Total emotional... Gefühle der Freude und der Traurigkeit...

[Teasy86]

Hey ihr lieben!
Bin gerade total emotional und hab das Bedürfnis meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen... und denke, dass es hier genau der richtige Ort ist

Vielleicht habt ihr ja ähnliches erlebt, denn ich hatte heute einen sehr schönen aber auch traurigen Tag!
weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll...

Vorher muss ich noch etwas ausholen, damit ihr das alles ein bißchen nachvollziehen könnt...

Also, bevor ich krank geworden bin, habe ich eine Ausbildung zur Erzieherin begonnen, das war nach meiner mittleren Reife im September 2004.
Dort habe ich bereits erfolgreich die Kinderpflegeausbildung 2006 abgeschlossen und im September 2006 die Ausbildung zur Erzieherin weitergemacht...

bis mir dieses Jahr im März dieser Hodgkin einen Strich durch die Rechnung gemacht hat

Ich hätte jetzt nämlich im Juni meine Abschlussprüfungen zur Erzieherin gehabt und im September mein Berufspraktikum in einem Wohnheim für geistige behinderte Menschen machen können, was echt mein absoluter Traumberuf ist...
Naja, das musste ich jetzt alles wegen dieser Scheiss Krankheit aufgeben... und hat mich irgendwie total aus der Bahn geworfen, aber ich muss euch ja nichts erzählen, ihr wisst ja wie es ist mit so einer Diagnose konfrontiert zu werden... von heute auf morgen... dein leben komplett auf den Kopf gestellt...
bis man das alles erstmal realisiert... das braucht alles seine Zeit...

Bei mir war es so, dass ich von heut auf morgen regelrecht aus meiner Klasse gerissen wurde und schließlich drei Wochen am Stück im Krankenhaus lag und irgendwie keinen Plan mehr von gar nix hatte...
Man fragt sich nur... wie soll das alles weitergehen???

Naja, irgendwie ist es dann weitergegangen und ich muss sagen, dass ich mittlerweile auch besser mit der Situation umgehen kann, nur heute haben mich meine Gefühle mal wieder komplett überrumpelt...

Ich habe meiner Klasse bzw. meinen Lehrern in meiner Ausbildungsstätte bzw. Schule versprochen, dass ich HEUTE auf jeden Fall mal vorbeikommen wollte um alle mal wieder zu sehen, da heute Notenbekanntgabe der Prüfungen war und ich mich schonmal gefreut habe, dass ich JEDEN gratulieren konnte!!!
Das war alles total komisch...
nach knapp einem halben jahr wieder in die Schule, dein altes gewohntes Umfeld, dein altes Leben, dein Alltag, deine Klasse und die Lehrer zu sehen...
Das ist ein Gefühl das man nicht beschreiben kann, einerseits freust du dich total, alles und jeden mal wieder zu sehen...
und andererseits bist du am Boden zerstört, weil man merkt, dass nichts mehr so ist wie es mal war... wegen so ner beschissenen Krankheit!

Naja, das war glaub ich alles ein bißchen zu viel für mich und als mir dann die Klasse auch noch eines unserer "Abschluss t-shirts" als Erinnerung geschenkt hat, konnt ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten und hab losgeheult ohne Ende... ich bin eh schon ziemlich nah am Wasser gebaut...

Jedenfalls waren alle total lieb zu mir und haben sich auch gefreut, mich mal wieder zu sehen, und ich auch, auch wenns nicht gerade leicht für mich war...
Ich denke solche Momente im Leben vergisst man nicht und gehören einfach dazu, auch wenn gemischte Gefühle mit dabei sind!


Etwas positives hat die Sache aber mit Sicherheit!

ICH WERDE DIESE KRANKHEIT ÜBERWINDEN UND SO LANGE KÄMPFEN BIS DIESER HODGKIN TOT IST!!!

Denn....
Ich hatte noch ein Gespräch mit unserem Schulleiter und wir haben eine Lösung gefunden, wie das mit meiner Ausbildung weitergehen soll!
Ich werde ab September, soweit ich fit genug dafür bin als "Gastschülerin" wieder am Unterricht teilnehmen, d.h. ich kann mir die Stunden und Zeiten selbst einteilen, um wieder in den Stoff reinzukommen, kommen und gehen wann ich will...
Das ist ne super Lösung, weil ich so genügend Zeit habe mich auf die Prüfungen vorzubereiten, ohne dass ich gleich unter Stress/Leistungs/- und Notendruck stehe!
und ich die Prüfungen dann 2010 mitmachen kann!!!

Jetzt brauch ich mir über meine nähere Zukunft zumindest keine Gedanken mehr machen und das freut mich echt total

Achja, das klingt jetzt vielleicht alles ein bißchen durcheinander, aber jetzt gehts mir wieder ein bißchen besser und danke euch schonmal im voraus fürs "zuhören"

[Tiffy]

Hallo Teasy,

gestern hatte ich folgendes Zitat in meinem Wochenendnewsletter:

„Deine Traurigkeit ist der dunkle Samt, auf dem die Juwelen deines Lebens leuchtend funkeln. So wird dir sichtbar, über welch reiche Schätze du verfügst.“

-- Helen Ambach

Eigentlich wollte ich es gestern schon unter "Besinnliches" posten, aber ich denke, heute passt es sehr gut in deinen Thread.


Ich wünsche dir alles Gute auf deinem Weg.

Tiffy

[JU]

Liebe Teasy,
ich kann dich total gut verstehen!
Mir ging es ähnlich. Ich bekam die Diagnose 2005. Es war nach den Sommerferien und eigentlich sollte nun das 12. Schuljahr für mich beginnen, doch davon bekam ich nur die erste Woche mit. Dann fing der ganze Dreck an... und ich konnte ein Jahr lang nicht zur Schule und musste letztendlich das Jahr wiederholen.
Als ich dann, ein Jahr später, wieder gesund zur Schule gegangen bin, war es auch total komisch für mich. Die Leute aus meiner alten Stufe hatten sich irgendwie neu zusammen gewürfelt und ich habe durch die neuen Freundschaftsstrukturen gar nicht mehr durchgeblickt. Das schlimmste für mich war: Ich war kein Teil mehr dieser Struktur. Zwar sind mir gute Freunde aus der alten Stufe geblieben, aber eigentlich hatte ich nichts mehr mit den anderen zu tun. Sie waren zwar alle lieb und nett zu mir und haben mich begrüßt und auch mit einigen Händen, die direkt auf meine neue Kurzhaarfrisur zusteuerten, musste ich mich anfreunden
Aber es war halt irgendwie nicht mehr wie vorher...
Ich habe mich in der neuen Stufe zwar relativ schnell eingelebt und auch einige liebe Freunde dazu gefunden, aber die Tatsache, dass ich nun ein Jahr länger für mein Abi brauchen würde, als eigentlich geplant, hat mich echt lange belastet. Vor allem an so Tagen, an denen meine alte Stufe dann ihre letzte Schulwoche gefeiert hat oder auch so Tage, an denen ich ddann eigentlich hätte meine Prüfungen schreiben sollen. Da hatte ich echt dran zu knabbern.
Aber als die Leute dann fertig waren und ich sie nicht mehr sehen musste, da war es irgendwie gut. Erst dann konnte ich mich damit abfinden und irgendwie auch anfreunden. Mittlerweile, nach dem ich nun auch endlich mein Abi habe und mit der Schule quasi ganz abschleißen kann, bin ich eigentlich ganz "froh" darüber, wie es nun gelaufen ist. Ich habe mich in meiner neuen Stufe eigentlich viel wohler gefühlt als in der alten und so habe ich neue Freunde gefunden, die mir wirklich sehr ans Herzchen gewachsen sind. Im großen und ganzen kann ich also rückblickend sagen, dass es vielleicht gar nicht mal so schlecht war, ein Jahr länger zum Abi zu brauchen. Ich bin in dem zusätzlichen Jahr irgendwie reifer und erwachsener geworden, habe ich zumindest den Eindruck. Jetzt kann ich mir vorstellen von Zuhause auszuziehen und selbstständig in den kommenden Lebensabschnitt, sei es nun ein Studium oder was auch immer, zu starten. Letztes Jahr wäre ich vermutlich noch nicht soweit gewesen... Ich hätte vermutlich vieles anders gemacht und ich bin mir nicht so sicher, ob es der richtige Weg gewesen wäre... (Wenn man das überhaupt vorher sagen kann...) Aber jetzt bin ich mir da schon irgendwie sicher. Zumindest fühlt es sich jetzt gut an und das ist doch die Hauptsache!

Fazit: So schwer es jetzt vielleicht für dich sein mag und so merkwürdig du dich dabei fühlst, irgendwann (und wenn es erst ein Jahr später, so wie bei mir sein wird) wirst du für dich etwas Positives aus der Sache nehmen können. Da bin ich mir eigentlich ziemlich sicher Ich glaube du bist da auf nem echt guten Weg und ob du nun deinen Abschluss 2009 oder 2010 machen wirst... das spielt doch eigentlich keine große Rolle. Hauptsache du kannst in deinem Traumberuf weiterarbeiten und glücklich werden!

Liebe Grüße,
jú

[Teasy86]

@ Tiffy:
Das ist wirklich ein sehr schönes Zitat und passt echt gut dazu
Könnt glatt schon wieder heulen

@ JU:
Ja das sind eben Zeiten und Momente im Leben, die man nie vergisst...
Und das ist auch gut so!
Es ist sehr schön und auch gut zu wissen, dass es nicht nur mir so geht bzw. gegangen ist... ich bin mal gespannt was da noch alles auf mich zukommt aber ich blicke jetzt erstmal positiv in die Zunkunft und hoffe darauf dass alles gut wird und ich zumindest irgendwann einen Teil von meinem "alten Leben" wieder hab

[Sane]

Liebe Teasy,
das ist alles eine große Scheiße, daran gibt es nichts zu deuteln und auch nichts schönzureden. Es gibt vieles, was ich machen wollte, wenn mir der blöde Hodgkin nicht dazwischen gekommen wäre.

Klar habe ich durch die Krankheit viel gelernt, trotzdem wäre es mir lieber, ich hätte das letzte Jahr anders verbracht. So ungefähr vor einem Jahr bekam ich die Diagnose.

Wie Du weißt, sind wir ja Berufskolleginnen, und ich scheue mich fast, es zu schreiben, aber in unserem Beruf im Umgang mit behinderten Menschen ist die persönliche Reife viel wichtiger, als die Noten in der Schule. Ich glaube, das wirst Du merken, wenn Du in absehbarer Zeit in einer Behinderteneinrichtung arbeiten wirst.

Ich finde aber sowieso, das man Deiner Art zu schreiben entnehmen kann, dass Du ein Mensch bist, der sich viele Gedanken macht.

Man muss einfach versuchen, etwas aus der Krankheit für sich zu lernen. Die Wahl hat man sowieso nicht. Und traurig und wütend darf man auch sein. Ich bin ´s immer noch.

Alles Liebe
Sane

[Nini]

Hallo Teasy,

hatte gerade auch Tränen hinter der (Kontakt-)Linse, als ich deine Geschichte gelesen habe. Sie erinnert mich an die meiner Tochter Nini.

Nine hatte auch immer wieder Einbrüche und Aufschübe in ihrer Erzieherausbildung. Sie hat zwischen zwei Chemoblöcken ihre Abschluss-Prüfung gemacht und nach Beendigung der Hochdosis und autologer TP ihr Anerkennungsjahr im Kiga.

Dieses Jahr im Februar hatte sie sich vorgenommen, am Berufskolleg das Abi zu machen. Wegen des zweiten Rezidivs ist das nun auch wieder um ein Jahr verschoben. Echt Schei.....!!! Ich bewundere mein Kind, dass sie nach diesen fünf zermürbenden Jahren Hodgkin so viel auf die Reihe bekommen hat und immer wieder weitermacht.

Jetzt erst mal IGV und die allogene TP und dann das Abi.

Ich ziehe den Hut vor euch.

"Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen." - Das ist Nines Spruch, der machmal ganz schön schwer ist, wenn sie ihn umsetzen muss.

Alles Liebe und Gute für dich

Hilde, Nines Mum

[Teasy86]

Hallo Nini!
Mensch, da hat deine Tochter ja auch schon einiges mitmachen müssen,
dafür!!! Echt total bewundernswert!

Ich denke auf jeden Fall, dass es sich lohnt zu kämpfen, es heisst ja nicht nur weil wir krank sind, dürfen wir keine Träume und Ziele in unserem Leben haben...
Gerade weil wir es nicht gerade leicht haben, sollten wir kämpfen und versuchen das bestmögliche aus unserer Situation zu machen, auch wenn es manchmal nicht leicht ist!
Das Leben ist einfach viel zu wertvoll!

Ich jedenfalls werde den gestrigen Tag nie vergessen, denn das sind Erinnerungen, die einem niemand nehmen kann und an die man auch gerne zurückdenkt

[Kasper.Carolin]

Hallo Teasy,

es lohnt sich immer zu kämpfen, und ich bin erfreut zu lesen, das dein Schulleiter dir eine Chanche gibt, das du endlich wieder in ein geregeltes Leben eingehen kannst! und das du dich so dann wohlfühlen kannst, auch miss ich Sane recht geben in einem solchen Beruf kommt es nicht auf Noten sondern auf die zwischenmenschliche Beziehung und das verständnis Kranken Menschen gegnüber an! und das hast du, denn wer Hodgkin geschafft hat weiß was es heißt ich will Leben wie ich bin! und ich kann mit einschränkungen Leben!

Liebe Grüße Caro

[Teasy86]

Hey Caro
Ja, ich bin auch total froh darüber, dass ich mir zumindest über meine Ausbildung keine Sorgen machen muss, da war ich echt erleichtert.
Ist zwar doof, dass ich dann wieder "alleine" bin und mit ner anderen Klasse meinen Abschluss mache aber hauptsache ich hab ihn dann in der Tasche und wer weiß, vielleicht versteh ich mich ja mit der "neuen" Klasse auch ganz gut... Wird jedenfalls ne neue Herausforderung für mich, auf die ich mich freue