Vorab: Ich hoffe wirklich sehr, dass sich niemand auf den Schlips getreten fühlt - falls doch, bitte sagt es mir!!!
Ich selbst bin nicht vor Morbus Hodgkin betroffen, sondern mein Freund. Diagnose war Stadium IIa ohne RF, Therapie war also standardmäßig ABVD + 20gy. Die Behandlung hat er außerordentlich gut weggesteckt, fast jeden Tag Sport gemacht und grundsätzlich eine sehr positive Einstellung gehabt. Bei mir war das leider nicht so. Es fiel mir sehr schwer mit diesem Schock und der Sorge um ihn umzugehen. Obwohl bisher auch drei Nachuntersuchungen ohne jeglichen Befund waren, kann ich meine Sorgen einfach nicht ablegen.
Ich habe seit dem Anfangsverdacht hier immer still mitgelesen und wirklich viel Hoffnung geschöpft. Zu sehen, dass so viele die Krankheit so gut weggesteckt haben, ist inspirierend und motivierend zugleich. Allerdings wurde bei mir Anfang des Jahres eine hypochondrische Störung (Krankheitsangst klingt eigentlich besser) festgestellt. Der Auslöser liegt natürlich auf der Hand. Ich traue mich gar nicht zu sagen wie viele Besuche bei Ärzt*innen ich hinter mir habe und mit wie vielen verschiedenen Sorgen ich immer wieder auf der Matte stand.
Mein Freund arbeitet wieder, geht zur Uni und macht viel Sport. Alles wie vorher eigentlich. Ich jedoch lebe in einer Art Notfallsituation,die ich natürlich selbst erzeuge, von Termin zu Termin quasi und habe Schwierigkeiten mich den ganzen Sorgen zu entziehen. Ständig entdecke ich irgendwelche Knubbel und Knoten und renne sofort zu einem Arzt oder zu einer Ärztin. Bisher immer ohne Befund. Und wenn ich mir keine Sorge um meine eigene Gesundheit mache, dann um die meines Freundes. Mich plagen Fragen wie "Was ist, wenn der Onkologe nicht richtig nachgesehen hat?", "Was, wenn die Krankheit zurückkommt?", "Was ist, wenn die Behandlung eine Folgeerkrankung ausgelöst hat?". Ich weiß, "was, wenn"-Fragen sind eigentlich bescheuert, denn man kann sie ja ad absurdum führen.
Ich schreibe das alles, weil ich mir vielleicht ein bisschen Rückmeldung von anderen Betroffenen oder Angehörigen wünsche. Außer meinem Freund kenne ich niemanden mit MH und wenngleich er einen sehr tollen Onkologen hat, fühle ich mich mit der Situation irgendwie alleine. Und wenn ich das so tippe, merke ich, dass es vielleicht gemein und unddankbar klingt, weil ich körperlich nicht betroffen bin. Mein Freund hat keine Angst, aber ich dafür gleich für zwei Leute. Es nimmt mir eigentlich meine ganze Lebensfreude und ich weiß, dass ich einige in meinem Umfeld damit nerve. Aber das ist eben so eine Sache mit der Angst, wenn sie einmal da ist, verschwindet sie so schnell nicht wieder. Ich habe auch einfach den Fehler gemacht, Dinge zu googeln


Ich wünsche allen, die noch in Behandlung sind gutes Durchhaltevermögen und rasche Genesung!
Herzliche Grüße
Viola