Unzufriedenheit nach MH ?

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chrisli
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Unzufriedenheit nach MH ?

Beitragvon chrisli » 19.06.2007 21:50

Hi,

nachdem ich hier auf euer Forum gestoßen bin, wollte ich unbedingt einmal etwas loswerden, was mich seit meiner Erkrankung vor 3 Jahren irgendwie immer wieder einholt.

Seit dem Ende der Chemotherapie, bzw. meinem Abi das ich noch nebenher glücklicherweise machen konnte :) , kommt bei mir immer wieder so ein Gefühl der Unzufriedenheit mit meinem Leben auf. Und das obwohl ich eigentlich froh sein müsste, das bei mir alles so gut lief und obwohl ich seitdem auch körperlich wieder fit bin...

Es ist zwar das ein oder andere, was ich mir vorgenommen habe nicht so gekommen wie ich es wollte, aber andererseits hat sich doch alles irgendwie geregelt. Einem Studium das ich gleich danach begonnen habe war ich nicht so ganz gewachsen :roll: , habe dafür aber eine Lehrstelle gefunden die wirklich nicht zu den schlechtesten zählt und auf der Arbeit gehts eigentlich auch ganz lustig zu :lol: . Was ich ansonsten irgendwie sch***** fand, war das sich einige sogenannter "Freunde", seit der Diagnose irgendwie verabschiedet haben. Najo dafür weis ich jetzt wer meine wirklichen Freunde sind, sind zwar nimmer viel aber wir unternehmen eigentlich regelmäßig zusammen etwas...
Ansonsten ist aus ner Pfeiffe wie mir seitdem fast ne Sportskanone geworden ;) , also eigentlich müsste es mir jeden Tag super gehen. Jedoch kommen bei mir in regelmäßigen Abständen irgendwie so Tage, an denen ich das alles so negativ betrachte. Dann denke ich, keiner kennt dich wirklich, keiner versteht dich wirklich und überhaupt ist nichts nach Plan gelaufen, andere haben aus ihrem Leben mehr gemacht und das obwohl du so gekämpft hast. Ich fühle mich dann wie der Totale "Looser" und würde mich am liebsten verkriechen...

Naja, meistens sind es ja vielleicht nur 2-3 Tage im Monat oder so, und mir geht es danach auch wieder gut. Aber ich wollte es trotzdem einfach mal ansprechen, vielleicht weis ja einer damit was anzufangen oder kennt solche Gefühle auch...
Wenn ich auf die Chemo zurückblicke dann denke ich, dass ich ein unglaubliches Glück hatte, wie mein Körper das so weggesteckt hat. Meinen Mitpatienten denen ich im KH begegnet bin, ergings da trotz anfänglich gleicher Einstellung "Kämpfen, kratzen, beissen, spucken", schon nach kurzer Zeit wesentlich schlechter :? ...

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sassi
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Beitragvon sassi » 19.06.2007 22:09

hallo chris

ich denke im grossen und ganzen ist das einfach personenabhängig.

sehr viele menschen haben sicher solche "schlechten zeiten", egal ob MH oder nicht.
ich glaube , dass man das nicht so auf die waagschale legen sollte. vonwegen man MUSS ja die ganze zeit sooo glücklich rumlaufen, weil man den :doof: krebs überlebt hat.
wer kann schon immer fröhlich sein?! es ist wie plus und minus, oben-unten,links-rechts,jin-jan...... traurig-fröhlich

ohne traurig kein fröhlich :winki:

ich find es nicht schlimm, wenn man ab und an mal traurig ist, solange man sich immer wieder fängt und nicht in depressionen verfällt.

mir geht es auch oft so, dass ich traurig bin um der umstände, was ich in meinem leben erleben "musste". aber wir müssen eben damit leben und uns damit arrangieren. es gibt ja auch viele schöne dinge, die man erleben darf ... vielleicht sollte man dann einfach versuchen das augenmerk öfter mal darauf zu lenken.

ansonsten find ich deine gedanken sehr normal.
die erkenntnis mit den sog. "freunden" durfte ich auch gewinnen :winki:

lg
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Diagn.7/99:MH 4b,BEACOPP,.Bestrahlung, 2010-Brustkrebs

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Beitragvon chrisli » 20.06.2007 21:22

mhhh, najo,

was ich mich bei den sog. Freunden immer gefragt habe, ist warum diese auch nach der Chemo etc. mit einem nichts mehr zu tun haben wollten. Es mag ja sein das sich manche Menschen irgendwie in der Gegenwart von einem der Krebs hat unwohl fühlen.

Ist sogar mir schon einmal so gegangen, als ich zur Nachsorge war und da 2 Jungs saßen die vielleicht 12 oder so waren... Da hatte ich auch so ein komisches Gefühl in deren Gegenwart, obwohl ich ansonsten kein Problem damit habe. Es war aber auch deshalb etwas "irrittierend" weil keine Eltern dabei waren, sondern nur so ne Art Betreuer... :(

Jedenfalls hab ich mehrfach während und vorallem nach der Chemo versucht, auf andere mit denen ich mich eigentlich immer gut verstanden habe zuzugehen. Als Rückmeldung kam dann immer sowas wie "keine Zeit, ich meld mich bei dir..." Naja schon komisch wie die Leute drauf sind, vorallem wenn man sich erhofft danach wieder viel zu unternehmen etc... :?

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sparklingmarc
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Beitragvon sparklingmarc » 21.06.2007 02:54

... vielleicht ist das wie immer im Leben: Wenn man viel erwartet, wird man oft enttäuscht. Geht man ohne große Erwartungen an irgend etwas ran, läuft es oft viel besser.

Dazu kommt auch, dass jeder seinen eigenen Alltag hat, was MH und Chemo wirklich bedeutet, kann sich ein "normal" Gesunder nicht vorstellen. Daher legt man auf deine Unternehmungswünsche vielleicht auch keine höhere Priorität als vorher?
Ich habe in der Pause zwischen Therapie und Bestrahlung auch extra meine alte Heimat Duisburg besucht und mich mit einigen Freunden getroffen. Nur ganz wenige hatten gefragt wie es mir geht, für die meisten war ich einfach nur mal wieder da... :keineAhnung:
Vielleicht wollten die auch nicht fragen, keine Ahnung, aber ich war auch etwas enttäuscht.

@ Sassi:
Immer wieder schön zu lesen was und wie du schreibst!

Ciao Marc
Ahoi Marc

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sassi
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Beitragvon sassi » 21.06.2007 19:01

ooohh Bild danke für die blumen sparkling Bild

aber deine weisheiten sind ja auch nicht von schlechten eltern :winki:

sparkling hat geschrieben:... vielleicht ist das wie immer im Leben: Wenn man viel erwartet, wird man oft enttäuscht. Geht man ohne große Erwartungen an irgend etwas ran, läuft es oft viel besser.


ich hätte für die ein oder andre freundin auch die hand ins feuer gelegt und.........mich anständig verbrannt.
inzwischen hab ich meine erwartungen was "freunde" angeht und meine definition ebendieser geändert. damit komme ich inzwischen gut klar, auch wenn die enttäuschung anfangs sehr schwer zu verkraften war.
vielleicht auch etwas, was man positiv sehen sollte.
man erliegt nicht mehr irgendeiner romantischen vorstellung von dem was man freundschaft nennt.

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Beitragvon peg75 » 29.06.2007 20:17

Hello Chrisli,
Du findest es echt nicht normal, dass du dir erlaubst 48 Stunden im Monat unzufrieden zu sein?! Das verstehe ich nicht. Ich finde es normal. Du wurdest enttäuscht von Freunde, das Studium das du absolvieren wolltest ging in die Hose, es gibt Menschen die mehr aus ihrem Leben gemacht haben als du, du musstest dir ansehen dass sogar Kinder eine solche ungerechte Scheisskrankheit erwischen können, vor drei Jahren war Chemo dein Retter... Du wärst doch ein seltsamer Mensch wenn du nach all diesen Erlebnissen immer ganz zufrieden wärst oder?!

Ich gehöre auch zu den Leuten die nach und nicht undebingt durch Hodgkin zufriedener durchs Leben gehen aber das liegt daran dass ich das Glück hatte, dass mir sehr viel Liebe während der Krankheit entgegengebracht wurde.
Mir war vor der Krankheit gar nicht bewusst wie sehr mich Familie, Freunde, Klassenkameraden und Freund lieben / mögen. Enttäuscht wurde ich von keinem. Im Gegenteil, ich machte die Erfahrung mehr Freunde zu haben als ich dachte. Und ich finde es ganz schrecklich, dass du oder auch andere hier so enttäuscht wurdet.
Ich erkrankte im Juni 1995 und sollte im September mit dem Studium der Krankenpflegerin anfangen, natürlich war ich klever genug es mir schnell anders zu überlegen, noch Krankenhaus dazu! Nein danke, dachte ich mir damals und begann deshalb stattdessen die Erzieherinausbildung. Und es ist tatsächlich mein Traumjob. Ich bereue diese Entscheidung null. Wäre ich nicht krank geworden, müsste ich heute Spritzen verpassen...
Kurzzusammengefasst, bin ich also nur zufrieden, weil ich glücklich verliebt bin, tolle Freunde habe, liebe Eltern, ein Job den ich mag, ein gemütliches Zuhause, keine finanzielle Probleme und vor allem gesund bin und NICHT nur weil ich mal Krebs hatte und das Leben zu schätzen weiss. Das wär doch zu einfach oder?!

melle
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Beitragvon melle » 01.07.2007 00:02

hallo,

mir gehts im bezug freunde fast genau so wir haben unten nen schönen spruch hängen,an dem was wahres dran ist (mir fällt gerad leider nur das ende ein.

" Der Hund bleibt dir im Sturme treu, der mensch nichtmal im winde"

ich find den echt klasse. tiere haben wirklich ein gefühl dafür was los ist und wann man die braucht, wo ist das bei vielen menschen?

Eine Freundin und ich haben seit dem kindergarten fast den gleichen weg. zusammen Grundschule,OS, RS, dann hat sie höhere handelsschule und ich informatikfachschule gemacht, am ende der zeit haben wir beide eine ausbildung angefangen.
am donnerstag hatte sie ihre mündlich und ist nun fertig, fängt fest an zu arbeiten und zieht mit ihrem freund zusammen- genau so wie ich das geplant hatte...nunja ich machs dann halt über nen kleinen umweg, kann mir aber n großes stück lebenserfahrung und eine andere art reife (finde ich) auf mein konto gutschreiben...

die "doofen " tage sind ganz normal und ich denke auch, die hat jeder mal, egal ob MH oder Pickel am Großen zeh....

ich hab nicht alle post'S gelesen. wie geht es dir jetzt? MH ansonsten gut überstanden?

liebe grüße


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