Schlechtes Wetter, Kreuzweh. Es ist gegen sieben, unser Jüngster hat schon seit einer Stunde sein Bett verlassen. Wir lümmelten gerade noch im Bett herum, als ich meine Frau sagen höre: Nein, nicht mit der Bürste spielen! ... Bürste?
Gestern auf der Fahrt zum Recyclinghof, als ich im Auto meiner Frau direkt neben zwei Tüten mit Rest- und Windelmüll Platz nehmen durfte, das war schon befremdlich. Und Mittags im Restaurant von dem Möbelladen, als meine Frau dem Kleinen Schuhe anzieht und plötzlich liegt ein Schuh, also ein Straßenschuh, mitten auf dem Tisch neben den Tellern! Ich muss geschaut haben, wie eine Kuh wenn's blitzt.
Ich bin wahrscheinlich schon mein Leben lang sensibel, was Hygiene angeht: Muss mir öfter als normale Leute die Hände waschen, fasse Türen von öffentlichen Toiletten grundsätzlich nur mit dem Jackenärmel an. Kinder bringen einen da auf ein gesundes Normalmaß. Essen, das vom Tisch fällt, wird aufgehoben und wieder in der Mund gesteckt. Die Reiseübelkeit im Kinderautositz (im Urlaub), der Besuch von Rotaviren und deren Ergebnis im Hotelzimmer - irgendwann nach drei Kindern läßt der Waschzwang dann nach. Ich war ja dieses Jahr sogar in einem Matratzenlager einer Hütte vom Alpenverein. Mit mehr Mitbewohnern pro Quatradmeter kann man sich sein Bett kaum teilen.
Und dann kommt die Krankheit, die erst Aplasiephase und der Verhaltenskodex, den sie einem in der Klinik beibringen. Wann hört man damit wieder auf? Wenn die Leucos die 1.0-Marke hinter sich lassen? Jetzt hab ich so um die 20, da kann ich das Thema ganz ruhig angehen lassen, aber was mach ich im nächsten Zyklus?
Ach so ja, die Bürste war natürlich nicht sein Zahnbürste und ich bin echt froh, dass ich nicht weiß, was er genau damit angestellt hat.
Hi Nick! Kam nicht früher zum Schreiben. Das Internet läuft zwar immer noch nur über WLAN und den fliegenden Aufbau im unteren Hausflur, dafür hab ich gestern aber mein Arbeitszimmer kistenfrei bekommen. War richtig begeistert, als ich gegen 21Uhr völlig alle auf dem Sofa zur Ruhe kam, dass man auch als Hodgie ein Tagwerk vollbringen kann. Zum Fussballschauen bin ich allerdings seit der Klinik nicht mehr gekommen. Überhaupt fliegt die Zeit nur so an mir vorbei. Erst Recht seit ich wieder schlafen kann. Mit Kortison ist der Tag nach hinten raus eben bedeutend länger. Hätte ich die Wahl, würde ich aber lieber ganz darauf verzichten. Normaler Hunger, normale Müdigkeit, normales Leben.
Glückwunsch zum Einzelzimmer! Oder bist Du eigentlich heute schon wieder am Ausrücken? Wie lange behalten die Dich denn normalerweise in Deinem Sanatorium? Ich dachte ja, ich könne ab jetzt alles ambulant machen, aber leider wollen die mich hier in Nürnberg die ersten Tage des Zyklus immer stationär dabehalten. Und das trotz Port. Dienstag geht's wieder los....
Zu Deiner Übelkeit: Schade, dass Du so spät noch diese Erfahrungen machen musst. Ich hab das auch schon gehört, dass man bis zum bitteren Ende nicht sicher sein kann, dass es einen nicht doch noch erwischt. Hoffentlich kommt es - wenn schon - dann auch so spät wie bei Dir. Hatte ja am Tag 2 im ersten Zyklus einen ersten "Vorgeschmack". In der Klinik gab es immer irgendein armes Tier, dass stundenlang(!) mit Übelkeit kämpfen musste. Vor allem Nachts war es schlimm, das mit anzuhören.
Wünsch Dir viel Erfolg im Kampf gegen Deinen Pilz. Müsstest Du da nicht ein Antimykotikum bekommen? (Antibiotikum hilft ja eigentlich nur gegen Bakterien)
@Romy: Glückwunsch zur gecancelten Transfusion. Dass Du mit all Deinen Schwierigkeiten auch noch arbeiten gehen kannst, find ich sowas von erstaunlich! Ich sag ja, das mit der Heulboje passt absolut nicht.
Meine Beweglichkeit ist eigentlich recht ok. Ist nett, dass Du fragst. Von Mai bis Juli lag ich in Summe fast 8 Wochen fest im Bett, da sind schon viele Muskeln weggeschmolzen. So fällt es mir bspw. inzw. schon ganz schön schwer, den Kleinsten auf den Wickeltisch zu heben. Ich glaube ich müßte viel mehr machen, vielleicht schaffe ich es ja heute Abend mal (meine Frau geht ins Kino), meine Übungen zu machen. In der Klinik kam jeden Tag eine Physiotante, da konnte ich dem Training nicht entgehen. Und dann gab es schicke Fahrräder, aber das war für mich noch zu früh (20Watt&10Min. und schon tat der Rücken weh). Hier zu Hause habe ich erst mal die drei Treppen, die halten schon mal die Beine fit.
Was mir mehr und mehr Sorgen macht, ist meine Lunge. Wenn ich mehr als dreiviertel einatme, dann fühlt es sich so an, als ob mir jmd. (ich auf dem Rücken liegend) einen Wasserkasten auf dem Brustkorb abstelllt. Für eine Fibrose vom Bleomycin bin ich noch viel zu früh dran. Das muss was anderes sein. Wenn das nach der Therapie nicht wieder verschwindet, kann ich mein Lieblingshobby die Taucherei an den Nagel hängen.
Sach ma, wie heißt eigentlich Dein hübscher Vierbeiner? (Boxer?) Mein Kleinster hat gerade intensiv Dein Bild angesehen und dann nach reiflicher Überlegung sein Urteil gefällt: Affe. Ich: Hund! Er: Nein, nein, Affe (ok, ist auf dem Bild auch schwer zu erkennen

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@Barbara: Also Dave Dingsda ist schon ganz ok. Von vorne wie von hinten. Wollte nur mal so einen "typisch weiblichen Kommentar" abgeben. Ihr wisst schon: Wenn eine Frau irgendein Model in einer Zeitschrift anschaut, überlegt und dann sagt: "Die hat schlaffe Unterarme" oder: "Ihre Knie sehen komisch aus". Dann muss ich immer lachen. Mit meinem Biermuskelansatz käme ich ohnehin nie auf die Idee, mich mit Robbie Williams zu vergleichen.
Zu dem Thema Glatze und draußen ohne Basecap rumlaufen noch ganz schnell: Gestern im Möbelladen haben schon ein paar Leute komisch geschaut. Schließlich hab ich am Hinterkopf ein paar kahle Stellen (wie bei Babys, da wo man auf dem Kissen liegt). Ich habe gar nicht so darauf geachtet, weil ich mich eigentlich ziemlich cool fand ... ganz wie zu You don't know Jack-Zeiten Mitte 20, da hatte ich ein paar Jahre lang mal freiwillig eine Glatze. (
www.youdontknowjack.com unbedingt anschauen, wer es nicht kennt!)
Ganz liebe Grüße
Tobias
PS: Hallo Andrea! Willkommen im Forum! Werd mir als Lebkuchenpreuße heute Abend auch mal ein Weißbier gönnen. Vielleicht sogar "mit"
