Bei so vielen guten Infos die man hier findet fühlt man sich ja schon richtig verpflichtet auch was dazu beizutragen.

Aber fangen wir mal vorne an: Ich bin 26 und Studentin an der Uni Bremen.
Bei mir ging die ganze Geschichte wahrscheinlich im Februar mitten im Prüfungsstress los. Da bekam ich dann links und rechts vom Hals 2 dicke Beulen aber erkältet war ich nicht und Zeit für einen Arztbesuch wollte ich mir nicht nehmen.
Nach der Stressphase sind sie auch brav wieder abgeschwollen und ich hab sie vergessen.
Im Sommer, pünktlich in der nächsten Prüfungsphase, wurde dann wieder der Hals dick und diesmal gings nach dem Stress leider nicht sofort wieder weg.
Besuch bei der Hausärztin mit Blutkontrolle ergab die sinnvolle Diagnose: Da ist irgendwo eine Entzündung im Körper. Wenns nicht besser wird, wiederkommen.
Naja, man macht sich ja auch keine Gedanken um sowas. Mir gings gut bis auf diese Beulen.
Dann fingen die Dinger an zu wandern. Rechte Halsseite kaum noch was zu merken, dafür in der Achselhöhle einer, der mich teilweise nicht schlafen lies, weil er auf irgendwelche Nerven drückte.
Hausärztin machte weitere Blutuntersuchungen ohne konkrete Aussagen.
Zwischendurch Besuch beim Hautarzt wegen Allergietest, Gynäkologe, Zahnarzt... waren wirklich Arztreiche Wochen.
Dann bekam ich im September pünktlich mit der Periode einen dicken Knoten im Bauch kurz vor der Leiste, der nun richtig gut wehtat. Hausärztin im Urlaub, also zum Vertretungsarzt. Der drückte ewig auf den Knoten rum und überwies mich zum Lungenarzt wegen Tuberkuloseverdacht.
Auf dem Röntgenbild war nichts zu sehen (wie ich später erfahren habe war es eine so schlechte Aufnahme, dass man eh nichts hätte sehen können).
Von ihm kam dann auch der Rat mal beim Chirurgen vorbeizuschaun.
Allerdings sind Chirurgen so ziemlich die schlimmste Art von Ärzten die ich mir vorstellen kann. Ich hab Angst vor Messern, Nadeln und allem was irgendwie schneiden kann.
Bei dem ansäßigen Chirurgen bin ich dann leider auch genau auf so einen gestoßen, der das Klischee Schnibbler vom Dienst erfüllt. Keine Beratung, keine Aufklärung, keinerlei Versuch mir die Angst vor irgendwas zu nehmen.
Daraufhin gingen dann 2 Wochen ins Land, bevor ich mich dann an einen Chirurgen im Krankenhaus gewagt habe. Immerhin etwas einfühlsamer und er wollte mir den drückenden Knoten in der Achsel entfernen.
Zum Termin eine Woche später war der allerdings so klein geworden, dass er sich nicht mehr rangetraut hat. Schlaflose Nächte umsonst...
Also sollte eine Woche später unter Vollnarkose der Knoten am Hals raus. Wieder 2 schlaflose Nächte und als ich morgens auftauchte hieß es Notfall, die Ärzte sind anderweitig beschäftigt. Nächster Termin irgendwann nächste Woche.
Das passierte dann noch 2 mal, aber dann hatten sie zum Glück doch langsam ein schlechtes Gewissen und mich gleich für den nächsten Tag gebucht. Es war inzwischen mitte November und ich ging auf dem Zahnfleisch. Wie gesagt, ich habe ANGST davor mich bewußtlos irgendwelchen Leuten auszuliefern, die dann an mir rumschneiden und in mir rumwühlen.
Als ich dann 2 Stunden später wieder wach war standen 2 Ärzte + Schwester um mich rum und haben solange auf mich eingeredet, bis ich eingewilligt habe im Krankenhaus zu bleiben. Diagnose: Sieht irgendwie nicht gut aus.
Die Ärzte möchte ich am liebsten heute noch treten. Wenn sie nicht wissen was los ist, dann sollen sie das auch sagen und nicht mit weinerlich verklemmtem Gesicht ums Bett rumschleichen und doch keine Antworten geben.
Die nächsten 2 Tage ging ich dann durchs ct und am übernächsten Tag war dann auch schon die erste Gewebeprobe ausgewertet. Zum ersten Mal fiel der Begriff Hodgkin... wobei ich keine Ahnung hatte wie man das überhaupt schreibt.
Endlich hörte das "um-mich-rum-geschleiche" auf und ich bekam nun die heiß ersehnten konkreten Aussagen was denn überhaupt los ist.
Zuhause hab ich erstmal das Internet mit Fragen bestürmt. Hab dann also rausgefunden, dass ich minimum Stadium 3a bin (dabei ist es zum Glück auch geblieben).
Der Onkologe der mich im ersten Krankenhaus besucht hatte, steckte mich 2 Tage später gleich ins nächste zur weiteren Diagnostik.
Im Galopp gings dann auch gleich weiter und so bin ich nun in der HD-15 Studie mit 6x BEACOPP auf 21 Tage. Start war am 27.11. und das Zeug wirkt schon.
Heute ist der neunte Tag vom zweiten Zyklus und ich bin immer noch erstaunlich gut drauf. Ok, die Haare sind jetzt bei unmodischen 4mm, weil ich mir das Rieseln nicht antun wollte und die Verdauung will nicht so recht, aber ich hab es mir sehr viel schlimmer vorgestellt.
Na gut, Rückenschmerzen von den Granozytenspritzen hatte ich auch schon... aber Schmerzmittel sind ja eine super Erfindung

Kreislauf hingt etwas, aber es ist alles noch im grünen Bereich wie ich finde. Wunder Mund, Pilz hab ich mir natürlich auch gleich miteingefangen... naja sind eigentlich doch ganz schön viele Nebenwirkungen, aber irgendwie alles erträglich, nur nervig.
Bin sogar schon über meinen Schatten gesprungen und gebe mir jetzt die Spritzen selbst in den Bauch. Es ist echt erstaunlich, was man plötzlich alles kann, wenn man halt muss.
Text ist lang genug, hoffe ich langweile nicht zu sehr. Bin jedenfalls froh so ein positiv denkendes Forum gefunden zu haben, weil ich diese "Krebs-oh-mein-Gott-Gesichtsausdrücke" nicht mehr sehen kann und keiner mag da so richtig drüber reden, obwohl ich am liebsten den ganzen Tag erzählen möchte. Nur leider gehts meiner Familie mit der Diagnose sehr viel schlechter als mir.
Ich bin halt eher Optimist.... vielleicht komm ich ja sogar um die Bestrahlung rum. Wäre zumindest toll, damit meine Eierstöcke wenigstens noch den Hauch einer Chance behalten.

Naja, das sind Gedanken für später

Bis bald!