heute drückt mich mal ein etwas anderer "Schmerz", es geht um die liebe Verwandschaft.
Mein Mann hat 7 Geschwister und ich 4. Unsere Eltern leben auch noch alle und sind noch sehr fit.
Bisher fand ich es immer toll so eine große Familie zu haben und hab da ja nach Kräften nachgeeifert. (Habe selber 4 Jungs).
Ich fühlte mich eigentlich auch nie alleine oder so, obwohl fast alle eine gute Stunde von uns weg wohnen und man sich nicht dauernd sieht. Hatte auch immer das Gefühl der Geborgenheit und dass immer jemand da sein würde wenn man in Not ist

Leider wurde ich nun eines Besseren belehrt. KEIN EINZIGER von Hubis zahlreichen Geschwistern hat sich bis jetzt gemeldet. Alle wissen von der Diagnose, die ja schon immerhin seit ca 5 Wochen klar ist.
Anfangs dachte ich: Na ja, die müssen es halt erst mal verdauen, den ersten Schrecken überwinden und so, aber den müßten sie doch eigentlich mittlerweile geschluckt haben.
Sogar meine Schwiegermutter (also die Mutter des Patienten) ruft nie an. Habe gestern erfahren, dass sie ständig bei meiner Mutter anruft, sich dort ausweint und sich erkundigt. Auf die Frage meiner Mutter warum sie ihrem Sohn nicht selbst danach fragt und auch sonst von den Geschwistern niemand anruft, sagte sie: Sie habe Angst davor und die Anderen wollen auch nicht anrufen.
Ganz anders meine Leute. Schon am Tag, als Hubi der unerklärliche Knubbel operiert wurde und noch niemand ahnte dass es wirklich was Ernstes war, lief unser Telefon heiss. Auch die Woche die er im KH verbrachte bekam er viele Anrufe, nur halt nicht von seiner Seite.
Meine Fam. ist über jeden Schritt und jede Untersuchung bestens informiert, sie leidet und fiebert richtig mit. Also grad um 180° andersherum als die andere Seite.
Bis vor kurzem hatte ich noch irgendwie Verständnis, aber inzwischen macht es mich wütend.
Wie kann ein Haufen Erwachsener so wenig Rückgrat zeigen, obwohl wir uns sonst so viel zu sagen hatten?
Meine Wut geht so weit, dass ich denke, was wäre gewesen, wenn es Hubi schlimmer erwischt hätte? Oder wenn es irgendwann Gott bewahre doch nochmal schlimmer wird?
Was wenn meine Jungs und ich Hilfe und Unterstützung gebraucht hätten?
Es hat sich bisher niemand danach erkundigt und Hilfe angeboten.
Was wäre, wenn es so schlimm gewesen wäre und Hubi nicht mehr wäre?
Dann hätten sie sich während der ganzen Krankheitszeit nie erkundigt nach ihm, aber zur Beerdigung wären sie sicher alle gekommen?
Da bin ich doch soooo froh dass ich meine Eltern und Geschwister mit samt ihren Familien habe. Auch wenn ich manchmal nicht mehr vom Tel. loskomme. Als ich Hubi neulich darauf ansprach konnte er die Reaktion auch nicht nachvollziehen.
STELL DIR VOR DU ERFÄHRST DEIN BRUDER HAT KREBS UND KEINER FRAGT WIE ES IHM UND SEINER FAMILIE GEHT.
Bin ich zu streng mit ihnen?
Ich glaube nicht. Man geht zwar nicht mit seiner Krankheit hausieren, unsere ganze Nachbarschaft z.B. hat keine Ahnung.
Man will weiss Gott auch kein Mitleid, aber wofür ist eine große Familie denn da?
Ich war immer stolz darauf so eine Riesenclan zu haben. Der Zusammenhalt und das Verhältnis zwischen Hubis und meiner Familie war immer super.( Beide sind schreckliche Festlatschis).
Aber nun bin ich einfach nur enttäuscht, fühle uns im Stichgelassen.
Ich glaube auch nicht, dass es meine Aufgabe ist jeden Einzelnen anzurufen und zu erzählen wie es so geht und dass sie keine Angst haben sollen oder sonst was weiss ich!
Das sich Freunde zurückgezogen haben, habe ich in diesem Forum schon öfters gelesen, aber die eigene Familie???
Jedenfalls wenn die Behandlung vorbei ist und es Hubi nach den Bestrahlungen wieder gut geht, gibts hier ein Riesenfest.
Auf der Einladung wird vermerkt, dass alle eingeladen sind,
DIE MIT UND GELITTEN; GEBANGT; GEHOFFT UND GEFREUT HABEN.
Mußte jetzt wirklich mal meiner angestauten Wut und Enttäuschung Luft machen.

Sorry wenns zu lang geworden ist.
Liebe Grüße
Frust-Sigi
