Könnt ihr mit Krebsgeschichten "umgehen"?

[Novalee]

Ich frage aus aktuellem Anlass da es mich doch sehr beschäftigt. Kaum macht man das Fernsehen an, wird von Krebskranken berichtet. Man denke einfach mal an die aktuelle Wochenserie bei Punkt 12 mit der Krebskranken, die ihre letzten Wünsche erfüllt und mittlerweile gestorben ist.

Abends gucken mein Freund und ich gerne Zuhause im Glück. (Er, weil er gerne bei diesem Handwerkszeugs zugucken mag ), da kam dann gestern eine Familie mit 3 Kindern wo die Mutter an krebs gestorben ist. Sie hatte wohl mal Brustkrebs gehabt und diesen erfolgreich besiegt, nach 5 Jahren bei der letzten NU kam dann heraus, dass es Metastasen auf der Leber gibt und ein Jahr später ist sie dann gestorben

Mich wirft sowas irgendwie aus der der Bahn. Bin ja auch auf Facebook aktiv, dort wurde dann die letzten Tage laufend irgendein Krebsbild geteilt, weil wohl Weltkrebstag war.. Furchtbar. Ich weiß nicht warum aber ich kann damit momentan nicht umgehen, das gibt mir so das gefühl das ich dran erinnert werden muss das ich ja selbst die krankheit habe und es mir genauso ergehen kann, wobei ich sonst eigentlich versuche soweit es geht "normal" den alltag zu gestalten. Ich informiere mich in Ruhepausen sehr viel, u.a. hier und sonst auch, aber sobald der Lappi zu ist, ist der Krebs momentan NOCH (?) nicht so präsent bei mir. Hatte eigentlich das gefühl das ich das relativ gut im Griff habe. Aber diese Krebsstorries kann ich zur Zeit gar nicht haben. Wie geht ihr damit um?

[Novalee]

Sorry Leute, denke grad das hätte vielleicht auch eher ins Plauderforum gepasst. Bin mit den Themen und wo sie hingehören noch nicht so ganz vertraut, seit mir nicht böse!

[janetrose]

Hallo Novalee,

ich selber arbeite auf einer Behörde, die tag-täglich mit Menschen zu tun hat, die schwer erkrankt sind, 70% an Krebs. Und das bei meiner Vorgeschichte!!! Ich wollte mich schon in eine andere Abteilung versetzen lassen, habe es aber doch nicht getan weil ich hier so ein gutes Betriebsklima habe. Manchmal macht mich das sehr zu schaffen, vor allem wenn ich Befundberichte von ganz jungen Menschen lese, für die es fast keine Hoffnung mehr besteht, fange dann an zu lesen und vergesse Zeit und Raum bis mich die Kollegen wieder auf den Boden der Tatsachen holen. So ein Tag ist dann für mich schon gelafen und ich renne nur noch mich Tränen in den Augen durch die Gegend. Auf der anderen Seite (ich weis, hört sich jetzt total blöd an, so meine ich es auch nicht wirklich) aber denke ich mir, puuuuhh bin ich froh, dass mich doch nicht gar so schlimm erwischt hat wie manch einen anderen. Und ich muss sagen, es gibt auch sehr, sehr, sehr viele Menschen die mit der Diagnose Krebs schon sehr lange leben. Im Fernseh (Punkt 12 oder was anderes) werden doch immer nur die Extrem-Fälle gezeigt, wie aus jedem Bereich des Lebens. Eine Frau, die Brustkrebs hatte und wieder ganz gesund ist und jetzt mit der Familie ein Haus baut, die ist doch für die Zuschauer nicht "aufregend" genug um damit eine Sendung zu machen.
Was ich damit sagen will, ich werde, ob ich will oder nicht, jeden Tag mit dem Thema Krebs konfrontiert, mal zieht es mich total runter, mal gibt es mir wieder Kraft.
Gruß
janetrose

[maikom]

Hallo Nova,

es ist nicht wirklich mehr was man sieht als vorher, es gab vorher genauso viele Berichte über Krebserkrankungen, nur sind diese damals mehr an die vorbei gerauscht weil du nicht betroffen warst und das Thema für dich dadurch nicht interessant war. Jetzt springen deine Sensoren darauf natürlich gleich voll an.

Man muss dieses auch nüchtern bewerten in der Gesellschaft, es wird nur das berichtet was vom Normzustand abweicht. Es würde ja keine Leute interessieren, wenn man jedes mal berichten würde wer alles den Krebs besiegt hat, also berichtet man das was vom Normzustand abweicht, wo der Krebs nicht mehr besiegt werden konnte. Dazu kommt, das man wenn man Emotionen verkaufen will geht das entweder mit Lustig sein und Heiterkeit oder Trauer. Diese lassen sich medial am schnellsten vermitteln.

Man muss also jede Information bewerten, sicher sterben Menschen an Krebs, es sterben aber auch genauso viele an Herzinfarkt, Messerstecherei oder Verkehrsunfall. Nur weil jemand anders dieses Schicksal erleidet, muss es nicht bei dir genauso kommen.

Sicher machen einen die Rezidiv-Berichte von Aqua, Jean, Jason oder Henning etc. betroffen und man denkt das waren aber viele, aber auf die Zahl von vielleicht 50.000 Neuerkrankten sind es immer noch sehr viel weniger - wo wir wieder zum Ausgangsthema kommen.

Es schreiben natürlich nicht die jenigen die kein Rezidiv hatten, nicht jede Woche, das sie keinen haben, sondern nur diejenigen die einen haben. SO ist es auch mit den Medien...sie berichten nur über die schlimmen Sachen, welche vom Standard abweichen.

Solange dies aber so ist, ist alles gut. Schlimm wäre es wenn sie nur noch berichten würden über die die den Krebs besiegt haben, dann wäre der gesellschaftliche Standard, das man an Krebs stirbt.

Maik

[Novalee]

Danke, das baut schon wieder auf..