Eine Bitte an Euch alle!

[armin]

Ahoi,

wie gut, daß ich keine Milch trinke.

Ich finde es aber auch schade, daß ein Lebensmittel einfach so entsorgt wird und andernorts Menschen mit dem Hungertod kämpfen.

Viele Höfe haben umgestellt und vermarkten ihre Milch im Direktverkauf und es funktioniert. Warum werden die Discounter denn überhaupt beliefert zu diesen günstigen Preisen. Irgend ein Bauer hat doch mit dem Dumping angefangen und das ist wohl der, der nun am Lautesten schreit.

Gruß Armin

[Nachtigall]

Die Preise die gemacht werden sind Absprachen zwischen Molkerei und Handel, wir als Bauern können selbst den Preis für die Milch nicht selber bestimmen, bekommen ihn quasi diktiert. v.G. Nachtigall

[Axel B.]

Ein provokantes Beispiel:

Für 1kg Fleisch benötigt man durchschnittlich 7kg Tierfutter.
Tierfutter: besteht heute zum großen Teil aus Soja. 80% der Sojaernte wird als Tierfutter verwendet.
Soja: stammt hauptsächlich aus Monokulturen Brasiliens.
Dort hungert die Bevölkerung, weil die Sojaernte als Tierfutter ins Ausland (u.a. die EU) exportiert wird und nur wenige daran verdienen. Die Brandrodung des Amazonas sei hier nur nebenbei erwähnt.

Und warum das ganze? Weil weltweit immer mehr Fleisch gegessen wird. Und der Verbraucher will es so billig wie möglich haben. Unter welchen Umständen die Nahrungsmittel entstehen, ist den meisten egal. Hauptsache, es geht einem selbst gut.

Filmtipp:
http://www.we-feed-the-world.at/

Und einfach nur teuere Milch zu kaufen bringts auch nicht:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,550189,00.html

[Elisabeth]

Letztendlich läuft es doch immer wieder auf den Oberbegriff "Fairer Handel" hinaus, und zwar auf allen Ebenen.

Das Problem von hungernden Menschen in Afrika wird nicht dadurch gelöst, dass man ihnen jetzt mal kurz gnädigerweise die Milch, die man gerade wegschüttet, für ein paar Tage oder Wochen zukommen läßt.

Und die Frage des Fairen Handels ist sicher sowohl eine moralische als auch eine strukturelle Frage. Logistisch ist es kaum möglich, dass jeder einzelne Bauer mit der Molkerei tagtäglich Preise aushandelt. Da bräuchte man dann so eine Art Börse. Und dann gibt es wieder Spekulanten. Und dann sind wir wieder bei der Moral...
Es müsste einfach nur jeder fair für seine Arbeit bezahlt werden. Aber dies lassen unsere gesellschaftlichen Strukturen gar nicht zu. Denn was ist wieder fair? Warum ist die Arbeitszeit einer Krankenschwester soviel weniger Wert als die Arbeitszeit eines Investmentbankers?

Eigentlich ist alles ganz einfach und eben doch zu kompliziert für die ganze Menschheit. Und dann fängt es eben wieder im Kleinen an, dass ich als Verbraucher darauf achten kann, wofür ich mein Geld ausgeben.
Ich weiß jetzt gar nicht, ob ich mich klar ausgedrückt habe. Aber ich habs probiert.

Mit etwas ratlosen Grüßen
Elisabeth

[alty]

Ich finde Du hast Dich klar ausgedrückt, Elisabeth. Und ich kann Deinem Beitrag nur zustimmen.
Aber Lebensmittel zu vernichten ist einfach falsch. Das darf einfach nicht sein solange Menschen verhungern. Auch wenn die Milch, die nicht weggeschüttet wird das Hungerproblem in der 3. Welt nicht lösen kann.
Auch innerhalb Deutschlands soll es Menschen geben, die sich über eine Extra-Ration Milch oder Milchprodukte freuen würden. Z. B. die Arche, die Tafeln ...
So kämen die Produkte auch nicht auf den Markt und man hätte noch ein gutes Werk getan. Zumal die eigentlichen Spender, wie Supermärkte, solche Waren nicht mehr spenden könnten, wenn die Regale leer sind.

Versteht Ihr was ich meine?

[Hans08]

Wenn man Milch wegschütten muss um Druck zu erzeugen seht ihr wie weit wir gekommen sind.... Alles darf was kosten, nur das Essen und Trinken nicht. Abgesehen von den Menschen, die es sich tatsächlich nicht leisten können.

Das was man ganz einfach klar sehen muss, es kann kein Milchviehbetrieb die Milch umsonst herstellen. Dann muss man noch was für den Handel draufschlagen und für die Discounter. Oft kommt es so rüber, dass ja die Milcherzeuger an dem hohen Preis schuld sind oder die Bauern an den hohen Brotpreisen - Diese Aussagen sind ganz einfach falsch. Bei den Produzenten kommt nur sehr wenig an. Meist nur ein kleiner Prozentsatz.

Und zum Thema Verhungern und Nahrungsmittelknappheit. In Deutschland bekommen die Landwirte seit vielen Jahren Geld, wenn sie auf einem Teil ihrer Felder ganz einfach nix anbauen und Gras drüber wachsen lassen. Tun sie das nicht verlieren sie viel Geld und das kann sich eigentlich keiner mehr leisten.

Ich hoffe die Milchbauern halten durch und es kommt zu einer Milchknappheit, dass man endlich wieder umdenkt und die Nahrungsmittel schätzen lernt und uns bewusst wird wie gut es uns eigentlich geht.

VG

[sonne]

Hi!

Ich stehe dem ganzen zwiespältig gegenüber - einerseits finde ich es gut das die Bauern streiken und mehr Geld fordern - denn was sie an der Milch verdienen ist wirklich lächerlich! Gute Lebensmittel sollten uns auch etwas wert sein!

Anderseits weiß ich das sich viele Menschen eine Preissteigerung nicht leisten können.

Und ich finde es wirklich entsetzlich die Milch einfach wegzuschütten - das tut mir auch in der Seele weh!

Klar wird diese Milch kaum irgendwo Hunger stillen können!

Aber es ist und bleibt eine Schande und ein Beweis dafür wie reich wir doch sind das wir es uns leisten können so ein wichtiges Nahrungsmittel wie z.b.: Milch einfach wegzuschütten!

Hoffentlich kommt es bald zu einer "guten" Einigung!!!!

Christine

[Matthias]

Vielleicht habt ihr vom Streik des Bundes Deutscher Milchviehhalter gehört. Wir sind da auch mit dabei.

Bitte solidarisiert euch mit uns und kauft Milch wenn möglich auf Vorrat ein, damit die Regale bald leer sind. Eigentlich sollten das ja auch die Bauern machen, aber soviel Milch kann ich gar nicht kaufen, auch bei uns ist das Geld knapp und mit dem Streik fehlen uns je nach dem wie lange wir streiken mindestens 15.000 euro aufwärts.

vee

sorry vee, aber so eine aktion werde ich sicher nicht unterstützen!!!

dass ihr ein problem habt, mit den niedrigen preisen klar zukommen, kann ich verstehen. dass ihr aber die milch wegschüttet.... unfassbar. man muss sich das also so vorstellen: ihr geht in den supermarkt, kauft dort die milch auf, fahrt an einen ort X, um sie dort in den abfluss zu schütten. erklär mir bitte mal, warum ihr statt an diesen ort X zu fahren, nicht das LEBENSMITTEL an bedürftige verteilt??? davon gibt es mehr als genug auch in deutschland. mit so einer aktion macht ihr euch nicht nur lächerlich, sondern auch unglaubwürdig.

ich werde meine milchbestände für diese art von problembewältigung sicher nicht erhöhen.

lg
matze

[sparklingmarc]

Naja... ich habe für die Bauern schon großes Verständnis. Das Komische: Die Bauern erhalten nicht genug Geld, die Molkereien verweisen auf den Druck des Einzelhandels und der Einzelhandel rechtfertigt sich mit dem großen Preiskampf. Und dann stehe ich vorm Milchregal und sehe den Preis X, mit der Differenz zu dem, was den Bauern bezahlt wurde.
Irgendjemand, der hier jammert macht sich da doch die Taschen voll?

erklär mir bitte mal, warum ihr statt an diesen ort X zu fahren, nicht das LEBENSMITTEL an bedürftige verteilt??? davon gibt es mehr als genug auch in deutschland. mit so einer aktion macht ihr euch nicht nur lächerlich, sondern auch unglaubwürdig.

Also, die Milch auf dem Hof zu belassen und wegzuschütten kostet den Bauern nix. Im Übrigen wird das nicht einfach weggeschüttet, sondern wenn möglich an die Kälber verfüttert. Wer bezahlt denn den Transport / Organisation, damit die Milch bei den Bedürftigen ankommen würde?
Ich glaube nicht, dass irgendein Bauer, der die Milch weg kippt, einem Obdachloisen, der am Hofeingang klingelt, das Glas Milch verweigern würde.

[Hans08]

Es ist in unserem Land leider so, dass es anscheinend anders nicht mehr wirkt. Man kann immer wieder sagen, dass die Preise zu niedrig sind. Es interessiert niemanden.

Und was auf den Milchviehbetrieben jetzt passiert, das Nahrungsmittel vernichtet werden, das ist den Kartoffelanbauern schon ein paarmal passiert. Sie konnten ihre Kartoffeln einfach nicht mehr verkaufen - nichtmal mehr geschenkt wollte sie jemand haben. Blieb nur noch der Weg sie wieder aufs Feld zu schütten.

Ich hoffe nur, dass sich die Natur nicht irgendwann an uns rächt.

VG

[sparklingmarc]

Ich hoffe nur, dass sich die Natur nicht irgendwann an uns rächt.

... die Natur ist doch schon dabei sich zu rächen?

Vielleicht nicht beim Thema Milch / Kartoffel, aber die folgen von Industrialisierung, Globalisierung und Kommerz sehen wir doch. Und wie sie Welt in zwei Generationen aussieht lassen wir mal dahin gestellt.

[melle]

hallo,

ich finde das thema recht interessant. als unternehmer muss man auch überleben und tiere dürfen auch nicht drunter leiden.

Lebensmittel, nein die Grundnahrungsmittel und n bissle drum rum, muss für alle finanzierbar sein! es geht nicht an, das kinder hunger müssen, weil die supermärkte dicken umsatz machen müssen (klar, gehälter sollen nicht leiden)

ich fnde, diese konsümgüter bzw luxuswaren, die sollten ruhig im preis steigen und nich solche sachen. okay was sind luxusgüter-darüber lässt sich auch streiten. ich finde das sind so sachen, die man nicht wirklich braucht. ein TV reicht, es muss kein dicker plasma fernseher sein, sie können ruhig teuer bleiben. autos sind auch gut, aber müssen die dicken fährzeuge (die eh zuviel sprit fressen) auch billiger werden?

die wirtschaft soll versuchen so ihr geld zu holen, - bei den leute, die sichs leisten sollen und nicht bei (im schlimmsten fall) HARZ IV familien, die am 20. des monats nicht mehr wissen, wie sie ihre brot finanzieren sollen.

ich bitte jetzt nicht um eine 'arbeitslosen'diskussion oder ob ein plasma LCD TV nowendig ist... ich hoffe ihr meint was ich sagen wollte

[Axel B.]

Hier kann man übrigens auch mitmachen:

http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=4120

Noch ein Filmtipp:
"Unser täglich Brot"

[Sabi]

Huhu,
also die Milch wegzuschütten.. finde ich nicht so pralle. Meiner Meinung nach, geht es den Bauern die sich so etwas finanziell leisten können, anscheinend gut genug. Im Endeffekt ist es auch einfach so, machen hier in Deutschland die Bauern einen "Aufstand" so denke ich, wird es irgendwann dazu kommen, das die Milch eben halt aus anderen Ländern kommt z.B. Polen. Täusche ich mich, aber werden die Bauern nicht auch alle miteinander subventioniert und wird so nicht die mögliche Differenz zum "reelen" Milchpreis ausgeglichen?
Grüsse

[Nachtigall]

Also wir schütten unsere Milch zur Zeit noch nichtwweg, haben aber auch 3 Angestellte die schließlich Ihren Lohn brauchen, auch unsere Kälber können am Tag nicht 6000l Milch wegtrinken, die würden alle Durchfall bekommen. Anderseits kann ich die Berufskollegen auch verstehen, wir arbeiten 365 Tage im Jahr, bekommen viel zu wenig Geld, Strom, Futterkosten, Diesel, alles steigt an, da sind die Subv. eher ein Tropfen auf den heißen Stein, werden eh geschmolzen, 2015 haben wir dann wohl den freien Markt??!!v. G. Nachtigall