meine MH-Zeit

Hier kann sich jeder - in einem eigenen Thread - vorstellen. Ich bitte darum, hier auf ausschweifende Diskussionen zu verzichten. Für wichtige Themen steht dafür das "Morbus Hodgkin Forum" zur Verfügung, für weniger wichtige das "Plauder Forum"
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Anettdesign
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meine MH-Zeit

Beitragvon Anettdesign » 27.06.2005 21:39

Hy, ich bins, Anett :!:

Hab erst vor kurzem zu dieser Seite hier über Google gefunden. Ist echt informativ.

Erst einmal etwas zu mir: Also, ich bin 20 habe bis August 2004 in Dresden gelebt.
Auf der Suche nach einem Praktikumplatz in einer Werbeagentur hat es mich nach Berlin verschlagen.
Dort, alles perfekt -> Zimmer in WG -> Praktikum macht Spaß, habe ich durch Zufall beim neigen vom Kopf festgestellt, dass die rechte Halsseite enorm dick war.
Es war Freitag, und somit zu spät für einen Arzt. Die nächste Woche verbrachte ich damit, mir in Berlin nen Hausarzt zu suchen, der zum Glück schnell reagierte und mich zur Sono geschickt hatte -> vergrößerter Lymphknoten -> Termin bei Onkologie in Charité.

Bis dahin sagte mir natürlich niemand, was es hätte sein können. Mal ehrlich, wer rechnet schon mit 19 damit, an Krebs zu erkranken. Ich kam bis dahin noch nie mit dem Thema in Verbindung.

Der Charité-Termin rückte immer näher, und das Luft holen fiel immer schwerer durch die Schwellung. Also an einem morgen in die Nottaufnahme. Dort wurde ich vor die Wahl gestellt : -> Entnahme und anschließende Behandlung in Berlin, wo ich niemand kannte und ganz allein war oder -> am selben Tag noch nach Dresden und in die Uniklinik einweisen lassen, da, wo meine Familie auf mich wartete. Da fiel die Entscheidung nicht schwer!

Am nächstem Tag war dann schon die OP, 2 Tage vor meinem 20ten Geburtstag. Zum Glück durfte ich zum Geburtstag früh wieder aus dem KH, das war am 3.9.04 Am 6.9. sagten sie mir dann genau, was ein Lymphom ist, und das ich dies hätte. Da brach erst einmal die Welt für mich enorm zusammen. Bis dahin wurde nur von einer möglichen Viruserkrankung gesprochen, nichts von Krebs.

Ergebnis: Morbus Hodgkin, 5 cm x 8 cm (laut OP), Stadium 2A, Mischtyp, Therapie mit 4 x ABVD

Meine Symphtome waren als einzigstes Müdigkeit, Aber ich hatte es natürlich auf den Umzug nach Berlin geschoben, und auf den neuen Stress.

Dann ging alles Schlag auf Schlag: Gespräche, CT, Sono, Knochenmarkentnahme, Lungentests, Port, und schon ging die Chemo-Therapie los am 15.9.04.

Ich beschloss an der HL1 Studie teilzunehmen. Ich bekam 4 Zyklen ABVD, nebenbei Enatone (damit ich später die geplanten Kiddies noch bekommen kann).

Das schlimmste an der Behandlung war, dass ich nichts zu tun hatte. Praktikum in Berlin hatte ich abgebrochen, Zimmer in WG aber behalten, damit ich mir nicht selbst das Ziel nahm, nach der Therapie wieder neu in Berlin zu starten.

Hiermit möchte ich auch einen riesigen Kuss an meinen Freund schicken. Ich möchte einfach mal berichten, dass das, wie er zu mir gestanden hat, nicht selbstverständlich ist.

Wir lernten und ca. 3 Wochen vor meiner Diagnose MH kennen. Als ich ihm am Telefon vom Ergebnis berichtete, nahm ich an, dass es das jetzt war mit ihm. Aber, was bekam ich von ihm zu hören: „Du musst dir schon was besseres einfallen lassen, um mich loszuwerden.“ Mir standen die Tränen in den Augen. Er kam jedes WE von Frankfurt (Oder) zu mir nach Dresden und wenn möglich, hat er frei genommen.

Bis auf 2 oder 3 Leute aus meinem Freundeskreis hat niemand zu mir gehalten und es war Funkstille. Dazu sei noch einmal gesagt: DAS IST SCHEIßE...
Aber wenigstens weiß man jetzt, welches die wahren Freunde sind.
So, ich komme schon wieder vom Thema ab.
Die Nebenwirkungen, die mich ereilt hatten, während der Chemo: Haare alle weg, aber erst gegen Ende der Chemo (Freund hatte sie mir dann alle abrasiert, denn nix is schlimmer, als tagtäglich mit anzusehen, wie viele ausfallen), Zwicken und Zwacken überall (so das man verrückt werden könnte), echte Heultage.

Am schlimmsten war die Einlieferung am 31.12.04 in die Notaufnahme, weil früh 39 Grad Fieber. Also, Silvester im KH -> ich hätte es verfluchen können. Im nachhinein hatte ich so was von Glück gehabt. Man sagte mir: einen Tag später, und das hätte es gewesen sein können. Hatte eine extreme Lungenentzündung, und das hätte es gewesen sein können. Naja, also 7 Tage KH.

Seit Ende Januar ist die letzte Therapie-Einheit vorbei. Ich bin wieder zurück in meinem alten Leben, nach Berlin, habe das Praktikum weitergemacht, um mich nicht von dem letzten halben Jahr Krankheit unterbringen zu lassen.

Auf eine Kur habe ich bewusst verzichtet, hab es stattdessen vorgezogen, gleich nach Therapie mit meinem Freund nach Gran Canaria für 10 Tage zu fliegen -> DAS WAR DIE BESTE KUR FÜRS HERZ UND FÜR DIE SEELE, der Rest kam von selbst.

Bei der ersten Nachuntersuchung im April kamen die ersten Zweifel auf, ob nun die andere Halsseite befallen sein könnte. Nun ist die OP noch nicht einmal 2 Wochen her, das Ergebnis steht jedoch noch aus. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr mir das Thema im Moment durch den Kopf geht. Ich möchte das Ganze eigentlich nicht noch einmal durchstehen wollen. Zumal ich seit 1.6. einen Job endlich habe, in eigene Wohnung umgezogen bin, und noch in der Probezeit,...! Nix wäre schlimmer, als wenn jetzt MH wiederkommt.

Und durch diese Angst bin ich zu dieser Seite gekommen, wollt mich über die Risiken von Rezidiven erkundigen.
Es ist schon Wahnsinn, wie viele Menschen betroffen sind. Es könnte einem schon Angst machen...


An alle, die das ganze noch vor sich haben, oder gerade dabei sind: ich wünsch euch alles Gute und ganz viel Kraft!!!


Ganz liebe Grüße, Anett :D

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Judith
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Beitragvon Judith » 28.06.2005 08:12

Hallo Anett,

willkommen im Forum, schön, dass Du Dich vorgestellt hast!
Wir drücken Dir alle den Daumen, dass es kein Rezidiv ist, aber selbst wenn, Du hast sicher schon gelesen, dass es da noch genug Möglichkeiten gibt, nur nicht den Kopf hängen lassen!!!
Ganz, ganz wichtig ist, dass Deine Familie und Dein Freund zu Dir halten :D . Eine solche Krankheit stellt jede Beziehung auf eine Bewährungsprobe, aber da scheinst Du wirklich gute Karten zu haben :wink:
Was die Freunde betrifft, diese Erfahrung haben die meisten von uns gemacht, da wird "die Spreu vom Weizen getrennt", und das ist auch ganz gut so... :?
Nochmal dickes Daumendrück und halte uns auf dem Laufenden!

Liebe Grüße, Judith
MH IIIA, nod.skler., HD15-Studie: 8xBEACOPP-14 von 5-9/04; 10/05 alte Stellen wieder aktiv, 22 Bestrahlungen 2/06, dann alles OK; seit 1992 kutanes T-Zell-Lymphom; 4/06 LK an neuer Stelle, 7-10/06 HD mit autologer Stammzelltransplantation SO FING'S AN und SO GING'S WEITER

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Beitragvon bonny0404 » 28.06.2005 08:54

Hallo Anett,

...ja dieses Forum ist wirklich prima,da hast dich richtig hergeklickt :wink:

Ich finde auch super das dein Freund so toll zu dir hält,leider ist das nicht überall der Fall :cry: Wenn man schon krank ist und dann noch Beziehungsprobleme hinzu kommen,das ist schon hart...

Ich lag übrigens auch über Weihnachten und Silvester im KH.Weihnachten noch auf der Intensivstation ebenfalls mit Lungenentzündung und am 28.dann die Verlegung auf die "Innere".Ich war echt traurig,weil man ja an die feiernden Leute denkt und wollte schlafen,aber zum Jahreswechsel kamen die Schwestern mit einem kleinen Mandarinen-Cocktail :wink: Leider hatte ich zu der Zeit kaputte Schleimhäute und konnte nur kurz am Glas nippen,aber die Geste fand ich super....war sogar eine brennende Wunderkerze drin :wink:

Ich schließe mich den gedrückten Daumen von Judith :D an....lass von dir hören,

liebe Grüße Bonny
man muss die Welt nicht verstehen,man muss nur in ihr zurecht kommen!

Diagnose: Dez.2003
NHL Stadium III-IV,
3 Monate stationäre Behandlung
Therap.:Hochd.Chemo+2x autol.SZT+36 gy mehr über mich
letzte NS 09/2010 alles i.O. Bild

arminio

Beitragvon arminio » 28.06.2005 14:07

Hallo annett,

auch ich drücke dir ganz kräftig die Daumen.
Du hast haargenau die gleiche Diagnose, wie ich damals also auch 2a Mischtyp. Ich bin nun 9,5 Monate in Remission mit 4xabvd und 30gy.

Vielleicht sind die Alarmglocken nachher doch ein Fehlalarm, das hoffe ich schwer für Dich.
Aber so gesund und auch hübsch :wink: (das zum Thema Haarausfall :lol: ), wie du auf deinem Avatar aussiehst ist es bestimmt was harmloses.

Also nochmal ich drücke die Daumen für das Ergebnis der Histologie :!:
LG Armin

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ALLES OK

Beitragvon Anettdesign » 29.06.2005 08:47

Hallo hier an alle. Wollt nur berichten, dass das Ergebnis endlich raus ist. Es ist KEIN Rezidiv!!! :D
Nur irgendein anderer Virus, der noch geklärt werden muss...!
ZUM GLÜCK, ich bin sowas von happy...

*wink* Anett
MH, Stad 2a seit 9/04, 4x ABVD, seit 1/05 Remission
>mir gehts super<
30.08.2007 habe eine zuckersüße Tochter bekommen

arminio

Sehr gut

Beitragvon arminio » 29.06.2005 11:48

Hallo Anett,

da fällt mir aber auch ein Stein vom Herzen.
Toll, daß sich der Hodgkin nicht zurückgemeldet hat, das wäre auch zu gemein gewesen.
Alles Gute weiterhin. 8)
LG Armin :D

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Beitragvon bonny0404 » 29.06.2005 15:55

Hallo Anett,

das ist ja super,das du schon das Ergebnis hast und vor allem das es positiv für dich ausgefallen ist.Freue mich sehr für dich :D

Wir hören uns demnächst noch wegen...du weißt schon :wink:

LG und säckeweise Gesundheit,so viel du nur tragen kannst für deine Zukunft


Bonny
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Michi
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Beitragvon Michi » 29.06.2005 16:52

Hallo Anett,

ist ja klasse! Es freut mich für dich, dass der MH sich nicht nochmal versucht hat bei Dir einzuquartieren.

Grüssle,

Michi
Diagnose Mai 2005: MH Stadium IIa, kein RF; Therapie mit 2xABVD + 30 Gy Bestrahlung. 26.9.05: FERTIG!!!!!
seither alle Nachsorgen: OK!

Seelchen

Beitragvon Seelchen » 30.06.2005 18:53

Meine Cousine befindet sich zur Zeit mit MH in der Chemo in einer Klinik in Potsdam, Sie bekam auch Ihre Diagnose mit 19 Jahren, auch aus heiterem Himmel.

Es macht mir unheimlich Mut wenn ich hier lese wieviele junge Menschen betroffen sind und es mir soviel Kraft anpacken und schaffen.

Seit Montag gehen Ihr die Haare aus aber auch das steckt Sie weg, ich bewundere Sie, als auch alle anderen hier wie Ihr mit der Krankheit umgeht!!!!!!!!

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*freu*

Beitragvon Anettdesign » 01.07.2005 10:14

Stimmt, man muss schon stark sein, doch oftmals sind die betroffenen Personen meist viel Stärker als die Angehörigen (aus welchem Grund auch immer). War bei mir auch so.

Zu dem Foto: ich hab es echt gemacht, und bin, kurz bevor die Haare wieder nachgewachsen sind, zum Fotoshooting. Sind echt spitzen Bilder bei rausgekommen und bereue es nicht. Wann hat man schonma Glatze im Leben :lol:
,

Ich wünsch deiner Cousine ganz viel Kraft und Glück, und, die Haare sind bei mir bedeutend besser wieder nachgewachsen als wie sie vorher waren!!! 8) ,
MH, Stad 2a seit 9/04, 4x ABVD, seit 1/05 Remission

>mir gehts super<

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