es geht weiter!!!

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Arne
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es geht weiter!!!

Beitragvon Arne » 24.02.2004 18:54

Hallo!
Im Mai 2002 wurde bei mir Morbus Hodgkin, Stadium IIIa diagnostiziert. Anfang Juni fing die Chemo an. 8mal BEACOPP
Die Chemo verlief planmäßig und erfolgreich. Nur 2mal musste ein Zyklus um eine Woche verschoben werden, da mein Immunsystem zu schwach war.
Dies nur um mich vorzustellen. Der Grund warum ich schreibe, ist der, dass ich zeigen möchte, dass man sich nicht aufgeben sollte, nur weil man krank ist. Auf die negativen Dinge der Chemotherapie möchte ich jetzt nicht großartig eingehen. Meine folgenden Worte sind kein Loblied auf mich selbst, sondern sollen zum Nachahmen animieren und all denen Mut machen, die sich Sorgen über ihre Zukunft machen. Was ich kann, das könnt ihr auch!!!

Trotz der Chemotherapie konnte ich weiterhin zu Schule gehen, wenn auch mit vielen Fehlstunden. Ich musste es nicht, aber ich wollte unbedingt. Dies war zwar nicht gerade ungefährlich für mich, da ich dadurch fast permanent erkältet war, doch ich wollte unbedingt mein Abi machen. Ich war damals in der 12, die Chemo begleitete mich noch bis in die 13. Manchmal musste ich Montags 5 Stunden Klausur schreiben, obwohl ich Freitags noch Chemo hatte und das Wochenende über mit unscharfer Sicht zu kämpfen hatte. Mein Abi schaffte ich zwar nicht so gut wie ich es ursprünglich mal geplant hatte, da ich durch meine guten schriftlichen Noten die mündlichen Noten ausgleichen musste (zuviele Fehlstunden), aber immerhin hat es für meinen Studienplatz gereicht. Nun studiere ich Zahnmedizin und komme jetzt ins zweite Semester.
Der Hammer dabei ist: Ich dachte meine Feinmotorik sei durch die Chemotherapie zerstört worden (zittrige Finger), doch durch ein wenig Übung ist die Feinmotorik wieder zurückgekehrt. Meine Ergebnisse im Kurs liegen sogar über dem Durchschnitt, für die letzte Abgabe (eine Metallkrone) habe ich sogar die beste Note meines Semesters bekommen! Dies hätte ich kurz nach der Chemotherapie niemals(!!!) für möglich gehalten! Ich dachte eher bewege ich ein Kamel durch ein Nadelöhr!

Da ich mich seit meiner Chemotherapie nicht wirklich erholen konnte (hab auf Kuren, Rehas usw. verzichtet), da ich durch Abi, Bangen um den Studienplatz und jetzt das Studium quasi im Dauerstress war, bin ich froh endlich mal 2 Monate Semesterferien zu haben. 8)

Gesundheitlich geht es mir wieder bestens, bis auf die Tatsache, dass ich von dem was ich mir durch Cortison angefressen hatte noch nicht alles losgeworden bin. Das gibt sich aber wieder, da ich jetzt wieder richtig anfange zu laufen, so wie früher. :D
Seit einem Jahr bin ich nun nichtmehr krank gewesen. Kein Husten, keine Erkältung - nichts! Mein Immunsystem ist abgehärtet wie noch nie.


Ich hoffe ich habe hier niemanden beleidigt, dem es gesundheitlich schlechter ergangen ist als mir. Wie gesagt, ich möchte den Leuten die sich sorgen nur Mut machen. Diese Erkrankung kann auch ein neuer Anfang sein! Einfach aufzugeben ist der falsche Weg! Mein Onkologe sagte vor der Therapie noch zu mir: "Nach der Chemotherapie ist man ein gesünderer, ein besserer Mensch."

Gruß, Arne

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Andreas
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Beitragvon Andreas » 24.02.2004 22:45

Freut mich immer wieder solche Geschichten lesen zu dürfen. Aber bist du dir sicher das es der ganze Stress Wert ist? Wenn ich eines gelernt habe, dann das man vielleicht das Leben nicht zu ernst nehmen sollte. Und im Moment funktioniert das bei mir ganz gut. Aber kann ja gut möglich sein das Stress für dich befreiend ist ;)

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Matthias
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Beitragvon Matthias » 25.02.2004 10:09

Hallo Arne,

es freut mich für dich, dass du so gut aus der ganzen Sache rausgekommen bist. Ich wünsche dir natürlich eine lebenslange Vollremission.

Ich möchte aber an die Worte von Andreas anknüpfen: Stress macht nicht immer glücklich. Du solltest ruhig ein bisschen Egoismus entwickeln.

Also, alles gute für die Zukunft
Gruß Matthias

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Beitragvon Katrin » 25.02.2004 16:37

Hallo Arne,

schön zu lesen, dass Du für Dich einen guten Weg gefunden hast, damit umzugehen.

Mein Weg wäre es auch nicht. Aber das will ich nicht werten. Ich glaube, jeder muss seinen eigenen individuellen Weg finden, mit der Krankheit und der Zeit danach umzugehen.

Ich habe vor Beginn der Erkrankung immer extrem gepowert. Als ich die Diagnose erhielt, hatte ich gerade mein Studium abgeschlossen und angefangen mich zu bewerben. Für mich war die Diagnose wie ein großes Warnschild mit der Aufschrift: Pause!

Deshalb mache ich jetzt gar nichts, was mir anfangs irre schwer gefallen ist. Mittlerweile kann ich damit ganz gut umgehen. Ich habe die ruhigeren Töne des Lebens kennengelernt. Yoga statt Aerobic, spazierengehen statt Joggen, kochen statt hier und da mal was einwerfen, sich Problemen wirklich stellen, statt Party, Lernen, arbeiten etc.

Lieben Gruß

Katrin

Arne
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Beitragvon Arne » 25.02.2004 17:23

Danke für eure Reaktionen!
Klar habe ich mir da Stress aufgehalst. Dennoch hat mich meine Zukunftsplanung durch die Chemotherapie hindurchgezogen. Jetzt kann ich garnichtmehr anders. Ich denke ich wäre unglücklicher, wenn ich nicht das machen würde, was ich mache. Ich kann es gut verstehen, dass einige jetzt ruhiger leben möchten. Die ganze Hodgkin-Angelegenheit wollte ich möglichst vergessen, auch wenn das kaum möglich ist. Mein Wunsch war es immer, ganz normal weiterzumachen - doch habe ich durch die Krankheit sogar ein Jahr gespart, weil ich nicht zu Bundeswehr musste, bzw. sogar nicht durfte! Jetzt mache ich das beste draus. :wink:


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