Beitragvon Jose » 14.05.2006 14:28
Hallo,
habe mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Kinderwunsch befasst, viele Studienergebnisse gelesen und stecke mit meiner Frau z.Zt. mitten in einer „Kinderwunschbehandlung“.
Ich kann dazu sagen, dass man(n) sich nach dem ABVD Schema kaum großen Sorgen machen muss und in fast allen Fällen der Mann wieder zeugungsfähig sein wird.
Bei meinem Schema COPP/ABVD sieht das anders aus. Die Wirkstoffe die eine dauerhafte, besonders schädigende Wirkung auf die Hoden haben sind Cyclophosphamid und Procarbazin. Dabei ist die Anzahl der Zyklen entscheidend – mir sagte man damals das bei 4 Zyklen COPP/ABVD die Wahrscheinlichkeit einer dauerhaften Infertilität extrem hoch sei..... so ist es ja auch gekommen und deshalb hat man mir zur Kryokonservierung geraten....
Man kann das nun auf das BEACOPP Schema übertragen, da sich diese beiden Schemata von den Wirkstoffen kaum unterscheiden COPP/AB(VD) ist nichts anderes als B(E)ACOPP ohne das V (Vinblastin) und das D (DTIC) dafür mit E (Etopsid). Die beiden für das Hodengewebe schädlichen Medikamente sind in beiden Schemata enthalten sogar in der gleichen Dosierung:
Cyclophosphamid 650 mg/m2 - Procarbazin 100 mg/m2 ! Man sollte also bei diesen beiden Schemata davon ausgehen, dass sich nach Therapieende und in den Folgejahren nur in ganz seltenen Fällen eine natürliche Zeugungsfähigkeit (mit einer ausreichenden Anzahl beweglicher Spermien) wieder einstellt. Sehr oft findet man auch viele Jahre nach Ende der Therapie überhaupt keine Spermien im Spermiogramm. Aus diesem Grund raten die Hämatologen bei diesen Therapieformen in jedem Fall zur Kryokonservierung.
Aber selbst dann, wenn man keine Spermien eingefroren hat besteht auch hier die Hoffnung auf ein eigenes Kind.
Zum einen kann es sein, das nach einigen Jahren wieder einige wenige Spermien beim Spermiogramm gefunden werden, die zwar nicht für eine natürliche Zeugung, aber für eine künstliche Befruchtung (ICSI) ausreichen würden.
Wichtig: Macht das Spermiogramm nicht bei einem Urologen sondern in einer KIWU Praxis, da man dort (man sollte im Vorfeld die Krankengeschichte schildern damit die Praxis weiß, dass wenn überhaupt nur wenige Spermien vorhanden sind) mit Hilfe einer Zentrifuge auch einzelne Spermien aufspüren kann, die für eine ICSI ausreichen würden.
Finden sich auch so keine Spermien, so gibt es noch eine Möglichkeit – die sogenannte TESE. Bei einer TESE versucht man durch Punktion Spermien direkt aus dem Hodengewebe zu gewinnen. Die Spermien werden dann eingefroren und können später für eine oder je nach Anzahl der gewonnen Proben für mehrere ICSI s genutzt werden. Bei etwa 50% der
Ex-Hodgkies mit Azoospermie werden bei einer TESE Spermien gefunden.
Die Erfolgsaussichten einer künstlichen Befruchtung liegen in Deutschland bei 25 – 30% (im Ausland bei 35 – 40 %) pro Versuch.
Es gibt viele männliche Ex Hodgkies die mit Hilfe einer künstlichen Befruchtung Vater geworden sind. Ich kenne selber ein Paar bei denen es gleich im ersten Versuch geklappt hat. Etwas Geduld, Geld und natürlich Glück all das gehört natürlich dazu.
Wer eine spezielle Frage hat kann mir gerne eine PN schicken.
Viele Grüße Jose
Diagnose MH 03/91, IIIB, HD6, 4x COPP/ABVD, 30 Gy IF, CR seit 02/92