Depri-phase kurz vor Therapieende-bin ich die einzige?

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Muppet
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Depri-phase kurz vor Therapieende-bin ich die einzige?

Beitragvon Muppet » 07.10.2011 12:35

Hi Leute! Die ganze Zeit während der Chemo und auch als ich die Diagnose bekam, ging's mir psychisch gut. Ich war immer positiv, hab mich nie hängen lassen. Und jetzt auf einmal geht's los. Dabei ist das PET negativ gewesen, ich hatte die siebte Bestrahlung. Dabei leichte Schmerzen beim Schlucken, Schmerzen beim Atmen während der Belastung sonst nix. Aber irgendwie bin ich lustlos, antriebsarm und einfach BÄH!! Ich kann mich selbst nicht leiden, furchtbar!
Lange Rede, kurzer Sinn. Ich will einfach nur wissen, ob's jemandem ähnlich ging.
Gruß Muppet
Morbus Hodgkin ST. Ia
2 Zyklen ABVD,
Bestrahlung steht mir noch bevor

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Katha76
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Beitragvon Katha76 » 07.10.2011 13:54

Liebe Muppet,
das ist etwas, was ich hier schon oft gelesen habe, und was bei mir auch passierte.

Es war, als ob die ganze Spannung abfiel und plötzlich die Kraft weg war und die ganze Traurigkeit über das Kranksein zum Vorschein kam.
Eigentlich ist es ganz gut, dass diese Phase noch nicht während der Chemo kommt, finde ich, sondern erst, wenn alles überstanden ist, dann kann man sich in Ruhe der Trauer widmen und braucht sich nicht mehr mit der Behandlung so viel rumschlagen.

Leider konnte ich mich auch noch nicht so schnell über die überstandene Behandlung freuen. Das kam erst nach und nach. Aber als ich dann in der Reha war und durch den Wald in Kreischa spazieren ging, da merkte ich, dass ich wirklich wieder neu anfangen kann, und dass das Leben wieder mir gehört...

Wünsche Dir alles Gute!
Katharina
MH Stadium II B E mit Risikofaktor: großer Mediastinaltumor (Tennisball) und Perikarderguss Diagnose Mai 09
7 Zyklen Beacopp esk. zwischen Juni und Okt. 09
Kontroll PET 26.11.09: leuchtender Resttumor
15x 2=30 Gy Bestrahlung bis Mitte Januar
Reha in Kreischa im Februar 2010
NU mit CT im Januar 2011: alles gut.
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AusChris
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Beitragvon AusChris » 07.10.2011 14:35

Mir ging es auch ähnlich.
Während der Therapie voller Elan, Antrieb und Lebensfreude und kurz nach dem Ende irgendwie "verloren", voller Sorgen und Angst. :?

Ich vermute es hängt vielleicht damit zusammen dass man während der kranken Phase daran arbeitet gesund zu werden und man hat ein Ziel auf das man hinarbeitet. Wenn man das erreicht hat, sollte man sich natürlich freuen. Auf der anderen Seite bleibt ja das Damoklesschwert in Form eines Rezidivs, dadurch fällt es mir einfach schwer loszulassen. Dazu kommt, dass man während der Behandlung von (hoffentlich) kompetenten Ärzten umgeben ist die sich um einen kümmern. Nach dem Behandlungsende ist man plötzlich zurück in der "normalen" Welt, aber es fehlt einem dieser naive Schutzpanzer in Form von der "mir passiert schon nix"-Einstellung. Ich fühle mich seit Behandlungsende einfach viel verwundbarer, und beginne die ganzen Erfahrungen zu verarbeiten. Dauert vermutlich noch ne Weile, bis ich das Thema abschließen kann, wenn überhaupt ...

Auf der anderen Seite, so ist das Leben nunmal. Ohne Herausforderungen gehts nicht, was wichtig ist, dass man einmal öfter aufsteht als man umgeworfen wird :wink2:
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schildkröte78
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Beitragvon schildkröte78 » 07.10.2011 17:12

Hi Muppet! Wir beide sind ja fast gleich weit, ich hab jetzt 5 Bestrahlungen hinter mir und fühl mich irgendwie auch depri. :( Habe vor der Bestrahlung zum ersten Mal eine Woche durchgearbeitet und auch wenn ich eine neue Mitarbeiterin dabei hatte, gemerkt hab, dass ich körperlich wie auch geistig(Konzentrationsstörungen-irgendwer hier im Forum hat Chemoalzheimer geschrieben :) ) nicht voll belastbar bin. Habe aber schon an meiner Chefin gemerkt, dass das direkt von mir verlangt wird, auch wenn sie mir immer wieder beteuert, ich würde selbst entscheiden, wie viel ich schaffe. Mache mir jetzt einfach Sorgen, wie's weiter geht.
Tja, wenn wir Montag wieder auf unserer Liege liegen, können wir ja kurz aneinander denken. :) Du bist nicht allein!!!! Auf in den Kampf!!!!
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Muppet
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Beitragvon Muppet » 08.10.2011 09:57

Hallo, vielen Dank für die schnellen Antworten, freue mich, dass ich ja doch so halbwegs "normal" bin. :) K
Katharina:Genau das trifft es, die Spannung ist weg.
Chris: dir muss ich auch recht geben: Irgendwie ist der Schutz durchbrochen. Während der Chemo war die Betreuung viel persönlicher, während das Personal in der Strahlenklinik eher funktionell eingestellt ist. Man fühlt sich eher alleine.
Schildkröte: Ja, diese Sorgen hab ich auch. Man ist gesund und wird direkt wieder als normal angesehen. Es ist ja auch irgendwie unverständlich, warum man sich auf einmal schlechter fühlt. Ich hab auch die Sorge, dass man als Simulant abgestempelt wird. Ich glaub das einzige Rezept dagegen ist, es offen am ersten Arbeitstag anzusprechen und auf Verständnis zu hoffen.
Ich bin am überlegen, ob ich mir am Montag einen Termin bei der Psychoonkologin geben lassen soll.
Hat da irgendjemand Erfahrungen mit? Schon ein komisches Gefühl auf einmal einen Psychologen nötig zu haben.
Macht es gut, schönes Wochenende!!!
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Katha76
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Beitragvon Katha76 » 08.10.2011 13:17

Hallo Muppet,

ich habe mir während der Chemo eine Psychotherapeutin gesucht, weil ich merkte, dass ich einen Ort brauche, wo ich mich sortieren kann, aufgefangen bin, und jemanden habe, die mir hilft, mein "normales" aber eben auch neues Leben so in Angriff zu nehmen, dass ich mich wohl fühle.

Die ganze Krebserkrankung hat mir im Rückblick sogar die Gelegenheit geschenkt, mich mal ganz ehrlich mit mir und meinen Bedüfnissen zu beschäftigen. Ich habe mir Zeit genommen, mir auszusuchen, womit ich in Zukunft meine Zeit verbringen will, und was eigentlich nicht so wichtig ist, ich hatte Zeit und Begleitung, einen Konflikt mit meiner Mutter auszutragen, meinen eigenen Konfliktstil mit meiner Tochter zu verstehen etc. pp. Es war sehr toll und sehr heilsam.

Es ist doch nicht schlimm, einen Psychologen "nötig" zu haben. Dass man man hilfsbedürftig ist, ist zwar auch nicht schön, aber gehört halt zum Leben dazu. Nicht so gut ist es, wenn Menschen, die eigentlich Hilfe gut gebrauchen können, sich keine Hilfe suchen. Da denke ich eher, man, könnten die nicht mal Verantwortung übernehmen und einen Weg suchen, auf dem sie aufhören, sich selber zu überfordern und zu schaden...

Naja, wie Du merkst, ich möchte Dich bestärken...wenn Du das Gefühl hast, Du könntest einen Psychologen oder Psychotherapeuten gebrauchen, dann nur zu! Und die Krankenkassen finanzieren auch ohne Probleme ne Kurzzeittherapie bei nem Psychotherapeuten zur Bewältigung einer Krebserkrankung. Da braucht man keine psychiatrische Diagnose für...

Grüße aus Berlin
Katharina
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Muppet
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Beitragvon Muppet » 14.10.2011 22:43

Hallo Katharina, ich war tatsächlich letzte Woche bei der Psychologin, die mich eindringlich darauf aufmerksam gemacht hat, dass ich trotz geheiltem Tumor noch nicht gesund bin und mir selbst mehr Zuwendung geben soll, anstatt nur im Auge zu haben schnellstmöglich wieder zu arbeiten und für andere da zu sein.
Sie hat mich echt zum Nachdenken gebracht und so habe ich jetzt auch zwei Tage lang wirklich den Haushalt mal Haushalt sein lassen, meinen Freund nicht von der Arbeit abgeholt, sondern stattdessen lieber einen langen Spaziergang gestern und heute eine Shoppingtour gemacht. Montag treff ich mich dann mit einer alten Freundin-ich hoffe das ist der richtige Weg.
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neya
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Beitragvon neya » 24.10.2011 21:38

naja also ich denke mit solchen problemen ist sicher niemand allein hier
..ich selbst habs in den letzten jahren so ziemlich auf die spitze getrieben...Matura(=Abi), dann gleich ins studium gestartet und nebenbei noch 2 jobs ... ..das ganze is schon arg anstrengend und schlägt echt auf die psyche..aber je länger je mehr bin ich auch stolz drauf, dass ich ni alles liegen gelassen habe ;)
...aso auf was ich eigentlich raus will is, dass wenn men sich viel aufhalst, das vllt. in dem moment ni umbedingt das richtige ist..aber im nachhinein doch ganz schön sein kann ... ..ob man sich das alle 'antun' will oder nicht is dann jedem selbst überlassen :)
MH nodulär sklerosierend, Stadium IIa
24.9.10-30.12.10: 4zyklen abvd + Bestrahlung 30Gy, G-CSF Spritze
11.1.11: PET/CT: komplette metabolische remission - dennnoch warten auf die strahlentherapie :?
28.1.11-17.2.11 Bestrahlung 30Gy

15.7.11 Halbjahres NU und alles in Ordnung :D
17.1.14 Krebsfrei und Topfit :)
17.1.14: Neuer Job, neues Zuhause, Topfit und sogar wieder Leistungssport

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Katha76
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Beitragvon Katha76 » 24.10.2011 21:56

Hallo Muppet,
das klingt sehr schön, was Du schreibst, freu mich sehr für Dich. Ich merke immer wieder, man gewöhnt sich was an, hat ne starke Meinung, was alles nötig ist, was alles zu tun ist...und wenn mans dann mal lässt, dann geht das auch. Huch? War also gar nicht nötig...? Natürlich ist es auch schön, was zu erreichen, na klar. Aber wenn die Tage gar keinen Spaß mehr machen und man nur noch am Schuften und schaffen und sich anstrengen ist, das finde ich dann doch schade. Dafür ist das Leben doch nicht nur gemacht...
Wünsche Euch ne gute Nacht!
Katharina
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