So,
5 Jahre später hier mal ein kurzen Überblick.
Vlt. eine Motivation für ein paar "Neue" im Forum.
Ich beendete 2009 meine letzte Chemo mit weit über 100kg Körpergewicht. Meine Sehnen und Gelenke waren so sehr in Mitleidenschaft gezogen, jede Treppenstufe knackste in den Knien. Ich war nach nur einem Stockwerk komplett außer Atem. Ich fühlte mich wie ein Koloss.
2010 hab ich mit Sport angefangen. Leider im Winter. Ich fing an zu husten und es wurde schlimmer und schlimmer. Schließlich konnte sich meine Lunge einer Lungenentzündung nicht mehr erwehren. Die massive Schädigung der Lunge durch die Chemo hab ich runtergespielt. Irgendwann landete ich in der Notaufnahme. Ein paar Tage später in der Onko. Schließlich OP: Der ganze Eiter musste entfernt werden. Dazu wurde die Lunge außerhalb meines Körpers gereinigt. Ich denke, ich war dem Tod dabei näher als bei den acht Chemos.
2011 Mein Organismus hat sich hormonell "verrannt". Ich schwitze, nein ich laufe bei Stress aus wie eine undichte Regentonne. Meine bestes Stück braucht Hilfsmittel, sonst bleibt er keine 10 Minuten hart. Ich bin viel gereizter als früher. Und unzufriedener. Und wehleidiger. Anfangs war ich glücklich, überlebt zu haben. Dann kamen die Ansprüche zurück. Alles sollte so sein wie früher. War es aber nicht.
2012 Ich versuche es mit Sport. Und mit viel Bewegung im Alltag. Einfach mal das Auto stehen lassen und alle Wege so weit wie möglich mit dem Fahrrad erledigen. Meine Ernährung hab ich auch verbessert/umgestellt. Weniger Fertiges und möglichst viel Selbstgemachtes. Weniger Fleisch und Milchprodukte, aber das steht nicht im Vordergrund. Hauptsache die Kalorienbilanz beachtet. Und da ich gerne esse und trinke - nein: da ich wahnsinnig gerne esse (und trinke) muss ich viel Sport machen. Nahezu täglich. Nicht den ganzen Tag

aber eine Stunde am Tag ist mein Ziel.
2013 Ich rechne in Wochenkilometern. Und Monatskilometern. Und die versuche ich zu steigern. Und auf alle Fälle die Regelmäßigkeit meiner Aktivitäten nie abreißen zu lassen. Ein Tag mit Sport ist ein guter Tag. Und eine Woche mit 6x Sport eine gute Woche.
2014 Ich hab' Kraulen gelernt. Bin nicht gut darin, aber ich kann mit Übung ca. eineinhalb Kilometer schwimmen ohne wie ein Frosch auszusehen. Nie wieder Brust. Ich versuche mich in der Ü-Marathon-Distanz und beende meinen ersten 6-Stunden-Lauf bei 55km.
2015 Ich bin den Rennsteig gelaufen: 73km und dabei knapp 2000 Höhenmeter (Anstiege) - in gut 8 Std.
2016 Meine Achillesfersen haben mir einen Strich durch den Trainingsplan gemacht. Sie zwingen mich zu pausieren. Aber ich hab das Rennrad für mich entdeckt. Vorletzte Woche dann mein erstes "Rennen" mit 200km in ebenfalls gut 8 Std. Meine Achillesfersen sind besser geworden. Das Rennrad ist mein zweites Standbein geworden. Schwimmen wäre zeitlich effizienter, macht aber nicht so viel Spaß. Und das sollte es.
Wie Ihr seht: es kommt nichts von nichts. Leider. Man muss immer an sich arbeiten. Aber ich lebe 7 Jahr nach meiner MH-Behandlung nun ein ganzes Stück "gesünder" als in der Zeit davor. Ich habe keinerlei(!) Beschwerden mehr, die ganz klar noch von der Therapie geblieben wären. Manche Wehwehchen bringt der Sport, andere das Alter. Aber wenn ich mich mit Gleichaltrigen vergleiche, habe ich nicht mehr Grund zu klagen als andere. Ich lebe jetzt im Moment die beste Zeit meines Lebens. Klar schaltet der Kopf die Angst nie mehr (und wirklich niemals mehr) aus. Und ich denke noch oft an die Symptome. Aber das fokussiert mich auch auf das wirklich Wichtige in meinem Leben.
Ich hoffe, ich kann dem ein oder anderen damit Mut machen und Zuversicht geben. Es dauert ein paar Jahre (!) bis man die Folgen der Behandlung abgearbeitet hat. Je intensiver die Therapie, umso länger. Und je intensiver das Training, desto schneller die Verbesserung.
In diesem Sinn: Habt Mut und lasst das Auto stehen, esst mehr Gemüse und der Rest kommt.
LG Tobias