Beitragvon renben » 12.01.2009 15:51
Ich wage die Problematik in den Köpfen ungefähr so zu verstehen...
Du schreibst Du hast während Deiner Therapie andere aufgemuntert und es relativ gefasst genommen, obwohl Du krank und körperlich vergiftet warst. DU hast Nervenstärke bewiesen.
Aber: jetzt, ein halbes Jahr nach der Therapie, körperlich siehst Du schon wieder gesünder aus, also müsstest Du doch happy sein und alles total einfach meistern. - Das ist die einfache Logik bei nicht betroffenen.
Diese Abfolge ist leider einfacher zu verstehen als die Realität (bei einigen):
Körperlich sieht sie gesund aus, war während der Therapie geistig stark, aber jetzt ist sie "erstmal" schwächer als vorher.
Dieses Problem kenne ich mittlerweile aus vielen Lebenssituationen. Ob es privat oder auf Arbeit oder in der Öffentlichkeit ist.
Ich kann leider nur sagen, dass ich dich verstehen kann, aber ich kann Dir gar keine Lösung sagen.
Es gibt so viele verschiedene Arten von diesem Unverstanden werden.
Familie und Freunde wollen helfen, sie wollen aufbauen und stärken. - Ich weiß jetzt, man muss auch auf seine eigene Sensibilität und Subjektivität achten, wenn man das Gefühl entwickelt, unverstanden zu sein. Manchmal wird man verstanden, aber das Echo ist nicht so intensiv wie gewünscht und darum denkt man vielleicht, dass man mal wieder nicht verstanden wurde.
Manchmal denkt man vielleicht, man hätte während der Therapie viel zu wenig gejammert und darum wird man jetzt nicht verstanden, wenn man es jetzt tut.
Manchmal wird man verstanden, obwohl man sich selber nicht versteht. Derjenige von aussen scheint auch dann als würde er mich nicht verstehen.
Und leider geht es noch anders, auf Arbeit kann man auch nicht verstanden werden. Kollegen könnten z.b. denken, man wäre der alte und wollen den Vertretungsjob nicht wieder hergeben und entschliessen sich für einen harten Konkurrenzkampf (und das ist häßlich und anstrengend)- weil sie nur "sehen" was sie sehen, und wenn Du körperlich gesund erscheinst, ist es denen egal, sie gehen für sich ja nur auf Nummer sicher.
Ein Chef könnte meinen, Du tust nur so, siehst doch gesund aus. Ein Arzt genauso.
Ein Freund hatte ne Lungenentzündung und jammerte, weil er Antibitikum "schlucken" musste (er brauchte nicht mal nen Tropf). Konnte sogar noch seine 2-3 Zigarettchen am Tag rauchen. Sagt im selben Telefonat zu mir, ich solle mich nicht so anstellen und mit meinem Schnupfen arbeiten gehen. Die Problematik ist ja nicht, dass er meinen Schnupfen mit seiner Lungenentzündung vergleicht, sondern dass er jammert, wegen einer oralen Antibiotka Therapie und dazu noch raucht und MIR erzählt, wie ich mich nach Chemo, Bestrahlung und i.V. Antibiotikum zu verhalten habe, weil er ja immerhin auch arbeiten könnte, es aber nur wegen dem Arzt nicht macht, weil der ihm das nicht "empfiehlt".
Sorry langer Text, komplexes Problem. Ich finde, dass bei Lymphomen auch besser auf die Aufklärung "was passiert danach" geachtet werden müsste. Konflikte soziales Umfeld, Selbstwahrnehmung / Selbstreflektion, Aufklärung für Freunde, Angehörige, Arbeitgeber und arschige Kollegen.
alles Gute und bleib optimistisch Deiner Umgebung ggü. und werd nicht so pessimistisch wie ich...
renben