Hier noch ein spätes Update meiner Genesungsgeschichte 2010:
Sonntag Mittag hatte ich ein wenig Schmerzen und begab mich deshalb zum ärztl. Bereitschaftsdienst des nächstgelegenen Krankenhauses.
Der blitzgescheite Doc, der hier neben seiner Mo-Fr-Praxiswoche am Wochenende bestimmt fast für lau schuften musste, fand auch kompetent und schnell eine Erklärung für mein Pläsierchen (ein unangenehm heftiger Husten) und warum ich über Nacht Schmerzen in der Seite und Schulter bekommen haben hätte können.
Da er gleichzeitig studierter Arzt, gelernter Chiropraktiker und Alternativmediziner war, kam ich in den Genuss einer Dreifachbehandlung zum einfachen Preis: Nach klassischer Anamnese inkl. kompletter MH-Geschichte ränkte er mir erstmal alle meine verklemmten Wirbel aus&ein (womit die Schulter und die Seite erledigt waren) und dann reizte er meine Schleimhäute in der Nase und im Rachen ausgiebig mit Lidocain. Damit -so sein therapeutischer alternativheilkundlicher Ansatz- würde der Körper punktuell gereizt, so dass er unmittelbar seine Selbstheilungskräfte in Gang setzen würde. Klasse, wie das manchmal mit so einfachen Mitteln geht.
Gut ich hätte es auch mal in der Wikipedia nachlesen können, aber ich wollte doch auch mal tolerant sein und nicht gleich bocken.
OK, also ich geb's zu - so richtig besser war mein Husten den Tag und den Abend über aber nicht geworden und als ich Nachts vorzog, lieber zu Sitzen als zu Liegen, weil ich sonst nicht atmen konnte, machte mich das auch einigermaßen nervös. Als ich dann gegen 2 Uhr meine alten Tramal-Tröpfchen reaktivierte, war die Sache wieder entspannter. Also ungefähr eine Stunde lang bis drei. Dann konnte ich kaum mehr reden und hab aus Angst den Notarzt angerufen. Der kam mit ein wenig Verspätung um halb vier - da konnte ich gar nicht mehr mit ihm reden. Nur noch Atmen. Den Rest hat meine Frau gemacht (Tasche gepackt und mir Stiefel angezogen). Er hatte die Jungs vom Rettungsdienst gerufen und dann erinnere ich mich erst wieder an morgens um acht. Da konnte ich zum ersten Mal wieder etwas anderes als 'atme!' denken. Bis neun war ich transportverpackt, denn den Ärzten in dem KH war meine Vorgeschichte zu heiß und so lieg ich jetzt seit Montag früh um halb zehn auf meiner alten geliebten onkologischen Station und bekomm Pillen und Infusionen gegen eine Lungenentzündung und eine Superinfektion.
Also soweit das Gejammere. Viel wichtiger: Was habe ich daraus gelernt (und könnte dem einen oder anderen Leser eine Hilfe sein)?
- Sobald man innerhalb der ersten drei Jahre nach Chemo einen farbigen Husten hat, geht man sofort zum Arzt und diskutiert über Antibiotika!
- Ein schön heißes Erkältungsbad (oder in meinem Fall zwei) macht die Bakterien so richtig glücklich!
- Auch von einem Heizkissen (Kreuzschmerzen hin oder her) lass ich Zukunft im Zusammenhang mit einer Erkältung die Finger!
- Das Thema Grippeimpfung wird für mich wieder interessanter.
40 Stunden später geht's mir schon wieder ziemlich gut. Die hatten schon immer tolle Tabletten hier...
aber ist schon erschreckend wie schnell sowas gehen kann. Und 24 Stunden vorher hatte ich noch keinen Gedanken an einen Arzt verschwendet. Nebenbei erwähnt, habe ich mein Immunsystem in den 8 Wochen zuvor ordentlich mit Sport angekurbelt. Hab mich besonders gut ernährt und war dem Alkohol auch nicht sonderlich zugetan. Aber bei einem 1-Jahr alten Immunsystem (völlig ohne Erfahrung) reicht das als Vorsicht wohl nicht aus!
LG T.
PS: Hat's jmd. aus dem Countdown-Thread dieses Jahr auch mal voll umgehauen, oder bin ich der einzige Depp, der hier, hier, ich, ich gerufen hat?