Hallo Lydia,
auch ich kann Dich sehr gut verstehen, ich bin zwar nicht selbst betroffen, aber da mein Partner die Krankheit hat (ist gerade mit der Chemo durch) wirkt sich das genauso stark auch auf mein Leben und die Zukunft aus.
Und natrülich haben auch wir Erfahrungen gemacht in Bezug auf Freunde, Ärzte, Verwandte, die in vielen Fällen nicht gerade erfreulich waren/sind. Da fragt man sich dann schon manchmal, ob man in soner schweren Zeit auch noch solche Erfahrungen braucht, wo man doch schon alle Kraft gegen die Krankheit aufwendet. Man ist einfach enttäuscht und ziemlich traurig.
Ehrlich gesagt weiß ich auch noch nicht, welche Gefühle, Ängste und Sorgen nach der akuten Therapie bleiben, sicher wird es weniger bzw. es tritt irgendwie in den Hintergrund, aber es wird sicher Momente geben, in denen das ganz plötzlich wieder sehr präsent sein wird (spätestens vor Nachsorgeterminen). Insofern kann ich Deine Beschreibung mit dem Rucksack schon sehr gut nachvollziehen. Aus eigener Erfahrung kenne ich das von meinem Diabetes, der zwar nicht lebensbedrohlich und auch sehr gut handhabbar ist, aber dennoch unheilbar und es gibt mögliche Spätschäden, vor denen man sich fürchtet (trotzdem wird es der eine oder andere vielleicht als unangemessenen Vergleich empfinden). Aber man wird mit der Zeit gelassener (habs jetzt seit 11 Jahren und mir gehts dabei sehr gut) und die Ängste werden weniger, wobei man da sagen muss, dass es auch an sehr guten Ärzten liegt, die einem sehr viel Mut machen und Eigenständigkeit fordern.
Also ich hoffe, dass es mit der Zeit weniger wird und dass man auch eine andere Sicht auf die Krankheit bekommt und weniger mit dem Schicksal hadert als dass man seine Zeit wirklich aktiv nutzt.
Und ich denke auch, dass es nicht schlimm ist, wenn man in einer solchen Extremsituation fremde (psychologische) Hilfe annimmt, auch wenn wir ein bisschen darauf getrimmt sind, alles allein zu verarbeiten. Und dass das öfter mal hochkommt, zeigt ja auch, dass Du noch daran arbeitest und wer weiß schon, ob Verdrängung die bessere Methode ist? Ich glaube nicht, aber da ist sicher jeder verschieden.
Ich wünsche Dir jedenfalls, dass es immer mehr Zeiten gibt, in denen Du den Rucksack nicht spüren wirst und wenn er sich bemerkbar macht, dass man sich dann auf die Schulter klopft und sagt, wie stark und tapfer man das durchgestanden hat, ich finde die Leistungen im Kampf gegen diese Krankheit von allen hier ganz toll, v.a., dass sich keiner den Spaß am Leben abnehmen lassen will!
Dir alles Gute
Bianca