Das Leben danach

Hier kann nach Herzenslust geklönt werden. Alles, was nicht unbedingt mit Morbus Hodgkin zu tun hat, gehört hier rein.
EsI
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Das Leben danach

Beitragvon EsI » 17.05.2007 01:13

Hallo zusammen!

Ich wollte eigentlich zum Thread " Wie lange braucht mein Körper sich zu erholen" antworten, aber dann hab ich mir gedacht, dass ichs lieber ins Plauderforum schreib.

Immer wieder kreisen meine Gedanken darum, ob ich jetzt richtig und gut genug lebe um einen Rezidiv zu verhindern.

Ich habe mich natürlich auch beobachtet, ob und wie ich mich in der Zeit "danach" verhalten habe.

Irgendwie habe ich aber teilweise das Gefühl gehabt, besonders beim Weggehen und so, dass ich nicht so richtig abfeiern soll, weil ich ja gerade nochmal so davon gekommen bin
und eigentlich dankbar sein müsste, dass es mir jetzt wieder so gut geht.

Versteht mich nicht falsch -Ich BIN heilfroh, dass es mir wiederso gut geht, aber muss ich deshalb aufs feiern verzichten?
Oder mein Leben großartig umstellen , z.B. meine Ernährung umstellen, Bilder malen statt Disko und so?

Ich versuch schon auf meinen Körper besser zu hören und gebe ihm öfter und länger eine Auszeit als früher, aber trotzdem kommt es noch vor dass ich mal richtig auf die Kacke hau.
Da kam es dann schon vor, dass ich angesprochen wurde, ob ich denn das machen sollte.

Eine richtige Antwort darauf habe ich eigentlich nich. Es is halt so wies is.

Ich habe mir Fragen wie "Warum ich?" oder "Weswegen bei mir?" schon damals nich gestellt, weil ich mehr der Überzeugung bin dass es eben kommt wies kommt.

Ich kenn dutzende die mehr Scheiße bauen und denen fehlt nix und andererseits kenn ich auch Leute die immer "brav" waren und trotzdem Pech hatten, also was soll ich mir den Kopf zerbrechen.



Wie habt Ihr den euer Leben verändert? ...oder habt Ihr es überhaupt verändert? ...oder wurde es verändert?

und damit meine ich jetz eigentlich nicht sowas wie "...ich lebe jetzt intensiver und so (tschuldige)".
Ich meine mehr so etwas wie ich mach mehr Sport, ich trinke weniger, ich rauche nicht mehr, ich kiff nicht mehr ...

Wenn ja wie lange halten diese Vorsätze? ...fällt es euch schwer? was ist euer Antrieb (nur die Angst vor dem Rezidiv??)?

Das sind jede Menge Fragen, ich weiß schon, aber ich habe die ganze Zeit danach irgendwie das Gefühl mich besonders am Riemen reißen zu müssen.

Bin dankbar um jede Meinung und Anregung!



Bis denn

EsI
MH 2B , RF > 3 Lymphknotenareale, hohe BSG , Diagnose 06.2005, Therapie 7.07.05-6.12.05, 2xBEACOPP + 2xABVD + Bestrahlung 30 Gy- Vollremission nach Studie HD14 -

I miss Ingo :cry:

JU
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Re: Das Leben danach

Beitragvon JU » 17.05.2007 03:04

Hallo Esi!

EsI hat geschrieben:Irgendwie habe ich aber teilweise das Gefühl gehabt, besonders beim Weggehen und so, dass ich nicht so richtig abfeiern soll, weil ich ja gerade nochmal so davon gekommen bin
und eigentlich dankbar sein müsste, dass es mir jetzt wieder so gut geht.

Gerade das es Dir wieder so gut geht, ist doch ein Grund richtig zu feiern! :winki:
EsI hat geschrieben:Oder mein Leben großartig umstellen , z.B. meine Ernährung umstellen, Bilder malen statt Disko und so?

Es gibt vielleicht schon ein paar Dinge, auf die man achten sollte, wie zum beispiel weniger, im besten Falle gar nicht mehr rauchen oder auch zu versuchen sich gesund zu ernähren, aber ich finde, dass die anderen Dinge auch nicht zu kurz kommen sollten. Wenn wir nun auf alles verzichten müssten, was Spaß macht, nur weil es nicht in den "perfekt-gesunden" Lebensstil passt, dann würde die Lebensqualität doch erheblich sinken oder? Wenn wir etwas aus dieser ganzen Sache mitnehmen, dann doch gerade, dass man das Leben genießen sollte. Man muss es ja nicht übertreiben. Solange Du nicht jedes Wochenende deine Leber strapazierst und sturzbetrunken in irgendeiner Ecke liegst, denke ich ist gegen Feiern nix einzuwenden. :winki:


EsI hat geschrieben:Ich kenn dutzende die mehr Scheiße bauen und denen fehlt nix und andererseits kenn ich auch Leute die immer "brav" waren und trotzdem Pech hatten, also was soll ich mir den Kopf zerbrechen.

Da hast Du Recht! Von solchen kenne ich auch genug! Aber es ist, wie es ist. Das Leben ist nun mal in mancher Hinsicht unfair und kein Wunschkonzert.
Ich frage mich auch wieso manche Leute von Glück überhäuft werden und warum bei denen alles so super läuft, obwohl sie es von ihrem Verhalten her vielleicht nicht immer verdient hätten. Und ich, ich musste mich mit Themen wie Krebs und Chemotherapie auseinandersetzen. Damit will ich jetzt nicht sagen, dass irgendwer eine Krankheit verdient hätte, nur ich frage mich da manchmal nach der "Gerechtigkeit", wenn man in diesem Kontext überhaupt von Gerechtigkeit sprechen kann...
Dafür gibt es tausend Beispiele im Alltag. Aber vermutlich kann man hier gar nicht davon sprechen, ob es jemand verdient hätte oder nicht. Woran will man das auch festmachen? Oder wer bestimmt darüber? Diese Fragen sind genau so sinnlos, wie die Frage warum ausgerechnet ich MH bekommen habe, weil es einfach keine Antworten gibt.



EsI hat geschrieben:Wie habt Ihr den euer Leben verändert? ...oder habt Ihr es überhaupt verändert? ...oder wurde es verändert?

Hmm...ich glaube rückblickend kann ich sagen, dass sich bei mir bis jetzt nicht viel geändert hat bzw. dass ich bewusst etwas verändert habe. Mir fällt es jedenfalls nicht auf. Aber was ich mir zum Beispiel jetzt ganz klar gemacht habe ist, dass ich definitiv nie anfangen will zu Rauchen! Ich habe vorher auch nicht geraucht, aber für mich hat das Rauchen jetzt einfach noch mehr negative Seiten, was es für mich noch unattraktiver macht.

Ich würde Dir einfach raten, nicht allzu viel auf diesen Fragen herumzudenken, da man vermutlich eh keine Antworten bekommen wird. Eher wird man nur noch aggressiver, weil man, je mehr man sich darüber Gedanken macht, feststellt, wieee unfair das alles doch eigentlich ist.
Versuche einfach das Leben zu genießen, so gut es geht. Wie bereits oben gesagt, man muss es ja nicht übertreiben...

Liebe Grüße!
Ju
Diagn. Sept. '05
-> MH 2ae mit Risikofaktoren
-> HD14 mit 4xABVD & 30 Gray
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bonny0404
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Beitragvon bonny0404 » 17.05.2007 09:21

hi esi,

ich finde judith hat recht,denn es bringt dir nichts,dich ständig darauf zu konzentrieren,was du nun besser machen solltest und was nicht.

Ein bissi auf sich aufpassen ist aber dennoch nicht schlecht,aber man achtet ja auch auch vorher auf sich und versucht sich gesund zu ernähren und weiß,das rauchen schadet.

Ich hab vor NHL auch geraucht (nicht viel).Das war aber schon mein einziges gesundheitschädigendes laster,denn ansonsten hätte ich gar nicht krank werden dürfen.Ich hab mich immer super gesund ernährt,mich viel bewegt und all die anderen dinge.
Dann hab ich aufgehört zu rauchen und peng! kam mein NHL.(Und jetzt sag nochmal einer,es ist gut das rauchen aufzugeben :lol: )
Natürlich rauche ich ncht mehr,aber meine guten vorsätze zur gesunden ernährung wanken ganz schön doll :wink2:

Es gibt wirklich keine "gerechtigkeit" was dies alles betrifft.Meine ehemals beste freundin ist das beste beispiel: geht mindestens 3x die woche auf party und 2x in eine kneipe,schluckt schlafmittel und aufputschmitte,kifft und ist manchmal mittags entweder noch voll,oder schon wieder voll und raucht wie ein schloth....aber gesund!Nur sag ich mir,das da auch noch nicht aller tage abend ist.
Und da liegt der hase auch im pfeffer,denn wenn man jung ist,steckt der körper alles besser weg,aber man will ja auch möglichst gesund sein,wenn älter ist und sich nicht mit 50 wie 80 fühlen usw. und deshalb seinen körper nicht außer acht lassen.

Klar,wer denkt schon in jungen jahren an´s alt werden,aber dennoch ist dem altern bisher niemand entwischt :wink2:

Generell finde ich,das,je jünger einen MH/NHL oder eine andere krankheit erwischt,ist man schneller in der lage die krankheit zu verarbeiten,oder auch zu verdrängen und sein leben zu genießen.
Ich hab keine ahnung warum das so ist: vielleicht ist alles für jüngere menschen überschaubarer und wenn man älter ist,kommen andere gedanken hinzu,die man einfach noch nicht hat,wenn man jung ist.
Z.B. ist es auch schon wieder ganz anders,wenn man kinder hat und sich damit auseinandersetzen muss,das die kinder evtl.ohne dich aufwachsen müssen.

Auf jeden fall wächst man ja an seinen erlebnissen und entwickelt sich entsprechend und wie es auch in deinem leben kommt in manchen situationen wirst du auf das,was du erlebt hast zurückgreifen können und dadurch in einigen situationen anders entscheiden,als hättest du nie etwas in der art erlebt.
Du hast also eine information mehr in deinem kopf,als ein kerngesunder mensch :idea:

Für mich haben sich einige dinge ganz deutlich verschoben.Ich will nicht wieder alles aufzählen,aber das wichtigste ist wohl,das ich viel aufmerksamer für meine umwelt geworden bin und mir mehr zeit für die menschen um mich herum nehme,als früher.Ich habe anders sehen gelernt,aber auch im negativen sinn.Über manche dinge hab ich SO nie nachgedacht.
Vielleicht hätte ich mich aber auch ohne erkrankung so entwickelt...nur etwas später wahrscheinlich.

Zieh am besten die positiven dinge aus MH und genieße das leben ohne zu viel nachzudenken,so lebt es sich am schönsten.

Lg Bonny
man muss die Welt nicht verstehen,man muss nur in ihr zurecht kommen!

Diagnose: Dez.2003
NHL Stadium III-IV,
3 Monate stationäre Behandlung
Therap.:Hochd.Chemo+2x autol.SZT+36 gy mehr über mich
letzte NS 09/2010 alles i.O. Bild

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nusch
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Beitragvon nusch » 17.05.2007 13:02

hey!
ich bin ja immer froh über solche threads, ich schlepp auch noch immer ganz schön viele gedanken mit mir rum, die nicht nur medizinischer art sind.
abgesehen vom ganzen "lebensphilosophischen": ich habe vorher auch total gesund gelebt, mit allem drum und dran, ich habe nur zu viel gearbeitet und war total gestresst.
und als die therapie losging, habe ich bei aller vorsicht schon angefangen, mir öfter was zu gönnen, sahnetorte, steaks, fritten u.s.w.
ich ernähre mich definitiv ungesünder als vorher, ich trinke auch mehr alkohol (hab vorher fast nie getrunken) - weil ich einfach mehr genieße. und ich glaube, dass es immer um gummipunkte für's immunsystem gehen sollte, und da spielt der wohlfühlfaktor ja auch ne rolle. natürlich muss man die balance halten, und jeden tag vollrausch und bratwurst geht nicht. aber bestimmt tut es der gesundheit gut, wenn man versucht es sich gut gehen zu lassen. mittlerweile muss ich mich zum gesund leben viel mehr zwingen als vorher.
und letztlich wissen wir alle nicht genau, warum wir den scheiß bekommen haben - ob wir nun als veganer oder wie keith richards gelebt haben, who knows!
also gönn dir ruhig weiter mal dein bayrisches weizen + weißwurscht!
liebe grüße, nusch

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Beitragvon EsI » 17.05.2007 22:23

Hi nochmal!

@ JU

also ich bin nicht jedes Wochenende sutrzbesoffen, aber es ist in diesem Jahr durchaus vorgekommen und besonders den Tag danach lang ich mir dann selbst ans Hirn und denk mir nur GEHTS NOCH??
Dann fang ich gleich mal das rumtasten an (als wenns sich das so schnell auswirken würd...) und bekomm Panik, dass ich den Bogen überspanne.
Auf der anderen Seite gibt es eben Abende wo es gut läuft ( und da meine ich das Bier :lol: ) und dann hab ich aber auch keinen Bock aufzuhören und heim zu gehen. Obwohl das manchmal bestimmt klüger wär.

Das Rauchen hab ich schon im Jahr 2000 aufgegeben, also so ziemlich nach der Schulzeit. Es war auch mehr so die Überbrückung in den Pausen und wo das weggefallen is, gabs mir nich mehr viel.
Aber so ne Spaßziegarette kann schon mal rumgehen :oops: .

@ bonny

Also ich hab da auch so eine Freundin oder den einen Freund, der es gut krachen lässt, doch auch wenn ich eben Pech gehabt habe, so hoffe ich dass sie nie was damit zu tun haben müssen. Das wünsch ich meinem größten Feind nich, egal wie blöd er sich währenddessen, danach oder wann auch immer verhalten hat.
Aber wie du schon sagst, beim einen läufts so beim nächsten so und jeder hat sein Packer'l zum tragen.

Das mit den positiven Dingen versuche ich auf jeden Fall umzusetzen und ich kann nur froh sein, dass mich meine Familie und meine Freundin so gut unterstützen (und unterstützt haben!), so dass mein Leben momentan echt sehr relaxt is.

@ nusch

Das verrückte ist, dass ich bis ca. 5 Monate vor MH einen Job hatte, wo ich mich sehr gestresst habe und auch eine große emotionale/persönliche Bindung hatte. Ich wollte einfach alles geben und hab dabei weniger auf mich geschaut. Dann habe ich das erkannt und mit der Unterstützung meiner Eltern noch mal angefangen zu studieren und wo ich angefangen habe es ruhiger anzugehen und runter zu kommen, da hat mich Mr. H besucht. Strange.

Aber erklär mir bitte - was sind Gummipunkte? :?:

ach ja und mein Favorit ist Augustiner Hell und nicht Weißbier :wink2: !

.........

Ich muss euch auch ehrlich sagen, dass mich das mit dem Ingo auch ganz schön geschockt hat. Der hat damals mit mir Therapie angefangen und da haben wir unser Leid geteilt und er war immer der Stärkere von uns und hat mir Mut zugeredet.
Ich hab mir gedacht, dass wenn einer das mit dem Rezidiv packt dann er und dann diese Scheiße. :cry:
Jetzt denk ich schon an Ihn und stell mir vor, dass er zu mir meint, dass ichs gut hab noch hier zu sein und dass ich ein bisserl besser aufpassen sollte, weil ein Rezidiv (bzw. die Therapie) kein Spaziergang ist.

klingt vielleicht Psycho, und es ist auch nicht als ob mir die heilige Jungfrau erscheint, aber es ist einfach noch mehr als ein gut gemeinter Ratschlag vom Doc, oder von Freunden.

Esi
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sparklingmarc
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Beitragvon sparklingmarc » 17.05.2007 22:52

Hi EsI,

also, zum Leben danach kann ich dir noch nix sagen, das habe ich ja noch nicht... :lol:

Ich glaube allerdings, dass deine Gedanken nix schlechtes sind, im Gegenteil. Nach so einem Tritt in den Arsch, wie bei uns Hodgkies, denkt man einfach über Sachen im Leben nach, die vorher nicht existiert haben. Ich finde das nicht nur schlecht, sondern auch ein Aspekt, der das Leben wertvoller machen kann. Ich musste mich mit dem Thema Tod auseinander setzen, das hat mich sensibler gemacht und empfänlich für Themen, in denen "Gesunde" nur schwer mitreden können. Ich finde das nicht falsch, auch, wenn es natürlich manches komplizierter werden läßt... z.B. das fünfte Bier...

Und zum Thema Stress: Die Mediziner wissen zwar nicht, wo MH genau her kommt, aber ich bin mir sicher, dass es bei mir lebenslange Unzufriedenheit und Stress gewesen ist. Und daran arbeite ich ganz dolle: Meinen inneren Frieden zu finden und alle Stress-Faktoren zu eliminieren. Ich bin damit natürlich noch lange nicht fertig, aber da habe ich schon einiges geschafft, auch in meiner "Rübe"... :wink2:

Ingo... ohne Worte. Ich denke immer noch häufig an ihn, obwohl ich ihn gar nicht kennen gelernt habe.

Ich finde es gut, dass du dir diese Gedanken machst. Für mich zeigt das, dass du die richtigen Lehren aus der Krankheit gezogen hast und dich damit auseinander setzt.

Weiter so! :opa:

Ich hoffe, das kommt jetzt nicht zu sehr als Psycho-Geschwätz rüber... schwieriges Thema... *find*

Ciao Marc
Ahoi Marc

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nusch
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Beitragvon nusch » 18.05.2007 09:57

hey esi!
lecker augustiner! hin und wieder kriegen wir hier in florenz auch mal weißbier/hefe und WEISST DU WAS, die trinken das aus der flasche!!! welch beleidigung - ich trink ja auch keinen barolo aus der pulle.

ich kann dich wirklich gut verstehen. es bleibt halt ein kampf, dieses "ding" im nacken zu ignorieren und wenn man den griff mal wieder spürt, nicht gleich panik zu kriegen oder daran zu verzweifeln. und wenn du spaß haben willst, dann hast du ihn eben, ich glaub nicht, dass davon gleich der hogkin an die tür klopft - eben wegen der gummipunkte: das kommt vom meiner schwiegermutter, die hat mich immer mit allem möglichen kram während und nach der therapie verwöhnt (essen, shoppen, plätzchen unterm baum in der hängematte, etc.) und hat dabei immer laut verkündet "lauter gummipunkte für dein immunsystem!". und jetzt versuch ich mich immer selbst zu zwingen, mir ganz viel gummipunkte zu geben und einfach mal den dingen nachzugeben auf die ich bock hab.

bei mir war's genauso wie bei dir, ich hab gearbeitet bis zum umkippen, danach sind wir nach italien gezogen, und nach 3-4 monaten ruhe im karton kam der juckreiz und dann der knoten...

bestimmt ist dauerhafter stress mist, ich hab zwar ansonsten gesund gelebt, aber das hat mir auch nicht geholfen. außerdem haben millionen andere menschen auch stress und kriegen kein MH - also wer weiß woran es liegt, bestimmt nicht daran, dass du auf die piste gehst.

liebe grüße!
nusch

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Steve-O
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Re: Das Leben danach

Beitragvon Steve-O » 18.05.2007 15:38

Servus Roman, :cool_wink:

das Grübeln nach MH, also NACH der Therapie hat mich auch eingeholt. Is wohl was ganz normales, dass Gesundung der Seele der körperlichen Genesung hinterherhinkt...
Heute, also ein Jahr nach Therapieende komm ich allerdings sehr gut mit der Krankheit und der Vorstellung, Krebs gehabt zu haben, zurecht.



EsI hat geschrieben:Ich habe mir Fragen wie "Warum ich?" oder "Weswegen bei mir?" schon damals nich gestellt, weil ich mehr der Überzeugung bin dass es eben kommt wies kommt.

Ich kenn dutzende die mehr Scheiße bauen und denen fehlt nix und andererseits kenn ich auch Leute die immer "brav" waren und trotzdem Pech hatten, also was soll ich mir den Kopf zerbrechen.


Na ich denk schon, dass jeder irgendwann die Frage nach dem "wieso ausgerechnet ich" stellt. Is doch auch in Ordnung, schließlich will man ja rausbekommen, was man vermeiden sollte bzw. wie man weiterleben sollte, um MH nicht noch einmal zu begegnen...
Der Punkt dabei ist nur, dass es keine zufriedenstellende Antwort drauf geben wird. Es sei denn man gleitet auf eine religiöse Schiene ab und möchte in allem einen tieferen Sinn sehen. Aber so eine Argumentation ist für mich wenig rational und schon gar nicht schlüssig...
Irgendjemand (ich glaub Jason war´s) hat hier mal gesagt: An MH zu erkranken ist, mal abgesehen von den bekannten bzw. vermuteten Risikofaktoren (z.B. Epstein-Barr-Virus), einfach Pech, allgemeines Lebensrisiko oder wie auch immer man es bezeichnen möchte.
Allgemein lässt sich sagen, dass gesund zu Leben, Stress zu vermeiden, genug zu schlafen usw. mit Sicherheit nicht schädlich für deinen Körper ist. Aber ob du nur deswegen von einem Rezidiv verschont bleibst halte ich für sehr fraglich- ich denke, du hast vorher auch nicht Raubbau an deinem Körper betrieben...

Was mich persönlich anbelangt: Für mich riechen die Blumen heute nicht anders als zuvor und ich finde den Himmel auch nicht blauer... Ich lebe dennoch mit Sicherheit etwas bewusster als zuvor.
Beispielsweise rauch ich nicht (und nichts) mehr. Ausserdem bricht für mich keine Welt mehr zusammen, wenn meine Freundin ´ne Schramme ins Auto fährt (es sei denn sie war unterwegs wie "speedy" :winki:) oder auch wenn Schalke diese Saison wieder die Meisterschaft aus der Hand geben sollte...

Insgesamt versuch ich, einfach das zu machen, worauf ich Lust hab bzw. wonach mein Körper verlangt. beispielsweise bin ich heute um 14 Uhr erst aufgestanden, und das nur, weil ich den Wecker um 7 Uhr ausgemacht hab... So kann´s gehen... :D
Ich gehör nicht zu der Fraktion, die nach MH ein "neues Leben" angefangen hat, obwohl ich seit Therapieende schon zweimal Geburtstag feiere (aber des liegt wohl an meiner Lust am Feiern an sich :0007:)...
Man muss die Feste feiern, wie sie fallen, oder? :winki:

Und dein Gefühl, dich besonders am Riemen reissen zu müssen kenn ich auch... Irgendwie überleg ich mir oft zweimal, ob ich jetzt tatsächlich noch ein Hefeweizen (Kuchlbauer Alte Liebe ist mein Favorit, oder Augustiner Edelstoff, mhmmmmm :wink2:) zu mir nehmen sollte... Andererseits ist Hefeweizen als Risikofaktor für MH noch nicht durch seriöse Studien nachgwiesen- denn dann müsste ja innerhalb Bayerns die MH-Quote wesentlich höher sein als in Restdeutschland- insofern genieß ich dann doch auch mein zweites Bierchen...

:idea: Achja, bevor ich´s vergesse: Was machst du über Pfinxten?

Machs guat, viele Grüße aus Amberg


Stefan
Diagnose 10/2005: MH Stadium 1a mit Risikofaktor erhöhte BSG
Therapie 11/2005 bis 04/2006: HD 14 Arm A, also 4 Zyklen ABVD +17 x 1,8 Gray
Remission seit Mai 2006

"Wer kämpft, kann verlieren.
Wer nicht kämpft, hat schon verloren!" (B. Brecht)

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armin
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Beitragvon armin » 18.05.2007 18:10

Ahoi,

"Vollrausch und Bratwurst" (Nusch der war gut :lol: ) gehen wirklich nicht jeden Tag. :lol:

Bei mir sind die guten Vorsätze längst verflogen und ich lebe wie vor MH.
Letztens habe ich sogar meine Nachsorge verbummelt.
Nehmt es einfach nicht zu Ernst das Ganze.

Immerhin werden 90% in Vollremission gebracht - so oder so. :wink2:

Gruß Armin
Diag. 2/2004 ,MH 2a (Mischtyp) mit Risikofaktor (Bulk im Mediastinum 6,5x4,3x4,4cm und 3 Areale befallen) 1xABV Rest ABVD (4 Zyklen) ,30 Gy, Totale Vollremission , offiziell geheilt

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sassi
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Beitragvon sassi » 19.05.2007 18:26

armin hat geschrieben:
Bei mir sind die guten Vorsätze längst verflogen und ich lebe wie vor MH.


nana arminchen. da müssen wir wohl nochmal drüber reden :opa:

ich kann den andren (ausser armin :yeah: ) nur recht geben.
ab und zu über den durst trinken schadet sicher nicht, bzw. beschwört ein rezidiv herauf. wenn es soooo einfach wäre, wüssten wir ja alle sofort was zu tun wäre . kein alkohol :arrow: kein rezidiv.

leider ist es nicht so einfach.

aber sich ein paar gedanken zu machen über die lebensweise insgesamt kann ja nie schaden. das kann aber auch jedem andren nicht schaden, nicht nur den hodgies bzw. ex-h.

ich persönlich achte schon darauf, dass ich zb. beim essen öfter mal frische sachen zubereite. ich achte auch beim kaufen schon drauf, dass obst und gemüse (so möglich) aus der näheren umgebung stammt-weil dann mehr vitamine drin sind usw.
was aber nicht heisst, dass ich nicht genauso ab und zu zu mc doof gehe, oder mir die fette pizza reinhau. oder schokolade usw. das gehört ja dann auch zum glücklichsein dazu...... und der psychische wohlfühlfaktor ist mit sicherheit nicht zu unterschätzen!

ich denke man sollte das tun, wobei man ein gutes gewissen hat.

und öfter mal auf dieses gewissen hören :winki:

gruss sassi
Diagn.7/99:MH 4b,BEACOPP,.Bestrahlung, 2010-Brustkrebs

http://forum.hodgkin-info.de/viewtopic.php?p=9147#9147

SASSIS HP

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Beitragvon Moogie81 » 22.05.2007 11:22

Im großen und Ganzen hat sich bei mir nicht viel verändert. Ich habe vor, während und nach der Therapie geraucht, das jetzt aber vor ein paar Monaten (nachdem mein dritter Onkel an Lungenkrebs gestorben is) endlich aufgegeben.

Ich ernähre mich nicht grad gesund und leb auch sonst eigentlich so wie vorher, allerdings kommt es mir irgendwie intensiver vor. Ich nehm z.B. wesentlich öfter Sonnentage wahr oder merk öfter dass die Vögel zwitschern oder genieße den Regen draußen.

Ich sehe aber auch nicht ein, warum ich mein Leben nach MH ändern sollte. Ist doch das selbe wie vorher.

LG Chrissi
PER ASPERDA AD ASTRA - auf steinigem Weg zu den Sternen

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Beitragvon peg75 » 29.06.2007 21:24

Hi EsI
Deine Frage, WIE HABT IHR EUER LEBEN VERÄNDERT? finde ich gut, ich werde dir auch hemmungslos antworten, bei mir ist Hodgkin schon seit über 10 Jahre Vergangenheit. Ich stehe also jetzt komplett drüber :wink:

Ein Vorbild bin ich auf keinen Fall, das weiss ich und es tut mir leid für die die es besser finden würden, aber mir gehts trotzdem echt gut...

Kurzzusammengesfasst:
Ich:
bis Juli 1995:
brav, :heilig: , Nichtraucherin, gegen Alkohol, Klavierspielerin, Streberin, sportlich, gegen Drogen, schüchtern, schlank, lange Haare, Traumtochter, Pfadfinderin...

Juli 1995 bis Juni 1996
Krank, krank, krank, der Medizin ausgeliefert, Glatze!

1997 bis 2002
Haarschnitte aller Längen, Klavierunterricht, Sport und Pfadfindertreffen wurden mit Partys, Konzerte und Festivals ersetzt, die Streberin wurde zur Kifferin, Raucherin und Alkoholgeniesserin! Studentenleben voll und ganz aber bereuen tue ich nichts!

2002 bis jetzt
Die ersten graue Haare kommen zum Vorschein :opa: , kiffen tue ich überhaupt nicht mehr, feiern gehen ist viel seltener geworden, höchstens einmal im Monat und nach drei Gläser bin ich dann auch schon besoffen und das Rauchen möchte ich mir abgewöhnen aber es ist schwer. Jetzt stehen Diät und Familienplanung auf dem Programm, mal sehen ob es klappt :?:

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Beitragvon EsI » 05.07.2007 11:53

Tach zusammen!

Also erst mal herzlichen Dank für eure Antworten.
Habt mir echt weitergeholfen einen Überblick zu bekommen.

Zum Thema Stress kann ich mich bis auf meine Prüfungszeiten (wie gerade!!!) nicht beschweren und selbst da hält er sich ganz gut in Grenzen, wenn man ehrlich ist.
Bin mal gespannt, wie ich das handle, wenn ich wieder zu arbeiten anfang.


@ steve-o

sorry wegen der etwas verspäteten Antwort auf deine Frage zu Pfingsten,
aber ich hab nichts besonderes gemacht, da ich studienbedingt, keine separaten Ferien hab. War nur ein bisserl angeln, also dass was ich immer mach, wenn ich grad mal frei hab :) .
Ich trink zwar meistens Helles , aber hin und wieder auch ein Weizen, da muss ich mich mal nach Kuchlbauer Alte Liebe umschauen um mitreden zu können.

@armin

Was ich immer nur nich ganz check mit diesen Vollremissionen is die rechenweise.
Also wenn ich 7 Jahre nix mehr hab bin ich in der Statistik ein Vollremi. Kommt dann was danach ist das eine Neuerkrankung und ich bin trotzdem noch in der Statistik davor ein Vollremi. Somit sind diese Zahlen doch nich ganz so Aussagekräftig? ... oder hab ich mich da verrechnet???
:roll:

@ Moogie81

"Ich sehe aber auch nicht ein, warum ich mein Leben nach MH ändern sollte. Ist doch das selbe wie vorher." (check das mit dem Einfügen nich)

Das is eigentlich genau dass was ich mir auch denk!
Ich versuch das auf jeden Fall zu beherzigen und ich denk mir, dass ich mir so Gedanken, ob es denn immer noch so wild gefeiert werden muss , auch gemacht hätte ohne MH. Wenn man älter wird hinterfrägt man eben eher mal den Sinn von so etwas.
Was nicht heißen soll, dass ich jetzt schon mit der Altersweisheit beginne.... :lol:

Dann mal weiterhin alles Gute!

EsI
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Jason
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Beitragvon Jason » 05.07.2007 12:26

@Esi
Vollremission hat mit Rechnen nix zu tun.

"Vollremission" heisst: Keine MH-Anzeichen mehr feststellbar. Nix anderes. Normalerweise ist das nach der Chemo/Bestr. der Fall. Nur ist "nicht feststellbar" leider nicht gleich "nicht mehr da". Es besteht ja die Möglichkeit, dass einige MH-Zellen die Therapie überlebt haben und irgendwann wieder loslegen. Dann geht der Scheiss von vorne los (Rezidiv).

Je länger man nach der Therapie ohne Wiederauftreten von MH-Symptomen bleibt, desto wahrscheinlicher ist es, das man den Dreck wirklich los ist. Und nach einer gewissen Zeit (ich meine es sind 5 Jahre) hat man statistisch dasselbe Risiko, an MH zu erkranken wie jemand, der es nicht schon mal hatte. Mehr an Aussage kannst Du da nicht raussaugen.

(Voll-)Remission ist keine Urkunde, die einem irgendwann überreicht wird und dann auf immer gilt, sondern kann logischerweise immer nur den momentanen Zustand zum Zeitpunkt der Messung beschreiben.

Jason
IIa/IIIa, Diagnose 06.2004, 8 X BEACOPP esk. 08.2004-03.2005, Remission 04.2005
MH 2004
Rezidiv 08.2012, 2 x R-DHAP, anschl. Hochdosis & Stamzelltransplantation
MH 2012

R-DHAP - Blog

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Beitragvon EsI » 04.08.2007 23:56

Ach so ich dachte

0+1= Rezidiv


:wink2:
MH 2B , RF > 3 Lymphknotenareale, hohe BSG , Diagnose 06.2005, Therapie 7.07.05-6.12.05, 2xBEACOPP + 2xABVD + Bestrahlung 30 Gy- Vollremission nach Studie HD14 -



I miss Ingo :cry:


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