Wie hat euch die Krankheit verändert?

Hier kann nach Herzenslust geklönt werden. Alles, was nicht unbedingt mit Morbus Hodgkin zu tun hat, gehört hier rein.
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sonne
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Wie hat euch die Krankheit verändert?

Beitragvon sonne » 08.04.2006 21:16

Hallo Ihr?

Mich würde interessieren was Morbus Hodgkin bei euch verändert hat!
Während der Therapie, nach der Therapie...?

Und ob er euren Umgang mit dem Glauben verändert hat?
Habt ihr geglaubt jetzt nicht mehr, oder umgekehrt...?

Also wer sich outen will bitte sehr!

Lieben neugierigen Gruß

Christine

Krümel
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Beitragvon Krümel » 08.04.2006 21:33

hey sonne!

verändert habe ich mich auf eden fall1 ob ich in 2 jahren imer noch so verändert bin, weiss ich nicht! ich habe mich während der therapie verändert! bin so ziemlich gefühlslos gegenüber meinem freund! kann keine gefühle zeigen, zulassen ist eine sache aber auch ihm entgegenzukommen, funzt nicht! das war alles vor der therapie gaaanz anders!

bin aber auch so ziemlich schnell von dingen genervt. kann man sich nicht vorstellen, aber ist so!
ausserdem hab ich mittlerweile auch so ne phase, das ich alles sofort erledigen muss! nicht erst in einer stunde oder morgen, sondern jetzt, sofort! früher hab ich mir mit dingen sehr viel zeit gelassen, und immer auf den letzten drücker gemacht, heute alles sofort, und dann ist der druck wieder da, was nun zuerst gemacht werden muss!
ansonsten, was nach der therapie ist, kann ich nicht sagen. soweit bin ich ja immernoch nicht gekommen...!

gläubig bin ich auch nicht geworden, ich gehe zwar seit dem koma in die kirche 8allerdings keine gottesdienste) aber auch nur weil dort eine angenehme atmosphäre vorhanden ist, die ich so nicht verspüre! ich sitze dann einige zeit dort und es ist angenehm ruhig, und denke nach! ich denke aber nicht das des mit glauben zu tun hat!

wie hast du dich denn verändert? so ohne grund stellst du die frage ja nun nicht, oder???

Carina

JU
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Beitragvon JU » 08.04.2006 22:33

Hallo Sonne!

Also mich hat diese ganze Geschichte auch verändert.
Zum einen natürlich äußerlich. Ich trage seit neuem eine sehr kurze Kurzhaarfrisur, auf die ich SEHR stolz bin! :D
Außerdem haben meine neuen Haare eine etwas andere Haarfarbe, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass die vielleicht doch wieder so wie früher wird.
Früher hätte ich bestimmt meine Haare nie abgeschnitten, aber "dank" Chemo hat sich mein Typ jetzt mal was verändert...

Zum anderen hat sich meine Persönlichkeit verändert. Ich habe eine andere Einstellung zu gewissen Dingen bekommen. Ich habe durch die Krankheit gelernt, worauf es wirklich ankommt im Leben und was wirklich wichtig ist! Ich bin dankbarer geworden und sehe nicht mehr alles als selbstverständlich an. Ich gehe jetzt auch nicht durch die Welt und denke "Oh, wie wunderbar, eine Blume! Und siehe nur da, eine Biene..." Ich denke ihr wisst, was ich meine. Zum Beispiel weiß ich jetzt, was es doch eigentlich für ein riesen Glück ist, wenn man Gesund ist! Vorher wusste ich das bestimmt nicht so zu schätzen.
Ich lebe bewusster und bin doch jeden Tag dankbar, dass ich noch leben darf.
Außerdem habe ich gemerkt, dass man Vertrauen muss.
Ich bin immer sehr skeptisch und kontolliere alles um zu sehen ob das auch alles so seine Richtigkeit hat. Aber jetzt bin ich zwangsläufig darauf angewiesen auch mal anderen Menschen zu vertrauen, denn bis vor einigen Monaten wusste ich nicht mal, dass es sowas wie MH gibt. Ich will damit sagen, dass ich nun Leuten vertrauen muss, die in diesem Gebiet einfach mehr Ahnung haben als ich. Und dieses Vertrauen aufzubauen fällt mir schwer.
Ich bin mit Sicherheit auch ein Stück sensibler geworden. Wenn ich jetzt von krebskranken Menschen höre, kann ich mitfühlen, weil ich ja jetzt ja weiß, wie es ist sich z.B. mit dem Tod auseinander setzten zu müssen.
Vorher dachte ich immer, ach mir wird sowas schon nicht passieren, aber Pustekuchen! Es kann JEDEN treffen!

Ich weiß nun auch, wer meine wahren Freunde sind! Von manchen bin ich sehr enttäuscht und werde aus ihrem Verhalten mir gegenüber die Konsequenz ziehen und mich zurück ziehen.
Von manchen bin ich aber auch sehr überrascht gewesen und habe mich über ihr Dasein sehr gefreut.

Letzlich muss ich MH irgendwo auch dankbar sein, denn mein Leben und meine Ziele haben sich grundlegend verändert.
Ich habe durch MH tolle Menschen kennen gelernt und möchte diese auch nicht mehr missen!
MH hat mir gezeigt, dass ich stärker bin, als ich dachte und dass ich Durchhaltevermögen besitze und nicht so schnell aufgebe!
Ich bin erwachsener geworden und Mh hat meine Persönlichkeit geformt!

Es wäre natürlich viel schöner gewesen diese ganzen Erfahrungen einfach so zu sammeln -und nicht erst durch eine schwere Krankheit- aber so sollte es nunmal sein! Und wer weiß, vielleicht werde ich in der Zukunft noch weitere Aspekte finden, die mir zeigen, dass so eine Erkrankung auch durchaus positive Seiten mit sich bringen kann.

Liebe Grüße
Judith
Diagn. Sept. '05
-> MH 2ae mit Risikofaktoren
-> HD14 mit 4xABVD & 30 Gray
-> Remission

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bonny0404
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Beitragvon bonny0404 » 09.04.2006 12:06

Hallo Christine,

die frage finde ich wirklich schön,weil jeder sollte sich einmal mit seiner situation auseinandersetzen,finde ich...
Auch jeder gesunde mensch,sollte sich mal neben sich stellen und sich mal fragen...ist DAS da,das leben,das ich vor hatte in meinen jugendträumen zu leben,oder habe ich durch verschiedene lebenseinflüsse und entscheidungen (vielleicht durch beeinflussung anderer menschen) inzwischen das leben eines anderen gelebt...

Ich habe mich das oft gefragt und mich geärgert,das ich oft nicht den mut hatte etwas zu (ver-)ändern...geht mir aber oft immer noch so.Manchmal finde ich gut,das es ängste gibt,die mich hindern und manchmal finde ich es schlecht,diesen ängsten ausgeliefert zu sein und mich mein mut im stich lässt.

Ich könnte über entscheidungen,zwängen,veränderungen etc. lange philosphieren.Bin zur zeit dabei einiges davon zu ordnen.Ich habe auch viel darüber gelesen,was mir sehr geholfen hat,mich selbst zu erkennen und besser zu verstehen,obwohl man ja glauben sollte,sich selbst am besten zu kennen.

Ja,also im wesentlichen erkenne ich mich in den worten von Judith (JU) heraus,was veränderungen betreffen.
Sie hat wunderschön zusammengefasst,was sicher viele hier auch so empfinden.
...und ich sage mir auch,wenn wir durch unsere erkrankung nicht lernen konnten,was uns das leben wert ist...wann dann?

Vielleicht liegt es ja daran,das sich die meisten menschen gar nicht verändern möchten :think2: :keineAhnung: .
Manchmal geht veränderung aber auch in die falsche richtung,wie wir ja vor 2 tagen sehen konnten,als jemand im thread von krümel postete.Ich denke,das die person wirklich sehr verzweifelt sein muss,das sie solche bösen worte schrieb...ich fand das sehr traurig Carina solche worte um die ohren zu werfen.

Am meisten habe ich eigentlich richtig sehen gelernt ...nicht sehen in dem sinne:ich schau mich mal kurz um,sondern SEHEN in form von mehr aufmerksamkeit,mehr hinterfragen,offen sein (siehe signatur :winki:) und ein bischen SEHEN in die richtung:ich sehe was,was du nicht siehst...

An gott glaube ich nach wie vor nicht,aber ich glaube an das göttliche in uns selbst (eingeschlossen dem schutzengel,der uns täglich begleitet...)
Kurz:glaube an dich selbst und folge deiner intuition,höre weniger auf andere,sondern mehr auf dich selbst :idea:

So,nun aber schluss,sonst vergesse ich nebenbei noch den sonntag zu LEBEN. :cool_wink:
Zuletzt geändert von bonny0404 am 09.04.2006 14:49, insgesamt 1-mal geändert.
man muss die Welt nicht verstehen,man muss nur in ihr zurecht kommen!

Diagnose: Dez.2003
NHL Stadium III-IV,
3 Monate stationäre Behandlung
Therap.:Hochd.Chemo+2x autol.SZT+36 gy mehr über mich
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bonny0404
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Beitragvon bonny0404 » 09.04.2006 13:48

...hab ja noch ganz vergessen zu schreiben,das ich meine ernährung umgestellt habe und darauf achte,das ich mich wirklich gesund ernähre.

Außerdem mache ich jetzt sport,autogenes training und einen ego-tag in der woche.Das ist dann mein persönlicher verwöhn-tag.
Das ist die resonanz aus dem,was vorher ablief,also das ich meinen körper und die gesundheit als viel zu selbstverständlich betrachtet habe und nun freue ich mich,wenn ich dafür was gutes tun kann.
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boa Gast

Beitragvon boa Gast » 09.04.2006 14:22

Hallo Ju!

Das ist eine sehr interessante Frage, die du hier stellst. Ich habe mir während der Therapie oft gedacht, ich habe mich verändert, aber ich glaube, das waren größtenteils die Umstände, in denen ich mich plötzlich vorgefunden habe. Ich meine, all die Krankenhausaufenthalte, soviele fremde Menschen, die einen dauernd anfassen, soviel Zeit, die man so plöztlich alleine verbringt...Das alles hat mich sehr sensibel werden lassen. Ich war plötzlich so mißtrauisch allen gegenüber. Hab mich immer gleich angegriffen gefühlt, weil ich dachte, alle schieben alles was ich mache und sage auf meine Krankheit. Das hat mich so wütend gemacht. Obwohl es gar nicht so war! Aber dieses Mißtrauen ist jetzt komplett verschwunden, Gott sei Dank :)

Wegen dem Glauben, dazu kann ich nur sagen, dass ich "vorher" an Gott geglaubt habe, und es jetzt immer noch tue. Ich habe nie gesagt: warum tut er mir das an? Ich habe das ganze sowieso nie in Frage gestellt, wie´s kommt so kommt´s.

Jetzt geht es mir wieder sehr gut, das Einzige, was ich zurückbehalten habe ist die Angst wieder so eine lange Zeit vom Rest der Welt so abgegrenzt zu sein, denn ich habe es immer so empfunden. Und wenn noch so viele Leute bei mir waren und mich angerufen haben. Da musste ich einfach alleine durch.

lg Boa 8)


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