dem "milden" Urteil meines Onkologen bin ich plötzlich so glücklich :D , dass ich mir in den Kopf gesetzt habe, den eigentlich geplanten, dann abgesagten Weihnachtsurlaub bei den Schwiegereltern nun doch wieder anzutreten - die Kinder, meine Frau und ich würden es lieben.

Aber kann ich das riskieren? 1. Chemo am 05.12., 2. am 19.12., dann 700 km Autobahn in unser Ferienhaus, Weihnachten, Berge, Schnee, dann 700 km zurück nach Berlin und am 02.01.2009 3. Chemo.

Da ich ja noch keinerlei Chemo-Erfahrung habe, bitte ich Euch um Eure Meinung: ist das machbar oder verrückt?

Wie sieht es mit der Fahrtüchtigkeit unter Chemo aus? Bitte gebt mir viele Meinungen, damit ich mir ein gutes Urteil bilden kann, denn ich bin echt hin und hergerissen!

Danke,

Stesch
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speedy
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Beitragvon speedy » 02.12.2008 11:01

Hallo stesch,
also man kann das so einfach nicht sagen, weil jeder da wohl anders ist.
Manche hier gehen trotz chemo arbeiten, oder teilweise arbeiten.
Du musst vielleicht erstmal gucken, wie Deine Blutwerte sind (ob die Leukos hoch genug bleiben).
In Joachims Fall war es so: arbeiten gehen ging gar nicht, ihm war ständig schlecht, er ist viel spazieren gegangen aber hat auch den ein oder anderen Tag auf dem Sofa gelegen und es war nicht viel möglich.
Nach seinem 1. Chemoblock sind wir Ostern 350 km an die Ostsee gefahren für 4 Tage. Autofahren konnt er nicht, richtig gut gings ihm nicht auf der Fahrt. Seine Blutwerte haben wir einen Tag vor der Reise noch mal checken lassen, und die waren gut.
An der Ostsee angekommen sind wir schön am Strand spazieren, das ging
wenn er sich zwischendurch mal 1-2 stunden hinlegen konnte. Aber er sagt auch heute noch das hätte ihm gut getan zu verreisen. Wir hatten aber auch die Handynummer von seinem Onko mit sicherheitshalber.

Vielleicht solltest Du erst mal gucken, wie Du es verträgst.
Liebe Grüsse Gabi
Mein Mann (Joachim) Diagnose MH I/IIA - LPHL im Februar 07, 2 x ABVD bis 9.5.07, 30 gray (17x1,8 gray) bis 19.07.07, PET - 14.06.07 negativ, 1.-8. NU ok, VOLLREMISSION, jetzt nur noch halbjährliche NUs :sunny:

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Purmaus
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Beitragvon Purmaus » 02.12.2008 12:04

Hallo Stesch,
kann sein, dass ich es überlesen habe. Aber ich frag vorsichtshalber noch mal nach: wie hoch liegt denn das Ferienhaus. nehme mal an, hoch, deswegen stehts ja auch im Schnee, oder? Ich war nach den Therapien mal im Gebirge, mir war jeden Tag schwindlig. Ich war echt froh, dass die Woche vorbei war...nichts gegen die Alpen...aber die gingen wirklich nicht. Von ganz oben auf dem Gletscher ganz zu schweigen, zurück im Hotel dachte ich, ich würd im Boot sitzen.
700 km Autofahren würd ich dir (in deinem Zustand :lol: ) auch nicht raten, ich hätt es mir nicht zugetraut. Als Beifahrer wär es ok. Ich konnte während der Chemo manchmal noch nicht mal Blinker vom Scheibenwischhebel unterscheiden :oops: Könnte deine Frau fahren oder könntet ihr mit dem Zug ( :shock01: aber das ist dieses Jahr auch nicht empfehlenswert) fahren? Allerdings sitzen im Zug wieder zu viele Menschen, die dir bloß ihre Bazillen abgeben wollen. Tja schwierige Entscheidung. Am besten ihr verschiebt den ganzen Schneehasenurlaub auf Februar, da hast du alles hinter dir, zumindest chemomäßig.
LG und trotzdem frohes Fest, Petra
MH II a,RF Bulk mediastina Diagnose 11/03
2 BEACOPP esk.+ 2 ABVD 12/03 - 03/04
Bestrahlung 04-05/04
Rest-LK: 3x5,7x5 cm
CT 04.07.2006: Restgewebe nur noch im Durchmesser 2,3 cm übrig *freu*
CT 10/2008 Restgewebe \\\\\"verkalkt\\\\\"

06/2014: Zungengrundkarzinom als Bestrahlungsfolge
Ich lebe seit 08.07.2014 ohne Zunge, ohne Kehlkopf.
kann nicht sprechen, nicht essen, ernähre mich künstlich.

ICH LIEBE MEIN LEBEN UND LEBE ES GERN. IMMERNOCH.

Nachtigall
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Beitragvon Nachtigall » 02.12.2008 17:39

Ganz ehrlich, während Chemotherapie würde ich mir auf keinen Fall zusätzliche Belastung o. Stress machen. Du mußt ja erst mal sehen wie`s Dir geht, so unter Chemo. Wenn jemand anders Auto fährt ist es sicher entspannender. Letztendlich entscheiden mußt Du alleine, Du mußt wissen was Du Dir zumuten kannst, ich pers. würde den Urlaub verschieben.vlG Anja 8)

renben
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Beitragvon renben » 02.12.2008 18:19

naja, nur weil ABV(D) oder BEACOPP 2 unterschiedliche Schemata sind sagst du dass ABVD das mildere ist, verstehe ich so. Ob es so ist, weiss ich nicht, jedenfalls kann es sein, dass DU persönlich ABVD schlechter vertragen könntest als beacopp... möglich ist alles. Mild ist auch ABVD nicht. Es sei denn, alle ABVDler sagen jetzt: doch renben. Dann ist zumindest die Wahrscheinigkeit schonmal gestiegen.

Bei BEACOPP eskaliert habe ich die Erfahrung gemacht, dass es etwa 10 Tage nach Zyklusbeginn ok war, mal so 350 km zu verreisen.

Ich könnte allerdings nicht 3 Wochen nach dem Zyklusbeginn wegfahren, weil dann der nächste Zyklus anstand. Ist das bei dir denn nicht so? (Ich kenne abvd nicht).

Hätte der nächste Zyklus nicht vor der Tür gestanden, könnte ich 20 Tage nach Zyklusbeginn bestimmt 700km "ge"-fahren werden.

So auf Bergen .. Du solltest Dich nicht in Situationen bringen, welche den Therapieverlauf beeinflussen könnten. Meine Empfehlung, bin kein Arzt.

Wenn Du wegrutschst Beinbruch, keine Ahnung wie dann die Therapie weitergeführt werden kann. Wenn Du in der kälte und drinnen warme Heizungsluft mit vielen Verwandten zusammen, keine Ahnung, wenn da einer ne Erkältung bekommt...

Wenn es Dir unerwartet schlecht geht, wie weit ist der nächste "fachkundige" Arzt? Nimm Dir Nummern mit.

Frag doch mal Deine Onkologen nach deren Meinung.

Insgesamt wurde mir immer gesagt: versuchen sie so normal wie möglich weiterzumachen, aber:
1. KEINE Anstrengung
2. KEINE Menschenmengen
3. Sofort vorbeikommen, wenn was nicht stimmt

ok,
alles gute und ich hoffe ich hab jetzt keine Angst ausgelöst, sollte nur alles bedacht werden, finde ich.

lg
renben
März 07: Diagnose Hodgkin IVEB nod.skler.
April 07 - Okt. 07: 8x beacopp eskaliert
Okt. 07 - Nov. 07: atypische Lungenentzündung (PCP)
Jan. 08: 15x 2Gy Restgewebe Bestrahlung

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kiddy
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Beitragvon kiddy » 02.12.2008 18:28

wie meine vorredner schon gesagt haben, das sieht bei jedem anders aus, wie er sich nach der chemo fühlt.

mir z.B. ging es immer relativ gut nach der chemo. hab nebenbei weiter gearbeitet und in Urlaub bin ich auch gefahren.

allerdings würd ich dir empfehlen, das erst mal offen zu lassen und dich dann spontan zu entscheiden, abhängig davon, wie es dir geht.
Und wenn du fährst, solltest du dich nicht alleine darauf verlassen, dass du die gesamten 700km fahren kannst (wenn deine frau dich ablösen könnte, wäre das auf alle fälle sicherer).
außerdem würd ich vorsichtshalber schmerzmittel etc. mitnehmen. wenn du es nicht brauchst, um so besser.

drücke dir die daumen, dass du die chemo gut verträgst und ihr ein paar schöne tage urlaub habt.

mir hat mein urlaub damals richtig gut getan :-)
Mai 2009 Stadium Ia
4x ABVD
15 Bestrahlungen à 2 Gray
(Bestrahlungen und Chemo super vertragen!)

Mai 2010 Rezidiv Stadium IVb
2 DHAP >> nicht angeschlagen
Stammzellentnahme >> Horror!
Hochdosis >> ewig lange im Krankenhaus
Krankenhauskoller >> Entlassung
Morphium-Entzug
Gewicht >> 39kg
erste mal wieder mehr als 100 Meter laufen >> Silvester
jetzt >> wieder top fit :-)

efev
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Beitragvon efev » 02.12.2008 21:28

du bist schon ein komischer :) .....

bleibe am besten daheim, du bist sowas von positiv, dass du wahrscheinliche auch daheim "urlaub" machen kannst.

finde es sehr riskant 700 km zu fahren.......... und da du familie hast, :opa: solltest du an die verantwortung denken. nächstes jahr ist auch weihnachten :D

lg efi
Tochter (14) MH 3a mischtyp.
Studie: EuroNet PHL-C1
Chemobeginn: 20.2.08; Chemoende: 28.5.08
2x OEPA, 2xCOPDAC
1.-3. NU: alles i.O
1.-29.April`09 Reha(Katha)
EINES KINDES SCHMERZEN SIND HUNDERTTAUSEND SCHMERZEN
(Sprichwort aus Indien)

Stesch
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Beitragvon Stesch » 03.12.2008 08:14

Ihr lieben Antworter,

ich danke Euch für Eure vielen guten Ratschläge!

Auf jeden Fall halte ich meine Entscheidung offen bis ich meine ersten 14 Tage nach meiner ersten ABV(D)-Chemo erlebt, erfühlt und überstanden habe.

Mit "mildem Urteil" meinte ich nicht einen Nebenwirkungsvergleich zwischen ABVD und BEACOPP. Das habe ich inzwischen ja aus dem Forum verstanden, dass es auf die individuelle Verträglichkeit ankommt. "Mild" war für mich alleine die kürzere Dauer von 2 Zyklen ggü. mögl. 4 oder 8 Zyklen. Ich hatte fest mit 4 gerechnet, 8 befürchtet und da freut man sich über 2 ganz besonders.

Bei dem Urlaub denke ich als verantwortungsbewusster Vater primär an meine Kinder, aber auch bei der Abschätzung des Risikos für mich, denke ich ja primär an meine Kinder.

Unser Ferienhaus liegt auf 800m-Höhe, also nicht im Berliner Flachland. Da ist der Hinweis schon toll, dass ich diesen Höhenunterschied diesesmal nicht so wegstecken könnte. Wir fahren schon seit Jahren dorthin, kennen uns deswegen dort aus, sprechen die Sprache und kennen sogar einen Internisten (der unser Hochzeitsfotograf war :lol: ) vor Ort.

Nochmals danke für Eure Einschätzungen. Ich werde sie gleichwertig neben die meiner Onkologen stellen.

Schöne Woche,

Stesch

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Beitragvon Stesch » 04.01.2009 07:22

Ich möchte diesen thread nun mit meinem eigenen Urlaubserfahrungsbericht beenden:

Chemo und Urlaub ging total gut - bei mir zumndestens! Von den 800 km Autofahrt bin ich ca. die Hälfte selber gefahren (4 Tage nach meiner 2. Dosis AVD). Habe mich gut genug gefühlt.

Vor Ort hatten wir Winter-Wonderland: 30 cm Schnee, konstant um die -10°C und viel Sonne. Habe pro Tag 2 Spaziergänge und einen Mittagsschlaf gemacht - Erholung pur. Auch die Höhenlage auf 800m haben mir Nichts ausgemacht.

Also ich kann Urlaub während der Chemo nur empfehlen. Meine Ärzte hatten noch am Tag vor der Abreise bei 3.500 Leukos grünes Licht gegeben. Vorort wurde auch ein BB gemacht (3.100 Leukos), das ich dann telefonisch mit meinem Onkologen abgeklärt habe.

Nochmals Danke für Euren vielen Tipps zu meinen o.g. Fragen,

Stesch
(glücklich - am Tag vor meiner 3. Chemodosis)
MH 2A, 2*2 AVD, 15*2 Gray, HD13 (05.12.08 1. Chemo; 19.01.09 letzte Chemo, (yeah !!!)
17.03. bis 07.04.09 AHB in Boltenhagen (da will ich mal wieder hin!)
21.04.09 Abschluss-Staging: Tumorgeweberest mit 1,5 cm
26.05.09: habe heute zum 1.Mal gesagt: ich hatte mal Krebs! For me it´s over! (yeah, yeah)

30.09.13: seit heute ist definitiv klar: "he is back again! (oh no, oh no)
MH-Rezidiv (nodulär, Stadium IIA)
ab 05.11.2013 HD mit 3*DHAP vorab, ab 4.2.14 HD mit autologer SZT (möge dieser Vorschlaghammer jede einzelne Scheiss-Hodgkin-Zelle zerquetschen!!)
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"Gibt es eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor? (Charles Dickens)

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sarah2903
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Urlaub, ja oder nein?

Beitragvon sarah2903 » 11.01.2009 12:02

Nach meiner ersten Chemo (April 06) bin ich zu meiner Mutter gefahren (ca. 80km weit weg). Ich wusste überhaupt nicht, was ich zu erwarten hab. Ungefähr 10 Tage nachher, es war Ostersonntag, bin ich in der Nacht mit 39,5 Grad Fieber aufgewacht. Bin dann in der Früh ins Krankenhaus gefahren, wo sie mir Blut abgenommen und festgestellt haben, dass meine Leuko auf 100 runter sind. Im KH wussten sie nicht wirklich, was sie mit mir anfangen sollten, weil es dort keine Station für Krebspatienten gab. Nach Rücksprache mit meinem KH wurde ich mit der Rettung überstellt.

Ich würde deshalb prinzipiell von Reisen abraten. Auch wenn es einem gut geht, man weiß ja nie, ob das nicht SCHLAGARTIG umschlägt!

Im August 06 war ich dann doch auf Urlaub und bin sogar für 5 Tage nach Portugal geflogen. Die Vorgeschichte dazu: man wollte mir Stammzellen operativ entnehmen. Daher wurde eine Chemo verschoben und ich bekam einen OP Termin. Eine Woche davor bekam ich den Anruf, dass sie den Termin um eine Woche verschieben müssten, da es aufgrund der Urlaubszeit einen Ärztemangel gab. Nachdem ich mich von der letzten Chemo (war insgesamt die 4. oder 5.) mit jedem Tag besser erholt hab, beschloss ich mich für diesen Kurzurlaub. Zwischen der letzten Chemo und dem Abflug lagen 4-5 Wochen. Daher konnte sich mein Körper gut genug erholen. In Portugal hatte ich prinzipiell keine Probleme, allerdings merkte ich beim Schwimmen im Meer, dass es sehr anstrengend war. Hab das Meer dann halt weggelassen und mich der vielen anderen Dinge erfreut.

Mein Tipp an alle: Urlaub würd ich erst einplanen, wenn man ein bisschen Erfahrung mit seiner Therapie und deren Auswirkungen hat. Meine ersten 4 Therapien waren stärker dosiert als die 5-8. Therapie. Bei mir war es nach jeder Therapie auch z.T. total anders, die ersten 3 hatten noch die "schlimmsten" Nebenwirkungen. Danach hat sich mein Körper anscheinend schon an die Chemo gewöhnt. Also besser abwarten bevor man was überstürzt, allerdings ist es nicht unbedingt notwendig, auf Urlaub ganz zu verzichten!


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