Teufelskreis

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Fran
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Teufelskreis

Beitragvon Fran » 13.12.2005 19:11

Hallo,

wie komme ich wieder raus.....

Wie ihr seht beschäftigt mich der Ex-Hodgie noch ziemlich.

Schon seit einigen Jahren bin ich bei meinem jetzigen
Arbeitgeber nicht glücklich. Da mir die Branche allgemein
nicht gefällt - habe ich nebenberuflich an meinem Ausstieg
gearbeitet - mit vielen Kursen u. Qualifikationen..

Am Tag meiner Hodgie-Diagnose hatte ich das 2. Vorstellungs-
gespräch bei dem es nur noch um die Vertragsunterzeichnung
bei meiner Traumfirma gegangen wäre....

Das war ein traumatischer Tag - und auch der berufliche Umstieg
war ausgeträumt.

In dem Jahr der Chemo und Bestrahlung ging es mir richtig gut -
die Probleme haben jetzt wieder erst angefangen seit ich wieder
Vollzeit arbeiten muss...

Eine Wiedereingliederung in einer neuen Firma - unmöglich.

Obwohl ich sofort bemerkt habe wie schnell ich wieder gestresst
war, habe ich mir einen neuen Job in einem neuen Bereich nicht
zugetraut...

Seit einigen Monaten bin ich nach 8 Std. Arbeit energielos...

Daher habe ich mich entschlossen ab 2006 nur noch 30 Std.
zu arbeiten...für 1 Jahr !!!!

und hoffe dass meine BU den Nachteil ausgleicht..

Ansonsten muss es auch gehen.


Allerdings habe ich gestern in einem Buch folgendes gelesen:

Selbstvorwürfe und mächtige Angst nicht gut genug zu sein

Wahnsinniger Wettlauf sich zu beweisen, bis das Blut nicht
mehr genug Substanz hat, sich selbst zu erhalten.
Die Freude am Leben gerät bei dem Wettlauf um Anerkennung
in Vergessenheit

Das trifft auf mich zu....

Daher hadere ich im Moment, ob ich nicht doch wechseln soll.

Andererseits bin ich im jetzigen Bereich fachlich top - vielleicht
muss ich einfach nur lernen Dinge nicht so nah an mich ran
zu lassen, mich besser abzugrenzen und auch nein zu sagen...

Habt Ihr Tipps bezüglich Berufsunfähigkeit? Meine müsste ab
25 % zahlen...

Trifft der Buchtext auch auf Euch zu?

Bin dankbar über Eure Erfahrungen !!
morbus hodgkin, 2a/2b, 4x ABVD, dann
Bestrahlung, seit 2005 Vollremission
und somit Ex-Hodgie

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Michi
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Beitragvon Michi » 13.12.2005 20:48

Hallo Fran,

ich kann den Buchtext jetzt nicht gerade auf mich übertragen. Ich hatte die ersten Tage vor dem Wiedereinstig auch bedenken, ob di anderen mich noch so voll nehmen wie zuvor, ob ich das alles noch so gut kann, ob ...
Es hat sich sehr schnell gezeigt, dass das alles unnötige Angst war. Es ging sehr schnell wieder in den Arbeitsalltag rein und ich hab auch bald gemerkt, daß ich geistig immer noch so fit bin wie zuvor. Und auch die Kollegen nehmen mich ganz normal.

Was Deinen Wechsel betrifft, ist es natürlivh schade, daß Du kurz vor dem Traumjob-Vertrag den MH bekommen hast. Aber ich würde das eher so sehen: es ist besser, so ne Krankheit in 'nem festen (weiß ja nicht, nehme ich mal an...?) Arbeitsverhältnis zu bekommen als in 'nem neuen in der Probezeit.
Traumjob hin, Traumjob her. Ich würde an Deiner Stelle erst mal beim alten Job bleiben, bis Du Dich wieder voll leistungsfähig fühlst. Mach vielleicht eher ein bissle "Dienst nach Vorschrift" und powere dich nicht aus. Erst mal wieder fit werden, und dann kannst du Dich wieder um Deine berufl. Ambitionen kümmern.

Ach ja, die Freude am Leben. Aber natürlich volle Kanne! Suche die Freude am Leben mit dem weniger Arbeiten. Vielleicht kannst du Dir mit dem mehr an Zeit durch weniger Arbiet ja jede Woche 'was gönnen, ein bissle Sport machen oder so...

Wenn Du dann wieder voll auf dem Dampfer bist, dann kannst Du wieder auf Jobsuche gehen - ein Traumjob kommt auch ein 2. Mal wieder.

Liebe Grüssle,
Michi
Diagnose Mai 2005: MH Stadium IIa, kein RF; Therapie mit 2xABVD + 30 Gy Bestrahlung. 26.9.05: FERTIG!!!!!
seither alle Nachsorgen: OK!

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Tiffy
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Beitragvon Tiffy » 13.12.2005 23:01

Hi Fran,

versuche dich doch mal mit jemand Externem in deiner Nähe auszutauschen. Meist macht man sich allein Selbstvorwürfe bzw. dreht sich im Kreis. Egal ob das jetzt ein Pfarrer/Pastor, Psychologe (nicht Psychiater) oder jemand von der Arbeitsagentur ist. Die können dir vielleicht neue Impulse geben oder eine andere Sichtweise vermitteln, um dir zu einer befriedigenden Entscheidung zu helfen. Eventuell gibt es auch einen geeigneten Berater bei der KK oder BfA.

LG roro
Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.

Victor Hugo

http://einklang-katrin.blogspot.com/

Elisabeth
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Beitragvon Elisabeth » 14.12.2005 07:58

Hallo Fran,

der Text ist, glaube ich, von Louise Hay, oder so ähnlich. Nachdem ich jahrelang zu 150% unterwegs war konnte ich diesen Text natürlich auch nachvollziehen. Aber das können bestimmt auch viele andere Menschen in unserer Gesellschaft, die nicht krank werden.

Ich habe den Text einfach als Denkanstoß betrachtet, aber nicht als
die Erklärung für mein Schicksal. Ich glaube nicht, dass es so einfach ist.

Dass man die Konsequenzen daraus ziehen sollte, wenn man nicht mehr mit seiner Situation zufrieden ist, das ist natürlich schon wichtig. Aber das kann auch wiederum innerlich oder äußerlich geschehen. Entweder ich arrangiere mich mit der Situation, oder ich suche mir was Anderes.

Von der Leistungsfähigkeit schaffe ich auch nicht mehr die 150% :wink2: von vorher, aber ich versuche das zu akzeptieren, was mir geblieben ist. Es ist nämlich immer noch ganz schön viel.

Naja, und was erwartest du denn nach 8 Stunden Arbeit. Ich glaube nicht, dass die "Gesunden" dann noch alle topfit sind. Kommt vielleicht auch darauf an, was für eine Arbeit es ist, und was für ein Umfeld. Ich würde auf alle Fälle nichts überstürzen.

LG
Elisabeth
1993 MH 2A (7. Schwangerschaftsmonat), Bestrahlung (50gy) und Splenektomie
11/2003 Rezidiv 2A, 3X ABVD, HD Cyclophosphamid, vorsorgliche Stammzellsammlung, 2X BEACOPP, Bestrahlung
12/2004-2005 mehrmals Verdacht auf Frührezidiv nach PET
08/2015 alles ok
http://forum.hodgkin-info.de/viewtopic.php?t=778

bonny

Beitragvon bonny » 14.12.2005 10:13

Hallo Fran,

ich muss elisabeth völlig recht geben...

Als ich nach der diagnose im koma lag,fragte meine mutter völlig aufgeregt einen arzt,ob ich vielleicht vom vielen stress die krankheit bekam und der sagte dann:dann müssten wir ja auch alle im koma liegen...
Also ich habe auch viel über mögl.ursachen der erkrankung gelesen...auf der suche nach dem "auslöser".Es gibt viele gute bücher,in denen wirklich prima texte sind,die man vielleicht ein wenig beherzigen sollte,also wie elisabeth schon schreibt...als denkanstöße!

Überstürzen würde ich auch erst mal nichts.Warte doch erst mal ab,wie dir die etwas kürzere arbeitszeit bekommt.Versuche dich in der gewonnen zeit zu entspannen...etwas schönes für dich zu tun,das sind streicheleinheiten für deinen körper.Ich lerne nebenher mich bei meditation zu entspannen...ist nicht so einfach,weil ich nicht gern lange still sitzen kann,aber es ist wirklich schön.

Zur arbeit:ich kann mir gar nicht vorstellen 8std.täglich irgendwo zu arbeiten.Nach 5 stunden bin ich auf dem rücken erledigt.Ich brauche noch immer relativ viele pausen und arbeite auch nur stundenweise.Zu hause habe ich sehr viel arbeit (hab da noch einen 2.job),aber jetzt bin ich auch durch das weihnachtsgeschäft ganz schön erledigt und werde mich im januar nur erholen!Im letzten jahr habe ich im winter eine sauerstoff-therapie gemacht,das war absolut schön.Kann ich dir nur empfehlen.Ich werde mir auch für januar wieder termine holen.

Übrigens bekomme ich rente erst mal bis dez.2006 und da darf man dann noch zuverdienen.Es gibt auch eine teilrente,wäre vielleicht auch eine möglichkeit für dich.

Auf jeden fall rate ich dir:höre auf deinen körper!Wenn man es nach so einer krankheit nicht gelernt hat...wann dann...?

Alles gute
Bonny


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