MH trotz seiner Folgen, der Einsatz lohnt sich

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Michael
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MH trotz seiner Folgen, der Einsatz lohnt sich

Beitragvon Michael » 18.02.2007 14:31

D E R E I N S A T Z L O H N T S I C H
M A N I S T N I C H T A L L E I N !!!!

Als ich im Juni 1997 meine Erstdiagnose Morbus Hogkin erhielt, gab es diese sinnvolle wie wichtige Institution „Haus Lebenswert“ der Uni Klinik Köln noch nicht. Auch war die Informationsqualität im Net auch nicht auf dem heutigen Stand.

Damals eröffnete man mir im heimatlichen Krankenhaus bei einem damaligen neurologischen Nebenbefund wie beidseitige Fußheberlähmung und Doppelbilder, heute eine häufige Nebenwirkung von z.B. Winkristin, dass wenn ich es überlebe dann im Rollstuhl. Ich sollte noch mal mit meiner Frau in Urlaub fahren bevor ich den stürbe.

Nichts für empfindliche Seelen. Ich wurde dann glücklicherweise in die Kölner Uni Klinik auf die onkologische Station zur weiteren genauen Diagnostik überwiesen.

Das Staging ergab MH 2b. Man empfahl das Befallgebiet nervenschonend, operativ zu sanieren und mit einer BEACOPP Chemo- Therapie in 8 Zyklen zu behandeln.

So geschah es. Da ich damals erst 37 Jahre zählte, verzichtete man auf das Procarbazin um meine Fruchtbarkeit zu erhalten (BEACOP).

Man sprach damals von einer Überlebensrate von ca. 70%. Dann war man allein mit sich und dem Elend. Ich versuchte der Dringlichkeit psychologische Unterstützung zu erhalten, Nachdruck zu verleihen. Umständlich und sehr lückenhaft hat man es dann auf die Reihe gekriegt, dass ich Gelegenheiten zu Einzelgesprächen mit Psychologen bekam.

Leider hatte ich eine zusätzlioche Aufgabe zubewältigen. Wegen meines sehr schlechten periferen Vevsystems erhielt einen pecotral, subkutan liegenden Zugang implantiert. Dieser wurde direkr bei der ersten Chemo falsch bedient, so dass u.A. ca 25ml Adriablastin para flossen und meine Muskulatur auf der liken Seite nahezu komplett zerstörten. Nur so nebenbei, ich bin Linkshänder.

Wenn die Therapie nicht so schlauchte, habe ich damals mit LeidensgenossInnen die Verwaltung und die damalige medizinische Leitung (Prof.Dr.Volker Diehl) versucht von der Notwendigkeit einer ständigen Einrichtung zur möglichst ganzheitlichen Ergänzungsbetreuung, zu überzeugen. Heute gibt es ein ganz normales Patientenkaffee (Cafe Lindental gab es damals auch noch nicht), etliche Selbsthilfegruppen, ein Rahmenbegleittherapieprogramm und das Haus Lebenswert.

Schön zu sehen, das unter Anderem unser Einsatz damals mit dazu beigtragen hat, dies zu initiieren und nachhaltig zu installieren. Es hilft doch vielen Patienten und Angehörigen.

Nach Beendigung meiner BEACOP Cyklen und einer angemessenen Pause durchlief ich die Phase der Strahlentherapie.

Eigentlich sollte ich mit fortschreiteder Strahlentherapie im März 1998 eine Erleichterung und Erholung des Körpers spühren. Was ich spührte, war das die Milz unter dem linken Rippenbogen wuchs und wuchs. Bei einem gründlichen Restaging stellte man dann fest, dass die Milz komplett befallen war. Diese durch bildgebende Diagnaostik erstelle Vordiagnoe, bestätigte sich leider über die eingeleitete Splenektomie. Die Pathologie bestätigte ein hochmalignes Milzlyomphom.
Mein damaliger betreuender Doc., Herr Dr. Armin Breuer, eröffnete mir die recht final wirkende Diagnose sehr gefühlvoll. Weiter führte er aus, dass man das überleben könnte. Wie man mich aber in Uni Klinik kennengelernt habe, würde ich das wohl schaffen.
(Ich wünschte wirklich, dass es mehr so menschlich und psychologisch ausgerichte Mediziner gäbe wie Hr.Dr.A.Breuer)

Na toll nun sprach man von der Möglichkeit es zu überleben und nicht von einer klaren Überlebens- oder Mortalitätsrate.
Was folgte ist klar. Es begann die Hölle auf Erden: Das HDAP Protokoll.
Es ist zu schaffen, aber nur mit Ruhe und Konzentration auf das Wesentliche.
Denn ein Ziel dieses Protokolls ist es, embrionale Stammzellen des eigenen Rückemmarks zu gewinnen.
Also den wichtigen Teil, um nachhaltig überleben zu können.
Mit dem Ziel sollte es wohl gelingen, sei es auch noch so hart (Venenjammern, Imunkollapse etc. eingeschlossen).
Das dauerte ca. vier harte Wochen auf der 13 im „Bettentower“.
Nach weitern vier Wochen „Erholungsurlaub“ zu Hause kam dann unter absolut reinen Bedingungen der High Beam. Wie man am Nahmen schon erkennen kann, wird man dort Zelltechnisch komplett geplättet.
Ich hatte nicht einmal die Kraft, ohne Hilfe auf das WC zu gehen.
Nun war der Zeitpunkt gekommen meine gewonnenen und gereinigten Knochenmarksstammzellen zurück zu erhalten. Man profezeite mir, das die wieder anwachsenden Stammzellen Schmerzen bereiten würden. Na ja, trotz der dauernden und hochdosierten Gabe von Morfinen hat es höllisch geschmerzt.
Aber es war das Zeichen, das die Zellen sich wohlfühlten und lebten.

Am 29.10.1999 war ich komplett aus dem Tal der Tränen und Aplasie heraus und wurde mit den besten Wünschen entlassen.

Ausser, dass mein Immunsystem und das Kräftepotential unter den Möglichkeiten eines gleich alten und gesunden Menschen weit zurück bleibt, kann ich nur eine Quintessenz bilden:

Der Einsatz lohnt sich !!!!

Nun bin ich mittlerweile fast 49 und ich lebe und stehe, behinert zwar aber auf meinen Füßen. Leier habe ich bis heute noch keinen geeigneten Psychologen gefunden, der mich wieder auf die Füße stellt.

Vor der Erkrankung war ich selbständiger Kommunikationsanalyst und hatte viel verantwortung, viele Freunde und vielschichtigen Erfolg.
Nun gilt es ein Weg zu finden, der mir mein Selbstwertgefühl korrigiert. Auch muss ich damit klar kommen, das ich icht nur stril, sondern in Folge der Therapien auch noch impotent bin. Ich bin nicht der Typ, der mit den Lenden denkt, aber einwenig fehlt schon. Alles ist halt nicht zu kompensieren.


:roll: :roll: :roll: :wink2:

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sparklingmarc
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Beitragvon sparklingmarc » 18.02.2007 14:48

Hui... vielen vielen Dank für diesen Bericht, Michael!

Ich habe schön öfters gedacht, dass ich unglaubliches Glück habe, im Jahr 2007 diese Erkrankung zu haben. Was sich da medizinisch und in der Betreuung in den letzten zehn Jahren getan hat, kann man wohl gar nicht genug würdigen.

Und wie du das alles gemeistert hast und das beschreibst... meine Güte, ganz ganz großes Kompliment!!!
Was mir nicht ganz in den Kopf will, ist, dass du offensichtlich auch heute noch keinen passenden Psychologen findest? Vielleicht kennt hier im Forum ja jemand einen guten Kontakt...

Ich wünsche dir jedenfalls alles erdenklich Gute und wenn ich heute die Sonne draußen sehe (ich war grade im Garten)... es lohnt sich wirklich.

Ciao Marc
Ahoi Marc

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Danke für die Anteilnahme

Beitragvon Michael » 18.02.2007 14:59

Hallo Marc,

Danke für Deine Antwort.

Für Dich gibt ja wohl auf was zu wünschen. So soll´s sein.

Es stimmt, es hat sich sehr viel in der Diagnostik und Therapieform. Ein Glück. Es aber dennonoch recht schwierig, einen geeigneten Psycholigen/In zu finden, gerade wenn bestimmte Ansprüche daran, motiviert durch spezielle Kenntnisse, existieren. Es gibt da viel Schrott auf dem Markt.

Dir alles Gute,

vielleicht hört man ja wieder von einander

Chio

MIchael :heilig:

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Judith
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Beitragvon Judith » 18.02.2007 19:56

Hallo Michael,

beeindruckende Geschichte.... herzlich willkommen hier im Forum.
Wenn ich Deine Story lese, denke ich auch, dass sich in den letzten Jahren einiges geändert - verbessert hat.
Ich bekam in der zweiten Hälfte 2006 beim 2. Rezidiv auch 2 DHAP-Zyklen, dann BEAM mit autologer Stammzellentransplantation. Aber mir ging's zu keinem Zeitpunkt dieser Therapie wirklich schlecht.
Dass es weh tut, wenn die Stammzellen "anwachsen", ist mir völlig neu, habe ich auch noch nie gehört :roll:
Richtig weh getan hat's als sie mittels Neupogen dazu bewegt wurden, ihr kuscheliges Nest im Knochenmark zu verlassen und sich auf die Reise in die perifere Blutbahn zu begeben, um gesammelt werden zu können.
Aber das kannte ich schon vom BEACOPP zwei Jahre vorher.
Das Cisplatin (DHAP) ist richtig fies, da hast Du recht!
Ich war auch nicht isoliert, sondern auf der normalen Station - und empfand die ganze Therapie als nicht soooo schlimm wie ich sie mir vorgestellt hatte :?
In meinem Thread "schöne Bescherung" erfährst Du mehr, falls es Dich interessiert....

Ich wünsche Dir, dass Du bald eine geeignete psychologische Betreuung findest, die Dir hilft.
MH IIIA, nod.skler., HD15-Studie: 8xBEACOPP-14 von 5-9/04; 10/05 alte Stellen wieder aktiv, 22 Bestrahlungen 2/06, dann alles OK; seit 1992 kutanes T-Zell-Lymphom; 4/06 LK an neuer Stelle, 7-10/06 HD mit autologer Stammzelltransplantation SO FING'S AN und SO GING'S WEITER

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Unterschiede in den Therapien

Beitragvon Michael » 20.02.2007 12:24

Hallo Judith,

erst einmal vielen Dank für die Raektion. Aber Du scheinst wirklich einiges an Glück gehabt zu haben. Allerdings ist seit miener Therapie 1999 einiges geschehen. Damals war ich europaweit der 47ígste, der nach dem genannten Protkoll behandelt wurde. Da hat sich bis heute seht viel erneuert zu Gunsten einer geringeren Belastung für die Patienten. Heute gibt es sogar komplette Rehanetzwerke, die automatisch die psyhosoziale implementieren.

Heute gibt es Nebenwirkungen wie, Sehstärkeverlust, Hörfähigkeitsverlust, allgemeine Nerven- und Knochenschmerzen nicht mehr. Schön für die, die danach kamen, aber bei mir gab´s dass alles und noch viel mehr an Langzeitnebenwirkungen.

Da fällt es oft schwer an ein normales Leben zu denken auch 8 Jahre nach allem. Bei der Suche nach einem passenden Psyhologen habe ich es etwas schwerer. Erstens interssiere ich mich schon sehr lange privat für dieses wissenschaftliche Gebiet und zweitens, habe ich zu viele Bekannte, die in diesem Beruf arbeiten.

Doch das Wetter ist nun wieder trockener, da geht es mir dann doch streckenweise ganz gut.

Ciao

Michael

Elisabeth
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Beitragvon Elisabeth » 20.02.2007 14:39

Hallo Michael,

sorry, wenn ich dich da etwas berichtigen muss:
Heute gibt es sogar komplette Rehanetzwerke, die automatisch die psyhosoziale implementieren

Das ist eher die Ausnahme. Und automatisch geht da nix.

Heute gibt es Nebenwirkungen wie, Sehstärkeverlust, Hörfähigkeitsverlust, allgemeine Nerven- und Knochenschmerzen nicht mehr

Diese Nebenwirkungen gibt es, je nach Medikamentenzusammensetzung, sehr wohl noch.


So sehr ich dir natürlich wünsche, dass du eine passende psychologische Unterstützung findest, kommt es letztendlich immer auf einen selber an, was man mit dem, was einem nach der Therapie geblieben ist, noch macht. :carrot: :h010:
Ein Psychotherapeut wird dir wahrscheinlich nicht den Weg sagen können. Er kann dir vielleicht zuhören, oder auch einen Impuls geben. Aber ich würde mich nicht zu sehr darauf verlassen.
Wie du selber ja gesagt hast, geht es einem streckenweise auch ganz gut. Und denjenigen, die nicht unsere Krankheit hatten, geht es auch nicht zwangsläufig besser. Entweder, sie wissen nicht zu schätzen, wie gut es ihnen geht, oder sie müssen sich mit anderen Schicksalsschlägen auseinandersetzen.
Mit irgendwas muss man sich schließlich herumschlagen im Leben. :meck2: Versuch es nicht so negativ zu sehen.

Alles Gute,
Elisabeth
1993 MH 2A (7. Schwangerschaftsmonat), Bestrahlung (50gy) und Splenektomie
11/2003 Rezidiv 2A, 3X ABVD, HD Cyclophosphamid, vorsorgliche Stammzellsammlung, 2X BEACOPP, Bestrahlung
12/2004-2005 mehrmals Verdacht auf Frührezidiv nach PET
08/2015 alles ok
http://forum.hodgkin-info.de/viewtopic.php?t=778


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