Geschmackssinn nach Bestrahlung

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musicus
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Geschmackssinn nach Bestrahlung

Beitragvon musicus » 21.08.2012 17:35

hallo zusammen!

immer wieder gern gestellt: die Frage nach dem Geschmackssinn nach Bestrahlung. Jetzt stell ich sie und bitte um eure Erfahrungen dazu.

Ich wurde von 19.7.-1.8. mit insg. 20 Gy in der Halsregion bestrahlt (ab Ohr). Dabei schwand mir schon der Appetit und übel war mir auch dauernd. Es gipfelte alles in einer sehr schmerzhaften Mucositis, die dann stationär 6 Tage behandelt werden mußte, weil durch die offenen Stellen im Mund auch trinken nicht mehr ging. Das ist jetzt alles vorüber, gott sei dank. Einzig positives: hab einige Kilos verloren...

Seit der bestrahlungszeit ist nun mein Geschmackssinn sehr verwirrt. Altvertraute Geschmäcker sind fremd. Grob gesagt, schmeckt alles - auf gut wienerisch - nur einfach "fad", also lasch und nicht so nuanciert wie zuvor. Bestrahlungsende ist nun ca 3 Wochen her.
Wie sind denn eure Erfahrungen, bis sich da wieder die Geschmacksknospen entwickeln? Bin doch eigentlich ein Genußmensch :lol:

LG, musicus
Morbus Hodgkin, lymphozytenreiche Form, Stadium 2A, ohne RF, Lokalisation Hals
Diagnose 30.03.2012
Therapie: 2 Zyklen ABVD + 20 Gy Bestrahlung
17.04./02.05./16.05./30.05. Chemo
08.06. PET negativ!!!!!!! :)
19.07.-01.08. Bestrahlung
1. NU 03.09. alles super! :-)
Reha Bad Sauerbrunn 25.9.-16.10.
2. NU 03.12. alles bestens!
3. NU 08.03. paßt
4. NU 14.06. paßt
5. NU 06.09. paßt
2. Reha Bad Sauerbrunn 10.9.-1.10.13

Lunita
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Beitragvon Lunita » 21.08.2012 18:50

Hallo Musicus!

Eine Nachbarin hatte Morbus Hodgkin Stadium 1a, bekam ABVD und Bestrahlung auf den Lymphknoten im Schlüsselbein/Halsbereich. Ihr ging es mit der Bestrahlung wie Dir: alles schmeckte für sie gleich, fade, wie Pappe. Das hat auch noch gute 6 Wochen gedauert, bis ihr Geschmackssinn wieder normal tickte. Bis dahin mußte immer ihr Mann das Essen für die Familie abschmecken.
Hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen, auch wenn es für dich bedeutet geduldig zu sein... :wink2:
MH Stadium 2B mit Risikofaktor großer mediastinaler Tumor
8xBEACOPP eskaliert, aufgrund ausgeprägter Leukopenie jedoch stetige Dosisreduktion bis BEACOPP Basis, Mai-Dezember 2010
Bestrahlung 30 Gy.

musicus
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Beitragvon musicus » 22.08.2012 20:35

danke, lunita!
das ist mal eine gute ansage und die "vergleichsdaten" stimmen ja fast. haargenau. ja: etwas geduld wirds wohl noch brauchen,aber es ist überschaubar. jetzt dauert eh alles schon seit fast einem halben jahr an, dann kommts auf die paar wochen auch nimmer an...

lg, m
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AusChris
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Beitragvon AusChris » 23.08.2012 03:38

Hallo musicus,

bei mir war es ganz ähnlich. Ich konnte für knapp 4-5 Wochen nichts süßes oder salziges schmecken. Mir waren einzig und allein bitter und sauer geblieben. Man kann sich vorstellen, dass da so ziemlich alles entweder fade oder eklig schmeckt. Man nehme leckeren Apfelsaft: Wenn man den zucker nicht schmeckt, bleibt nur die Säure. Da kann man dann auch Zitronensaft trinken :P
Es wurde dann langsam besser, allerdings habe ich meinen süßen Sinn ganz plötzlich wiederbekommen. Ich habe die Sprite meiner Freundin probiert, und habe erwartet dass es nur säuerlich schmeckt. Stattdessen war es unsagbar süß, absolut widerlich. Es hat ein paar tage gedauert, bis sich das alles wieder normalisiert und eingependelt hatte.
Dazu kommt, dass mir durch die Bestrahlung der Speichel flöten gegangen ist. Und ohne speichel schmecken wir auch fast nichts.

Von daher denke ich auch dass du aus dem gröbsten raus bist und es nicht mehr lange dauern sollte :)
14.01.11: Diagnose MH 1A Mischtyp
Therapie: HD-16
07.02.11: 2x ABVD
09.04.11: CT/PET negativ! Vollremission :)
11.05.11: Bestrahlung mit 20Gy
31.05.11: Abschlussuntersuchung, immer noch alles weg :)
14.09.11: 1. NU - Alles in Ordnung!!
09.12.11: PET-Scan nach Rhabdomyolyse negativ!
28.06.12: Pet/CT negativ.
12.02.13: NU negativ, 2 Jahre gesund!
23.01.14: NU negativ, 3 Jahre gesund!
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Aquarius
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Beitragvon Aquarius » 23.08.2012 04:11

Rein aus Interesse: Der Geschmack als Wahrnehmung beim oralen Konsumieren is ja Geschmack als Sinneswahrnehmung+Geruch. War letzterer auch weg a ka nichts mehr gerochen? Weil z.b. (guter) Apfelsaft lebt ja auch von dem typischen Apfelaroma, des ja unabhängig von dem Fruchzucker und -säure existiert (und weshalb möglichst unverarbeiteter Apfelsaft auch am besten schmeckt).
10.5.2011: Erster Arztbesuch
19.5.2011: Diagnose: MH Stadium 3 AE mit 4 RF, Lungenbefall und 16-cm-Bulk.
24.5.2011: Start der Chemo: 8xBEACOPP esk
Sept. 2011: Pneumocystis-Lungenentzüngung (PCP) zw 5. und 6. Zyklus
14.2.2012: Start Bestrahlung Mediastinum mit insg 20 Gy
15. bis 20.10.2012: Diagnose Rezidiv 4b, diffuser Lungenbefall
Okt/Nov 2012: 2xDHAP
12.12.2012: Start von HD-BEAM
März 2013 Bestrahlung am Hals 30,6 Gy
April 2013 Influenza mit folgender Lungenentzündung
08.05.2013 Abschalten der Lungenmaschine.
18:16 sanftes entschlafen
Hodgkin-Lebenslauf: Erstbehandlung und Rezidiv

Lunita
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Beitragvon Lunita » 23.08.2012 09:21

Das ist eine gute Frage, Aquarius!
Ich denke mal, es ist ein Zusammenspiel aus beiden, das funktionieren muss. Ähnlich wie wenn man sich beim Essen die Nase zuhält und plötzlich kaum mehr was schmeckt, wird es umgekehrt wohl ähnlich sein: funktioniert der Geschmackssinn nicht mehr richtig, nützen auch die besten Aromen offenbar nichts. Als Beispiel: ich hatte während der Bestrahlung keine Probleme damit - allerdings wurde bei mir aber ja auch eigentlich nur das Mediastinum bestrahlt - hingegen hatte ich während der Chemo sehr Probleme mit Geschmack- und Geruchssinn. Der Geschmackssinn war tageweise (besonders so um den 8-14 Tag) herum, ziemlich durcheinander: vieles schmeckte saurer als es eigentlich war, und Dinge die sonst neutral schmeckten wie Brot, Nudeln schmeckten plötzlich süß. Der Geruchssinn hingegen war überempfindlich: mir wurde starken, synthetischen Gerüchen (Parfums, Deos die stark rochen, Haarspray, etc) sofort speiübel.
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Beitragvon musicus » 23.08.2012 16:44

@ AusChris: ich kann gar nicht sagen, daß da irgendeine variante hervorschmeckt (bitter/sauer...), es wirkte alles eher undefinierbar, eben fast geschmacklos. und der speichel ist auch noch nicht ganz zurückgekehrt, stimmt, das ist auch noch so ein wichtiger aspekt. mittlerweile schmecke ich wenigstens extreme: extrem sauer oder süß. ich glaube, es geht eh schon wieder aufwärts. ich orientier mich an euren zeitvorgaben und hoffe auf den plötzlichen geschmacks-flash :D

@lunita und aquarius: interessanterweise ist im moment der geruchssinn wieder völlig ok: ich rieche guten kaffeeduft oder die leckereien in der bäckerei, und den guten schweinsbraten, aber wenn ich alles probiere, dann hilft der duft nix mehr und i mund schmeckts lasch.
während der chemo und strahlentherapie war ich auch immer sehr geruchssensibel. eher noch mehr bei der bestrahlung. da wurde mir ganz schnell schlecht von allen möglichen gerüchen, auch von an sich guten. ich habe alles viel, viel intensiver gerochen. busfahren bei 33 grad mit allen möglichen menschen war ein horror und ich hatte immer ein zofran eingesteckt, falls es zu schlimm wurde. aufgrund der hyper-sensiblen geruchswahrnehmung schwand dann auch der appetit, und ich hab kaum noch was gegessen während der bestrahlung. wußte auch gar nicht, was mir schmecken könnte.

lg, m
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Beitragvon Lunita » 24.08.2012 11:27

@musicus: ich hatte während der Chemo einen wahnsinns Hunger auf proteinreiches, was auch noch kräftig im Geschmack war. Rindfleisch und Spiegeleier und Speck hätte ich den ganzen Tag über essen können. :D

Der Geruch war damals allerdings nur so empfindlich bei synthetischen Gerüchen. Bei natürlichen Gerüchen von Essen, Obst, Rasenschnitt (meine Chemo war größtenteils im Sommer) ätherische Öle, Blumen, etc., gab es keine Probleme.
Davon ist auch bis heute etwas zurückgeblieben: ich kann an normalen Parfums zwar inzwischen wieder schnuppern, ohne dass mir schlecht wird, vertrage sie aber an mir selber nicht mehr. Da gehen nur noch die Naturparfums von den Biofirmen aus dem Reformhaus (Primavera, Farfalla, Lavera, usw.). Meine früheren "normalen" Parfums habe ich inzwischen verschenkt oder weggeworfen. Geht einfach nicht mehr. So soll es aber einigen nach einer Chemo gehen (nicht nur Hodgkin-Chemo) wurde mir gesagt.
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Beitragvon musicus » 28.08.2012 15:31

ja, hab auch davon gehört, daß es nach der chemo zu dauerhaften abneigungen gegenüber bestimmten gerüchen kommt.
ich hab einfach zeitweise alles hyper-intensiv wahrgenommen und das wurde dann - egal ob an sich guter oder schlechter geruch - unangenehm. ABER: ich merke, daß sich da wieder was ausdifferenziert und verbessert. :)
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