Ich bin gerade auf dieses Forum aufmerksam geworden und möchte mich deswegen ersteinmal vorstellen:
Ich bin ein 27-jähriger Student, der eigentlich jetzt im September Examen schreiben wollte, dessen Körper es aber vorgezogen hat seine Zeit lieber mit Chemotherapie als mit Lernen zu verbringen.
Bbei mir wurde am 25.6. dieses Jahres Morbus Hodkin im Stadium IIIb (wobei der Nachsorgepass von IIIb der Brief von der Klinik jedoch von IVb spricht, daher???) diagnostiziert. Angefangen hat alles damit, dass bei mir massiv die B-Symptome (Nachtschweiß, Juckreiz an den Beinen und leichtes Fieber) aufgetreten sind. Zu erst wurde es für eine leichte bis mittelschwere Lungenentzündung gehalten, nach dem Röntgen war aber ziemlich schnell klar, dass allein mit Antibiotika nichts auszurichten ist.
Ich hatte das Glück (und das meine ich ernst), dass ich anfangs gar nicht wusste was ich habe. Aufgrund meiner schlechten körperlichen Verfassung zu dem Zeitpunkt habe ich die meiste Zeit geschlafen und die besorgten Gesichter meiner Familie und Freundin einfach auf das Mitleid wegen eines "normalen" Krankenhausaufenthaltes geschoben. Dass zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest stand ob ich hodgkin, non-hodgkin oder Lunkenkrebs habe und alle einfach furchtbar Angst vor dem Ergebnis der Biopsie hatten wurde mir erst später bewusst. Als dann fest stand, dass ich Morbus Hodkgin habe hat der Arzt auch nur davon geredet und nie das Wort Krebs oder Tumor erwähnt, so dass mir die riesige Psychokeule, die mit diesen Begriffen einher gehen erspart blieb. Nach und nach erfuhr ich dann natürlich mehr, allerdings waren mir dann schon die sehr guten Heilungschancen bewusst, so dass ich diesem Psychoschock gottseidank nicht ausgesetzt war.
Zu erst behandelte man mich mit dem BEACOPP Schema, wechselte dann jedoch nach dem ersten Zyklus aufgrund weiterer Biopsie Ergebnisse auf das R-CHOEP Schema.
Gestern habe ich den 4. Zyklus (bzw. die 4. Chemogabe) hintermich gebracht und schlage mich gerade mit den üblichen Nebenwirkungen rum: Schlappheit, leichter Schwindel, schlechter Geschmack im Mund
Bis jetzt vertrage ich alles recht gut, nur die ersten 1,5 Tage geht es mir übel und ich muss mich übergeben, allerdings ist es mit Zofran recht gut in den Griff zu bekommen.
Angesetzt sind bei mir 8. Zyklen, so dass ich jetzt eigentlich Bergfest feiern könnte.
So viel zu meiner bisherigen Krankheitsgeschichte an die sich aber auch ein paar Fragen anschließen, von denen ich hoffe, dass Ihr sie mir beantworten könnt.
Auf dieser Seite habe ich gelesen (und so hat es mir auch mein Arzt gesagt), dass zum Ende der Behandlung mit einer massiven Steigerung der Nebenwirkungen zu rechnen sei aufgrund der Psyche. Ging das jedem so? Oder kann ich auch damit rechnen, dass alles ganz "normal" verläuft?
Ich kriege meine Chemotherapie nicht in einer Praxis sondern in der Ambulanz der hiesigen Onkologie. Es ist wirklich bemerkenswert mit welcher Routine (aber dennoch freundlich und aufmerksam) die Schwestern und Ärzte an die Sache ran gehen. Aber: Ging es Euch auch so, dass Ihr euch mit Hodgkin fast geschämt habt? Da liegen bzw. kommen so viele Menschen mit "richtigem" Krebs denen es wirklich schlecht geht und man selbst weiss, dass man mit hoher Wahrscheinlichkeit in relativ kurzer Zeit wieder ein normales Leben führen kann. Mir geht es zumindest so, dass ich mich nicht auf meine Krankheit einlassen kann und mir immer wieder vor Augen führe, dass es da Menschen gibt, die weit aus schlimmer dran sind als man selbst, so dass ich mir aber auch kein Leiden bzw. Selbstmitleid genehmigen kann. ICh weiss nicht wie ich es ausdrücken soll, aber aufgrund dessen, dass es "nur" Hodgkin ist kann ich mir nicht zubilligen mich krank zu fühlen. Und das nervt irgendwie weil ich ja spüre, dass es mir nicht gut geht.
Habt ihr Tipps für mich, wie ich langsam wieder ein geregelten Tagesablauf bekomme? Ich werde jetzt seit knapp 2,5 Monaten behandelt und mache den lieben langen Tag eigentlich nichts produktives. Aber ich will mich langsam wieder ans Lernen machen, merke aber, dass ich mich auf überhaupt nichts konzentrieren kann. Ging es Euch auch so, dass Eure Konzentrationsfähigkeit nachgelassen hat? Wenn ja, was habt ihr dagegen getan, bzw. wie habt Ihr Euch "gezwungen" ein "normales" Leben weiter zu führen?
Jetzt habe ich noch eine akute Frage: Was habt ihr gegen den schlechten Geschmack (aufgrund der Entzündungen im Mund???) im Mund gemacht? der nervt nämlich wirklich

So, ich hoffe Euch nicht allzusehr mit meiner Geschichte gelangweilt zu haben.
Grüße
AlxD