ob ich zu beneiden bin, weiß ich nicht. Ich hatte bloß das Glück, an Hodgkin zu erkranken und nicht an irgendeinem anderem, sehr schwer zu behandelnden Krebs (es hätte ja auch anders kommen können - ich weiß nicht, wie es mir heute gehen würde, wenn man mir z.B. ein Bein hätte abnehmen müssen durch die Krankheit). Außerdem kann ich als Selbstständige von zuhause (oder sonst irgendwo, nur ein Schreibprogram und Internetzugang ist wichtig) aus arbeiten. Das ist ein großer Vorteil, denn so kann ich die Zeit einteilen, wie ich es brauche (einzige Ausnahme: wenn sich ein Sprachschüler anmeldet

Du bist eigentlich ja doch recht früh voll wieder in deinen Job eingestiegen. Vielleicht war es etwas zu früh?
Seit der Chemo brauche ich z.B. regelmäßig einen Mittagsschlaf. Anfangs fand ich diese Tatsache furchtbar, aber jetzt habe ich dies akzeptiert, und gebe meinem Körper nach, wenn er eine Pause braucht. Denn ich weiß, tue ich es nicht, sondern ziehe die Tage komplett durch wie früher, dann kommt früher oder später der Moment, an dem ich völlig platt bin und für 2 oder 3 Tage völlig unbrauchbar. Das liegt dann natürlich nicht in meinem Sinn und ist absolut kontraproduktiv. Also doch lieber mal eine kleine Siesta, um einen Rhythmus beizubehalten.
Vielleicht braucht es auch dein Körper, dass du dich ihm ein wenig mehr anpasst. Würde das vielleicht gehen in deinem Job? Dass du die Arbeitszeiten vielleicht so verlegst, dass du einen Teil z.B. von Zuhause aus verrichten könntest, um so die Möglichkeit fürs Durchschnaufen zu bekommen?
Außerdem ist es doch auch ein Vorteil, wenn du dich weniger mit den Gedanken um Spätschäden herumplagst. Um die mache ich mir schon mal Gedanken. Oder auch ein Rezidiv. Aber gut, ich versuche da zuversichtlich zu bleiben. Es kommt alles eh wie es kommt.
Das ist aber etwas, das ich lernen musste, während der Psychotherapie: die Dinge hinzunehmen, wie sie sind. Als Perfektionistin hatte ich nämlich ständig den Drang, irgendwie auf alles einen Einfluss zu nehmen. Und da hat mir, wie gesagt, ein Medikament halt sehr geholfen, mir etwas diesen Druck zu nehmen. Auch der plötzliche Tod meines Vaters war auch so ein schmerzhaftes und prägendes Ereignis, um dies ebenfalls zu begreifen: egal wie sehr man sich bemüht, auf manche Dinge hat man einfach keinen Einfluss. Tja, und dann kam der Krebs...
Du siehst also: ich hatte einfach nur es früher lernen müssen!
Was meinst du?